Bin Bayyah: Business as usual

In den letzten Tagen gab es Presseberichte, in denen Prof. Dr. Fuess (wohl immer nur dieser) von der Marburger Universität Abdallah bin Bayyah für die Öffentlichkeit einschätzte. Der Zweck der Übung war wohl, den Besuch einer Konferenz in Abu Dhabi als harmloses Privatvergnügen von bildungsbeflissenen jungen Muslimen darzustellen:

Der islamische Geistliche war ursprünglich einmal den Muslimbrüdern zugerechnet worden. Manchen gilt er deshalb immer noch als verdächtigt. Doch er ist auch einer der einflussreichsten Rechtsgelehrten in der islamischen Welt.

Ibn Baiya gehöre einer konservativen Denkrichtung an, so Islamwissenschaftler Fuess. Extremistisch sei er nicht.

http://www.main-spitze.de/politik/hessen/hessen-wiesbaden-vpn-praevention-extremismus-islamismus-deradikalisierung_17735879.htm

Das wurde nahezu textgleich in verschiedenen Zeitungen der Gruppe berichtet.

Zu Prof. Fuess muss man allerdings wissen, dass er langjährig auch unter Verfassungsschutz-beobachtung stehende Muslimbruder-Einrichtungen für gänzlich harmlos hält. Das dürfte wohl eine Mindermeinung sein. Für so harmlos immerhin, dass er in einem Förderverein als dessen Präsident sogar Gelder für diesen Verein sammelte:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/11/26/marburg-eine-stadt-liebt-die-muslimbrueder-ii/

Auch die Muslimbruderschaft als Ganzes hält er für harmlos, wie er bei einer öffentlichen Veranstaltung im letzten Oktober* einem staunenden Publikum erzählte und auch bei Nachfragen darauf beharrte. Das dürfte wohl auch Mindermeinung sein.

Nicht jede Mindermeinung muss falsch sein. Aber viele halt schon, wenn sie erheblich von der üblichen Meinung von Personen abweichen, die sich mit dem Gegenstand beschäftigen, oder wenn so interessengeleitet erscheinen, dass sie zu Ergebnissen kommen, die nicht mehr vertretbar sind. Wenn also jemand wie Prof. Fuess, der einen unter Verfassungsschutzbeobachtung stehenden Verein aktiv unterstützt, Verdachtsmomente gegen eine Person abtut der gleichen fundamentalistischen Richtung, dann ist das meiner Ansicht nach ungefähr so gehaltvoll wie der Persilschein einer Person, die Reichsbürger z.B. aktiv unterstützt für die NPD.

Es wundert also daher wenig, wenn jemand mit einem anscheinend so ausgeprägten und selektiven Bedürfnis, für eine wohl völlig, völlig missverstandene Gruppe den Leumundszeugen zu geben, auch hochrangige Vertreter für harmlos ausgibt, die in fundamentalistischen bis extremistischen Gremien so mitmachen.

Schließlich sind das ja die Ober-Harmlosen.

Aber auch das ist meiner Ansicht nach Mindermeinung, wenn man sich die Art der aktuellen (!) Betätigungen bin Bayyahs anschaut.

Der Herr bin Bayyah, dessen Marketing in Deutschland für den westlichen Geschmack wunderbar zielgruppengerecht gestaltet ist mit vielen bunten Bildchen und vielen, vielen weisen Sprüchen, halt so Dalai Lama-mäßig, nimmt nämlich an Fachtagungen teil. Fachtagungen von Extremisten. Auch von Muslimbruder-Extremisten, aber auch anderen Ultras. Dort geht es weniger bunt und kindlich und weniger für den westlichen Geschmack erbaulich zu, sondern mehr knallhart fundamentalistisch. Dinge, die einen demokratischen Europäer bereits in Schnappatmung verfallen lassen, gelten dort als kühn modernistisch und deswegen indiskutabel.

Über dieses Gremium für Europa in dem bin Bayyah wohl seit langem mit Muslimbruder- und anderen Hardlinern sitzt, war schon berichtet worden:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/12/muslimbrueder-einmal-dublin-und-zurueck/

Zur Zeit tagt ein anderes Komitee in Mekka. Dieses Komitee schloß seinerzeit übrigens die Ahmadiyya aus der Gemeinschaft der Sunniten aus – eine der Ursachen, die heute für ihre Verfolgung mancherorts als Herleitung hergenommen werden. Die Muslim World League:

 

Zur Einordnung:

„The NGO was funded by the Saudi government from its inception in 1962, with that contribution growing to approximately $13 million by 1980. Because of the Saudi funding, the League is widely regarded as promoting Wahhabism. […] The organization funds the construction of mosques, financial reliefs for Muslims afflicted by natural disasters, the distribution of copies of the Quran, and political tracts on Muslim minority groups. The League says that they reject all acts of violence and promote dialogue with the people of other cultures, within their understanding of Sharia, but they are no strangers to controversy, having been the subject of several ongoing counterterrorism investigations in the U.S. related to Hamas, al Qaeda and other terrorist groups.Weiterlesen