Die „Osmanische Generation“ formiert sich

Neues Projekt von ATIB, DITIB und IGMG: „Young Ummah“

Die meisten Menschen assoziieren mit jungen Menschen Positives: Sie gelten als frisch und „unverdorben“, werden für offen, freundlich und friedlich gehalten.

So weit das Klischee, das ja auch oft zutrifft. Junge Menschen können jedoch auch schon – weil man ihnen wenig Wahl ließ oder sie Dinge noch nicht einordnen können – indoktriniert sein und dann besonders fanatisch. Man denke an die Pimpfe der Nationalsozialisten etwa oder die Roten Garden Maos. Totalitäre Regime phantasierten meist auch von einer neuen Generation, einem neuen Menschen, den der feste Glaube an die Ideologie leitet. Der „alte Mensch“ war dann meist der politische Gegner, dem der Kampf angesagt wurde.

Auf die Jugend war man also schon zu anderen Zeiten aus und versuchte, sie zu indoktrinieren, um sie dann maximal benutzen zu können. Das ist kein Phänomen zwangsläufig der Vergangenheit. Von Bubenheim bis zu britischen Hardcore-Fundamentalisten (Sabeel, Hizb ut Tahrir z.B.) wird der Traum einer islamischen Jugend geträumt, die sich vereinigt. Das ist jedoch nicht nur dieser islamistischen Richtung eigen, es gibt mehr Denkschulen, mal mehr, mal weniger nationalistisch in der Konnotation, die das imaginieren. Offen agiert man wenig martialisch, eher geschmeidig sich den Bedingungen und Gegebenheiten anpassend. Schließlich ist man in den meisten Ländern in der Minderheit. Den besonderen Schutz, den Minderheiten (zu Recht) in Europa genießen, weiß man aber für die politische Agenda geschickt zu nutzen: Die menschenfreundlichen Werte werden für wenig Humanes und Egalitäres nur benutzt.

Etwas, was sich seit einiger Zeit schon auf Portalen wie „Osmanische Generation“ abbildete, spielt sich nun auch im realen Leben ab: Eine Vereinigung zunächst der türkischstämmigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird betrieben. Man findet sich in einer Art neuem Jugend-Dachverband zusammen, der sich „Young Ummah“ nennt. Der Begriff ist in gewisser Weise gut gewählt, ermöglicht er doch weiteren Gruppierungen, sich anzuschließen, und er klingt zugleich nicht nach den fundamentalistischen jungen Muslimen (ATIB!), die das betreiben. Er klingt frisch und international. Der Name ist auf Zuwachse gehäkelt. Bestens geeignet also, um mit politisch Aktiven, potentiellen Fördermittelgebern oder auch der Presse Katz und Maus zu spielen.

Die drei Jugendverbände von ATIB, DITIB und IGMG machen also unter diesem Namen gemeinsame Sache.

Es bestehen bereits erste Ortsverbände, beispielhaft:

https://www.facebook.com/Young-Ummah-Dortmund-526752650865505/?pnref=story

Der Herr Celebi von der ATIB (mittlerweile Stellvertreter Mazyeks) hatte dann schon einmal einen kleinen Motivationsbeitrag geliefert:

[Man beachte auch den Hinweis „Essen und Teerunde mit den Brüdern„: Da werden gleich Nägel mit Köpfen gemacht und die Frauen bei dieser Veranstaltung von vornherein ausgeschlossen.]

Bereits im April hatte weitgehend unbemerkt ein großer und ausgewählt besetzter Kongress stattgefunden, der von „Young Ummah“ beworben wurde. Immerhin bot man u.a. einen hochrangigen Dyanet-Vertreter auf (Dr. Ekrem Keles):

 

Nur damit man eine Größenordnung hat: Das fand im Kuppelsaal im HCC statt, in den über 3500 Personen passen:

http://www.hcc.de/de/veranstalter/raumuebersicht/kuppelsaal/

[Update 24.02.2016: Das zugehörende Internet-Angebot wurde entfernt. Daher wurde auch der link auf Wunsch entfernt.]

 

Schon alleine der Umstand, dass man bei der DITIB-Jugend und damit auch der DITIB allgemein keine Berührungsängste mehr zu den Verbänden hat, die zumindest länderweise noch unter Beobachtung stehen, zeigt eine grundlegende Missachtung. Das offenbart, in welche Richtung man denkt. Diese „Kleinlichkeiten“ wie Abstand zu Organisationen, bei denen schon klar ist, dass sie die verfassungsmäßige Ordnung unterordnen, spielen aktuell keine Rolle mehr. Man denkt groß und größer. Die (turanischen) Vereinigungs- und Großmachtphantasien sind stärker als alles. Diese drei Verbände zusammen stellen einen relevanten Anteil hier lebender Türkischstämmiger. Damit hat man einen Grund gelegt, den man auszubauen gedenkt.

So „gnädig“ wäre man denn unter osmanischer turanischer Vormacht:

 

Das zieht dann die Linie. Man meint es ernst mit der Abgrenzung zuallererst zu den Nichtmuslimen hierzulande, die notwendigerweise dann keine Brüder dieser Art sein können. Der erwünschte „neue Mensch“ ist der männliche Muslim.

Die Abgrenzung erfolgte also schon lange vor Armenien-Abstimmung, Böhmermann und anderen Verstimmungen. Man hatte das vor und die genannten Dinge haben nur den hochwillkommenden Anlass geliefert, diese Abgrenzung auch öffentlich zu zelebrieren.

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