Prävention: Böcke und Gärtner II

Prävention ist ein sehr allgemeiner Begriff. Man möchte vorbeugen. In der aktuellen Lage sollen im Bereich Integration Präventionsmaßnahmen vor allem bewirken, dass sich nicht noch mehr junge Menschen radikalisieren. Nur welcher Art von „Radikalität“ soll vorgebeugt werden und wie? In Teil I waren die Einbindungen der DITIB und eines anderen, kleineren Verbandes (DIV e.V.) betrachtet worden. Man bindet sie ein, weil sie die Formalien erfüllen, weil sie sich als Partner andienen (gegen Geld oder Einfluss) und man an den verantwortlichen Stellen leider Personen sitzen hat, die wohlmeinend sind und nichts sonst. Mit anderen Worten: Personen, die bei „Grauer Wolf“ wohl eher zunächst „Rotkäppchen“ assoziieren als Politik. Über die Einbindungen:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/04/29/praevention-boecke-und-gaertner-i/

Gestern waren die Verflechtungen des Zentralrats der Muslime (ZMD) aufgezeigt worden, der auch erheblich in die Präventionsarbeit eingebunden wurde.

Schon vor etlichen Monaten haben Ahmad Mansour und einige andere Szene-Kenner, darunter ich, deutlichst gewarnt davor, in die Präventionsarbeit die konservativen Verbände einzubinden, da deren ideologische Grundausrichtung trotz aller kompatibel erscheinenden Bekundungen höchst problematisch ist.

 

Der ZMD hat etliche problematische Strukturen unter seinem Dach. Muslimbruder-nahe Einrichtungen, klar islamistische Vereine, die teilweise unter Verfassungsschutzbeobachtung stehen und dann noch den Graue Wölfe-Ableger ATIB. Darüber redet der Herr Mazyek nicht so gerne, wie es scheint. Er spricht lieber über das Große und Ganze, die bunte Zukunft etc. Alle Phrasen, die beim Rotwein gerne gehört werden. Für die Rotkäppchen-Fans reicht das, wie es scheint. Für die Gesellschaft nicht. Ganz frisch:

Das Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg warnt davor, dass nach der Armenien-Resolution des Bundestags radikale Kräfte der türkischen Gemeinschaft [gemeint sind die Grauen Wölfe, SHM] im Südwesten aktiv werden könnten.
„Wir stellen zunehmend propagandistische Aktivitäten fest“, sagte ein Sprecher der Behörde der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“. Die derzeit „aufgeheizte Stimmung“ könne zu weiteren Reaktionen in der extremistischen Szene führen.

http://www.focus.de/politik/deutschland/nach-armenien-resolution-verfassungsschutz-warnt-vor-radikalisierung-unter-tuerken_id_5646187.html

Zum Spektrum der Grauen Wölfe zählen neben der ADÜTDF die ATIB und die ATB. Die Protagonisten dieser Vereine sind durch die Armenien-Resolution verärgert und nehmen diese als Anlass, sich gegen diese Gesellschaft im Allgemeinen zu positionieren. Nimmt man die Argumentationsmuster einiger öffentlicher Bekundungen her, so zeigt sich die klassische Linie, die zu weiterer, wohl von Ankara gewünschter, Polarisierung führt. Als Beispiel:

Ich durfte gerade leider Zeuge werden, wie der Bundestag meine Vorfahren zu Mördern und mein Land zum Volksmörder verurteilt hat. […]Mit auch meiner Stimme gewählte Bundestagsabgeordnete haben sich zu Richtern und Historikern erklärt und einen Schuldspruch ohne Gericht ausgesprochen,

Übersetzung: Es ist uns (Türkischstämmigen als Gruppe gesehen) Unrecht geschehen.

und emotionale Zustände wie beispielsweise der enorme Hass gegen die Türkei und Erdogan, ausreicht, um Entscheidungen ohne Grundlage treffen zu können.“

Übersetzung: Man hasst uns grundlos.

Die in Deutschland lebenden 3 Millionen Türken, die gegen die Resolutionen sind, haben kein Gehör gefunden. Was bedeutet das für die politische Repräsentanz dieser Gruppe? Es gibt keine.“

Übersetzung: Wir sind sehr viele, aber keiner ist für uns, nur Erdogan. Oder wir selber.

Mit diesem Opferdiskurs kann man nahezu alles rechtfertigen, denn man wehrt sich nur gegen Hass und Unrecht.

Der junge Mann, der diese Dinge äußerte, ist ATIB-Vorstandsmitglied. Es handelt sich um den stellvertretenden Vorsitzenden des ZMD, Mehmet Alparslan Celebi:

http://www.huffingtonpost.de/mehmet-celebi/armenien-resolution-tuerkei-volksmord-bundestag_b_10260544.html

Solche Positionen sind mit Sicherheit keine Einzelmeinungen im ZMD. Zur Mehrheitsgesellschaft hin wird zwar suggeriert, man vertrete alle Muslime. Real hat man jedoch wohl so um die 20.000 Mitglieder. Herr Celebi vertritt nicht alle Türkischstämmigen, auch wenn er der Meinung ist, das täte er. Vielleicht denkt er, wer nicht seiner Meinung sei, sei kein „echter“ Türke, Lernen von Erdogan. Man könnte das als bizarre Selbstüberhöhung abtun; in seiner Funktion nimmt er jedoch Einfluss.

Das Bundesfamilienministerium fördert verschiedene Projekte des ZMD. Damit fördert das Ministerium also auch Strukturen und Personen, die ein spezielles Verständnis von Völkerverständigung haben. Sie verstehen darunter, dass man ihr Selbstbild akzeptieren muss, ihren Selbstbetrug zu dem der Gesellschaft machen muss. Vollumfänglich, sonst sei alles nichts. Es wird massiv gegen die Gesellschaft polarisiert. „Die“ gegen „uns“. So wird aus dem Grauen Wolf ein einsamer.

Eines der geförderten Projekte heißt „Wir sind Paten“. 400.000 €uro gibt es dafür im Jahr (nebenbei: Gibt es eine Co-Finanzierung?).

Wegen der Projektpartner und der Ausgestaltung kann das Ministerium gar nicht verhindern, dass Graue Wölfe, Salafisten und Muslimbrüder zu Paten werden. Weil sein Projektpartner Vereine in der Mitgliederliste hat, die zum Graue Wölfe-Spektrum gehören oder dem der Salafisten oder der Muslimbrüder. Wer solche Mitglieder akzeptiert, wird weder Multiplikatoren noch Paten ausschließen, die ideologisch ähnlich aufgestellt sind. Er merkt es auch schlicht nicht, denn er hält sich ja für „normal“. „Demokratie leben“ bestätigt ihm sogar zur Gesellschaft hin, die meist wenig diese Verschachtelungen durchdringt und durchdringen soll, dass er „normal“ sei, auch wenn er es nicht ist. Lügen mit Logos. Und das Ministerium? Es wird es auch nicht mal merken, denn es ist ja alles fein delegiert. Das Ministerium selber hat ja nicht mal beim ZMD gemerkt, wie die Binnenstruktur ist oder hat es trotzdem gemacht, was schlimmer wäre. Man wollte Prävention mit Muslimen, dann nahm man die, die kamen. Hauptsache, man kann dem Vorgesetzten melden, dass der Auftrag erfüllt wurde.

Der Verfassungsschutz merkt es. Später, viel später. So funktioniert eigentlich Unterwanderung. Dass man das alles so offen tun kann, ist Beamten-fleischgewordene Hilflosigkeit, die sich nicht mal mehr artikulieren kann. Mit Sekudärtugenden alleine kann man tadellos in einem Ministerium funktionieren.

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