Mahnwache vom 24.10.2015

Von 16-18 Uhr zwischen Peek & Cloppenburg und Karstadt, Einmündung Schäfergasse.

 

Mehrfach kamen h2015-09-05_18-54-58_751eute Kleingruppen junger Frauen. „Westlich“ zurecht gemacht fragten sie wenig, wollten aber – ohne zu wissen, was Islamismus bedeutet – gleich darüber belehren, dass wir das Wort ganz falsch verstanden hätten. Die Erklärung hörten sie wahlweise nicht an oder verstanden sie nach mehrfacher – einfach gehaltener – Wiederholung schhlicht nicht. Das Wort gäbe es nicht, meinten sie.

 

Ein Paar, bestehend aus einem nach eigener Auskunft türkischstämmigen Muslim und einer autochthonen Frau, erkundigte sich ebenfalls wegen des Begriffs Islamismus. Die Frau fragte nach, ließ sich das erläutern. Sie konnte die von uns vorgenommene Differenzierung nachvollziehen, wollte aber helfen, indem sie vorschlug, stattdessen den Ausdruck „Terrorismus“ zu wählen. Dieser Vorschlag kommt häufiger, ist aber nicht zielführend. Zum einen wäre er fragwürdig, da wir ja wegen der Anwerbung auf der Zeil konkret den islamischen Terrorismus meinen. Er wäre noch erklärungsbedürftiger als Islamismus, weil die Verknüpfung zu dem IS und den Radikalisierungsoptionen, die sich im Umfeld der Lies!-Aktionen darstellen, erst noch hergestellt werden müsste. Eine Diskussion käme über ihn auch nicht zustande.

Ein junger Mann, mit dem ich schon mehrfach debattiert hatte, kam wieder mit derselben Frage wie die letzten Male. Er fragte das vor einer Gruppe. Auf meinen Verweis, ich würde ihn durchaus wiedererkennen, log er ziemlich frech in die Runde, ich müsse mich ganz sicher täuschen, er sähe mich das erste Mal. Ich ließ mich jedoch nicht beirren. Danach versuchte er es bei einem Mitstreiter.

Mehrere Passanten bedankten sich, machten Fotos und belobigten uns für unseren Mut. Darunter war auch eine iranischstämmige junge Juristin, die im Bereich Migration ehrenamtlich berät. Sie bestätigte das breite Problem mit islamistischen Grundhaltungen und dankte explizit. Einige Passanten meinten, die Aktion wäre gut, aber das sei „alles zu spät“. Insbesondere ein jüngerer Kurde baute diesen Gedanken mir gegenüber aus. Er bedauere die Abläufe und es wäre besser gewesen, da früher mehr vor Ort zu machen. Andere sahen die Transparente, verstanden jedoch nur wenig und erklärten dann, wir sollten uns was schämen. Weswegen, wollten sie jedoch gar nicht erklären.

Mehrere junge Frauen, unter ihnen zwei Schwestern, die zum direkten Umfeld von Abdellatif Rouali, dem Ex-Dawa-Ffm-Chef, gehören, waren wieder unter den jugendlichen Unterstützern und stellten einem Mitstreitern die bereits etliche Male beantworteten Fragen.

Ein junger Ahmadi lehnte auch den Begriff Islamismus ab. Der IS-Terror hätte nichts mit dem Islam zu tun, meinte er. Ein weiterer junger Mann lehnte das Wort ebenfalls ab. Mein Hinweis, es gebe durchaus – ich nenne das um des Dialoges Willen so – „dunkle Stellen“ schon im Korantext, auf die man sich, wörtlich genommen, beziehen könne, wurde als falsch zurückgewiesen. Immerhin kamen wir überein, dass die von der LIES!-GmbH verteilte Koran-Übersetzung eine durchaus übliche sei, mitnichten eine besonders radikale.

Eine Dreiergruppe von einer „Flüchtlingshilfe Frankfurt“, optisch und argumentativ, wenn man Nicht-Zuhören, Nicht-Verstehen und Beharren auf Nichtverständnis und Missverstehen so nennen mag, wahrscheinlich von der Antifa, sprach uns an. Die beiden jungen Männer und eine Frau störten sich an dem Plakat „Mahnwache gegen die islamistische Strassenrekrutierung… Ihr Kind könnte das nächste sein!“. Nach kurzem Disput mit mir und Beratschlagung untereinander zogen sie sich zurück, kamen nach einigen Minuten jedoch wieder. Sie hatten sich im Karstadt DIN A 3 Papier besorgt und Transparente gemacht. Auf einem war etwas mit „Refugees welcome“ (wir haben kein einziges Plakat, das sich auf die Flüchtlingsfrage bezieht!) zu lesen. Auf einem anderen, groß „Nazis verpisst euch!“. Ich lief hin und versuchte ein weiteres Mal zu klären. Mein Verweis, dass ich langjährig in der SPD sei, half nicht. Sie bekundeten, ich sei „eine Schande für meine Partei“. Zufällig waren an diesem Tag zwei Genossen aus Offenbach als Passanten unterwegs – ich unterhielt mich kurz mit ihnen. Sie fanden die Antifa auch „unmöglich“ und „völlig verwirrt“. Ich forderte die von der „Flüchtlingshilfe Frankfurt“ auf, zu gehen. weil sie (zu dritt!) eine Gegendemo gegen unsere Veranstaltung machten, ohne diese angemeldet zu haben. Sie lachten mich aus und bekundeten, ich KÖNNE sie gar nicht vom Platz stellen. Ich lief rüber zum Einsatzleiter und machte klar, dass ich diese Zuschreibungen und diese Gegendemo nicht hinnehmen wolle und auch nicht müsse. Man möge mir doch bitte behilflich sein und die drei jungen Leute mit ihren Plakaten des Platzes verweisen. Der Einsatzleiter weigerte sich, das durchzusetzen. Gegen Plakate und Zuschreibungen machte er – nichts!. Das müsse ich selber klären, das wäre von mir noch hinzunehmende Kritik an meiner Veranstaltung. Ich versuchte es noch mal mit den jungen Leuten, die mittlerweile eine relevante Gruppe Passanten um sich herum hatten, unter denen auch einige waren, die „allahu akbar“ riefen. Wieder nichts zu machen bei der Antifa. Noch mal die Bitte um Durchsetzung meines Rechts beim Einsatzleiter. Ich konnte es ehrlich nicht fassen, dass man uns nicht half. Wir (!) rückten dann 10 m ab, weil die Polizei – das war meine Kompromiss-Bitte, wenn sie schon die „Nazi“-Zuschreibung nicht aufnehmen (!) wollten und die Herrschaften ganz wegschicken – nicht dafür sorgte, dass die Antifa 20 m Abstand hielt (der Platz da ist nicht so arg groß). Ein jüdischer Mitstreiter, der hinzukam, war ebenfalls entsetzt. Er fragte, warum wir uns das gefallen ließen, die jungen Leute seien doch völlig daneben und „Nazis“ müssten ausgerechnet wir uns doch nicht heißen lassen. Ich erklärte ihm, dass mir der Einsatzleiter nicht helfen wollte, in etwa mit den leicht genervten Worten „die Polizei hat heute hier keinen Bock, mein Recht durchzusetzen, was soll ich denn bitte machen?“. Das bekam der Einsatzleiter mit einem halben Ohr mit. Er murrte halblaut und relativ unfreundlich, wir würden doch provozieren wollen, das hätten wir nun davon, das müssten wir schon mal hinnehmen. Meine Entgegnung „nein, wir müssen keine Gegendemo und solche Plakate dulden, wenn WIR hier angemeldet haben und die Gegengruppe nicht“ führte nur dazu, dass er lakonisch meinte, man könne es mir nicht recht machen (was definitiv nicht stimmt). Ich habe mich noch nie über die Polizei beschwert zu dieser Sache. Wir wurden allermeist gut betreut und ggf. beschützt bei dieser Veranstaltung. Dieses Mal war das jedoch mindestens grenzwertig. Mir erscheint es schon rechtlich fragwürdig, auf eine Hilfsbitte eine Nazi-Zuschreibung nicht zu ahnden. Ich überlege ein entsprechendes Feedback, da der Schutz meiner Veranstaltung und der Schutz vor der Zuschreibung „Nazi“ wiederholt zurückgewiesen wurde. Auf Ansprache meinte der junge Mann von der „Flüchtlingshilfe Frankfurt“ frech – er stand VOR unserer Gruppe! – warum ich mich durch dieses allgemeine Plakat denn angesprochen fühlen würde? Dann wäre ja wohl was dran… Dass die Menschen zu uns flüchten, genau wegen der Gruppierungen, gegen die wir uns wenden, hat er ganz deutlich nicht kapiert. Aber Hauptsache selbstgefühlte intellektuelle Überlegenheit zur Schau getragen.

Die kleine Truppe von der „Flüchtlingshilfe Frankfurt“ feierte das hinterher sicher als Erfolg: „Nazis erfolgreich geortet und bekämpft“. Sind keine echten da, ernennt man halt Personen dazu, auch wenn man gar versteht, worum es geht und auch nicht verstehen will. Da haben nur noch die Triumph-Selfies gefehlt. Aber vielleicht gibt es die ja schon im Netz.

 

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Am Samstag, den 17.10. hatte auch eine Mahnwache vor dem „My Zeil“ stattgefunden. Neben der Beantwortung der üblichen Fragen hatte ich an diesem Tag ein kleines Experiment durchgeführt: Wie viele der angeblich im Koran so beschlagenen jungen Leute – man gibt ja gerne an, „das“ besser zu wissen, weil man Muslim sei und daher sozusagen genuiner Islamkenner – würden wohl wissen, wie viele Suren der Koran hat? An diesem Tag scheiterten alle der etwa 15 Befragten an dieser Frage.