Über wohlmeinende, aber auch hilflose und nicht zielführende Ansätze
Zu der Identitätsbildung junger Muslime waren bereits Überlegungen angestellt worden:
https://vunv1863.wordpress.com/2015/09/19/ummahgenese/
https://vunv1863.wordpress.com/2015/11/26/ummahgenese-ii/
Es gibt mittlerweile an vielen Orten Projekte, die sich der Jugendarbeit speziell für junge Muslime widmen sollen und die auch aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Oftmals sind dies Projekte, die Konstruktionen wie „Islamophobie“ im Fokus haben. Einmal davon abgesehen, dass „Islamophobie“ ein willentlich diffuser Kampfbegriff der Muslimbruderschaft ist, um auch statthafte Ideologiekritik argumentfrei abzutun und die eigenen Handlungen nicht hinterfragbar zu machen, wird dort das Augenmerk auf eine falsche Spur gebracht. Wird jegliche Kritik an konkreten Haltungen bereits in den bösen Ruch inakzeptablen antimuslimischen Ressentiments gerückt, so stellt man die Person vor die Ideologie. Man ist nicht nur zuerst Muslim in der Identität, sondern hat auch noch die Position inne, dass diese Sicht auch nicht hinterfragbar ist. Nicht einmal von einem selber. Das verhindert schon in der Eigenbetrachtung Reflexion, weil das Hinterfragen so an die eigene Identität (so man sich erst einmal so definiert hat) geht. Kritik an der Ideologie wird als persönliche Abwertung umgedeutet. Da fehlt es dann nur noch an jenem, der vorgibt, was der einzig wahre, der einzig richtige Islam sei. Da wiederum hilft die Muslimbruderschaft gerne aus.
Viele dieser Projekte sollen eigentlich der Prävention gegen Islamismus dienen. Als Beispiel schaue man sich einmal die Projektseiten des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ an und einige der dort geförderten Modellprojekte (es sind auch etliche gute dabei, aber halt nicht nur):
https://www.demokratie-leben.de/mp_modellprojekte-zur-radikalisierungspraevention.html
Es gibt viele weitere Projekte übers Land. Sehr viele von ihnen nutzen auch das magische neue Wort „Empowerment“. Damit ist Selbstermächtigung, Stärkung der eigenen Fähigkeiten gemeint. Daran wäre zunächst nichts Schlechtes, wenn, ja wenn „Empowerment“ nicht auch genau angeschaut werden müsste: Wie definieren sich die jungen Menschen, an die sich das richtet, selbst? Definieren sie sich als junge Menschen allgemein oder zunächst als Muslime? Welche Befähigungen sollen in welchen Kontexten gestärkt werden? Da mit diesem Ansatz Islamismus-Prävention gemacht werden soll, richtet sich das notwendigerweise vornehmlich an junge Muslime. Wird nun dieser Identitätsaspekt übermäßig zentriert, wird also Muslim-Sein als Identitätskern definiert, wird mehr versucht in einer Weise zu arbeiten, die über Islamismus kaum mehr reden lässt. Es geht nämlich plötzlich nicht mehr um Islamismus, also das, was in der eigenen Community schief läuft, sondern um das Bild, das die Mehrheitsgesellschaft hat, um Zuschreibungen. Den Schein, nicht das Sein. Dieses öffentliche Bild in der Mehrheitsgesellschaft wird von den negativen Schlagzeilen dominiert, die terroristische und islamistische Aktivitäten – ganz normal – nach sich ziehen. Es gibt auch viele andere Berichte, aber die sind nicht so vorherrschend. Das wäre bei Nazis nicht anders und auch bei den Ultralinken nicht.
Das überwiegend bearbeitete Problem sind also dann nicht mehr die Handlungen an sich, die werden rasch abgetan, sondern ihre mediale Aufbereitung. Das wird auch so verkauft und so wundert es nicht, dass die konservativen bis islamistischen Verbände, die Zugang zu höchsten Regierungskreisen haben, mit ihrer Forderung nach anderer medialer Wahrnehmung Gehör finden. Über jahrelange Lobbyarbeit hat man allerlei Entscheidern suggeriert, dass Muslime immer diskriminiert und marginalisiert würden. Das kommt vor, ja. Das ist inakzeptabel, ja. Aber es kommt nicht in der Breite Weiterlesen