Als vor einigen Tagen die Förderung des Deutsch-islamischen Vereinsverbandes e.V. (DIV) gestoppt wurde, war eines der interessanten Details der Meldung, dass das hessische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) nun neben dem „Europäischen Institut für Humanwissenschaften e.V.“ (EIHW) die Einrichtung “ Islamische Informations- und Serviceleistungen e.V.“ (IIS) klar „der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland e. V.“ (IGD) zuordnet. Der IIS ist Mitglied beim DIV:
„Außerdem gehört dem DIV der „Verein Islamische Informations- und Serviceleistungen e.V.“ (IIS) in Frankfurt an.
Der Verein wird vom LfV „der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland e. V. (IGD) zugeordnet“. Die IGD wiederum gilt als die mitgliederstärkste Organisation von Anhängern der Muslimbruderschaft in Deutschland.“
https://www.tagesschau.de/inland/bundesprogramm-islamisten-101.html
Das ist nicht nur für Frankfurt interessant, weil der IIS bestens vernetzt ist. Nicht nur in die Frankfurter Stadtgesellschaft, sondern auch mit weiteren Strukturen in Frankfurt und Hessen, die in einem weiteren Beitrag thematisiert werden.
In dem enger betroffenen Teil der Frankfurter Stadtgesellschaft scheint die Kunde, dass man jahrelang mit Verfassungsfeinden den Dialog führte, wenig beeindruckt zu haben. So mag sich der Islambeauftragte des Bistums Limburg, der Frankfurter Professor und Herr des „Hauses am Dom“, Dr. Joachim Valentin, der neuerdings gegenüber der DITIB den markigen Rote-Linien-Zieher gibt:
„Die Geduld kirchlicher und staatlicher Gesprächspartner, die die DITIB jahrelang mit viel Aufwand in die Rolle eines geschätzten Kooperationspartners gebracht haben, ist zu Ende.“
http://www.katholisch.de/aktuelles/standpunkt/ditib-muss-sich-entscheiden
zum IIS anscheinend nicht äußern und wird unwirsch:
„Valentin will sich nicht zu dem Extremismus-Verdacht äußern. Er sehe es nicht als seine Pflicht an, Gemeinden „auf ihre Verfassungsstreue zu überprüfen“.“
Interessanterweise wird über das IIS in dem folgenden Artikel gar nicht gesprochen, während Valentin „beim Europäischen Institut für Humanwissenschaften allerdings eine Grenze erreicht“ sieht:
Das mag daran liegen, dass die katholische Stadtkirche den IIS meiner Beobachtung nach, um in Dr. Valentins Diktion zu bleiben, „jahrelang mit viel Aufwand in die Rolle eines geschätzten Kooperationspartners gebracht“ hat*. Natürlich nicht ohne Helfer. Erheblich trug zum beklagenswerten Ist-Zustand auch das AmkA, das Amt für multikulturelle Angelegenheiten Frankfurt, bei. Noch vor 4 Wochen hat dessen Leiter, Dr. von Ungern-Sternberg, den DIV in einer öffentlichen Veranstaltung (28.06.) fast schon aggressiv verteidigt gegen Transparenz. Er verwahrte sich auch gegen Nachfragen, wie man denn mit solchen Partnern zusammenarbeiten könne. An diesem Abend konnten ca. 300 Zuhörer in der jüdischen Gemeinde Frankfurt lernen, dass der böse ist, der nachfragt und Transparenz haben möchte, mit welchen Verfassungsfeinden man denn kooperiert und warum. Das lenkte dann maximal von der Frage ab, wieso bei einem, in dessen Verband (als ZMD-Vorsitzender Hessen war der ehemalige DIV-Vorsitzende El Yazidi eingesprungen für Herrn Mazyek, der erkrankt war) auch der Graue Wölfe-Ableger ATIB sitzt, nicht dieses thematisiert wird. Ein Vertreter der Muslimbrüder und der ATIB – in der jüdischen Gemeinde Frankfurts dem Publikum als „normaler Muslim“ untergejubelt (die jüdische Gemeinde war wohl nicht ausreichend informiert durch eben solche Spielchen), das erfordert schon erhebliche Chuzpe. Oder man redet halt nicht drüber. Ginge es nach dem AmkA-Leiter wäre dies auch so geblieben.
An Warnungen, auch konkreten zu den weitergehend zuständigen Personen, u.a. Frau Dr. Brigitta Sassin, die ebenfalls Islambeauftragte des Bistums Limburg ist und in der Stadtkirche sitzt, hat es definitiv die letzten 2 Jahre nicht gemangelt. Das war also Absicht; es fragt sich nur, welche, und ob das Bistum Limburg oder die Stadt Frankfurt es tatsächlich so gut finden, wenn derart agiert wird. Auch Frau Ilona Klemens, die jahrelang Geschäftsführerin des „Rats der Religionen“ Frankfurt war, evangelische Pfarrerin ist und Dieter Heesemann, Mitgründer und Mitglied im Rat, wollen jetzt, nachdem diese Dinge einmal von der Presse aufgegriffen und damit laut gesagt wurden, nicht mehr so recht zu allem stehen. Sie haben den DIV – dessen Zusammensetzung sie kannten als langjährige Dialogführer – ja erst in die „Rolle eines geschätzten Kooperationspartners (Beirat!) gebracht“. Heesemann (aus dem Hessenschau-Beitrag):
„Die Vorwürfe wolle er „zu gegebener Zeit beantworten“. Die Fragen bezüglich der Moscheevereine erinnerten ihn allerdings an „inquisitorische Befragungen“. “
Eine Verfassung, die solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
Frau Klemens sieht (nunmehr) „einige Mitglieder des DIV kritisch“.
http://www.fr-online.de/frankfurt/radikalisierung-islamverband-in-der-kritik,1472798,34511036.html
Anscheinend nicht kritisch genug, um mal nicht nach außen hin den Testimonial abzugeben für problematische Vereine. Auch hier wird der IIS nicht konkret thematisiert. Das wäre bei linkem und rechtem Extremismus oder bei Scientology zu Recht undenkbar.
Der IIS selber äußert sich nach Presseangaben (s.o.) gar nicht zu den jüngeren Einstufungen, auch auf seiner Homepage kein Wort zu dem relevanten Umstand, dass die Einrichtung zur Muslimbruderschaft gehört und somit – natürlich – unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht.
Die Frage wird sein, inwieweit die ganzen Frankfurter Einrichtungen, die beim IIS vorbeischauten und die durch die Testimonials über die Grundausrichtung, mit wem man es zu tun hat, getäuscht wurden, diese Einstufung schon wahrnahmen. Wenn man den Bericht auf Tagesschau online und den einen Bericht in der Hessenschau nicht sah, ist man da nämlich weiterhin uninformiert und entscheidet evtl. nur nach den auf der Internetseite stolz vorgestellten „Referenzen“. Daher sei dieser Hessenschau-Beitrag noch einmal, insbesondere Frankfurtern, zur Verbreitung empfohlen:
http://hessenschau.de/tv-sendung/video-18834~_story-moscheedachverband-100.html
Der IIS macht nämlich so weiter, als sei in den letzten 4 Wochen gar nichts passiert:
„Der Weltladen der Moschee IIS e.V. wird am Freitag, den 05. August 2016, die „Tour de Fair“ willkommen heißen. “
https://www.iisev.de/news/die-tour-de-fair-macht-halt-im-iis/
Ob die Leute von der „Tour de fair“ wissen, wo sie da Halt machen?
Ziemlich unfair, mit solch verdeckten Karten zu spielen.
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* Natürlich hat – der Vollständigkeit halber erwähnt – der Herr Valentin das auch mit der Gülen-Bewegung gemacht. Jahrelang saß er im Beirat des Frankfurter FID e.V., bis er nach öffentlicher Kritik dieses Beiratsamt „ruhen“ ließ. Eine Nachfrage beim Bistum Limburg ergab, dass man dies prüfe. Das wird jetzt seit Februar 2014 geprüft.