It´s a man´s Kölle

Über die „Maskulinisierung des öffentlichen Raumes“, zur Einordnung der Vorfälle in mehreren Städten in der Silvesternacht, bei denen es zu erheblichen sexuellen Belästigungen von Frauen kam

Mancher wird sich noch an die Minirock-Debatten der 70er erinnern oder hat über sie gelesen: Sind Frauen selbst daran schuld, wenn sich Männer nicht mehr beherrschen können? Kann die „Provokation“ den Übergriff erklären, kann sie Grund für Strafmilderung sein?

Die Gesellschaft hierzulande hat sich nach erbitterten Debatten und manchem Rückschlag zur Zeit so entschieden, dass Männer sich im Griff haben müssen. Sie müssen ein Nein akzeptieren und da gibt es auch keine Debatten mehr. Schon das zu intensive Schauen, das Gaffen, wird gesellschaftlich abgelehnt, da hat Mann noch gar nichts gesagt, geschweige denn getan. Das gilt für Frauen in jedwedem Bekleidungszustand, Nicht wenige europäisch sozialisierte Männer, vor allem der akademischen Schicht, sind mittlerweile so konditioniert, dass sie sich kaum noch trauen, Frauen überhaupt zu fragen, ob denn vielleicht was möglich wäre, es sei denn, sie bekommen von der Frau klare Signale, dass eine Anfrage nicht nur in Ordnung ist, sondern vielleicht auch erfolgversprechend sein könnte. Ausnahmen gibt es immer.

Frauen haben sich also daran gewöhnt, dass sie im öffentlichen Raum meist unbelästigt bleiben können, egal was sie tragen. Leider gibt es Kulturkreise, in denen das noch sehr, sehr anders ist. Vor drei Jahren ging der Fall einer indischen Studentin um die Welt, die von 6 Männern brutal vergewaltigt wurde. Man benutzte sie wie ein Stück Vieh und warf sie zum Sterben auf die Strasse. Schon aus dem relativ nüchternen Wikipedia-Beitrag erkennt man die völlige Empathie-Losigkeit der Täter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenvergewaltigung_in_Delhi_2012

 

Solche Taten sind nicht so selten in Indien, wenn auch dieser Fall durch besondere Grausamkeit imponiert. Oft werden die Frauen, auch Kinder oder halbe Kinder, „nur“ vergewaltigt und danach getötet oder sie werden von den Verwandten als Exemplar nun ohne Wert umgebracht. Opfer erzählen oftmals also besser nicht von der Tat; sie werden dadurch ein weiteres Mal Opfer. Sie leben fortan in Angst, denn der Vergewaltiger könnte von der Vergewaltigung erzählen, sie könnten gezwungen werden, ihn zu heiraten. Frauenverachtung ist dort gesellschaftlich akzeptierte Haltung, Frauen gelten als minderwertig. Verbreitet werden weibliche Föten abgetrieben, was den Frauenmangel zusätzlich zuspitzt. So eine Haltung gibt es durchaus verbreitet in Afrika, Indien, Pakistan, Bangladesh, im nahen und mittleren Osten. Beispielhaft:

http://www.smithsonianmag.com/smart-news/egypt-99-women-have-been-sexually-harassed-180951726/?no-ist

Gesellschaften, die immer noch Clanstrukturen aufweisen, auf die modernere Gesellschaftsstrukturen gleichsam draufgepfropft wurden. haben eine besondere Beharrungstendenz in diesen archaischen Mustern. Es sind Männergesellschaften, in denen die Frauen im öffentlichen Raum nicht oder kaum vorkommen. Sind sie das doch, dann nehmen sich Männer häufiger das, was sie dann als herrenloses Gut meinen klassifiziert zu haben. Es gibt ekelhafte Sprichwörter, die sich darum drehen, dass Männer wie Hunde wären und Frauen wie Fleisch. Das Menschenbild ist für beide Geschlechter gleichermaßen widerwärtig. Personen aus einfacheren Schichten werden oftmals so erzogen, dass das die Normalität in den Köpfen ist. Auch die akademische Schicht ist davon manchmal noch nicht frei (es wäre wichtig, dass die freiheitlich Denkenden hier lebenden darunter sich jetzt engagieren und aufklären!). In der Gruppe auf der Strasse können Männer relativ sicher sein, dass ihre Tat schlimmstenfalls halbherzig verfolgt und bestraft wird. Sind sie daher in der Gruppe auf der Strasse, agieren sie oftmals als Gruppe. Berichte von Frauen aus den genannten Ländern über das tägliche Spießrutenlaufen finden sich in großer Zahl im Internet inkl. widerwärtigster Videos, die manchmal von den Tätern selber veröffentlicht wurden.

Kindermund:

In völlig islamistischen Ländern wie Saudi-Arabien oder dem Iran kommt es durch die verbreitete Geschlechtertrennung kaum noch zu solchen Strassenszenen. Vielfach wird die Frau jedoch der Unzucht angeklagt und oft auch von Staats wegen getötet, sollte sie eine Vergewaltigung anzeigen oder dies öffentlich werden.

Diese Haltung wirft auch noch einmal ein Licht auf die Entsendung von mehrheitlich jungen Männern in der aktuellen Lage: Misstrauen in die Disziplin schon der mitreisenden Männer ist wohl Teil des Kalküls.Vergewaltigungen auf der Flucht sind nicht unüblich und werden häufig berichtet.

Derlei Dinge sind bei uns ganz unverstellbar. Die brutale Frauenverachtung ist fremd und die Gruppenaktionen sind noch befremdlicher. Zum Vergleich die vielen Gelegenheiten von public viewing die letzten Jahre: Auch da ein Männerüberhang, darunter auch viele alkoholisierte Männer, aber dass sich ganze Gruppen zusammentaten, um über Frauen herzufallen, ist ein untypisches Verhalten.

Ihn Köln brach sich jedoch genau ein solches Verhalten, wie man es z.B. in den Strassen von Kairo nicht so selten beobachten kann,  in der Silvesternacht Bahn. Eine große Anzahl von Männern, jeweils in Gruppen, belästigte Frauen und raubte sie bei Möglichkeit gleich noch aus. Polizei, Polizeigewerkschaft und Stadt sind sich einig, dass so etwas noch nie da war und dies eine völlig neue Qualität sei:

http://www1.wdr.de/themen/aktuell/koeln-uebergriffe-silvester-hauptbahnhof-100.html

Die Berichterstattung über dieses Phänomen läuft erst mühsam an. Vielleicht weiß man in den Redaktionsstuben nur nicht, dass es das Phänomen auch andernorts gibt und setzt daher nicht in Zusammenhang. Es ist redlich und richtig, dass man versucht einer evtl. möglichen Pauschalisierung entgegenzuwirken und das ist auch etwas, was nicht sein darf. Trotzdem sollte und muss man die Struktur dieses Verhaltens erkennen. Das gab es nämlich auch noch in anderen Städten:

Zum Beispiel in Stuttgart, dort ein Vorfall mit ähnlicher Masche, auch aus der Gruppe heraus:

http://www.focus.de/regional/stuttgart/vorfall-in-stuttgart-junge-maedchen-sexuell-belaestigt-und-ausgeraubt_id_5188052.html

Ähnliche Vorgänge gab es wohl auch in Hamburg in der gleichen Nacht. Ein Augenzeuge berichtet:

[…]

„Danke! Da gab es kein „Entgegenstellen“. Da waren hunderte, die nur aufeinander zugerannt sind und allen Frauen zwischen die Beine gegriffen haben!
Es war eine halbe Massenvergewaltigung/-Nötigung.
Unfassbar!!!
Die Polizei hat den ganzen Abschnitt gesperrt!“ […]

„Hätten uns hunderte Deutsche Skinheads eingekreist, hätte ich etwas über das Nazi-Pack gepostet.
Hand drauf.
Das ist KEINE Propaganda.
Das ist Realität!
Ich wünsche dir und deinen Lieben, dass du NIEMALS so etwas erleben musst. Wenn doch: Dann bin ich auf deine „Propaganda“ gespannt.
Wenn du ggf. zur gleichen ethnischen Gruppe gehören solltest: Du hast mein Mitgefühl, dass du indirekt unter den Taten dieser widerlichen Wichser leiden musst.“

Die Bild hat es gerade eben aufgegriffen:

„Einige Mädchen wurden wie Vieh gejagt. Das so etwas in Hamburg möglich ist, macht mich fassungslos. Da bekommt man Angst, auf dem Kiez zu feiern.“
Andere Frauen schilderten in sozialen Netzwerken, dass ihnen unter den Rock gegriffen wurde. Wenn sie sich wehrten, wurden ihnen die Hände festgehalten.“

http://www.bild.de/regional/hamburg/sexuelle-belaestigung/auf-der-reeperbahn-44017940.bild.html

Im StGB ist im § 177 die sexuelle Nötigung qualifiziert u.a. durch:

(2) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn

1. der Täter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht oder ähnliche sexuelle Handlungen an dem Opfer vornimmt oder an sich von ihm vornehmen läßt, die dieses besonders erniedrigen, insbesondere, wenn sie mit einem Eindringen in den Körper verbunden sind (Vergewaltigung), oder
2. die Tat von mehreren gemeinschaftlich begangen wird.

Das kann, muss aber nicht Haft bedeuten (genau 2 Jahre können noch zur Bewährung ausgesetzt werden). Kommt da noch etwas hinzu, ist es sicher Haft. Eine Ausweisung ist bislang ab 3 Jahren Haft möglich. Meiner Ansicht nach sollte das auf ein Jahr abgesenkt werden.

Es wird jetzt wichtig sein, die Täter zu fassen und die Vorgänge so gut es geht, aufzuklären. Es wird ebenfalls wichtig sein, zu erkennen, was an Aufklärung über hiesige Gebräuche und Regeln in der Vermittlung unabdingbar ist. Sollte die Einschätzung von Opfern und Polizei zutreffen, wären das auch Personen, die keinen Anspruch auf Aufenthalt hätten, also im Prinzip illegale Einwanderer, auf die man natürlich üblicherweise kaum Zugriff hat. Unter den Festgenommenen scheinen viele keine Papiere mit sich geführt zu haben, was alles erschwert. Ungeachtet dessen muss dort gegengewirkt werden. Es wäre nicht hinnehmbar, dass Frauen sich im öffentlichen Raum abends weniger frei bewegen können. In Köln, in Stuttgart, in Hamburg und anderswo. Dieser Preis wäre zu hoch.