Aachen: ein wenig Historie II

Zu einer der Gründerfiguren der Muslimbruderschaft in Deutschland

Fortsetzung zu:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/09/23/aachen-zmd-ein-wenig-historie/

Der syrischstämmige Issam el Attar ist ein alter Herr, der seit etlichen Jahrzehnten in Aachen residiert. Zusammen auch mit dem Vater von Aiman Mazyek hat er die erste islamische Aachener Gemeinde aufgebaut:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/09/23/aachen-zmd-ein-wenig-historie/

In den 60er Jahren war er mit der Tatsache konfrontiert, nach einer Mekka-Reise nicht mehr nach Syrien zurück zu können*. Er wählte dann Deutschland als Zielort:

https://de.wikipedia.org/wiki/Issam_al-Attar

El Attar ist ein geprüfter Mann: Seine politischen Betätigungen waren in den 80er Jahren wohl der Grund, weshalb seine damalige Frau ermordet wurde. Der Täter konnte nie gefunden werden und die Tat blieb weitgehend im Dunkeln.

Er blieb jedoch eine wichtige Person, die abseits der Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft agierte. El Attar ist jenseits der Sicherheitskreise kaum bekannt. Er hat – das mag angesichts des Alters erstaunen, er ist Jahrgang 1926** – öffentlich einsehbare Facebook-Profile.

https://www.facebook.com/issam.elattar.75

Und das arabischsprachige:

https://www.facebook.com/Issam.ElAttar1/

Diese werden wohl von Helfern betrieben, denn insbesondere der arabischsprachige Account hat einen nennswerten output. Das deutschsprachige Profil ist relativ mager und unauffällig. Das arabischsprachige hat jedoch weit über er 300.000 Follower und dort wird immer wieder auch zu aktuellen Vorgängen Stellung bezogen. So heute z.B. zur Beerdigung von Fuat Sezgin, einem auch deutschlandweit bekannten Orientalisten, der lange in Frankfurt wirkte:

Quelle: ar. fb-Profil von El Attar, Abruf 02.07.2018

El Attar bezeichnet Erdogan als eine Hoffnung für die islamische Welt:

Quelle: ar. fb-Profil El Attar, Abruf 02.07.2018

Hier das Original:

Das Placet des alten Herrn hat durchaus Gewicht.

Auf dem Profil werden mehrheitlich eher religös wirkende Botschaften an die Anhänger verbreitet. Interessanter sind da schon die Besucher. Da kommt mal Dr. Omar Abdelkafi zu Besuch (links):

Abdelkafi war auch bei der Konstituierung des Fatwa-Ausschusses Deutschland zugegen. Ein alter Freund, im folgenden Video schon 2003 in Aachen:

Den Herrn mittig kennt man auch:

Die alten Herren sind noch recht aktiv – aber es gibt reichlich Jüngere, die ihnen dereinst nachfolgen.

Dr. Khaled Hanafy machte seine Aufwartung:

last but not least, die Herren Ibrahim El Zayat (ganz links, nebst weiterer Familie) und Abu Obaida (rechts, Studiendekan des EIHW, zumindest bis vor einiger Zeit):

 

Über 300.000 Follower, hochrangiger Besuch, das ist mittendrin statt nur dabei.

Warum die Aachener Moschee nebst Nebenstrukturen nicht mehr unter Beobachtung stehen soll bzw. nicht mehr im NRW-Bericht des Verfassungsschutzes erwähnt wird, erschließt sich mir jenseits politischer Wünsche nicht. Die Einrichtung wurde jahrelang auch als Examenscenter der Bilal Philips online university geführt:

http://web.archive.org/web/20150928113026/http://www.islamiconlineuniversity.com/bais/approved-exam-center.php

Philips ist international bekannt und in etlichen Ländern gebannt. Per Losverfahren kommt man da eher nicht hinein (insgesamt nur 28 Moscheen in Deutschland von 2800; die meisten sind als Problem-Einrichtungen auffällig).

Auch aktuell sind in Aachen zwei Einrichtungen benannt. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ist die Bilal-Mosachee also weiterhin dabei:

Approved Exam Centers

Auch in der Wikipedia wie auch hier:

http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/667193

ist ein Vermerk, wonach die Bilal Moschee 2003 ein „Zentrum für islamische Studien“ eröffnet habe. Ob das damit gemeint ist? Philips erste Gehversuche seiner online university begannen schon 2001; das könnte also durchaus gemeint sein, da es sonst wenig dazu gibt:

https://en.wikipedia.org/wiki/Islamic_Online_University

In Aachen sollte man also durchaus weiterhin genau hinsehen, auch wenn die Stadtpolitik, wie auch andernorts, sich die andere Seite so genau nicht anschauen mag. Der Unterschied zwischen der deutschen und der arabischen Seite El Attars ist nahezu exemplarisch für die doppelte Buchführung, einmal zur Mehrheitsgesellschaft hin, einmal zur eigenen Community hin, wie sie bei vielen Akteuren dieser Bewegung vorzufinden ist.

 

 

 

*
Man lese dazu z.B. „Eine Moschee in Deutschland“ von Stefan Meining, ab S. 185.

**
Meining nach Reissner, „Ideologie“, S. 124

.

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