Der „attraktive Imam“

Teil 2 über die Sulzbacher Planungen und die Person im Hintergrund: Imam Sayed Abdelaty

In dem letzten Beitrag waren einige Bezüge der Sulzbacher Sunnah-Moschee und ihres Trägervereins (MGS) aufgezeigt worden. Die Person, um die Anhänger und auch Bezüge kreisen, war jedoch noch nicht näher betrachtet worden. Der Imam Sayed Abdelaty ist die Person, die ideologisch hinter der – nach Verfassungsschutz – „Leitinstitution“ der Region steht. Der Leiter des saarländischen Verfassungsschutzes, Dr. Helmut Albert, bezeichnete ihn gar als „attraktiven Imam“.

Nun kann man das äußerlich verstehen; das allerdings ist sicherlich nicht gedacht, sondern Dr. Albert meint wahrscheinlich, dass der Imam als Person und Gelehrter von Gleichgesinnten geachtet wird und auf diesen Personenkreis eine Anziehungskraft habe. Hier noch einmal die Aufzeichnung der Stadtratssitzung in Sulzbach vom Juli 2017:

Diese „Attraktivität“ steht zwar im Gegensatz zu der Einschätzung, die neue Einrichtung werde nicht vermehrt Anhänger anziehen. Wenn man diese Stellungnahme hört und sich die Berichte der letzten Jahre anschaut, kann man schon auf den Gedanken kommen, dass da noch einiges ausbaubedürftig ist hinsichtlich schon der Darstellung der lokalen Verhältnisse. Man sollte allerdings wissen, dass der saarländische Verfassungsschutz nach letzter Kenntnis insgesamt nur um die 80 Mitarbeiter hat, die ja auch mit Verwaltungsaufgaben und den anderen Extremismusbereichen beschäftigt sind. Das Referat Islamismus wird also ein eher kleines sein, zumal „Ausländerextremismus und Terrorismus“ einem anderen Referat zugeordnet sind, s.u.. Bei dem Output von Abdelaty & Co alleine und der Größe der Szene ist das schon eine Aufgabe.

https://www.saarland.de/organisation_innenministerium.htm

Unabdingbar ist allerdings ein hinreichender Bezug zum Thema. Man mag es kaum glauben, aber vor 2013 gab es zum Bereich Islamismus wohl schlicht keine Berichte, Lagebilder genannt, die öffentlich verfügbar gewesen wären. Das trotz der Sauerlandgruppe und ihrer Bezüge ins Saarland, trotz Eric Breininger (einem mittlerweile toten Islamisten). Im Jahr 2013 ist denn auch die Einlassung denkbar sparsam, S. 59:

Im Gegensatz zu früheren Jahren, als insbesondere der salafistische Verein „Einladung zum Paradies“ (EZP) im Saarland offene Missionierungsarbeit leistete, waren hier 2013 – wie auch schon in den beiden Vorjahren – keine öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen von Salafisten festzustellen. Gleichwohl war im vergangenen Jahr für salafistische Erscheinungsformen im
Saarland eine deutliche Belebung der personellen und organisatorischen Strukturen zu konstatieren.“

Klicke, um auf Lagebild_Verfassungsschutz_2013_neu.pdf zuzugreifen

Vielleicht wurde die Problematik der Legalisten länger unterschätzt bzw. deren Ideologie nicht beleuchtet. Einiges aus obiger Stellungnahme lässt in diese Richtung denken. Der jetzt in Sulzbach ansässige Herr Abdelaty ist nämlich schon lange Jahre in der Region und war früher v.a. bei der IGS aktiv, hier ein Beleg aus dem Jahr 2008:

http://www.islam.de/10685_print.php

Vielleicht wurde da zu wenig wahrgenommen, schaute erst hin, wenn etwas sich auch öffentlich aufdrängte. In den Fußgängerzonen mögen die Herren nicht aufgefallen sein nach den anfänglichen Straßenaktionen. In den Gruppen gab es jedoch durchaus Aktivitäten. Man war halt anders aktiv, weniger auf der Straße. Ein Eindruck von der Islamischen Hochschulgruppe Saarbrücken:

 

Natürlich ging von EZP nichts mehr aus, weil Ciftci und Lau, die zentralen Figuren von EZP, unter erheblichem Druck standen und das nicht weiter betrieben nach 2011. Aber die Anhänger dieses Kreises im Saarland waren durchaus aktiv und verfolgten die Ziele ihres Vereins weiter, man machte Videos, dokumentierte Besuche von Amen Dali z.B. Der Imam Abdelaty, der heute in Sulzbach als Adresse seiner Tätigkeit angibt, machte sogar mit seinem „Mentor“ Fathy Eid ganze Konferenzen*. Das wirkte vielleicht nicht in die Öffentlichkeit der Mehrheitsgesellschaft hinein, ja. Aber in die Gegengesellschaft, in die Gegenöffentlichkeit durchaus. Hier die „Erste Islamkonferenz“ in Saarbrücken 2010:

Und hier die „Erste wissenschaftliche Konferenz“ 2011, da allerdings noch als Imam der IGS:

Von dieser Seite als deutsche Übersetzung, man lud tüchtig auswärtige Prominenz:

Erste wissenschaftliche Konferenz in Saarbrücken

Thema: „wissenschaftliche Wunder im Quran und in der Sunna“**
Die Islamische Gemeinde Saarland e.V. sowie die ehrenwerten
Obergelehrten Sheikh Fathi Sayed Eid und
der Gelehrte Sheikh Sayed Abdelaty – Islam Theologe und Wissenschaftler der Islamischen Gemeinde Saarland e.V.
freuen sich, einige der größten islamischen Theologen vom 01 bis 03/01/2011 in den Räumlichkeiten der Gemeinde begrüßen zu dürfen.

Der ehrenwerte Gelehrte Dr. Abdallah bin Abdalaziz Almosleh – Generalsekretär des internationalen Verbandes für „wissenschaftliche Wunder des Qurans und der Sunna“
Der ehrenwerte Gelehrte Dr. Ibrahim Al-Mhanna – Rektor der Institution für „Quran“ in Riad
Der ehrenwerte Richter und Gelehrte Bader Al-Radjehi aus Mekka
Der ehrenwerte Gelehrte und Vorsitzender Dr. Mohammed Ashanqeety des Komitees für „wissenschaftliche Wunder im Quran und in der Sunna“ in Europa.
Der ehrenwerte Gelehrte und wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Ahmed Allahib von der Universität „König Saaoud“.

Ehrengäste: Theologen der HRGID (Der Rat der Gelehrten und Imame in Deutschland)

http://www.ihg-saarland.de/index.php?option=com_content&view=article&id=178:erste-wissenschaftliche-konferenz-1-3-januar-2011-in-saarbruecken&catid=52:aktuell&Itemid=67&lang=de

Mitveranstalter der Konferenz war die „International Commission on scientific signs in quran and sunnah“ wie man dem Plakat entnehmen kann. Deren Generalsekretär wiederum war eben jener Almosleh seit 2002 oder 2003:

https://web.archive.org/web/20051125211343/http://www.nooran.org:80/RR1.htm

Wie häufig gibt es verschiedene Schreibweisen. In diesen Netzwerken, insbesondere in Deutschland. trat ein Al Muslih immer wieder in Erscheinung:

http://www.landtag-niedersachsen.de/drucksachen/drucksachen_17_5000/…/17-3954.pdf

Wegen der Verwechslungsgefahr hinsichtlich der Namen hier noch der Quer-Check, Almosleh bei einer weiteren Konferenz dieser Kommission, Benennung mit Titel ab 15:35:

Das ist dieser Herr hier, der meinte, in den Ländern der Ungläubigen sei gegen Selbstmordattentate eigentlich nichts einzuwenden. In muslimischen Ländern solle man das hingegen lassen:

https://www.memri.org/tv/saudi-sheikh-abdallah-al-muslih-suicide-bombings

[Auf eine „Übereinkunft“ stellt er übrigens mittendrin auch ab: Bei Dhimmis (sofern Tribut entrichtet wird) gilt der Vertrag…]

Almosleh ist immer noch in obiger Funktion. Und man ist auch noch aktiv, dieses Jahr in Madrid:

http://www.irna.ir/en/News/81628515

http://iqna.ir/en/news/2917798/spain-to-host-11th-conference-on-quran%E2%80%99s-scientific-miracle

Die andere Bezeichnung hier umschreibt dieselbe Organisation mit dem gleichen Personentamm, die „World Association of Scientific Miracle of The Holy Quran and Sunnah“:

http://iqna.ir/en/news/3462419/%E2%80%9Cscientific-miracle-of-quran%E2%80%9D-conference-held-in-egypt

Man ist also sehr aktiv. Und dass, obwohl die Kommission als Al Qaida-nah gilt:

https://en.wikipedia.org/wiki/Commission_on_Scientific_Signs_in_the_Quran_and_Sunnah

Dies ist dem Begründer Zindani zuzuschreiben, der immer noch auf dieser Liste steht:

https://scsanctions.un.org/fop/fop?xml=htdocs/resources/xml/en/consolidated.xml&xslt=htdocs/resources/xsl/en/al-qaida.xsl

Kontext:

https://en.wikipedia.org/wiki/Abdul_Majeed_al-Zindani

Das war also eine relevante Konferenz mit mindestens einem international bekannten extremistischen Schwergewicht und einem weiteren dieses hochproblematischen Gremiums. Es wäre nicht nur für die anderen Dienste, sondern sicherlich auch für die Beteiligten des Saarbrücker interreligiösen Dialogs und ebenso für die politischen Verhandlungsführer zum Islamunterricht wichtig gewesen, dazu eine passende Aufklärung seitens des Verfassungsschutzes zu erhalten. Bei solchen Vorgängen dies der Eigenrecherche in der Informationsbeschaffung ungeübter Laien zu überlassen, die zudem keinerlei weitergehende (notwendige!) Fachkenntnisse haben, ist fragwürdig. Davon, dass man Eltern und Lehrer so dem Eigenmarketing der Gemeinde überlässt, ganz zu schweigen. Und dieses Eigenmarketing ist denn auch das, was man in dem noch eigens geförderten (!) Saarbrücker Informationsblatt von 2015 vorfindet:

http://www.saarbruecken.de/media/download-56b9e4770911e

Die Beschreibung wirkt ganz harmlos und bietet keinerlei Orientierung jenseits der Sprache. Sogar das Wort „Vielfalt“ findet sich dort als Eigenbeschreibung der IGS-Gemeinde. Die „Gegenseite“ weiß also durchaus, welche Tasten man drücken muss.

Als Ehrengäste bei der Konferenz oben sind die Theologen des Gremiums HRGID explizit benannt, welches unter Leitung von Neil bin Radhan und Fathy Eid stand. Dass Abdelaty Eid als seinen „Mentor“ bezeichnete, war im vorherigen Beitrag bereits aufgezeichnet worden. Hier auch noch mal mit u.a. bin Radhan und Dali auf Prediger-Tournee im Jahr 2014:

Kennt man die Ausrichtung des HRGID, so weiß man, dass es neben den Vorgaben konkret wohl auch um die Ausbildung von Imamen ging. Zu erwarten ist, dass sich immer wieder reisende Gastgelehrte aus aller Herren Länder einfinden, die Publikum ziehen. Real wird also die Einflußsphäre dieses Imams vergrößert. Da fragt man sich: Wenn diese Einrichtung schon „Leitinstitution“ ist, wie groß soll das noch werden? Und: Wenn man dem also nicht einmal dort, wo man etwas tun kann, etwas entgegensetzen soll (?), wozu braucht es dann die Präventionsstelle gegen salafistische Radikalisierung? Sind diese Extremisten nicht radikal genug? Wird man vor ihnen warnen? Mit welcher Begründung dann, wenn es aus Saarbrücken „grünes Licht“ gibt? Da läuft ja schon so einiges unterhalb der öffentlichen Wahrnehmungs-schwelle. Soll das so bleiben? Wie lange?

Schon vor der Gründung des „Ausschusses zur Mondsichtung“, siehe:

https://vunv1863.wordpress.com/2018/06/23/ausschuss-fuer-mondsichtung-deutschland/

war Abdelaty mit Eid möglicherweise in der Al-Muhajirin-Moschee in Bonn:

Das war auch schon eine Art Kleintreffen Gleichgesinnter.***

Die Wege zu den noch weiter problematischen Strukturen sind in Saarbrücken recht kurz. Hier musste – wohl wegen unzureichender und nicht zeitnaher Information – einem Einbürgerungsantrag nachgegeben werden, obwohl die Kommune dies ablehnte. In der Saarbrücker Gemeinde, auf die sich diese aktuelle OVG-Entscheidung bezieht, gab Abdelaty auch Unterrichte. Der Kläger war der Kontaktmann zu der radikalen Luxemburger AMCO-Moschee:

Die dort angeführten mehrfachen Besuche des Klägers als offizieller Vertreter der Saarbrücker El Iman-Moschee bei der Luxemburger AMCO-Moschee im September und Dezember 2014 […]“

http://www.rechtsprechung.saarland.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=sl&sid=d413425ce48815e4c47321c15db0037a&nr=6607&pos=0&anz=5

Diese Moschee stand im Kontext zu allen Luxemburger Ausreisen nach Syrien (z.B. Steven Duarte).

Weiteres Beispiel: Im Jahr 2015 wurde über salafistische Betätigungen im Saarland auf diesem blog berichtet:

https://vunv1863.wordpress.com/2015/08/21/fluechtlinge-als-zielobjekte-islamistischer-umtriebe/

Dazu aus dem Bericht des Saarlandes über 2015, S. 65:

In einem Fall engagierten sich im Spätsommer mehrere Angehörige des hiesigen salafistischen Spektrums im Rahmen humanitärer Hilfsdienste in der Landesaufnahmestelle Lebach; belastbare Erkenntnisse zu einer darüber hinausgehenden gezielten „Dawa-/ Missionierungsarbeit“ durch diese Personen lagen nicht vor.

Klicke, um auf Flyer_Lagebild_Verfassungschutz_2015_web.pdf zuzugreifen

Ist ein Eigenbekenntnis belastbar? Das sollte man eigentlich meinen. In diesem Video wird ganz offen kundgetan, dass man in Lebach salafistische Unterweisungen gehabt habe, etwa ab 1:14:00:

Man beachte auch die Emotionalität der „Bekenner“ sowie die Konvertiten in diesem Video (ab 0:40:00 etwa, darunter ein Bub) – das erinnert auch stark an Sekte.

Nur hier halt mit einer etwas anderen Konnotation. So einer?

 

In letzten Wochen geht es auf Abdelatys Profil jedoch vermehrt um die „eigenen“ Frauen, die wohl eingestimmt werden sollen:

 

Da kann man für Frauenrechte nur schwarz sehen. Auch wenn das manche Frau „freiwillig“ tragen mag – ebenso wie in einer Sekte angstgetriggert – werden das nicht alle sein. Schon gar nicht die Kinder, denen dieses Menschenbild vermittelt wird. Sogar erwachsene Personen kommen in den Sog der Gruppierung (s. Konvertiten im Video). Wie viel anfälliger könnten Geflüchtete sein?**** Muss man sie nicht auch vor solchen Personen bewahren? Was spiegelt man in Community und Mehrheitsgesellschaft, indem man da „Grünes Licht“ gibt?

Das rundet dann das Bild ab. Vielleicht attraktiv für Suggestible und auch manchen Halt- und Sinnsucher. Aber nicht schön. Und schon gar nicht bunt.

Mehr Hintergründe in Teil 3:

https://vunv1863.wordpress.com/2018/10/13/die-wohltaeter/

 

 

*
Weitere Konferenzen in Saarbrücken, diese mit einem Referenten vom Jahresbeginn 2011, einem weiteren aus Riad und diesmal ohne die Kommission, aber mit Eid:

Al Tarifi, der zweite Referent, wurde 2016 übrigens verhaftet – wegen Kritik am Königshaus. Dieses war ihm wohl nicht glaubensstreng genug:

The tweet, which has now been deleted, said in Arabic that „some rulers believe disobeying their religion a little to satisfy infidels will stop their pressure on them. However every time he does this, the pressure increases: their goal is to convert you into their beliefs.“

https://www.albawaba.com/loop/saudi-sheikh-allegedly-arrested-anti-government-tweet-832610

Die Herren Abdelaty und Eid haben schon klare Vorlieben.

**

Auch in Sulzbach wird das verbreitet, hier ausnahmsweise mal der Herr Yagci kurz in Bild und Ton:

 

 

 

Hier wieder Abdelaty und Eid, da war wohl auch ein Frankfurter Imam dabei:

 

***

Hier Abdelaty mit seinem Kurzvortrag:

****
Im Video oben zu Lebach ist auch ein dort wohl gewonnener „Bekenner“ dabei.

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