Veranstaltung in Berlin für den 16.02.2018 ausverkauft
Der US-Prediger Nouman Ali Khan ist eine Art Popstar des fundamentalistischen Islam, der sich insbesondere an junge Menschen im englischsprachigen Raum wendet. Eine eigene Schule, in der er mit einigen anderen lehrt, hat ihren Sitz in den Vereinigten Staaten, aber anscheinend nicht mal eine ordentliche email-Adresse:
Er hat international Publikum und seine Veranstaltungen ziehen vornehmlich junge Leute an. Seine Facebook-Seite hat über eine halbe Million Anhänger, seine private sogar über 2 Millionen:
https://www.facebook.com/noumanbayyinah/
Hier auf dem blog war er vor einigen Wochen Thema, weil ein Jugendseelsorger der Berliner Moschee-Gemeinden. die als muslimbrudernah zu bezeichnen sind, ihn als Vorbild bezeichnete:
https://vunv1863.wordpress.com/2017/12/22/nbs-zurueck-in-die-zukunft-ii/
Aus diesem Umfeld wird die Veranstaltung geplant, das Islamische Jugendzentrum Berlin (IJB) lädt ein:

Quelle: https://ijb-ev.de/wp-content/uploads/2018/02/Nouman-Plakat-INTERNETWERBUNG.png , Abruf 13.02.2018
Das IJB beschreibt sich selbst so [Anschrift entfernt im Zitat, SHM]:
„Allgemeine Informationen
Wir sind in den folgenden Moscheen für die Jugendarbeit verantwortlich:
Islamisches Kultur- und Erziehungszentrum (IKEZ),
Interkulturelles Zentrum für Dialog und Bildung (IZDB),
Neuköllner Begegnungsstätte / Darassalam (NBS),
Teiba-Kulturzentrum für Bildung und Verständigung“
https://www.facebook.com/pg/IJBeV/about/?ref=page_internal
Das sind die vier Gemeinden, die im Berliner Verfassungsschutzbericht als muslimbrudernah bezeichnet werden (die NBS klagt gegen diese Einstufung gegenwärtig, dies sei der Vollständigkeit halber erwähnt, s. deren Internetseite):

Quelle: Verfassungsschutzbericht des Landes Berlin, 2016, S. 75, https://www.berlin.de/sen/inneres/verfassungsschutz/publikationen/verfassungsschutzberichte/ , Abruf 13.02.2018
Die Veranstaltung – man nimmt 20 Euro Eintritt – ist ausverkauft:

Quelle: https://ijb-ev.de/ , Abruf 13.02.2018
Auf der Seite des IJB wird Khan so beschrieben:
„Als Sohn eines pakistanischen Diplomaten in Berlin geboren, lebt Ustadh Nouman Ali Khan heute in den USA und ist einer der einflussreichsten muslimischen Persönlichkeiten weltweit. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine herausragenden Lernmethoden, mit denen er Millionen von Muslimen den Qur’an näherbringen konnte.
Er ist der Gründer und CEO des Bayyinah Institutes in Texas, sowie der leitende Ausbilder für eine Reihe von Bayyinah Kursen, einschließlich der „Grundlagen des Klassischen Arabisch“ und der „Divine Speech“. Seine erste Begegnung mit Arabistik fand in Saudi-Arabien statt, wo er seine Grundschulbildung absolvierte.
Er setzte das Studium der arabischen Grammatik in Pakistan fort, wo er 1993 ein Stipendium erhielt, da er unter den Top 10 in den landesweiten Prüfungen für arabische Studien landete.
1999 begab er sich zurück in die USA und begann sein Privatstudium unter Dr. Abdus-Samie**, Gründer des Qur’an College in Faisalabad.
Hier konnte er sein gesammeltes Wissen noch einmal vertiefen und entwickelte erstmals methodische Lernverfahren um arabische Grammatik verständlicher zu machen. Er übersetzte außerdem umfangreiche Werke von Dr. Abdus-Samie ins Englische und machte sie so einer breiteren Öffentlichkeit im Westen zugänglich.
Ustadh Nouman war bis 2006 Dozent für Arabisch am Nassau College und hat fast 7 Jahre lang an verschiedenen Lerneinrichtungen modernes Hocharabisch und Klassisches Arabisch, insgesamt über 10.000 Studenten, unterrichtet.“
Khan hat neben einer wenig frequentierten deutschen auch noch eine englischsprachige Facebook-Seite:
https://www.facebook.com/noumanbayyinah/
Und dort findet sich dann z.B. auch eine kleine Collage an Bildern von ihm besonders geschätzter Brüder im Geiste, daraus:
Links Yusuf Hamza, ein US-Gelehrter, ein Schüler von Abdallah bin Bayyah, der „rechten Hand“ Yusuf al Qaradawis“. Qaradawi ist ein wichtiger Gelehrter der Muslimbruderschaft. In der Mitte Khan mit Tariq Ramadan, einem Vordenker der Muslimbruderschaft. Und rechts Khan mit Zakir Naik, einem derzeit gesuchten, international bekannten Hassprediger.
Sieht man sich seine sonstigen Einbindungen an, überrascht diese Collage nicht. Da eint mindestens der gemeinsame Gegner. Khan ist – auch wegen seines Lehrers – wohl grob als Deobandi einzustufen. Also als Fundamentalist, dessen Gedanken maßgeblich durch die zweite große Institution nach der Al Azhar Universität, der Hochschule in Deoband*, geprägt werden. Noch ein paar andere Einflüsse, etwas evangelikales Prediger-Gehabe und fertig: A star is born. Oberflächlicher Humor und auf den ersten Blick gefällige äußere Darreichung, aber alter Wein im neuen Faß. Wohl gestern in Birmingham:
Und davor in Istanbul:
http://aa.com.tr/tr/turkiye/nouman-ali-khan-istanbulda-okuyuculariyla-bulustu/1057178
Eine liberale pakistanische Quelle schreibt über Khan:
„Nouman Ali Khan is an American Deobandi Muslim speaker and founder, CEO and lead instructor at The Bayyinah Institute for Arabic and Qur’anic Studies. Funded by Saudi Arabia and the worldwide Salafi Wahhabi and Deobandi fraternity, he is ranked amongst the 500 Most Influential Muslims in the world. He is successfully converting Sunni Hanafi and Sufi Muslims to Salafi, Wahhabi and Deobandi ideologies and categorically condemns various Sunni Sufi and Shia beliefs.
“Nouman Khan began his formal Arabic training during his childhood schooling in Riyadh, Saudi Arabia. He continued his Arabic grammar study in Pakistan, where he received a scholarship for ranking among the top 10 scores in the national Arabic studies board examination. Under the guidance of Dr. Abdus-Samie, founder and formal principal of Quran College in Faisalabad, Pakistan, he developed a keen interest in Arabic grammar. He further benefited from Dr. Abdus-Samie by internalizing his unique teaching methods and later translating his work into English. Nouman currently serves as professor of Arabic at Nassau Community College and has taught Modern Standard and Classical Arabic at various venues for nearly 6 years with over 700 students” Source: http://kalamullah.com/nouman-alikhan.html
Nouman’s agenda is to slowly but surely convert peaceful and naïve Sunni Sufi and Hanafi Muslims to Deobandi (semi-Wahhabi) and Salafi-Wahhabi ideologies. He, along with Zakir Naik, Farhat Hashmi, Javed Ghamidi etc, paves the way for recruitment of Al Qaeda, Taliban and Sipah-e-Sahaba (ASWJ-LeJ).“
https://lubpak.com/archives/329314
So weit diese pakistanische Stimme. Die Personen, mit denen er Umgang hat, sich ostentativ mit ihnen abbilden lässt und die er auch gegen Vorwürfe verteidigt, zeigen ebenfalls schon die Grundhaltung auf.
Ein paar Eindrücke von ihm selber zu seinen Haltungen:
Hier erklärt er z.B., dass der Text des Korans perfekt und gut sein muss. auch wenn Verse darin zunächst irritieren können. Das Problem muss im Verständnis liegen. Und dann landet er mit kleinen Einschüben bei der Erlaubnis des Schlagens:
Und hier zum Auspeitschen:
Hier zu den praktischen Aspekten weiblicher Slaverei:
In den Staaten ist Khan seit einigen Monaten auch wegen seines Umgangs mit Frauen in der Kritik. Er soll sich gegenüber Angestellten seiner Einrichtung und weiblichen Anhängern, die religiösen Rat suchten, unangemessen verhalten haben:
https://www.theatlantic.com/international/archive/2017/12/tariq-ramadan-metoo/548642/
Was Khan nun in Berlin soll?
Wohl vor allem dem IJB neues Publikum besorgen.
Zulauf in die Einrichtungen, die unter Beobachtung stehen. Solche Werbemaßnahmen stehen zwar frei, aber Eltern, deren Jugendliche zu dieser Veranstaltung hinwollen, sollten auch wissen, dass das kein liberaler Islam ist, zu dem er hinleitet. Sondern der fundamentalistische, für den auch die vier Strukturen stehen, die hinter dem IJB stehen. Jene, die Räumlichkeiten bereitstellen, sollten dies auch wahrnehmen.
Das Exemplarische sollte der Herr Khan persönlich dann doch mal stecken lassen.
Sein Verständnis von Recht und Unrecht auch. Seine Deutungen von Frauenrechten braucht kein Mensch, schon gar nicht Berliner Jugendliche.
*
Auf das Vorbringen von Gelehrten dieser Schule ist wohl auch der Ausschluß der Ahmadiyya aus der Gemeinschaft der sunnitischen Muslime letztendlich zurückzuführen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dar_ul-Ulum_Deoband
**
Sein Lehrer wird in der Danksagung eines Buchs “ Astrophysics And the Holy Quran“ erwähnt. Vielleicht hat er was korrekturgelesen. Das Buch ist auf Harun Yahya Niveau: Schöne Bilder, schöne Formeln und zwischendrin als die absoluten Wahrheiten – Koranverse. Ja nu. Khan selber denkt auch über Himmelskörper herum und stellt Sachen mit Buchstaben an. Dann kommen solche Sachen, solch dummes Zeugs heraus:
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Hier ein (unkritisches) Interview mit ihm:
Nun – die Fragezeichen im Ankündigungestext wären glaubhafter, wenn man auch Personen mit Gegenpositionen geladen hätte.
Hinsichtlich der beiden Moschee-Vereine: Man weiß sehr wohl, dass die Realität nicht gefallen würde, bestenfalls diskussionswürdig wäre. Solche Debatte möchte man nicht.
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Die gehobene Alternative zu dieser Volksrattenfängervariante ist wohl die morgige Podiumsdiskussion zum Thema „Islamische Werte – auch in Deutschland?“: https://lib-ev.jimdo.com/ . Richtig gesettlet, s. das Personal, diskursgeschult ?, daher auch chancenreicher?
Ich kenne übrigens auch viele Neuberliner aus arab. Ländern, die mit ihren Kindern in die Al-Nur- oder die Dar-As-Salam-Moschee pilgern. Sie versichern: „Islam ist Liebe“. Nur eine Frau hat zugegeben, dass tatsächlich auch mal extreme Imame zu Wort kommen.
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