Offenbach: „Übernahme“ gescheitert

Nachbetrachtungen zur Beteiligung des FNO an der OB-Wahl in Offenbach

Eine Meinung

Der Offenbacher OB-Kandidat Muhsin Senol und seine Einbindungen waren hier schon thematisiert worden:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/07/13/forum-neues-offenbach-ob-kandidat-ueberrascht/

Nach etlichen Artikeln, die sich eher oberflächlich mit den Kandidaten beschäftigt hatten, hatte die Frankfurter Rundschau die „zweifelhaften Verbindungen“ des Kandidaten Senol aufgegriffen:

http://www.fr.de/rhein-main/alle-gemeinden/offenbach/ob-wahl-in-offenbach-zweifelhafte-verbindungen-eines-ob-kandidaten-a-1347145

Senol, Kandidat und Fraktionsvorsitzender des Forum Neues Offenbach, hatte mit einem Kommentar unter dem online-Beitrag reagiert. Darin wurde jedoch nichts zu den Vorhalten ausgeführt, sondern lediglich versucht, die Person der Vorbringenden und das Medium herabzusetzen. Nun wären die Offenbacher Wähler sicherlich interessierter gewesen, von Senol z.B. zu erfahren, wie es sich mit seiner UETD-Betätigung verhielt und wie er zu Erdogan bzw. der ATIB (einer Organisation aus dem Graue Wölfe Spektrum) steht. All das war ja von der Journalistin nachgeprüft worden und ist belegt.

Die Wahl schloß für ihn nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis mit 3,3 % der Stimmen. Senol war von wesentlich mehr ausgegangen, s.u.. Seine Vorstellung war dabei, dass sehr viele Offenbacher Mitbürger einen Migrationshintergrund haben. Dass diese Bürger jedoch nach politischen Individual-Vorstellungen und -Interessen, nicht jedoch kollektivistisch nach Migrationshintergrund ihre Wahlentscheidung treffen würden, schien ihm wohl nicht einleuchtend. Aus dieser Sicht scheint ein einfach strukturiertes Gesellschaftsbild, das Menschen, Wähler in Autochthone und persönlich oder in der Familiengeschichte Zugewanderte unterteilt. Die Interessen von Menschen mit Migrationshintergrund sind jedoch vielfältig und ihr Migrationshintergrund ist meist nur eines von mehreren Merkmalen, Aspekten, über die sie ihre Identität definieren. Menschen, die sich selber auf ihre Herkunft oder ihr „Anderssein“ reduzieren (lassen), sind (glücklicherweise) nicht so stark vertreten wie jene, die eben jenes eigene „Anderssein“ nicht so stark zentrieren und stärker die Gemeinsamkeiten sehen. Die Offenbacher Wähler denken mehrheitlich nicht in Kategorien wie „die“ und „wir“, nicht in schwarz und weiß, sondern in vielen, vielen selbstgewählten Abstufungen.

Wie er in einer neuen Erklärung ausführt, ruft er nun zur Wahl eines Kandidaten auf. Das steht ihm natürlich frei:

 

Inhaltlich bemerkenswert an dieser Stellungnahme ist, dass ausschließlich auf persönliche Merkmale und machtpolitische Erwägungen Bezug genommen wird. Warum die Wähler Senols den einen Kandidaten bevorzugen sollten, wird nicht klar: Kein inhaltlicher Punkt, keine politische Übereinstimmung wird angeführt. Diese Stellungnahme projiziert autoritäres Denken auf die potentiellen Wähler (auch das steht selbstredend frei).

Interessant ist dabei aber auch, dass die SPD Offenbach schon einmal einem Versuch widerstand, sich von Senol unter Druck setzen zu lassen. Im Jahr 2010, also vor der vorletzten Kommunalwahl, traten mehrere Personen, darunter Senol, auf den Vorstand der SPD zu und begehrten aussichtsreiche Listenplätze. Teilweise ohne Mitglied zu sein und fast ausschließlich, ohne parteiübliche Arbeit geleistet zu haben. Diesem Ansinnen wurde mit den Worten „gebt uns gute Listenplätze oder wir gründen etwas eigenes und dann übernehmen wir Offenbach“ (sinngemäß) vermeintlich Nachdruck verliehen. Die SPD Offenbach ließ sich nicht nötigen. Jede Person mit Migrationshintergrund hat ihre Chance, teilzuhaben und mitzumachen. Sie kann sich vielfach betätigen und einbringen. Der Vorsitzende des Offenbacher Ausländerbeirats ist in der SPD-Fraktion des Stadtparlaments, der Bundestagskandidat hat einen Migrationshintergrund. Autoritäres Gebaren aber hat keinen Platz in der Partei und schon gar nicht lässt man Listenplätze „übernehmen“, um dann stehend auf den Schultern dieser altehrwürdigen Partei die Stadt zu „übernehmen“. Solche Haltungen und Forderungen passen sehr viel besser zu einer Organisation wie der UETD. Das Forum Neues Offenbach wurde danach gegründet. 2011 wurde ein Listenplatz errungen, 2016 ein zweiter (was den Fraktionsstatus des FNO begründete).

Es erscheint möglich, dass auch dieses Mal im Vorfeld derartige Gespräche erfolgten. Aber eigentlich ist das Schnee von gestern: Die „Übernahme“ von Offenbach ist auf jeden Fall ein weiteres Mal gescheitert. Und so, wie die Offenbacher erscheinen, werden sie sich nach den persönlichen inhaltlichen Interessen und Vorlieben entscheiden. Wenn sie den Herrn Freier wählen mögen, werden sie das tun. Wenn sie den Herrn Schwenke wählen mögen, werden sie das tun. Aber aus eigener Entscheidung und nicht weil ein „Babo“ das vorgibt. Und das ist auch sehr, sehr gut so.

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