Liebe Islamistinnen und Islamisten!

Der Feminismus ist in der Krise. Teilweise ist er auch gewissermaßen Opfer seines Erfolges, denn wir jüngere Frauen haben wesentlich weniger kämpfen müssen als diejenigen, die noch in den 60ern und 70ern junge Frauen waren. Von der davor liegenden Generation ganz zu schweigen, der noch, als sei es das Normalste auf der Welt, Sinniges wie „Lange Haare, kurzer Verstand“ entgegengeworfen wurde,wenn dem männlichen Gegenüber die Argumente ausgingen. Da hatten wir Nachgewachsene es besser, so etwas traut sich heute kein normaler Mann mehr pauschal zu sagen. Viele Ziele, wenn auch noch nicht alle, sind erreicht hinsichtlich Gleichstellung und dort, wo noch Ungleichbehandlung ist, ist es meist einklagbar geworden. Der Antrieb, etwas für die eigenen Rechte zu tun, ist also geringer geworden.

Diese Krise ist jedoch, auch wenn noch viele Dinge durchzusetzen nicht die, die ich meine. Die Krise liegt im Kulturrelativismus begründet. Antiemanzipatorische Inhalte werden von nicht wenigen Frauenrechtlerinnen auch und gerade der alten Schule plötzlich nur noch verschwommen, wenn überhaupt, wahrgenommen, wenn es sich um Probleme aus dem Integrationsbereich handelt.

Da wird die Besetzung der Frauenhäuser, in denen es überproportional viele Frauen mit Migrationshintergrund gibt, schamhaft verschwiegen. Da wird das Kopftuch, das politische Kopftuch, gebilligt, indem man sich das Stockholm-Syndrom mancher Trägerin zu eigen macht. Mehr noch, es wird umgedeutet als Zeichen der persönlichen Freiheit der Trägerin. Man ignoriert hartnäckig real existierende Frauenverächter in islamistischen Gruppierungen und sogar in der Fußgängerzone kriegt man es hin, wegzuschauen.

Ich gebe zu, es ist bequemer und wohl für manche auch lustiger, zivilisierte Männer mit dem Binnen-I zu nerven. Es ist auch politisch erfolgreicher, bei einem Frauenanteil in Parteien von etwa 30 Prozent eine Frauenquote auf Kandidatenlisten auf 50 Prozent einzufordern unter Verweis auf die lange Unterdrückung der Frau. Dass man damit real Männer benachteiligt, die ja nun nichts für 5000 Jahre Historie können, stört manche wenig, aber das nur nebenbei.
Das sind alles Maßnahmen, die darauf bauen, dass Männer zivilisiert sind und auch Macht abgeben. Und man will Macht, was ja an sich nichts schlechtes ist: Nur fair bleiben, bitte!

Mit den unzivilisierten Männern, die angeblich göttlich legitimiert, Frauen übergeordnet sind, die z. B. Lehrerinnen nicht die Hand geben, ja, nicht mal mit ihnen sprechen mögen, mag man sich dagegen weniger auseinander setzen. Da tut es weh, da sind echte Debatten und ja, auch Aggression zu befürchten. Diese Männer sehen sich nämlich tatsächlich als Herren der Schöpfung, ein völlig aufgeblasenes Selbstbild, das bei Hinterfragung durch Frauen zu oft in Tragödien endet.

Diese Männer, die genau das zeigen, wogegen noch die Generation vor den heutigen Feministinnen der alten Schule zu kämpfen hatte, nämlich grundsätzliche und nicht hinterfragbare Abwertung, kommen im Koordinatensystem der meisten Feministinnen nicht vor.
Was diese Frauen bei der katholischen Kirche bis aufs Blut reizte, wird unter dem Mantel Islam bzw. Islamismus ignoriert, auch schon mal Geschlechterapartheid statt Koedukation gebilligt oder sogar begrüßt. Dieselben PolitikerInnen, die in Wahlkämpfen Frauenrechte ganz vorne anführen, gehen auch zu allen möglichen Vereinen und Dialogveranstaltungen. Sie gehen nicht dahin, um Kritik zu üben, sondern sie sprechen Grußworte und andere Artigkeiten. Man nimmt auch Forderungen entgegen. Es gibt Ausnahmen, ja. Allzu häufig sind sie aber nicht.

Es gibt jedoch keine Proteste von Frauengruppen z. B. bei Vereinen der Muslimbrüder, von Milli Görus, vor den LIES!-Ständen. Es wird nicht öffentlich thematisiert, welches Menschen- und Frauenbild da in die jungen Köpfe der Männer und Frauen (!) implantiert wird. Eine Machokultur wird als Folklore fehlgedeutet. Da herrscht verbreitet das Schweigen der Feministinnen.

Die Frauen, die unter diesen Umständen leiden, sind erst mal nicht die autochthonen deutschen.
Man lässt die Frauen, für die man sich einzusetzen vorgibt, alleine: Die Frauen mit Migrationshintergrund. Es ist zwar wahr, dass man den Frauen die Emanzipation nicht abnehmen kann. Das funktioniert aber nur, wenn wie bei uns, die Männer allermeist zivilisiert sind, v. a. ihre größere physische Stärke nicht zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen nutzen und vom hohen Ross allgemein herabsteigen. Freiwillig tun das manche nicht. Da kann man schon einmal ein wenig den Steigbügel nach unten halten.

Auch diese Männer gewinnen dadurch übrigens langfristig. Sie verlieren einen Untertan und gewinnen eine Kameradin.

Aber wenn dieser Schritt gegangen ist, sind sie wohl auch keine Islamisten mehr. Dazu sollten Frauenrechtlerinnen ihren Teil beitragen.

Mahnwache vom 14.03.2015

Von 15-17:30 Uhr vor dem „MyZeil“. Unser Dank wie üblich an die Frankfurter Polizei, die trotz Vorbereitung auf die kommenden Proteste um die EZB, was schon die ersten Einsätze erforderte, alles bestens im Griff hatte.

Wir begannen etwas später, da einige Teilnehmer noch anreisten. Eine Passantin, die in letzter Zeit häufiger angeregt mitdiskutierte, wunderte sich über die Polizeipräsenz. Ihre Einschätzung, dass doch nichts passiere, wenn man da steht und diskutiert, teile ich so pauschal nicht. Zu oft schon wurden wir so umringt, dass kein freier Rücken mehr da war, kein Platz zum Ausweichen und wir wurden einige Male ohne viel Vorgeplänkel körperlich angegangen. Dreimal wäre mindestens einer von uns verprügelt worden, wäre die Polizei nicht eingeschritten. Dass es heftig, aber friedlich war, wenn sie da war, verleitete zu dieser sorglosen Einschätzung. Ich war immer wieder froh, dass die Polizei da war, wenn sie gebraucht wurde. So recht überzeugt war sie nicht, aber ich kann die Verantwortung nicht dafür übernehmen, dass einem Mitstreiter etwas passiert, nur weil ich einer Passantin etwas beweisen muss (noch dazu etwas negatives).

Mehreren Jugendlichen, die in Zweiergrüppchen kamen, konnte der Begriff Islamismus erläutert werden und auch die Wichtigkeit, dass Jugendliche nicht radikalisiert werden. Sie verstanden das ansatzweise, was positiv war.

Einige jüngere muslimische Frauen ohne Kopftuch, aber trotz deutlichem Übergewicht in hautenge Leggings gequält, beharrten darauf, dass der Begriff Islamismus ganz falsch sei und ich wohl den Koran erst einmal lesen müsse. Meine Entgegnung gefiel ihnen nicht und so zogen sie murrend von dannen.

Um Mitstreiter bildeten sich immer wieder Gesprächskreise, die, wenn auch die Gespräche emotional geführt wurden, im gesteckten Rahmen blieben. Wenn ein neuer Gesprächskreis initiiert war, konnte man sich zurückziehen (die Passanten diskutieren dann miteinander) und einen neuen anregen.
Auf diese Weise war der kleine Platz vor dem „My Zeil“ mit verschiedenen Grüppchen besetzt.

In gewisser Weise hat der Platz vor dem „My Zeil“ in diesen Stunden ein bisschen was von der „Speakers Corner“: Ein Thema wird zur Debatte gestellt und Passanten, die das Thema interessiert, tun mit. Ein Platz für freie Rede im geschützten Raum.

Ein Team des Ahmadiyya-Eigenkanals MTA war vor Ort, benutzte uns als Hintergrund, befragte auch Passanten wohl zu uns, kam aber nicht zu uns. Man wird sehen müssen, in welche Zusammenhänge sie das stellen werden.

Die Unterstützerszene war nicht vor Ort, vielleicht unterwegs im Ruhrgebiet, wo eine Salafi-Kundgebung stattfinden sollte. Trotzdem waren einige Passanten da, die häufiger gegenhalten. Bei diesen bröckelt aber etwas die klare Gegenhaltung in der Weise, dass sie jetzt etwas über die Inhalte, die sie nach wie vor kritisieren, hinwegsehen und uns auch als Menschen wahrnehmen.

Vielleicht hilft die Hyposensibilisierung ja weiter.