Frankfurter Bermuda-Viereck

Über die muslimische Landschaft im Frankfurter Osten an der Achse Borsigallee – eine kleine Übersicht

Im Frankfurter Osten treffen in einem Viertel gleich vier Stadtteile zusammen. Zwei sind aus Arbeitersiedlungen entstanden, die anderen waren eher bürgerlich geprägt.  An den stark frequentierten Straßen Borsigallee/Am Erlenbruch und Wächtersbacher Strasse liegen überwiegend Gewerbeflächen.

In der Berührungszone zwischen Bergen-Enkheim, Fechenheim, Riederwald und Seckbach finden sich aber auch eine Reihe islamischer Kulturvereine, z.T. mit Gebetsstätten. Der Islam wird sehr vielfältig gelebt dort im Frankfurter Osten. Eine weitere Einrichtung soll entstehen. Zu dieser Einrichtung, die im Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft zu sehen ist:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/11/06/frankfurt-muslimbrudermarketing-fuer-fortgeschrittene/

Die Muslimbruderschaft will allgemein als panislamistische Bewegung mit internationalem Anspruch durchaus Gläubige aller Richtungen (außer den liberalen und säkularen Muslimen; wohl jenseits der Verbandszusammenarbeit als sunnitische Richtung eher auch keine Schiiten) ansprechen. Natürlich mit eigenem Führungsanspruch.

Nun gibt es, mal länger, mal kürzer, bereits bestehende Strukturen in dieser Frankfurter Binnenzone, die dort vor Ort der Betrachtung lohnen und die ein überaus komplexes Bild schon im Umkreis von 500 m (Luft) um die Ecke Borsigallee/Gwinnerstraße ergeben. Als wäre das aktuelle Bild nicht komplex genug, haben manche Vereine wohl die Örtlichkeiten immer mal gewechselt und getauscht. Nimmt man also die Zeitachse hinzu, ist ein echtes Verwirrspiel komplett.

In der Friesstraße 2 befindet sich z.B. der Hauptsitz der ADÜTDF, kurz ATF. Das ist der älteste Vereinsverband aus dem Graue Wölfe-Spektrum, von dem sich die anderen abgespalten haben. Derzeit freut sich der aktuelle Vorsitzende Sentürk Dogruyol über das vierzigjährige Bestehen:

Die Grauen Wölfe sind türkisch-nationalistisch mit islamistischer Konnotation. Zwischen Grauen Wolfs-Aktiven und anderen Türkeistämmigen gibt es – allgemein – immer wieder einmal relevante Auseinandersetzungen. Im Hinblick auf die Lage in der Türkei sollte man dies im Auge behalten.

In der Friesstraße befindet sich eine weitere muslimische Einrichtung, die bei der Radikalisierung des wegen verurteilten Kreshnik B. eine Rolle gespielt haben soll:

B. soll die Frankfurter Ahmed-Ibn-Hanbal-Moschee besucht haben. Aus deren Umfeld zogen nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes bereits mehrere junge Männer in den Dschihad nach Syrien. B.s Reise nach Syrien soll auch aufgefallen sein, weil seine Eltern sich besorgt bei der Polizei gemeldet hatten.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutscher-dschihadist-nach-rueckkehr-aus-syrien-verhaftet-a-941885.html

Da könnte der Name schon Programm sein.* Der Verein scheint dem salafistischen Spektrum zuzuordnen zu sein. Es stellt sich die Frage, ob und wie der Verein diese jungen Männer wahrnahm. Manche Vereine fangen erst an, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen, wenn öffentliche Wahrnehmung und auch Kritik erfolgen. Der junge Mann war übrigens uneinsichtig:

https://www.tagesspiegel.de/politik/deutscher-is-prozess-kreshnik-b-will-noch-immer-als-maertyrer-sterben/11050242.html

In der Edisonstraße hat ein afghanischer Kulturverein seinen Sitz mit Moschee. Der Imam der Einrichtung, Said Khobaib Sadat, ist ein hessenweit bekannter Prediger, der wegen problematischer Botschaften schon erhebliches politisches und Medieninteresse auf sich zog und auch hier bereits mehrfach Thema war:

https://vunv1863.wordpress.com/2015/11/25/hassprediger-man-muss-auch-wollen/

https://vunv1863.wordpress.com/2017/11/07/gerichtsnomaden/

In der Parallelstraße  zur Friesstraße befindet sich die Moschee des Pak Darul Islam Vereins. Die Pak Darul Islam Moschee ist eine Einrichtung Pakistanisch- und Afghanischstämmiger (sie haben auch noch etwas in der Münchner Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs).

Man macht einiges an Jugendarbeit, die jedoch wahrscheinlich recht identitär ausgerichtet ist. Alles eins zum Unabhängigkeitstag:

 

Auch verweist man auf z.B. diesen u.a. wegen antisemitischer Sichten problematischen Herrn:

 

Siehe dazu auch:

https://www.smh.com.au/national/nsw/pakistani-scholar-ordered-home-from-australian-tour-after-antisemitic-video-emerges-20161005-grvigt.html

https://vunv1863.wordpress.com/2018/03/27/offenbach-dawat-e-islami-plant-einrichtung/

Da kann man also schon mal fragen, wie man inhaltlich so aufgestellt ist. Auf Events der ideologisch nahestehenden Barelvi-Gruppe Dawat e Islami macht man auch aufmerksam:

Einer der Täter der Sauerlandgruppe soll in der Einrichtung Verbindungen gehabt haben, geht zumindest aus diesem Zeitungsbericht von 2008 hervor:

Offenbar hatte einer der Angeklagten auch Kontakte zum afghanischen „Pak dar Ul Islam“-Kulturzentrum in Frankfurt-Riederwald.

http://www.badische-zeitung.de/deutschland-1/schwere-vorwuerfe-auf-259-seiten–4914012.html

http://www.fr.de/frankfurt/salafisten-in-frankfurt-treffpunkt-fuer-islamisten-a-624573

Es bestehen wohl weitere angeschlossene Vereine mindestens in Koblenz und Ludwigsburg, möglicherweise auch in Stuttgart:

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.umstrittener-vorbeter-moschee-verein-laedt-hassprediger-nach-stuttgart-ein.0bc3534b-1b11-4833-b333-378d9e08fe18.html

Die Frage nach dem, was Kindern und Jugendlichen dort beigebracht wird, ist also berechtigt. Diese Frage sollten neben politisch im Stadtteil Verantwortlichen vor allem auch jene Muslime stellen, die ihre Kinder dort hinsenden. Ist die Jugendarbeit ein wenig kulturell herkunftsbezogen oder strikt identitär oder gar fundamentalistisch? Wirkt die Jugendarbeit integrativ oder segregativ? Was wollen muslimische Eltern für ihre Kinder? Was im Herkunftsland normal ist, kann und soll es hier nicht sein. Man muss zumindest offen über ggf. divergierende Vorstellungen sprechen.

In der Liegenschaft Gwinnerstr. 30-32, geht es seit Jahren etwas durcheinander, 2007 war die Räumlichkeit möglicherweise von einem pakistanischen Verein (Pak Darul Islam?) an einen afghanischen Verein untervermietet und da war dann auch wohl der obige Herr Sadat an dieser Örtlichkeit zugange (Jahre später wurde dann ja die Einrichtung in der Edisonstraße bezogen)**:

http://www.fr.de/rhein-main/dossier/spezials/frankfurt-hassprediger-zieht-alle-register-a-1189767

Dort in der Gwinnerstr. 30-32 wollte 2010 auch mal „Dawaffm“, eine mittlerweile verbotene Gruppierung, einziehen:

http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Islamisten-ziehen-nach-Seckbach;art676,493521

Nun findet sich ein Eintrag der schiitischen Imam Sadjad Gemeinschaft dort:

 

Quelle: Google maps, Abruf 19.07.2018

Der Verein ist aber nach Vereinsregister aber noch in der Orber Straße 49-51 gemeldet:

Quelle: Vereinsregister, Abruf 19.07.2018

Das Imam Sadjad Kulturzentrum ist also an zwei Orten im Stadtteil eingetragen. Die Lokalpolitik könnte mal eine Begehung machen, möchte man empfehlen. Ein Eindruck:

 

Der Verein gehört zur IGS, einem schiitischen Dachverband „Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands e.V.“:

Mitgliedsvereine wie das Islamische Zentrum Hamburg, das auch maßgeblich an der Gründung des Dachverbands beteiligt war, stehen unter Beobachtung und vertreten nach Verfassungsschutz die iranische Staatsdoktrin.

Die Gamaat Bismi Allah e.V. – Al Quds Moschee in der Mergenthaler Straße wiederum ist oder war Mitglied im unter Beobachtung stehenden Deutsch-islamischen Vereinsverband:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/12/07/islamisten-skat/

Mal wird die Mergenthaler Str. 3, mal die Hausnummer 4 geführt.

Auch dort geht es also mindestens sunnitisch-fundamentalistisch zu.

Der Maihan Verein mit der Ansar Moschee in der Wächtersbacher Str. 95 ist ein afghanisches Kulturzentrum. Auch dort predigte der oben genannte Herr Sadat schon länger, bevor man dann tatsächlich, wohl erst auf Druck der Stadt, getrennte Wege ging. Ob man selber keine inhaltlichen Probleme hatte? Im Jahr 2016 hatte sich dann dort die Jugendgruppe „My Community“ gebildet bzw. dort getagt, die eng mit „Realität Islam“ (Hizb ut Tahrir-nah; Hizb ut Tahrir ist seit 2003 verboten, es gibt aber Frankfurter Akteure) verbunden war. Zur Enkheimer Lage im Jahr 2016, zu in Enkheim untergebrachten Geflüchteten und dieser Einrichtung:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/10/27/frankfurt-offenbarungseid-mit-ansage/

Die „African Muslims Association“ in der parallelen Sontraer Straße ist als Examenscenter bei der Bilal Philips online university gemeldet:

http://web.archive.org/web/20151029012855/http://www.islamiconlineuniversity.com:80/bais/approved-exam-center.php

Jetzt ist nur noch die Stadt angegeben, bei gleicher Anzahl:

https://islamiconlineuniversity.com/approved-exam-centers/?country=81

Man kann mit guter Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Organisation weiterhin so fungiert.

Eine Übersicht, wobei mehrere Vereine an zwei Adressen in diesem Bereich auftauchen:

 

 

Es geht also recht bunt zu in diesen wenigen Straßenzügen. In diese Gemengelage soll nun als dort neuer Akteur die Einrichtung aus dem Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft treten. Wenn man sich einige der bereits bestehende Einrichtungen anschaut, ist man fast geneigt zu sagen, dass diese neue Stätte schon aus der Nachbarschaft Klientel abziehen könnte und man dies relativ nicht mal schlecht finden müsste. Zumindest dann, wenn denn das öffentlich erzeugte Bild von der Muslimbruderschaft zuträfe. Da jedoch die Frankfurter Muslimbruderschaft in der Vergangenheit wenig dazu beitrug, noch extremere Glaubensbrüder*** dingfest zu machen, sie sich eher betätigten, auch diese Vertreter noch als „gute Brüder“ der Mehrheitsgesellschaft zu „verkaufen“, besteht da wenig Aussicht, dass das die Lage verbesserte im Viertel. Es besteht eher die Gefahr, dass sich noch mehr Personen im Viertel einfinden und je nach weiterem Verlauf und Neigung sich dann im Umfeld orientieren werden. Über diese ganze Lage, die man lokal durchaus auch einmal zusammenhängend sehen sollte, sollte man in Enkheim und den anderen Stadtteilen sprechen. Wenn sich immer mehr Organisationen sammeln, die Kinder und Jugendliche in Richtung eines fundamentalistischen Islamverständnisses prägen oder prägen wollen, sollte die lokale Politik das wahrnehmen. Die Jugendarbeit im Viertel darf man nicht den Fundamentalisten überlassen, es müssen mehr Alternativangebote her und auch bei den Eltern muss dafür geworben werden. Eine ehrliche Bedarfsanalyse Jugendarbeit wäre das Mindeste, was man machen sollte als ersten Schritt.

Man muss sich immer vor Augen halten, dass seitens fundamentalistischer Akteure in Zeiträumen gedacht und geplant wird, die sich nicht in Wahlperioden messen. Es wird sichtlich darauf gebaut, dass man es seitens der Politik mit wechselnden Akteuren zu tun hat, mit immer neuen Anläufen. Auch die Politik muss wieder mehr auf die lange Sicht hin arbeiten. Das mag anstrengend sein, aber Vielfalt ist nun mal fordernd.

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

https://www.moscheesuche.de/moschee/stadt/Frankfurt_am_Main/2910

http://www.pakemb.de/page/frankfut-am-main

http://www.eslam.de/begriffe/p/pak_darul_islam_moschee.htm

https://nachbarschaft.immobilienscout24.de/adressen/hessen,frankfurt-am-main,seckbach/freizeit/kulturzentrum-e-v-imam-sadjad,54968211.html

*
https://en.wikipedia.org/wiki/Ahmad_ibn_Hanbal

**
http://www.fr.de/rhein-main/moscheebau-in-frankfurt-vorbeter-unter-verdacht-a-1032639

http://www.fr.de/frankfurt/imam-sadat-das-comeback-des-vorbeters-a-954659

***
Man erinnere sich daran, dass z.B. Abdellatif Rouali von der später verbotenen Gruppierung „dawaffm“ Gelegenheit geboten wurde temporär oder dass ein Verantwortlicher des nunmehr zuzugswilligen Vereins Sadiq als Opfer von Rassismus darstellte, nicht jedoch ihn als Verfasser wirklich bösartiger und auf dem Index jugendgefährdender Medien stehender Texte.

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