Mahnwache vom 25.07.2015

Von 17-19 Uhr vor dem „My Zeil“. Vielen Dank an die Frankfurter Polizei.

Herzlichen Dank auch für die Unterstützung duch den Kurdisch-Israelischen Freundschaftsverein e.V. (KIFA).

Der widerwärtige und tödliche Anschlag von Suruc, der 32 junge Menschen das Leben kostete, die nur helfen wollten, ist kein Thema bei der Mahnwache. Ein weiteres Mal entsteht der Eindruck, als fänden diese Vorgänge völlig getrennt von der muslimischen Lebensrealität statt, als hätten diese Handlungen so gar nichts zu tun mit der extremen Auslegung des Islam. Zumindest nicht bei denen, die sich durch unsere Plakate provoziert fühlen. Die, denen schon das Wort Islamismus zuwider ist, obwohl sie es oftmals gar nicht verstehen. Die es sich aber auch nicht ruhig erläutern lassen wollen, sondern sofort und sehr stark in eine Erregung geraten, die kaum noch Diskussion zulässt.

 

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Mehrfach wird wegen Plakaten wie „Islamismus ist antiegalitär,frauenfeindlich, homophob, kreationistisch, judenfeindlich“ oder einer schlichten Auflistung der in Frankfurt aktiven Gruppen vor mir ausgespuckt, mir die Fahrt in die Hölle gewünscht. Dass mich solche „frommen“ Wünsche unbeeindruckt lassen, macht die Wünscher nur aggressiver. Einer, der mich als Höllenfutter sieht, zischt mit demselben Atemzug, dass sich wünsche, ich sei ein Mann, damit er mich schlagen könne.

Mehrfach bekomme ich mit, wie muslimische Passanten die Polizei befragen, ob ich das dürfe, was da tue. Bizarrerweise obwohl ein großes Schild dabei ist: „Friedliche und säkulare Muslime, schließt Euch an!“ Das eine oder andere Mal fragt man sich, ob überhaupt weitergelesen wird, wenn nur der Wortstamm Isl… auf einem Schild gesichtet wird.
Eine Gruppe junger Frauen jedoch lässt sich alles ruhig erklären. Sie sind entsetzt. Sie wussten das mit der Anwerbung nicht, wollten sich aber nachfolgend in den von mir genannten Beiträgen informieren.

Eine kleinere Gruppe junger Männer, möglicherweise Studenten, wahrscheinlich aus einem afrikanischen Land, gut deutsch sprechend, kommt auch nur bis zum Wortstamm. Das eine oder andere Mal erscheint der erkennbare formale Bildungsgrad nicht aktivierbar bei dem Thema. Ja, es wird eloquent gesprochen. Die Thesen bleiben aber seltsam: Ablehnung der westlichen Medien, der westlichen Gesellschaft als im Grunde verkommen.

Eine weitere kleinere Gruppe versucht über „Was würdest du machen, wenn wir uns mit einem solchen Schild gegen Christen hinstellen würden?“ zu punkten. Da mich – ich oute mich als Atheistin – das kalt lässt und ich sie dazu ermuntere, dass es auch ihr Recht sei, zu demonstrieren, wenn auch nicht gegen andere Menschen, sondern nur deren Ideen oder Strukturen, lässt sie das ganz ratlos zurück. Anscheinend hatten sie damit gerechnet, mich damit zu verstören.

Einer, der im letzten Jahr eine stärkere Rolle in der Organisation der LIES-Stände hatte, aber selten auf den Bildern war, ist wieder vor Ort wie schon vor 2 Wochen. Er hört zu, versucht dann gegenzuhalten, wenn die Debatte mit einer Gruppe junger Menschen kippt, also wenn ich nicht mehr aggressiv angegangen werde, sondern man mir zuhört. Das ist seine Minute, dann doziert er vor den jüngeren. Ich breche dann immer ab, um ihm kein Forum zu bieten. Er bleibt da, beobachtet weiter.

Etliche Passanten machen Mut und wollen gerne mehr erfahren.

Die LIES-Gruppe ist am Samstag nicht anwesend. Am Hauptbahnhof ist eine Kurden-Demo angemeldet. Die Polizei spricht von 1500 Teilnehmern. Mir war mitgeteilt worden, dass etliche bei uns vorbei schauen wollten. Nachdem sie gehört hatten, dass Gümüs und Kumpane nicht auf der Zeil sind, bleiben auch sie weg.

Die Frankfurter LIES-Aktivitäten scheinen in der offenen Form geringer zu werden. Zumindest in den letzten Wochen finden die Verteilungen nur unregelmäßig statt.