Fatwa-Ausschuss Deutschland: Istanbul ist überall

Internationale Einbindungen des Fatwa-Ausschuss Deutschland, Konferenz in Istanbul

Über die Konstituierung eines Fatwa-Ausschusses Deutschland war bereits berichtet worden. Der Fatwa-Ausschuss soll die rechtlichen Grundangelegenheiten der Muslime in Deutschland verbindlich sozusagen kanonisieren und diese gemeinsame Auffassung dann gegenüber der Mehrheitsgesellschaft vertreten. Eine erste Einigung erfolgte über Gebetszeiten. Unter möglicherweise völliger Umgehung der DITIB wurde in Deutschland ein Diyanet-Verantwortlicher in den Ausschuss berufen :

https://vunv1863.wordpress.com/2016/03/18/fatwas-made-in-germany/

https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/12/fatwa-ausschuss-netter-versuch/

Zur Zeit findet eine Konferenz in der Türkei statt, in Istanbul, die hochrangig besucht ist:

 

Als Vertreter des deutschen Fatwa-Ausschusses hat Dr. Khaled Hanafy teilgenommen und seinerseits ein Gutachten eingereicht:

 

Teilnehmer war auch Dr. Yusuf Abdallah al-Qaradawi:

 

al-Qaradawis Stellungnahme zur Konferenz:

http://www.qaradawi.net/new/Articles-9361

al-Qaradawi ist ein bekannter Fernsehprediger bei Al Jazeera und Gelehrter. Er steht der Muslimbruderschaft nahe und hat schon andernorts Selbstmord-Attentate gebilligt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Yusuf_al-Qaradawi

https://de.wikipedia.org/wiki/European_Council_for_Fatwa_and_Research

Dieses Treffen folgt einer Linie, die die Türkei schon seit einigen Jahren verfolgt. So wurde im Jahr 2013 ägyptischen Muslimbrüdern, die in Ägypten unter Druck geraten waren und verfolgt wurden, von Erdogan Schutz angeboten:

http://www.dw.com/de/unterst%C3%BCtzung-f%C3%BCr-muslimbr%C3%BCder-isoliert-t%C3%BCrkei/a-17039789

Schon 2006 wurden Konferenzen wie obige auf türkischem Boden veranstaltet – mit den gleichen und ähnlich ideologisch aufgestellten Gästen:

More relevant to Israel, Erdogan consciously and deliberately destroyed the unique relationship between ‎Israel and Turkey that existed prior to his accession, especially in the military and intelligence fields, and ‎he has openly and unabashedly embraced and supported Israel’s enemies — Hamas and Hezbollah in ‎particular. He strongly condemned Israel’s targeted killings of Hamas founders Sheikh Ahmed Yassin ‎and Abdel Aziz al-Rantisi as “state terrorism,” and he was very quick to host Hamas after it won the ‎elections in 2006. Conferences featuring the Muslim Brotherhood, including its chief jurist and cleric, ‎Sheikh Yusuf al-Qaradawi, and the Muslim Brotherhood’s Palestinian branch, Hamas, were hosted in ‎Turkey, for example the Muslims of Europe Conference in July 2006 and the World Popular Conference ‎for the Support of Palestine in May 2009, also featuring Qaradawi, Hamas, Hezbollah and Palestinian ‎Islamic Jihad.‎“

http://www.algemeiner.com/2016/03/22/realism-is-needed-on-turkey/#

Es soll wohl auch ein Treffen zwischen Erdogan, Hanafy und al Quaradawi gegeben haben (allerdings ohne offizielle Quelle / Bestätigung). Auf der Seite des Fatwa-Ausschusses findet sich nur der allgemeine Hinweis, dass Erdogan an der Eröffnung teilnahm:

Kennt man die Grundlinien der drei Herren, so ist das äußerst genau zu beobachten. Eine mögliche Kooperation vergrößert die Machtbasis der Beteiligten über das schon vorhandene Maß hinaus.Zu vermuten ist eine Art gemeinsame Front gegen „den Westen“, besonders gegen den Säkularismus. Das ist in dieser Konstellation durchaus relevant. Man kann vermuten, dass fromme Muslime in der Diaspora weiter politisiert, instrumentalisiert und „scharf gemacht“ werden sollen. Personen wie al Qaradawi oder Hanafy wirken erst einmal wachsweich in der entsprechenden Umgebung. Dies sollte jedoch keinesfalls mit Nachgiebigkeit verwechselt werden. Unbequemen Fragen weicht man geübt aus und stellt Verbindungen etc. in Abrede, die andernorts aber klar nachweisbar sind:

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurt-islam-institut-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe-12826568.html

Dass statt Integration bewußt Abgrenzung und Segregation gefördert werden sollen, auch durch Einflußnahme auf die Art und Weise der Vermittlung des Islamverständnises, deutet sich dezent auf Hanafys eigener Facebook-Seite an:

Hanafy P#dagogik 160530

 

Erdogan und al Qaradawi stehen für eine aggressive Form der Glaubensverbreitung und -auslegung – auch unter Inkaufnahme gesellschaftlichen Unfriedens schon der eigenen jeweiligen Gesellschaft. Das sollte um so mehr in der Diaspora gelten, wo man jedoch andere Gesetzmäßigkeiten und Rahmenbedingungen hat. Sollte dieses Winkelspiel auch dazu dienen, in den durch DITIB begleiteten Islamunterricht noch reaktionärere Inhalte einzubringen, die Kinder weiter auf muslimische Identität einzuschwören denn europäische Werte mindestens zu tolerieren lehren, dann werden sich die aktuellen Probleme verstärken. In einer türkischsprachigen Broschüre der Diyanet wurde schon neulich das Märtyrertum gepriesen. Man ist da also inhaltlich sogar in den Grenzbereichen ganz nah beieinander. Gelobt sei, was dem Glauben dient. Individualismus stört da nur. Die gemeinsame Gebetszeit war da nur Vorwand, Aufhänger und Anfang.

Beobachten sollten in dieser Angelegenheit also nicht nur die Verfassungsschützer, sondern auch die Kultusministerien ganz genau.

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