In Darmstadt nichts neues

Darmstädter Befindlichkeitstörungen

Eine Meinung

In Darmstadt waren die letzten Wochen hinsichtlich der islamistischen Szene jenseits der Durchsuchungen mehrere Vorgänge bemerkenswert. Zum einen wurde dem Verein Nour Energy e.V. der bereits zugesagte Preis eines Energieversorgers aberkannt:

http://hessenschau.de/gesellschaft/entega-verweigert-muslischem-verein-energiepreis-,nourenergy-100.html

Nour Energy beklagte sich auf seiner fb-Seite bitterlich über den Vorgang:

Es ist sicherlich ein bedauernswerter Umstand, wenn sich ein Unternehmen bereits durch einen nicht belegbaren Vorwurf genötigt sieht, einem Verein den Preis abzuerkennen. Aber es zeigt, wie schnell sich in diesen postfaktischen Zeiten auch vermeintlich unzutreffende Meldungen viral im Netz verbreiten.

Update 18.02.2017: Das wurde möglicherweise entfernt. Das schadet aber nicht:

nour-energy-ss-170218

Link zum Volltext:

http://www.nour-energy.com/ueber-uns/nachhaltige-projekte-warten-auf-uns/

[Über die selbst gestellte sprachliche Falle „vermeintlich unzutreffend“ gehe ich jetzt einmal hinweg – man kann sie aber auch als Freudsche Fehlleistung sehen.]

Keine validen und verifizierbaren Vorwürfe? Postfaktisch? Andere? Ach.

Das ist recht ambitioniert. Welche sollen die nicht belegbaren Vorwürfe sein? Die gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Bilal-Zentrum haben stattgefunden. Nachweislich. Aber die Linie ist auch nicht so ganz neu, denn Nour-Energy scheint ein recht nutzenorientiertes Verhältnis zur Realität zu haben. Aus dem HR-Bericht:

Auf seiner Homepage hatte sich NourEnergy bis vor kurzem auch noch als Projektpartner der Bundesregierung bei einem Projekt in Marokko dargestellt. Dabei geht es um die Ausstattung von 600 Moscheen mit Solardächern. Auf Anfrage bewertet die zuständige Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): „Die Darstellung der Zusammenarbeit zwischen der GIZ und NourEnergy auf der Webseite des Vereins ist irreführend“.“

Über das ostentative Erstaunen hinsichtlich der Einbindungen des Bilalzentrums kann man sich auch nur wundern. Schließlich holte man bekannte muslimbrudernahe Institutionen und Personen zum 5-jährigen Bestehen und machte auch sonst so manche gemeinsame Veranstaltung. Da können fremde Einschätzungen schon mal wundern, nahm man doch diese Dinge wie die Einbindungen anscheinend als normal wahr. Der Flyer:

Klicke, um auf Flyer-NE-Tagung-2015.pdf zuzugreifen

Johari und Fadil sind bei „Vereint im Islam“, dem Referentenpool einer muslimbrudernahen Einrichtung. Der Herr Adam ist vom Bilal-Verein, der nach dem HR als „Anlaufstelle von Islamisten“ gilt. Im Kontext noch mal hier:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/10/12/erneuerbarer-islamismus/

Das ist das Faktische.

Beim Darmstädter Verein Islamic Care e.V. wiederum beklagt man sich auch bitterst – über die Berichterstattung im Echo:

http://www.echo-online.de/lokales/rhein-main/gefaehrliche-freundschaften-islamisten-im-rhein-main-gebiet-kooperieren_17668146.htm

Dieser Artikel deckt sich mit hiesigen Recherchen:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/02/05/vernetzungen-darmstadt-offenbach/

Islamic Care hingegen findet das unfair. Geht gar nicht, dass man sich in die Öffentlichkeit begibt und dann auch mal keine guten Kritiken oder Extralob bekommt, auch wenn man Hassprediger einläd oder unter Beobachtung steht. Das scheint man anders gewohnt (sich das anders zu wünschen ist ja unbenommen):

 

Die wiederholte Ladung von Hasspredigern bleibt unerwähnt, auch eine wahrheitsgemäße Zuordnung des Herrn Ciftci. Nur Samariter weit und breit.

Diese Vorgänge, explizit die, die Nour Energy betreffen, aber auch das unter Beobachtung stehende Bilal-Zentrum, haben nun eifrige, aber selbstbekennend ahnungslose Helfer auf den Plan gerufen. Man stand jahrelang in Kontakt, merkte aber trotzdem nichts, weil man anscheinend nur ganz allgemein ein wenig menschelte (wogegen ja im Grunde nichts zu sagen wäre, würde man da differenzieren). Die aktuellen Vorgänge nimmt nämlich der „Interreligiöse Arbeitskreis Darmstadt“ zum Anlass, um sich vor die „lieben Kinder“* zu stellen. Vor allem kirchlich konnotiert ist man der Meinung, alles besser zu wissen, denn man befundet, das sei alles „ungerechtfertigt“:

Auf die ungerechtfertigte Aberkennung reagiert der interreligiöse Arbeitskreis Darmstadt in Form eines offenen Briefs.

https://asylkreis-darmstadt.de/2017/02/offener-brief-zu-der-aberkennung-des-entega-vereinspreises-2016-an-nourenergy/

Aus dem offenen Brief:

Konkretes Fehlverhalten des BILAL-Zentrums ist nicht bekannt. So sehr wir den Staat dabei unterstützen, seine Bürger vor Extremismus und Terrorismus zu schützen, so wichtig ist uns aber auch der Dialog mit Bürgern muslimischen Glaubens, die den Rechtstaat achten. Wie wollen wir Menschen aus anderen Kulturen für unsere Verfassung begeistern, wenn wir das Grundgesetz missachten? Im Rechtsaat gilt die Unschuldsvermutung – so lange bis das Gegenteil bewiesen ist. Die Aberkennung des Entega-Vereinspreises aufgrund von Gerüchten zerstört Vertrauen und sollte deshalb zurückgenommen werden. Wir fordern dazu auf, auch weiterhin ‚kleine Pflänzchen‘ wie NourEnergy eV oder das BILAL-Zentrum zu „pflegen“ und den Dialog mit dem Islam zu fördern.

Klicke, um auf 17-NourEnergy-Offener-Brief_-2.pdf zuzugreifen

Die Verfasser sollten vielleicht erst einmal definieren, was für sie ein konkretes Fehlverhalten wäre.
Die Anlässe für Beobachtung durch den Verfassungsschutz sind es wohl nicht. Auch nicht, dass man über die GIZ irreführte oder Muslimbrüder lud. All das wird nicht erwähnt. Vor den Augen der Stadtgesellschaft wird ganz reingewaschen. Man hilft den Dialogpartnern also nicht, ihre Problemzonen zu erkennen und zu bearbeiten (was ihnen, zumindest den Gutwiilligen, dringend zu wünschen wäre), sondern definiert die einfach weg und macht das zum Problem des Verfassungsschutzes. Eine Dialogrunde als Erfüllungsgehilfen der Opferdiskurses.

Frau Müller-Ahlheim benutzt Begriffe, mit denen sie frei jongliert. Sie wähnt Verfassungsfeinde beim Verfassungsschutz und im Landtag („wenn wir das Grundgesetz missachten“) und entscheidet selber, wodurch das GG geachtet oder missachtet wird. Da ist ihr halt beim Schnittchenessen nichts aufgefallen, dann muss es ja so sein. Dann noch der sachfremde Einwurf aus dem Strafrecht. Obwohl sie natürlich gleichzeitig schreibt, dass sie nichts weiß. Dass das geprüft, aber nicht unbedingt IHR PERSÖNLICH offen gelegt wird, kann sie sich sichtlich nicht vorstellen. Dass andere ihre Wertungen vielleicht nicht teilen und auf den Verfassungsschutz vertrauen, passt auch nicht in ihren Kopf. Da geht vieles durcheinander, Ideen, Begriffe, guter Willen, ungenügendes Wissen usw. Dass unter dem Schutz der Religionsfreiheit unsere Verfassungswerte bedroht werden, das ist dann wohl zu schwierig. Zur Klärung: Eine Religion muss zwar nicht verfassungskonform sein, sie kann sogar gegen die Völkerverständigung sein oder andere aus moderner Sicht problematische Inhalte aufweisen; wenn das jedoch in konkretes Wirken von Vereinen und Strukturen umgesetzt wird, können diese unter Beobachtung kommen oder verboten werden.

Ganz ähnlich wie in anderen Kommunen stellt sich also auch in Darmstadt die Dialogrunde gegen den Verfassungsschutz, macht Stimmung gegen Fakten, wirft Straf- und Verfassungsrecht durcheinander. Argumentationen dieser Art wurden in sehr ähnlicher Tonalität z.B. schon in Frankfurt, Marburg und Dietzenbach vernommen: Man stellte sich auf die Seite von Islamisten, immer in einem jammernden, anklagenden Ton, der erwachsene potentielle Verfassungsfeinde der Mehrheitsgesellschaft als verfolgte Unschuld präsentierte. Man wüsste nichts über Fehlverhalten, das ist bis in die Bekundung der eigenen Unwissenheit sprachlich ziemlich identisch. Was geht in diesen Personen nur vor? Sie bekennen offen, nichts zu wissen und aus dieser Unkenntnis leiten sie ab, dass die Vorwürfe aus Wiesbaden, von Staats- und Verfassungsschutz, falsch sein müssten. Dass die Landtags-Gremien, die das prüfen, falsch liegen, suggerieren sie, ja, damit auch Böses im Schilde führen, im Grunde gleich mit. Man kann das auch mal umkehren: Welches Problem haben die hessischen Kirchenfunktionäre eigentlich mit dem Verfassungsschutz und den Landtags-Gremien, dass sie da so durchgängig immer die andere Seite wählen? Das kann doch kein Vertun mehr sein. Damit man recht versteht: Kritik kann man immer üben. Aber doch bitte nicht nur bewaffnet mit dem eigenen Nichtwissen. So ist das nämlich keine Kritik, sondern Esoterik.

RICK MORANIS (left) stars in this musical about an alien man-eating plant called Audrey. Copyright: Channel 5 Broadcasting Free for editorial press and listings use in connection with the current broadcast of Channel 5 Programmes only. This image may be reproduced with written consent of Channel 5. Not for any form of advertising, internet use or in connection with the sale of any product. Please note that this image may ONLY be reproduced with the written consent of Channel 5.

Akteur bei einer späten Artbestimmung einer falschen, ehemals kleinen Pflanze Bild: http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-2124440/The-Mousetrap-Flesh-eating-plant-grows-5-metres-high-dines-rodents.html

Von vielen Personen ist den Kirchen auch nichts bekannt, weil Glauben ihr Geschäft ist und nicht die Aufdeckung von Fakten. Wie man sich hinstellen kann und mit dem Brustton des Aufklärers und des wahrhaft Guten erklären, dass man zwar nichts wisse, man aber von der einen Seite selbstverständlich Gutes annehme, weil man sich gelegentlich traf, ist absurd. So manche Dialogrunden scheinen nicht die roten Linien unseres Gemeinwesens mitzutragen, sondern scheinen sich als Anwalt auch von Islamisten zu verstehen, die sie als Muslime bezeichnen – mit normalen Muslimen scheinen diese Damen und Herren wenig Kontakt zu haben, wenn für sie alles verschwimmt und sie da nicht über ausreichend feines Unterscheidungsvermögen verfügen.

Das geht auch von der narzisstischen Eigenüberhöhung aus, man selber könne niemals getäuscht werden. Das allerdings dachten die Einkäufer mancher Heizdecken oder Opfer des Enkeltricks von sich auch. Absolut jeder Mensch kann sich täuschen oder getäuscht werden, die Zeitspanne ist allerdings individuell verschieden. Diese Eitelkeit ist der Beginn des Übels. Man sollte bitteschön beim Glauben bleiben und nicht so tun, als habe man auch ohne Fakten bessere Einsichten und Bewertungen als alle anderen MIT Fakten. Die Auseinandersetzung mit den – vielfach frei verfügbaren – Fakten fehlt nämlich völlig. Was genau wollen die Unterzeichner eigentlich? Um jeden Preis das Gute im Menschen auffinden, in jedem Menschen? Kann man tun. Mit dieser Methode findet man dann aber halt nur Österreicher, die Schäferhunde mögen.

Den Vogel schießen diese ehrenwerten Dialogspezialisten, die vor allem das Gemeinsame auffinden wollen und nicht das Trennende, aber mit der Überschrift ab:

„Kleine Pflanze mit Füßen getreten“

Wie aus dem Lehrbuch. „Pathos für Rabulisten“.

Die Art der Pflanze scheint nicht zu interessieren. Man spricht nicht wirklich über das Trennende und man ist auch nicht am Hintergrund interessiert, schließlich ist ja alles noch klein und niedlich. Wer nach Jahren des Dialogs den anderen nicht kennt, sollte seine Methode des Kennenlernens überprüfen. Oder den Realitätsgehalt seiner öffentlichen Stellungnahmen. Alternativ ergibt sich die prinzipielle Frage: Hält man die Muslimbrüder zum Beispiel WIRKLICH für unproblematisch? Ist den Damen und Herren langweilig? Haben sie keine anderen Muslime parat, denen sie nicht zuhören? Kann man helfen?** Es reicht offenkundig, dass die Struktur als klein, niedlich und exotisch empfunden und dargestellt werden kann. Der unerträgliche Paternalismus scheint den Handelnden gar nicht klar. Hätte man ebenso liebevolle pflegerische Gefühle für einen putzigen Ableger von Scientology? Wohl kaum, da fehlt ja die postkoloniale Freude an der Exotik – oder die potentielle, aber imaginierte Nützlichkeit einer gemeinsamen Linie gegen die Mehrheitsgesellschaft.

Auch diesem Gremium ist dringend anzuraten, sich zu informieren. Nicht bei den „lieben Kindern“, sondern in Wiesbaden oder bei anderen, die Informationen haben. Also bei den Fachleuten, denen sie – ohne Belege wieder einmal – Finsteres und Böses unterstellen. Bei den Heizdecken kaufen sie ja auch das Heft von der Stiftung Warentest.

 

 

 

* Ich bitte die infantilisierende Diktion zu entschuldigen, aber das nimmt die Vorgabe des Arbeitskreises auf – kleine Pflänzchen sollen je gerade den Baby-Bonus aktivieren.

** Ich würde mir wirklich wünschen, dass diese Dialoge einmal durch echtes Zuhören und Hintergrundinformationen getragen würden. Echtes Zuhören bei real existierenden vielen freundlichen Muslimen und nicht irgendwelchen fragwürdigen Lobby-Gruppen.

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