Über die ATIB und einen türkischstämmigen Journalisten
Vor einigen Tagen war bereits angemerkt worden, dass u.a. ein Herr Eren Güvercin wohl wenig Berührungsängste zu dem Jugendverband der ATIB (ATİB – „Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V.“) hat, einem Ableger der Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland (ADÜTDF), kurz einem Derivat der Grauen Wölfe.
https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/01/gut-gelaunt-unter-woelfen/
Die ATIB zählt zu den legalistischen islamistischen Gruppierungen, d.h. man hält sich nach außen knapp an die Gesetze, verfolgt aber wohl eine eigene Agenda. Diese Agenda erscheint bei der ATIB sehr stramm türkisch-nationalistisch. Erdogan plus sozusagen. Das ZDF machte letztes Jahr dazu einen guten, weiterhin verfügbaren Bericht: Rechtsextrem mit islamistischer Konnotation, totalitär im modernen Outfit, solange dies nützlich ist. Um zu unterwandern, die demokratische Gesellschaft zu nasführen oder persönlich voranzukommen.
Der Bericht:
http://webstory.zdf.de/graue-woelfe/
Sicher also eine Gruppierung, von der man als guter Demokrat einen gehörigen Abstand halten sollte.
Güvercin, der als Moderator, Referent und Podiumsgast immerhin auch von der ehrwürdigen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) geladen wird, hält von dieser Distanz anscheinend wenig. Das ist der Punkt, an dem das hinsichtlich des Herrn Güvercin aus der privaten Belanglosigkeit heraustritt. Man muss den Herrn Güvercin nicht kennen, aber er tritt öffentlich auf und da kann man durchaus schauen, mit wem er sich gemein macht und in welchen Kontexten er sich noch bewegt, welche Inhalte er also nach vorne bringen will, wofür er steht. Sicherlich auch, weil er sich öffentlich über liberale Muslime wenig zurückhaltend und abwertend äußert. Da interessiert dann schon, woher der Wind wehen mag. In den sozialen Medien sichtbar geht er ganz fröhlich mit Kaderjugendlichen der ATIB tagelang auf die Reise ins gelobte Andalusien. Er macht aktuell viel mit und für diese Gruppierung. So viel Engagement für den Nachwuchs und die Bewegung – das erscheint in einem ehrenamtlichen Rahmen kaum noch möglich. Beide möglichen Erklärungen dafür sind wenig hoffnungerweckend.
Diese möglicherweise von der KAS noch hingenommene, aber sehr viel wahrscheinlicher nicht bekannte Janusköpfigkeit würde in keinem anderen Kontext akzeptiert. Nicht von den Scientologen, nicht von anderen Aluhüten, nicht von der Identitären Bewegung oder ähnlichem. Türkische Variante? Da geht was bei einigen Einrichtungen nicht nur der zivilen Gesellschaft. Man ist unsicher oder hat vor lauter Akteuren, Vereinen und Verbänden schlicht den Überblick verloren. Das Hütchenspiel funktioniert durchaus in begrenztem Rahmen.
Ein Erinnerungsbild von der Reise:
Der im ATIB Vorstand* aktive Mehmet Alparslan Celebi, frisch gekürter Stellvertreter Mazyeks im ZMD, verkündet denn auch fröhlich auf Güvercins Facebook-Seite, dass der „liebe Bruder“ heute die Moderation bei einer weiteren ATIB-Veranstaltung übernimmt:
Da geht also noch mehr. Vielleicht braucht die ATIB ja demnächst einen Pressesprecher.
Güvercin teilt aktuell dieses Video auf seiner facebook-Seite:
Inhaltlich werden aber erst durch diesen Bildbeleg letzte Zweifel ausgeräumt, der Herr Güvercin in der Mitte in einer sehr speziellen Bekleidung, vor drei Monaten am 16.02.:

Screenshot vom 16.05.2016 Quelle: //www.facebook.com/photo .phpfbid=10153518931948224&set=pb.526533223. -2207520000.1463400348.&type=3&theater&__mref=message_bubble
Das ist ein T-Shirt der Osmanen Germania, das der Herr Güvercin da trägt. Weniger Distanz erscheint kaum machbar. Solidarisierung mit den schlagenden Verbänden sozusagen.
Zu der Gruppierung hier:
https://vunv1863.wordpress.com/?s=osmanen
und im Netz, sozusagen das Motto dieser Gruppierung:
„Wir kommen und übernehmen das ganze Land“
aus:
„Vormarsch der „Osmanen“ alarmiert Polizei“
http://hessenschau.de/panorama/vormarsch-der-osmanen-alarmiert-polizei,osmanen-100.html
Vielleicht brauchen ja die Osmanen Germania einen Pressesprecher.
Des Pudels Kern ist also ein Wolf. Wolfspelze waren auch schon mal schicker, könnte man meinen. Aber danke fürs Gespräch.
* Auf der Seite der ATIB ist leider als letzte Pressemitteilung über die Zusammensetzung des Vorstands nur die von 2012 verfügbar. Es heißt darin, man habe neben einem neuen Vorsitzenden einen „48 köpfigen Vorstand gewählt“. Alle Achtung. Transparent ist das nicht und aktuell auch nicht.
Dem Anschein nach bezogen auf diesen Blogbeitrag (der einer von dreien ist), hat sich die ATIB zu Wort gemeldet und eine Stellungnahme abgefasst:
Stellungnahme der ATIB zu den diffamierenden Vorwürfen
„In den vergangenen Wochen wurden erneut kampagnenartig Falschberichte über die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V. (ATIB) gestreut. ATIB wurde besonders in den sozialen Netzwerken in einen direkten Zusammenhang mit den sogenannten „Grauen Wölfen“ gebracht.
Die ATIB stellt unmissverständlich klar, dass es keinerlei organisatorische oder ideelle Verbindung zu den „Grauen Wölfen“ gibt.
ATIB verurteilt jede verfassungsfeindliche und nationalistische Ideologie. Als eine in Deutschland verortete Religionsgemeinschaft distanziert sich ATIB von jeglichem menschenverachtenden und rassistischen Gedankengut und bejaht die Vielfalt in Deutschland.
Wir als ATIB laden Politik und Gesellschaft ein, sich ernsthaft mit der Materie auseinanderzusetzen. Das ist besser als voreilige Schlüsse zu ziehen und möglichen Falschbehauptungen zu folgen. Denn gerade in Zeiten eines aufblühenden Rechtsextremismus und religiös begründeten Radikalismus tragen wir gemeinsam die Verantwortung miteinander zu sprechen, um auch gemeinsam die Herausforderungen für unser Land zu meistern.“
weiter hier:
http://www.atib.org/de/content.php?baslik=haberler&detay=Stellungnahme-der-ATIB-zu-den-diffamierenden-Anschuldigungen
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