Menschen neigen als Gruppenwesen zur Nachahmung des sozialen Umfeldes. Je ungefestigter die eigene Person ist, desto stärker wird das Verhalten der Gruppe imitiert, wird ein Dissens vermieden. Das gilt auch für eine neue Gruppe, in die man als Einzelner hinzukommt. Das vermittelt Gruppenzugehörigkeit und Geborgenheit. Im Prinzip ein Ausfluss alten Dominanz- oder Unterwerfungsverhaltens oder auch eine Wiederbelebung des sozialen Referenzierens bei Erwachsenen.
Wer häufiger deutschsprachigen Predigern, islamistischen Muslimen und hier geborenen Konvertiten aus dem salafistischen Spektrum zuhört, wird gemerkt haben, dass sich ihre Sprache, ihre Sprachmelodie oft anders anhört als von Personen ohne diesen religiösen Hintergrund. Dass Affekte anders transportiert werden. Dies auch abseits der arabischen Worte. Markant erscheint mir dies nach einigen Monaten der Radikalisierung. Das kann man dann trotz anderen Themas hören und sehen. Die Sprachmelodie hat sich grundlegend verändert. Die Gestik hat sich angepasst. Ein gutes Beispiel für die abweichende Sprachmelodie, den abweichend gezeigten Affekt hier bei Abu Dujana, der von vielen angehört und als Vorbild betrachtet wird:
Der Mann ist wohl in Deutschland geboren, als Sohn eines Imams, wie er einmal in einer Aufnahme kundtat. Auch eine andere Gestik wird gezeigt. Abu Dujana ist nun schon länger im salafistischen Spektrum unterwegs. Bei ihm geht das mittlerweile bis hin zu leichten Wortfindungsstörungen bei eigentlich üblichen Begriffen. Das Leben in der salafistischen Enklave hinterlässt Spuren. Die ständige Wiederholung von Bestätigungs- oder Anrufungsvokabeln ebenfalls. Meiner Ansicht nach gibt es da eine durchaus beachtenswerte Analogie zu psychiatrisch bedingten Erscheinungen. Ich werde das demnächst noch einmal ausführen.
Neben der Nachahmung von äußeren Merkmalen der Gruppenzugehörigkeit (hoher Hosensaum, Bart, andere Accessoires) gibt es also möglicherweise weitere Anzeichen für einen Umgang, der schon dem Betroffenen und seinem Umfeld Schaden zufügt. Es lohnt sich, das im Blick zu haben.