Der Deutsch-islamische Vereinsverbund geht Journalistenverband an – Fragen weiterhin ungeklärt
Der Deutsch-islamische Vereinsverbund (DIV) ist wegen seiner Zusammensetzung in die Kritik geraten. Berechtigt wurde danach gefragt, ob ein Dachverband, der Vereine, die den Muslimbrüdern angehören und andere, die „islamistisch beeinflusst“ sind, unter den Mitgliedern hat, öffentliche Gelder für Extremismus-Prävention beanspruchen kann. Der DIV hatte darauf mit einer ablenkenden Stellungnahme reagiert, die im Wesentlichen hinsichtlich der offenen Fragen keine Klärung brachte, aber die nachfragenden Journalisten herabsetzte und zu maßregeln suchte.
http://www.div-rm.de/islamisten-sitzen-mit-im-boot-eine-verleumdungskampagne-gegen-div/
Parallel wurde in Verkennung von Funktion und Aufgabe Einfluß in den Rundfunkräten gefordert. In diesem Kontext kann das kaum anders gedeutet werden als dass man imaginierte, so kritische Nachfragen unterbinden zu können. Sicher wäre es, bevor man solche Ablenkungen verfasst, seriöser und glaubhafter gewesen, sich einmal schon über die Arbeitsweise solcher Gremien zu informieren. Jenseits von Programmbeschwerden haben diese Räte mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun; schon gar nicht dienen sie dazu, sich in eine spezielle Berichterstattung bei konkreten Fragestellungen vorab einzumischen. Rundfunkräte sollen eine Kontrollfunktion ausüben; die Berichterstattung im konkreten Fall ist den Journalisten frei überlassen. Zudem wäre es, würde man selbst 1-2 Vertreter entsenden, äußerst fragwürdig, dass die anderen Mitglieder einem speziellen Ansinnen dieser Art folgten. Die Rundfunkräte sind im Gegensatz zur DIV-Phantasie keine Lobbyistenbuden, in und mit denen jeder mal die ihm nicht genehme Berichterstattung unterbinden kann; wäre dies so, hätte man gar keine kritische Berichterstattung mehr. Der ZDF-Fernsehrat beispielsweise hat derzeit 60 Mitglieder aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kontexten. Der Einfluß einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, die entsendet, ist also recht gering.

Beispielbild eines Muslimbruders, Qaradawi: http://www.express.co.uk/news/uk/34211/Muslim-cleric-refused-entry-into-the-UK
Diese Linie, eine kritische Berichterstattung durch gewünschte Einflußnahme in Aufsichtsgremien zu unterbinden, wird vom DIV aktuell zum zentralen Ablenkungsmuster ausgebaut. Man machte gestern einen Aufruf, um Muslime in die Rundfunkräte zu bringen:
http://www.div-rm.de/aktion-muslime -in-die-medienaufsicht/
Man versucht also, mit einem durchaus bedenkswerten Anliegen die ebenfalls berechtigten Fragen, die man nicht beantworten will, zu übertünchen.
In Reaktion auf die Diffamierung der berichtenden Journalisten, die fachüblich nachgefragt hatten und auf Kommunikationsverweigerung oder Falschaussagen des Pressesprechers Dr. Mohamed Khallouk getroffen waren, hatten sich die Landesverbände des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) Hessen und Rheinland-Pfalz gestern hinter die diffamierten Kollegen und eine unabhängige Berichterstattung gestellt:
Der DIV hat nun – in weiterer Ablenkung und unter Verdrehung der Tatsachen – in einer erneuten Stellungnahme darauf abgestellt, der Journalistenverband wolle verhindern, dass Muslime Rechte, die ihnen zustünden, erhalten:
http://www.div-rm.de/muslime-fordern-gleichberechtigung-in-den-rundfunkraeten-journalistenverbaende -wollen-dies-verhindern/
„Muslime fordern Gleichberechtigung in den Rundfunkräten. Journalistenverbände wollen dies verhindern.“
[…]“Zur Frage der Transparenz und Vielfalt in den Rundfunkbeiräten ist längst ein konstruktiver gesellschaftlicher Prozess angestoßen worden. Die Journalistenverbände in Hessen und Rheinland-Pfalz scheint dies nicht zu erreichen, nicht mal im eigenen Land. Sie fordern das „Ansinnen“ von Muslimen um Gleichberechtigung und Partizipation „strikt abzulehnen“.“
Das wurde nicht gesagt. Einflußnahme auf freie Berichterstattung wurde zurückgewiesen, nur dies. Die Hoffnung ist wohl, dass beim Werfen von Schmutz zumindest bei der eigenen Klientel etwas hängenbleibe.
Offensichtlich wird darauf gebaut, dass man mit diesem ablenkenden Argumentationsmuster zum einen die berechtigten Fragen doch nicht mehr beantworten muss. Das allerdings ist ein Fehlschluß: Die Fragen bleiben und sie werden weiter gestellt werden. Der DIV täte gut daran, dies zu erkennen, soll der Verband nur irgendwie ernst genommen werden wollen. Er täte weiterhin gut daran, diese Fragen zu erläutern und zu klären, statt eine Kampagne gegen Journalisten und freie Berichtsterstattung initiieren zu wollen. Zum anderen hofft man wohl, auch Fragen der eigenen Mitglieder – nicht alle werden sich im Kontext der Muslimbrüder und anderer Islamisten sehen wollen – nicht beantworten zu müssen. Da ist es einfacher, das als böswilliges Problem von außen, als unberechtigten Angriff auf Muslime im Allgemeinen umzudeuten. Der gängige Opferdiskurs wird nicht nur benutzt, sondern ausgebaut. Schließlich war es der DIV, der genau die Kommunikation in mindestens einem Fall nachweislich verweigerte.
Man kann jedoch auch die Art der Reaktionen als Antworten deuten: Der DIV lehnt es ab, sich von extremistisch beeinflussten Mitgliedern zu distanzieren. Damit stellt sich der Verband klar hinter Islamisten und es ist die Frage berechtigt, ob mit dieser Haltung nicht der gesamte Verband unter Beobachtung gestellt werden sollte. Das muss die Zukunft zeigen. Deutlich wurde jedoch schon, dass bei diesem Ausmaß an verschobener Selbstwahrnehmung, Neigung zu Unwahrheiten und Verdrehungen es sehr schwierig ist, den DIV als überhaupt als Gesprächspartner ernst zu nehmen.
Die angemessene Reaktion, nämlich die zurückgewiesenen Fragen nachträglich wahrheitsgemäß zu beantworten, also als Gesprächspartner zu kooperieren, wird dem Anschein nach nicht einmal ansatzweise in Betracht gezogen. Das aber wäre der einzige Weg, der nicht in weiterer Selbstentblößung und -diskreditierung mündete.
Eine solche Reaktion sollte auch „Demokratie leben“ und anderen Projektpartnern zu denken geben: Wer die Medien derart herabsetzt, Unwahres erzählt, Nebenschauplätze eröffnet, wird diese Linie auch gegenüber Jugendlichen vertreten und die schon breit vorhandene und vorurteilsbehaftete Ablehnung seriöser Medien eher verstärken. Seriös und glaubwürdig definiert sich nach DIV offenkundig nicht danach, ob es objektive Gründe und berechtigte Informationsansprüche gibt, sondern ob es einer eigenen Agenda nützt. Die scheint dann auch im Gesamtverband sehr viel näher an den Islamisten als an „Demokratie leben“. Das erscheint als Demokratie unter Agenda-Vorbehalt und nur vorgeblich, so lange eine solche Vorspiegelung nützlich wirkt. In dieser Causa entpuppt sich die Grundhaltung.
Wer derart auf den Opferdiskurs fixiert ist, mangelnden Respekt schon vor sachlichen Nachfragen hat, derart intransparent bleiben will, wird auch in der Präventionsarbeit dort nicht differenzieren wollen: Wer Islamisten unter den Mitgliedern derart unsachlich nach außen verteidigt, wird ihnen wohl kaum Mittel vorenthalten.