Beispiele zu Koranschulen
Eine Befragung unter Schülern muslimischer Eltern sorgt aktuell für Debatten:
„Die Auswertung ergab: Jeder Dritte (29,9 Prozent) der muslimischen Schüler, die Angaben machten, kann sich „gut vorstellen, selbst für den Islam zu kämpfen und mein Leben zu riskieren“. Der Aussage „Die islamischen Gesetze der Scharia, nach denen zum Beispiel Ehebruch oder Homosexualität hart bestraft werden, sind viel besser als die deutschen Gesetze“ stimmten 27,4 Prozent zu.“
Erstaunlich ist daran die öffentlich artikulierte Verwunderung.
Diese Zustimmungswerte zu extremistischen Haltungen decken sich etwa mit den Zahlen, wie sie nicht nur in Münster (im Artikel erwähnt) erhoben wurden, sondern auch durch das BMI oder Koopmans gefunden wurden. Aus der Studie „Muslime in Deutschland“ von 2007, S. 180:
Dass diese Werte nach 10 Jahren kaum geringer liegen dürften, gleiche Befragungskriterien angenommen, dürfte auch daran liegen, dass seitens fundamentalistischer Vertreter massiv die legitimierenden Narrative propagiert werden. Da wird von Muslimen als den neuen Juden schwadroniert, da wird normale und sachlich durchaus angemessene Berichterstattung breit zur „Hetze“* umgedeutet usw. Wer Muslime ständig als Opfer zentriert, treibt genau solche Keile zwischen die Gesellschaft und Muslime, wie er es bei Kritikern (auch in der Vermischung abzulehnender antimuslimischer Haltungen mit statthafter Ideologiekritik: alles gleich…) anmahnt. Fundamentalistische Muslime und Feinde aller Muslime benennen stets nur die Täter der anderen Seite und die Opfer der eigenen. Daraus wird von Islamisten in den Verbänden eine allgemeine Verteidigungshaltung konstruiert, so dass sie den Boden für Extremisten pflügen und tüchtig düngen. Solche Haltungen werden auch über Koranschulen vermittelt.
Aus der gleichen Studie, S. 139 f.:
„Ein großer Anteil der Befragten (52,1%) hat in Kindheit und/oder Jugend eine Koranschule besucht. Inwieweit die Entwicklung der religiösen Orientierung durch den Besuch von Koranschulen beeinflusst wird, kann mit den vorliegenden Daten nicht abschließend beantwortet werden. Dazu wären längsschnittliche Untersuchungen erforderlich. Im Querschnitt zeigt sich, dass knapp über die Hälfte aller Besucher einer Koranschule fundamentale Orientierungen aufweist. Sofern keine Koranschule besucht wurde, liegt diese Rate bei etwa 30%. […] Die befragten Muslime messen der religiösen Unterweisung ihrer Kinder eine hohe Bedeutung zu. So sprechen sich insgesamt 69,7% für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache an Schulen aus. 67,7% fordern die Einrichtung von mehr Korankursen (Koranschulen) für muslimische Kinder. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Meinungen der verschiedenen Gruppen religiöser Orientierungen. Nur bei den fundamental Orientierten war eine höhere Rate der Befürwortung von Korankursen im Vergleich zu einem deutschsprachigen Religionsunterricht zu erkennen. Alle übrigen Gruppen favorisieren stärker eine deutschsprachige Unterweisung der Kinder in ihrer Religion.“
Zahlen aus der 2007 Studie:
Eine der Ideen, die zum Forcieren des Islamunterrichts in öffentlichen Schulen führte, war, dass man damit etwas gegen die „Hinterhofmoscheen“ und fundamentalistische Koranschulen unternehme. Man ging z.B. davon aus, dass dann dieser Schulunterricht vielleicht die Koranschulen entbehrlich machen würde. Das war eine grobe Fehleinschätzung. Denn wenn vor Einführung des Islamunterrichts seitens fundamentalistischer Muslime das Argument war, dass man den Kindern religiöse Bildung vermitteln müsse, so ist nunmehr die Linie, dass man die Kinder, die den Unterricht an öffentlichen Schulen wahrnehmen, gegen diesen wappnen müsse. Inhaltlich werde an den Schulen nicht der richtige, der „wahre Islam“ gelehrt, da der Einfluß des Staates zu groß sei. Zudem wurde staatlicherseits die Vielfalt des Islam verkannt. Die Vorstellung, dass man einen Islamunterricht anbiete und dann die konservativen Muslime die religiöse Unterweisung der Kinder auch der eigenen Richtung und Auslegung ausschließlich diesem Unterricht überlassen werde, war eine irrige Annahme. Das wird als zusätzliches Angebot vielleicht angenommen, ansonsten wird verfahren wie vorher. Kennt man die Verschiedenheit der Strömungen, ist es offensichtlich, dass dieses Modell keine weitergehende Wirkung hat. Eine Art Rat, der sich zunächst auf gemeinsame Inhalte einigen muss, ist zwar zielführender, ist aber mit anderen Schwierigkeiten vergesellschaftet. Die Koranschulen werden also, wenn man da nicht aktiver vorgeht, erhalten bleiben.
Zu Koranschulen in Bangladesh, eine ergänzende Sicht, wie Koranschulen in anderen Ländern funktioneren:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/koranschulen-film-wo-kinderseelen-gebrochen-werden-a-692614.html
Und zu Koranschulen in Deutschland:
https://www.bayernkurier.de/inland/12484-moscheen-und-koranschulen-in-der-kritik/
Nachfolgend einige Beispiele aus Deutschland.
Bei fundamentalistischen schiitischen Muslimen kann man das so sehen:
Und die ganz Kleinen schon:
Das ist diese Gemeinschaft:
https://vunv1863.wordpress.com/2017/10/06/hizbollah-kinder-in-bremen/
Eine (sunnitische) Einrichtung in Offenbach als nächstes Beispiel. Die Moschee war länger bei der „Bilal Philips online university“ als „exam center“ gelistet. Im Jahr 2013 fand vor ihr ein Angriff auf ein SWR-Team statt. Die Moschee bietet Kurse, die jahrelang fortgesetzt werden und in denen (ihr) „wahrer Islam“ gelehrt wird:
„Aus diesem Grunde bieten wir neben dem Quranunterricht auch andere Fächer, wie Gebet, Fiqh, Aqa-id, Akhlaq und Geschichte an. Speziell hierzulande ist es wichtig, dass sich unsere Kidner auch mit ihrer Religion auskennen, damit sie sie auch selbst verstehen und praktizieren können. So werden auch Missverständnisse in Bezug auf den Islam und auf unislamisches Verhalten der Muslime vorgebeugt.“
http://www.einheit-des-islam.de/index.php?option=com_content&view=section&layout=blog&id=5&Itemid=3
Die Einrichtung hat einen download-Bereich, in dem manche Audios in deutscher Sprache verfügbar sind. Der Imam führt im Audio sinngemäß aus, dass hinsichtlich des Korans die eigene Meinung zwangsläufig in die Hölle führe. Er führt dazu mehrere Überlieferungen an, ab Minute 27:
Nur bei unklaren Inhalten sollen andere Verse angesehen werden. Bei klaren Inhalten gilt das nicht.
Eine solche Darstellung führt aber n.m.M. leicht in die Sicht, dass man den Koran wörtlich und als konkreten Handlungsauftrag sehen müsse; es macht und hält abhängig vom Text oder der Auslegung durch Autoritäten, bleibt also fragil und damit auch instrumentalisierbar (er führt im weiteren zwar aus, dass man allgemein Hintergründe des Textes etc. kennen müsse; die Höllendrohung bleibt n.m.M aber deutlicher). Es läuft gegen jedweden schulischen Islam-Unterricht, der gerade die eigene Meinungsbildung auch zum Text befördern soll (so ist zumindest das staatliche Verständnis), da auch die Religionslehrer an der Schule schwerlich als religiöse Autoritäten gewertet werden dürften. Wie solche Imame einen schulischen, auf eine eigene Meinungsbildung abzielenden Islam-Unterricht sehen? Dazu kann man geteilter Meinung sein.
An einem weiteren Beispiel aus Offenbach:
https://vunv1863.wordpress.com/2016/09/18/offenbach-schulbesuche-bei-fundamentalisten/
Diese Moschee zeigt sich immer wieder auch als Ort, an dem Fundamentalisten agieren, hier das Sira-Projekt des RIGD, eines Muslimbruder-Gremiums nach hessischem Verfassungsschutz. Keine 4 Wochen alt:
Der Referent vor Ort.
Links der erste Zuhörer: Dr. Ahmad Khalifa, ein bekannter und langjährig aktiver Münchner, der vielfach in Gremien der Muslimbruderschaft (MB) aktiv ist.
Hier Dr. Khaled Hanafy (links) und wohl Taha Amer (Mitte).
Hanafy ist am EIHW (MB nach hess. Verfassungsschutz) und im Fatwa-Ausschuss Deutschland. Amer ist der aktuelle RIGD-Vorsitzende (MB-Gremium nach hess. Verfassungsschutz).
Es war gut besucht, eher der Nachwuchs in jugendlichem Alter:
An einer anderen – gleich einzuordnenden – Moschee in Rüsselsheim:
Die Ausstellung richtet sich vor allem an Kinder:
Und schon hat die Muslimbruderschaft sich selber bei Moschee (wenn sie nicht schon so ausgerichtet wäre) und vor allem bei den Kindern für sehr positive Assoziationen hinsichtlich ihrer Organisation gesorgt. Das ist das Nette, das man dann mit dieser Organisation verbindet. Die Ideologie kommt später:
https://vunv1863.wordpress.com/2018/01/01/muslimbrueder-ein-puzzle-mit-vielen-teilen/
Alleine in die eine Offenbacher Koranschule soll nach Angaben aus informierten Kreisen aktuell etwa 400 Kinder gehen. Da werden die Grundsteine für Probleme der Zukunft gelegt. Dort und bei den „Hizbollah-Kindern“. Da muss man über die IS-Rückkehrer-Kinder noch gar nicht das Reden beginnen. Vorindoktrinierte Kinder und Jugendliche sind schon da. Diese Probleme sind vielschichtig. Die der Kinder mit sich selbst (es ist nicht lustig, autoritär erzogen zu werden), der Kinder mit der Mehrheitsgesellschaft, die auf diese Weise für einen erheblichen Teil nicht die ihre sein wird. Nachwuchs einer Gegengesellschaft, die vielleicht Teilhabe will, aber Integration jenseits des Beruflichen und für die – ihre – Gemeinschaft Nützlichen ablehnt. Dass ein Teil Gewalt für religiöse Motive für vorstellbar hält, ist nur die Spitze des Eisbergs. Der andere setzt Claims in soziale Räume mit Regeln, die sie nicht selbst erdacht haben, sondern die induziert wurden. Von grauen Herren, die sie nur benutzen wollen, von den Lehrern der Gegengesellschaft.
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Es gibt ganze Seminare, die vermitteln, dass Muslime dauernd negativ in den Medien seien und dies nicht in der Verantwortung der handelnden Muslime liege, sondern in einer zu negativen Darstellung von Muslimen als Gruppe. Auch wenn dies vorkommen mag und natürlich eine unbegründete Zuordnung strikt zurückzuweisen ist, bleiben die begründeten bestehen und die sind halt – leider – oftmals so, wie sie sind: Dass ein Täter bei der Tat „allahu akbar“ ruft oder der IS natürlich zeitweise die Schlagzeilen beherrschte, ist schwerlich verschobenen Relevanzkriterien zuzuschreiben. Man unterstellt da gerne mal aus eigenen Verdrängungsmechanismen bösen Willen, wenn doch nur gleich behandelt wird. Um da auf der sicheren Seite gegen derlei, oft unberechtigte Anwürfe zu sein, scheint es, dass Redaktionen zunehmend „solche Themen“ durch Journalisten bearbeiten lassen, die selber einen Migrationshintergrund haben. Es scheint, dass das Zeichen einer Aufgabe eines gemeinsam und intersubjektiv errungenen Realtitätsbegriffs ist. Segregative Realitäten, weil man sich nicht auf eine gemeinsame einigen will oder kann.
Dazu auch:
https://vunv1863.wordpress.com/2017/12/28/gegenrealitaet-und-ihre-medien/
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Zu dem Imam der Al Huda, aktiv in weiterem Umfeld:
https://vunv1863.wordpress.com/2017/04/16/claims-abstecken-im-osten/