Gestern gab es dies hier zu lesen in der Welt:
Bei der Schilderung von Frau Korten im Artikel machen mich einige Dinge stutzig:
1. Bei der Lesung eines Romans kommen i.d.R. nur Personen der akademischen
Mittelschicht. Jugendliche Schläger mit Migrationshintergrund fallen da
definitiv auf im Publikum.
2. Eine Verfolgung durch diese Personen hätte ihr ebenfalls auffallen müssen. Nahm sie ein Taxi von der Messe zum Hotel oder benutzte sie andere Verkehrsmittel?
3. Beim Auflauern vor dem Hotel hätten diese Personen wissen müssen, wo sie
gebucht hat. Unwahrscheinlich.
4. Das „Überfall-Kommando“ habe gerufen, sie sei eine „Feindin Allahs“.
Das wird normalerweise nicht gerufen, wenn „der Feind“ schon unterworfen
ist, dann kommt allenfalls „Allahu akbar“. Aber das ist eher eine Petitesse.
5. Beim Hinwerfen auf die Straße und gar Treten wird die Kleidung
derangiert, die ganze Person gerät in Unordnung. Das fällt normalerweise an der Rezeption auf. Hat diese nichts beobachtet?
6. Bei so etwas wird in aller Regel die Polizei verständigt. Auch weil
das Opfer vor lauter Adrenalin oft gar nicht abschätzen kann, was alles
verletzt wurde. Insbesondere bei Freiberuflern, die i.d.R. eine
Berufsunfallversicherung und eine -unfähigkeitsversicherung haben, die das ganz genau wissen will, ist das nötig. Schon deshalb hätte sie den Vorfall, wenn er so passierte, zeitnah aktenkundig machen
müssen. Der Versicherungsschutz ist sonst weg.
7. Sie bricht ihr Schweigen erst, als weitgehend sicher ist, dass z.B. nach
Hämatomen (Sturz!, Tritte!) nicht oder kaum noch gefragt werden wird?
8. Wenn schon einmal dieses Gewaltstadium erreicht wird, bleibt es meist
nicht bei solchen eher kleinen und schwer nachweisbaren „Knuffen“. Auch
bei Frauen nicht.
9. „Ich wollte den Übergriff zunächst tot schweigen“, erklärt sie, „um
mich und andere zu schützen.“ Welche anderen?
10. „Astrid Korten ist in der Hahnemannstraße unterwegs zum Hotel, als
sie von zwei Jugendlichen bedrängt wird. „Zunächst pöbelten die beiden
mich an“, erzählt sie. „Ich reagierte nicht und bin weitergelaufen in
Richtung Hotel. Als mich dann einer der beiden Männer aber einen ‚Feind
Allahs‘ nannte, war mir klar, dass es vielleicht mit meinem neuen Roman
zu tun haben könnte.“ Ganz unglaubwürdig. Dieses Klientel liest nicht so was.
Romane nehmen die nicht zur Kenntnis. Ernsthaft.
Schon gar keine neuen Bücher von Frauen. Sie hat bislang einen Namen als
Krimi-Autorin, nicht als Islamisten-Bekämpferin. Das impliziert doch,
sie sei OPTISCH erkannt worden in Leipzig, das sowieso keine so große
Szene hat.
11. „Trotz schwerster Übelkeit, Fieber und Erbrechen“ Und hier kann ich
sagen: FIEBER bekommt man von einem Magentritt nicht. Das ist
medizinisch völliger Mumpitz. Nach Tagen auch keine Übelkeit und
Erbrechen mehr. Das kriegt man sofort – oder gar nicht. Da hat sie dem Journalisten einen Bären aufgebunden.
Sorry.
12. Eine Strafanzeige nach etlichen Tagen ist wohlfeil.
Es gibt also etliche Fragwürdigkeiten bei der Geschichte.
Ich möchte ihr nichts unterstellen. Aber Fragen stellen sollte man da schon, meine ich. Es wäre nicht das erste mal, dass zur Promotion eines Buches etwas Buntes für die Öffentlichkeit erzählt wurde. Das gibt es immer wieder. Leider. Und Journalisten, die nicht so genau hinschauen, wie es fachüblich ist.
In der gegenwärtigen Lage wäre so etwas jedoch völlig verantwortungslos. Ich hoffe mal, ich irre mich, auch wenn die Geschichte für mich unglaubwürdig klingt.