ECFR bestimmt neue Führung

Tagung des European Council for Fatwa and Research

Das European Council for Fatwa and Research (ECFR) ist eines der wichtigsten Gremien der Muslimbruderschaft in und für Europa. Besetzt ist das Gremium dominant mit Personen, die nicht in Europa residieren, die aber die Strömungsstrategie für den europäischen Raum mit bestimmen. Das ECFR ist Teil eines relevanten und dichten Aktions- und Organisationsgeflechts und eine der maßgeblicheren Instanzen. Dort werden Verhaltensregeln für die Gläubigen vorgegeben und religiös (selbst-)legitimierte Sichten auf politische Fragen vorgestellt. Deutsche Vertreter in diesem Gremium sind u.a. Dr. Khaled Hanafy, ein Frankfurter Bürger, und Wolfgang Borgfeldt alias Muhammed Siddiq, der lange im hessischen Lützelbach wirkte („Haus des Islam“, HDI). Hanafy ist Vorsitzender des deutschen Ablegers „Fatwa-Auschuss Deutschland“ und Dekan des „Europäischen Instituts für Humanwissenschaften“ (EIHW). Borgfeldt begründete einst die Jugendorganisation „Muslimische Jugend in Deutschland“ maßgeblich mit. Zu beiden und den Einbindungen seien diese beiden Beiträge empfohlen:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/12/muslimbrueder-einmal-dublin-und-zurueck/

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/30/fatwa-ausschuss-ecfr-filiale-deutschland/

Langjährig war Yusuf Al Qaradawi Vorsitzender des ECFR, ein wichtiger, wenn nicht der einflußreichste Vordenker der Muslimbruderschaft. Al Qaradawi im aktuellen Bericht des LfV Baden-Württemberg, S. 64 f.:

Auf Twitter empfahl AL-QARADAWI am 20. Dezember 2017:
“Der Jihad um das [muslimische] Land zu verteidigen (difa’an ani l’ard) stellt eine individuelle Pflicht (fard ain) für die Leute [in diesem Land] dar. Sollte die Verteidigung der Anwohner sich als ungenügend erweisen, so sind deren Nachbarn – dies mag sogar alle Muslime mit einschließen – verpflichtet, sie dabei zu unterstützen. Der Islam gestattet es nicht, auch nur eine Handbreit muslimisches Land abzutreten. Und handelt es sich bei diesem Land um Jerusalem, so ist dies die ruhmreichste und ehrenhafteste [Form des Jihad].“ Mit dieser Äußerung zeigt Al-Qaradawi, dass er weder Jerusalems als Hauptstadt Israels anerkennt, noch den israelischen Staat selbst. Vielmehr ruft er darin, unter Verweis auf eine „individuelle Pflicht“, die Palästinenser zum bewaffneten Widerstand und damit zu jihadistischen Handlungen auf.

Klicke, um auf 20180524_-Verfassungsschutzbericht_BW_2017.pdf zuzugreifen

Al Qaradawi wird in ein paar Tagen 92:

https://de.wikipedia.org/wiki/Yusuf_al-Qaradawi

Er konnte wohl auch nur noch eingeschränkt teilnehmen:

Von der Tagung, Eröffnung:

Die Spitze im screenshot:

Ganz links könnte Prof. Ali Erbas sein, der Diyanet-Präsident. 4. v.l. Qaradawi. 4. v.r Jedaie, 3. v.r. Falah (s.u.). Stehend rechts Hussein Halawa aus Irland.

Möglicherweise in Reaktion auf nachlassende Kräfte Al Qaradawis (Hanafy gibt im post düstere, aber nicht altersunübliche Gedanken Al Qaradawis wieder) gab es einen Wechsel an der Spitze.

 

Präsident soll nach Angaben Hanafys jetzt einer der ehemaligen Stellvertreter sein (Google-Übersetzung):

Die neue gewählte Führung des Europäischen Rates für Fatwa und Forschung
D. Abdullah Al-Jedaie als Präsident
D. Ahmed Jaballah als Stellvertreter
D. Suhaib Hassan als Stellvertreter
Sheikh Hussein Halawa als Generalsekretär
Khaled Hanafi [als] Stellvertretender Generalsekretär

Wir bitten Allah um Hilfe, Unterstützung und Versorgung.“

Auch auf der Seite des ECFR wird er als Vorsitzender benannt:

https://www.e-cfr.org/members/

Das ist dieser Herr hier:

Hier die Darstellung auf den Seiten des ECFR, Scheich Dr. Abdullah bin Yousef Al Jedaie:

https://www.e-cfr.org/members/

Al Jedaie ist auch immer wieder mal in Deutschland. So z.B. für ein Seminar am EIHW im Jahr 2014:

Quelle: fb-Seite des EIHW, Abruf 11.11.2018, 11:14 Uhr

Im Bild Teilnehmer aus Frankfurt, Wolfsburg, Gießen und Berlin (Mohammed Naved Johari, Mohamed Ibrahim, Dr. Diaa Rashid und Taha Sabri). Nicht zu vergessen bei diesem Vernetzungstreffen Seminar den Herrn Selcuk Dogruer von der DITIB:

Im ECFR gibt es seit einiger Zeit auch türkische Vertreter. Und auch bei der Konstituierung bzw. dem ersten Seminar des Fatwa-Ausschusses Deutschland war ein Herr von der DITIB/Diyanet mit auf dem Podium. Insofern sind die Kooperationen da schon längerjährig.

Auch Samir Falah war mit dabei. Der Herr Falah war mehrere Jahre Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD)* und ist jetzt Präsident der Federation of Islamic Organizations in Europe (FIOE):

Quelle: fb-Profil Khaled Hanafy, Abruf 11.11.2018, 07:04 Uhr

 

Zu Samir Falah:

https://vunv1863.wordpress.com/2018/07/31/igd-neuer-praesident/

Und zur FIOE

https://en.wikipedia.org/wiki/Federation_of_Islamic_Organizations_in_Europe#Organization_structure

Wobei in er Strukturgrafik noch EIHW und Fatwa-Ausschuss fehlen, also die deutschen Strukturen (s. Beiträge/Grafiken dazu auf diesem blog), die deutschen Ableger bzw. Analoga in ihren Bezügen.

An inhaltlichen Arbeiten dieses Gremiums liegen von der aktuellen Tagung vier Beschlüsse vor. Stellungnahmen erfolgten zu (jeweils Tenor):

– dem Schlagen der Frauen:
Eher nein (Orientierung am Vorbild des Religionsgründers, aber auch Orientierung an hiesigen Gepflogenheiten):

ECFR-Beschluss: Darf ein Mann seine Frau schlagen?

Man beachte die durchleuchtenden Voraussetzungen hins. Scheidung etc., welche in der Frage nicht zentral sind, aber die grundsätzliche Andersstellung der Frauen spiegelt.

– der Frage, ob Versicherungen erlaubt sind:

Bei Alternativlosigkeit, um Kosten abzuwehren, eher ja. Man beachte, dass die Frage der Lebensversicherungen (!) vertagt wurde, insbesondere aber diesen Passus:

Drittens: Der European Council empfiehlt den Wohlhabenden und Intellektuellen, sich zügig darum zu bemühen, islamische Finanz-Institute zu gründen, wie islamische Banken und Unternehmen der kooperativen islamischen Versicherung, soweit ihnen das möglich ist.„**

ECFR-Beschluss: Sind Versicherungen erlaubt?

– der Frage, ob Händeschütteln zwischen Männern und Frauen erlaubt ist:

Hierzulande eher ja, sofern es gesellschaftlich (ohne Versuchung) geschieht:***

ECFR-Beschluss: Ist Händeschütteln zwischen Mann und Frau erlaubt?

– die Frage, ob die islamische Eheschließung ausreichend ist?

Es wird empfohlen, sich an hiesigen staatlichen Vorgaben zu orientieren.

Drittens: Der European Council empfiehlt den Imamen, Islamischen Zentren sowie der Allgemeinheit der Muslime, dass diese die islamischen Eheverträge nicht vor der notariellen Beurkundung vollziehen. Ausgenommen ist hier der Fall, dass das Gesetz dies erlaubt.

ECFR-Beschluss: Reicht die islamische Eheschließung aus?

Diese Maßnahme wirkte auch gegen die Mehrehe, sofern man sich daran hält (etwas, das man bei aller Diskrepanz und problematischen Zielen zunächst hier unterstützen sollte).

Die aktuelle Tagung barg also einiges an Veränderung in personeller Hinsicht, aber auch – zarte – und eher auf eine (temporäre?) Anpassung abzielende Bewegung in einigen Empfehlungen. Ungeachtet dessen sollte man sich über das Fernziel und die menschenfeindlichen Grundüberzeugungen, wie sie von Al Qaradawi immer wieder formuliert wurden, nicht täuschen. Die Ziele sind die gleichen geblieben, nur der Weg mag jetzt von jemand anderem fortgesetzt werden Zu den öffentlich artikulierten Haltungen des neuen Vorsitzenden wird es demnächst einen Beitrag geben.

.

.

 

*
Zur Namensänderung:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/11/11/igd-tabula-rasa-im-internet/

Im Vereinsregister ist Falahs Nachfolger bei der IGD, Khallad Swaid, übrigens noch nicht eingetragen (Stand 05.11.2018).

**
Zum Vorhaben, genau solche Finanzprodukte zu entwickeln:

https://vunv1863.wordpress.com/2018/09/21/multilevel-dawa/

Die Gegengesellschaft trennt Wirtschaftszweige und Finanzströme ab. Diese Art Wirtschaftskrieg ist bereits in vollem Gange, wird aber kaum z.K. genommen.

***
Wobei das eine interessante Interpretation ist: Schließlich gibt es den versuchungslosen Kontakt eigentlich nicht. Vielleicht wird es sich – das muss noch angeschaut werden – um eine Lebensalter-abhängige Argumentation handeln.

3 Gedanken zu „ECFR bestimmt neue Führung

  1. Der ECFR hat übrigens eine Erklärung zu seinem Mitglied Salman bin Fahd al-Auda abgegeben, in der seine Freilassung gefordert wird. al-Auda war vor etwa einem Jahr verhaftet worden:

    https://www.e-cfr.org/%D8%A8%D9%8A%D8%A7%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%85%D8%A7%D9%86%D8%A9-%D8%A8%D8%AE%D8%B5%D9%88%D8%B5-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D8%B3%D8%AA%D8%A7%D8%B0-%D8%A7%D9%84%D8%AF%D9%83%D8%AA%D9%88%D8%B1-%D8%B3%D9%84/

    Zu al-Auda:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Salman_al-Ouda#cite_note-ESOHR_alOuda_IUMS_deathpenalty-9

    Die Vorwürfe sind nicht ganz transparent. Es könnte sich um ein Vorgehen gegen umstürzlerische Betätigung (u.a. Forderung nach einem Kalifat und Mitgliedschaft in Muslimbruder-Gremien) des Häftlings durch die saudische Regierung handeln. Im September forderte der Ankläger die Todesstrafe.

    Der Mann steht auf der dänischen Bann-Liste unerwünschter Personen:

    https://www.nyidanmark.dk/en-GB/Words%20and%20Concepts%20Front%20Page/US/Religious%20workers/Religious%20publishers%20with%20a%20ban%20on%20entry

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