Das Schweigen der Muslime

Seit nunmehr über 4 Jahren wird in Deutschland offensiv Strassen-Missionierung betrieben. Von den Gruppierungen

LIES-GmbH (Abou Nagie)

Siegel des Propheten (Erol Selmani)

Jesus im Islam (Marcel Krass)

Die Aktivitäten sind also teilweise offen sichtbar (andere haben das weniger stringent und offen schon vorher gemacht). Sichtbar nicht nur für Insider, sondern auch für die Bürgergesellschaft, deren Teil die Muslime sein sollen und wollen, glaubt man z.B. Aiman Mazyek vom Zentralverband der Muslime. In den Fußgängerzonen flanieren nachweislich auch viele Muslime.

Die salafistischen Grundhaltungen der jeweiligen Begründer sind bekannt und unbestritten jenseits der eigenen Angaben der jeweiligen Gruppierungen („wir sind nur Muslime“). Letztere Eigeneinschätzung wird von vielen Personen auf der Strasse geteilt. Eine strukturierte Erfassung dazu fehlt jedoch, wäre aber interessant und aufschlußreich.

Das Radikalisierungspotential ist ebenso seit Jahren bekannt. In einer Auswertung des Gemeinsamen Terror-Abwehrzentrums (GTAZ) und der Hessischen Kompetenz-Zentrums Extremismus (HKE) werden 23 % der Ausgereisten als Personen bezeichnet, die mit der Straßen-Missionierung in Verbindung standen. Da die Rohdaten nur auf der Einschätzung der beobachtenden Beamten beruhen, können das unbemerkt noch mehr sein, nur zur Hälfte der Ausgereisten konnten diese Angaben gemacht werden. Etliche Ausgereiste fielen ja vorher strafrechtlich nicht oder kaum auf, werden von ihren Verwandten gar nicht als vermisst gemeldet oder haben sich so schnell im Umfeld der Stände überzeugen lassen, dass kaum Wahrnehmungsmöglichkeit bestand. Bei der Vielzahl der Aktivitäten und der behördlichen Personaldecke muss man sich fast wundern, dass es zu immerhin der Hälfte diese Informationen gab.

 

Bild Petition Salafisten

 

Die Gefährdung ist also bekannt. Zudem wird geschätzt, dass es etwa zu 80 % Personen aus dem muslimischen Kontext betrifft. Die muslimischen Verbände und Vereine wären alleine schon aus Fürsorgepflicht, so man sie denn empfindet, gefordert.

Von den großen muslimischen Verbänden ist jedoch dazu wenig Gehaltvolles zu finden. Aus 2012:

http://www.derwesten.de/politik/islamverbaende-fuerchten-dass-der-koran-der-salafisten-im-altpapier-landet-id6551940.html

Daraus, von dem Sprecher des Koordinationsrats der Muslime Ali Kizilkaya:

Vom Staat erwartet Kizilkaya nun rechtsstaatliches Handeln. „Ich würde die Aktion nicht als Grund zur Beunruhigung betrachten“, sagte er.“

Ebenda, von dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek:

Vor diesem Hintergrund ist die millionenfache Verteilung des Korans an beliebige Haushalte umstritten, denn das Wort Gottes ist kein PR-Flyer oder Flugblatt, den man als Massenware verteilt. Mazyek äußerte die Sorge, der Koran werde im schlimmsten Fall als Altpapier weggeworfen.

Von der DITIB ist bei kurzer Recherche wenig zu finden.

Von Herrn Mazyek finde ich nichts Gehaltvolleres, habe allerdings auch seine vielfachen Show-Auftritte in Funk und Fernsehen nicht allesamt gesehen und geprüft. Man könnte fast annehmen, dass, weil er den Begriff Islamisten ablehnt und nur „Terroristen“ gelten lassen will, alle Personen unter seiner „Terrorschwelle“ normale Muslime sind. Für die Salafisten und die Grauen Wölfe oder die Muslimbrüder fehlte da schlicht der Oberbegriff. Konkreter wird er erst recht nicht, er nennt nicht Roß und Reiter nach meiner Kenntnis. Terroristen sind die LIES-Unterstützer ja nun noch nicht. Da muss man also nix machen. Wegdefiniert. So einfach kann das Leben sein. Ich bin für Korrekturen offen (und sollte ich da was übersehen haben, tut mir das leid).

Doch auch andere scheitern am offen bekundeten Bürgersinn.

Nicht öffentlich scheint etwas mehr zu gehen. Nicht von Mazyek, aber immerhin ZDM Hessen, bei einer Anhörung im Hessischen Landtag zu Beginn dieses Jahres:

Auch Abdassamad El-Yazidi, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Hessen, forderte bei einer Lantagsanhörung: „Wir müssen diesen Lies!-Aktionen den Nährboden entziehen.“ Die Koranbücher in deutscher Sprache würden in erster Linie von Saudi-Arabien finanziert, darin werde „eine ganz bestimmte Ideologie“ des wahabitischen und damit strenggläubigen Koran vermittelt. „Wir müssen dazu einen Gegenpol schaffen“, betonte El-Yazidi.

Die Ahmadiyya wollen bei den gleichen Anlass – das passt zu ihrem Langsfrist-Plan – lieber selber übernehmen.

Abdullah Uwe Wagishauser, Vorsitzender der Ahmadiyya Gemeinden Deutschland, forderte: „Wir friedlichen Muslime müssen uns die Deutungshoheit zurückerobern.

Da sind allerdings schon Jahre ins Land gegangen.

Allgemeine, öffentliche Aufrufe an Eltern und junge Menschen: Fehlanzeige (ich kenne zumindest nichts).

Die vielen, vielen kleineren Gemeinden, die nicht in den großen Verbänden organisiert sind, bringen da ebenfalls wenig:

Keine Aktionen in der Öffentlichkeit im Umfeld der Stände

Keine öffentlichen Aufrufe an die Muslime, auf die Kinder zu achten

Keine ehrenamtliche muslimische Sozialarbeit um die Stände herum, die, v.a. wenn mehrere Vereine sich zusammen täten, leicht zu organisieren wäre

Frankfurt hat 46 grob als muslimisch einzustufende Vereinigungen. All diese schaffen es nicht aus eigener Kraft oder Willen. Woran liegt das?

Schon hunderte Male bekam ich von normalen muslimischen Passanten auf Vorhalt zu hören, das seien doch nur besonders fromme Brüder. Was wir denn gegen diese Koranverteilungen hätten und ob ICH SELBER bei so einer Radikalisierung und einer Ausreiseanregung dabei gewesen wäre? Der Verweis auf die Dokumentationen hilft nicht, denn das wird als Verschwörung der Massenmedien , auch der öffentlich-rechtlichen Sender bezeichnet. Allesamt muslimfeindlich. Die Berichte seien nur geeignet, um das Ansehen der Muslime (die LIES-Protagonisten werden auch da nicht „exkommuniziert“) herabzusetzen. Erwähnt man Eltern, mit denen man sprach und erwähnt ihre Verzweiflung, dann ist das wahlweise die freie Entscheidung des Gotteskriegers in spe oder die Eltern sind halt schlechte Eltern. Man lässt die Belege einfach nicht gelten. Die „besonders frommen Brüder“ kommen sehr häufig mit ganz reiner Weste aus der Debatte.

Das selbe Bild bei den Auftritten von Pierre Vogel und Co.
Wo bleibt die offene muslimische Gegenhaltung und öffentliche Aktionen?

Vereinzelt gab es Aktionen, die sich aber mehr an die Mehrheitsgesellschaft richteten.
Es gibt wenige liberale Vereinigungen, die sich klar positionieren, aber die vertreten nur eine Handvoll Muslime. Auf der Strasse, so mal als Zeichen, waren die aber auch noch nicht. Es sind einzelne Personen, die sich positionieren oder sich auch mal – bei unserer Mahnwache haben wir häufiger solche Personen dabei (meist Exil-Iraner) – zu einem Straßenprotest bekennen.

Derweil postet der Herr Abou Nagie, wie viele „Geschwister“ ihn mit „Spenden“ unterstützten.
„Free Gaza“-Demos finden großen Zulauf. Da geht was. Bei den Salafisten wohl nicht.

Die muslimischen Organisationen haben so noch einen weiten Weg, um in der Bürgergesellschaft anzukommen. Da heißt es Verantwortung zu übernehmen aus sich selbst heraus und nicht nach dem Staat zu rufen, öffentlichen Geldern oder nach Gott. Das muss man schon selber tun.

Ihr Aufschlag, Aiman Mazyek.

Mahnwache vom 28.11.2015

Von 14-16 Uhr vor dem Brockhaus-Brunnen auf der Zeil. Herzlichen Dank an die Frankfurter Polizei für die Betreuung.

Mit einzelnen muslimischen Passanten waren gestern ganz passable Aufklärungsgespräche möglich. Mehrere junge Frauen konnten zu Nachdenken bewegt werden, nachdem sie zunächst den Begriff Islamismus erläutert haben wollten. Passanten diskutierten intensiv miteinander, wobei viele auch nur von der Ferne zusahen oder die Plakate nur mit der Begleitung besprachen. Die Resonanz war gemischt. Paris war nur insoweit Thema, als dass das Paris-Plakat einigen muslimischen Passanten Anlass bot, über die mangelnde Berücksichtigung der als eigen empfundenen Opfer Klage zu führen. Zumindest ich habe gestern auch wieder kein Wort des Bedauerns gehört. Also nicht: Paris – das ist traurig und furchtbar und dann vielleicht, dass man an die anderen denken müsse, sondern gleich: Paris – warum wird für xy kein Schild aufgestellt oder gar xy ist schlimmer. Ein Mitstreiter regte ein Schild an. Statt „Wir müssen über Paris reden“ „Wir sollten über Paris reden, bevor wir über Frankfurt reden müssen.“

Mehrere Passanten verstanden das Anliegen nicht und warfen nur böse Worte hin, ohne sich erklären lassen zu wollen. Gestriges Highlight: „Hurentochter“. Es ist teilweise erschütternd, wie sehr die Lesefähigkeit bei manchen zurückgegangen scheint. Das Plakat wird gesehen, „irgendwas mit Islam“ wahrgenommen und dann wird gar nicht mehr überlegt, sondern in die eine oder andere Richtung geflucht, polemisiert und teilweise beleidigt im Vorbeigehen. Bedenklich auch die Protagonisten, die plötzlich einen Ort sehen, undifferenziert auf Flüchtlinge zu schimpfen. Aber die schicke ich mit einer deutlichen Ermahnung weiter, sich zu belesen und nachzudenken, wie sich das mit Pauschalisierungen so verhielte. Meist sind sie dann einsichtig.

Zwei wohl nichtmuslimische Autochthone beschwerten sich – obwohl sie erkennbar den Sinn der Veranstaltung nicht erkannten, aber auch weder von mir noch einer Mitstreiterin erklärt haben wollten – zunächst einzeln lautstark und ziemlich aggressiv. Sie fanden dann in der Menge zueinander und beschwerten sich dann gemeinsam bei der Polizei. Der geduldige Beamte erläuterte es ihnen bestimmt eine Viertelstunde lang. Sie schienen nicht zufrieden. So einfach ist es denn doch nicht, sich durch einfache Beschimpfung mal als aufrechter Bürger zu fühlen.

Eine junge Frau baute sich vor einer Mitstreiterin und mir auf und wollte uns fotografieren, damit „meine Kumpels heute abend was zu lachen haben“. Wir fragten nach, ob sie denn die Strassenradikalisierung lustig fände, ob sie überhaupt verstünde, worum es geht? Sie verstünde völlig, meinte sie. Genau daran hatte ich erhebliche Zweifel. Ich empfahl wie so häufig die Bundeszentrale politische Bildung. Oh, meinte die junge Frau, sie studiere Politik und wisse daher sehr wohl Bescheid… Die Mitstreiterin konnte sie dann doch ins Gespräch ziehen. Nach 10 Minuten entschuldigte sie sich für ihre Fehleinschätzung. Das ist ok.

In einer der Passanten-Diskussionsgruppen outete sich eine junge Frau als Religionswissenschaftlerin, die die Aktion interessant und ausbaufähig fand. Sie diskutierte mit einigen weiteren Frauen, ich stieg dann ins Gespräch ein, erläuterte ein wenig. Wir vereinbarten weiteren Austausch, denn diese Erhebung der Reaktionen auf der Strasse sind auch eine Art teilnehmende Beobachtung, im Prinzip auch als Feldforschung zu betrachten.

Die Akhi-Szene war wiederholt nicht vor Ort, auch die weiblichen Unterstützer fehlten.

Vor dem „My Zeil“ hatte sich eine Gruppe „Kultur verstehen“ angemeldet. Ein Mitstreiter meldete, dass dort nach seiner Meinung auf der Strasse sehr üble Anti-Israel-Propaganda betrieben werde. Er ging zur weiteren Informationssammlung noch mal hin und brachte einen Flyer und die Beobachtung mit, dass großflächig Ständer mit großformatigen Plakaten aufgebaut würden, die die Passanten behinderten. In der Mitte sei auf etwa 15 m kein Durchkommen mehr. Einige „Anti-Imps“ (linksextreme Gruppierung) seien wohl auch dabei. Ich sah mir den Flyer an: Ja, genug Anhaltspunkte für eine staatsanwaltliche Prüfung auf den Paragraphen 130 StGB. Von mir als hetzerisch eingestufte, bluttriefende  Darstellungen, Schmähungen von Netanjahu, Obama, Merkel und sogar Peter Feldmann (dem ich wegen der Tatsachenbehauptung: „Peter Feldmann … unterstützt die israelischen Kriegsverbrechen.“ zu einer eigenen Anzeige raten werde):

 

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Als Namensangabe ein „Mostafa Elhady (Politikwissenschaftler)“ mit Mobilnummer.
Selbstbeschreibung: „Wer wir sind: Wir sind Menschen arabischer, deutscher und anderer Herkunft, die die Sachen mutig beim Namen nennen möchten und sich für Gerechtigkeit einsetzen.“

Nachdem ich Anzeige zwecks einer juristischen Prüfung erstattete und den Mitstreiter auch zur Polizei schickte, um auf die nicht statthaften bzw. so sicher nicht angemeldeten Bauten hinzuweisen, fand dort eine Überprüfung statt. Die Bauten waren natürlich – gemäß der Voreinschätzung – nicht angemeldet und mussten entfernt werden.

Man wird sehen, welches rechtliche Nachspiel der verteilte Flyer bzw. die getätigten Darstellungen noch werden haben.

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Nachtrag: Auch am 21.11. gab es eine Mahnwache, wenn auch unter sehr erschwerten Bedingungen: die erste Stunde fast durchgehend Nieselregen, auch danach kam nur schleppend etwas in Gang. Ein „freundlicher“ muslimischer Mitbürger wünschte mir im Vorbeigehen, dass ich „noch heute abend sterben“ solle. Besonders interessant war das Gespräch mit einem Ahmadi, der sich vor einer Menge Passanten sehr laut gerierte und die Menge offensichtlich gegen mich aufzuwiegeln trachtete. Das war u.a. daran zu erkennen, dass er, als ich laut meinte, dass seine Haltungen wenig freundlich seien und er als Person recht aggressiv, dass das so gar nicht zur gewünschten bzw. als verbindlich gesehen Aussendarstellung der Ahmadiyya passt, er meinte, ich würde wohl die Menge gegen ihn aufbringen wollte. Projektionen sind manchmal so primitiv. Nein. ich wollte nur den Gegensatz zwischen dem Motto „Liebe für alle und Hass für keinen“ und seinen Ausführungen verdeutlichen. Also den Passanten klar machen, dass das Marketing und die realen Haltungen mitnichten kongruent sein müssten.