Nicht nur Arab Nil und I.I.S. problematisch
Aktuell hat sich der salafistisch beeinflusste Mainzer Verein „Arab Nil-Rhein Verein – Al Nur Moschee e.V“ (kurz Arab Nil) aus einem Mainzer Arbeitskreis einiger der dortigen Moscheevereine zurückgezogen. Der Arab Nil Verein ist zugleich Betreiber einer öffentlich geförderten Kita in Mainz und war über den Arbeitskreis mit organisiert, um auch hinsichtlich des Religionsunterrichts mitzuarbeiten
„Für eine weitere Zusammenarbeit beim islamischen Religionsunterricht in Mainzer Schulen hatte das Land gefordert, dass der AKMM den Arab-Nil-Rhein-Verein als Mitglied ausschließt oder den Kontakt ruhen lässt. Das soll aber auch für den Islam-Info-Service gelten, bei dem der Verfassungsschutz ebenfalls Bezüge zur Muslimbruderschaft und zum Salafismus sieht.“
http://www.fr.de/rhein-main/mainz-rueckzug-aus-arbeitskreis-der-muslime-a-1632174
Dieser Arbeitskreis setzt sich so zusammen:
[Rote Kreuze: Beobachtung durch das LfV, gelbes Kreuz: frühere Beobachtung des Dachverbands IGMG, A MB : Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft, Fragezeichen: mindestens konservativ bis fundamentalistisch]
Hinsichtlich der engen Verknüpfungen I.I.S. und IBIZ siehe:
https://vunv1863.wordpress.com/2018/08/30/mainzer-huetchenspiele/
Da stellen sich alleine in Mainz schon noch sehr viel mehr Fragen als bislang öffentlich besprochen wurden.
Hinsichtlich des Islamunterrichts des Landes wurden jedoch auch noch mit einigen anderen Akteuren seit Jahren Gespräche geführt. Zunächst gab es den „Runden Tisch Islam“. Eine Auflistung, in der sich auch Gruppierungen wie die ATIB, also ein Verein, der dem Graue Wölfe Spektrum zuzurechnen ist, vorfinden und einige andere:
https://mffjiv.rlp.de/de/ministerium/beauftragter-fuer-migration-und-integration/runder-tisch-islam/
Häufig sind Verbände, die Einzelvereine umfassen, die bereits vertreten sind, dann auch noch mal dabei. Zu der ATIB finden sich auch vom Mainzer Verein hier auf dem blog Informationen (z.B., wie identitär der junge Herr Öhner so denkt).
Konkretere Gespräche waren dann neben der Ditib auch mit dem Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ), der Ahmadiyya und der Schura geführt worden.
Der eine oder andere Interessent mag im Vorfeld schon aussortiert worden sein, was aber möglicherweise durch eine Schura umgangen wurde. Aktuell ruhen die Gespräche
„Das Land tritt bei der Einführung von konfessionellem Religionsunterricht für muslimische Schüler auf die Bremse. Die islamischen Verbände müssten erst Bedingungen erfüllen.
Wie Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) am Mittwoch in Mainz mitteilte, sollen diese Bedingungen zunächst in einer Zielvereinbarung formuliert und nach einem Jahr überprüft werden. Die Verbände sollen jede ausländische Einflussnahme ausschließen und Zweifel an ihrer Verfassungstreue ausräumen. Grundlage dieser Entscheidung sind zwei neue Gutachten.“
Die Problematiken von DITIB haben sich dieses Jahr erheblich konkretisiert, die Bilder von Kindern in Uniformen gingen durch die Medien. Die Ahmadiyya treten nach außen betont friedlich auf. Sie sind jedoch nach meiner Meinung binnentotalitär und eher deshalb so auftretend, weil sie eine Prophezeiung haben, wonach der (Ahmadi-)Islam sowieso in 150 Jahren etwa die Welt beherrschen werde. Bis dahin ist ja noch etwas Zeit. Man wird sehen, was sich tut, wenn ihre Prophezeiung nicht eintritt.*
Schaut man sich die Schura an, so ergibt sich folgendes Bild:
Legende wie oben.**
Blickte man ein nur ein paar Jahre zurück, wären die gelben Kreuze alle rot gewesen, da wurde die IGMG noch im Verfassungschutzbericht geführt, hier im 2016 veröffentlichten Bericht:
Klicke, um auf Verfassungsschutzb_2015_komp_web_neu.pdf zuzugreifen
Es ergeben sich also in Rheinland-Pfalz einige Probleme: Die Politik will – wohl von den Kirchen getrieben – unbedingt einen islamischen, bekenntnisorientierten Unterricht. Die Verbände wollen das auch, vertreten aber einerseits im Grunde nur sich selbst, können nicht für die anderen sprechen und repräsentieren auch nur einen Teil der Muslime im Land. Zudem ist so manche anscheinend eigens gebildeten Dachverbandsstruktur wenig tragfähig; als allererstes würde man von einem verlässlichen Partner erwarten, dass er selber, ohne Zureden, Gutachten und Fristen etc., also ohne bitte, bitte, aus sich selbst heraus die Regeln dieses Gemeinwesens achtet und nicht religiös verbrämt Politik unterjubelt oder verfassungsfeindliche Mitglieder bei sich duldet. Da allerdings ist auch die Regierung nicht aus der Verantwortung zu nehmen. Wer um des reinen Dialoges Willen keine klaren und auch öffentlich vernehmbaren Grenzen zieht, wer als Vertreter der Regierung sich mit netten Selfies ablichten läßt, aus denen mangelnder Ernst atmet, der wird möglicherweise nicht so ernst genommen, wie es die Sache erfordert. Die ganzen Berichte über den Arab Nil Verein, die jetzt die Mainzer Debatte erheblich anstießen, kamen ja erst zustande, als das eine juristische Gutachten von ganz wenigen aufmerksamen Personen auch einmal in Gänze gelesen wurde und dabei festgestellt wurde, dass eben jener Verein das erste Mal öffentlich zugänglich als Beobachtungsobjekt bezeichnet wurde. Auch die Personen, die jahrelang die Malesse nah mitbekamen, gingen ja erst nach ersten Presseberichten an die Öffentlichkeit. Da fragt man sich, warum sie sich nicht früher gemeldet haben, denn die „salafistischen Einflussnahmen“ sind ja nun wirklich nicht neu. Also das, was man, sogar mit Fachkenntnis ausgestattet, sehen konnte:
Man sollte vielleicht einmal überlegen, ob man als politischer Gestalter, der allen verpflichtet ist, unbedingt jeden der von den Kirchen aus Eigeninteresse gelegten Holzwege pflastern muss. Man könnte – horribile ductu! – alles auf Null stellen und noch mal von vorne anfangen. Klare Grenzen, an denen auch islamische Vereine und deren Vertreter sich leichter orientieren können. Öffentliche Transparenz der Vereine. Als Ziel vielleicht „nur“ Religionskunde. Oder Ethik für alle. Man würde sich, auch ausgetretene Holzwege können nicht nur unbequem werden, sondern auch ins Nichts führen, vielleicht nach einer „Phase des Schreckens“*** neu vorfinden. Ehrlicher miteinander und auch stärker am Gemeinwohl orientiert. Denn wir müssen es ja alle miteinander hinkriegen, das mit dem friedlichen Zusammenleben. Man muss nichts „abrahamisch“ zusammenführen, wenn man es nicht vorher getrennt hätte. Kinder, die alle gleich behandelt werden, orientieren sich an dieser Gleichbehandlung. Eine Ideologie brauchen sie dazu im Grunde nicht, sondern nur gesunden Menschenverstand, Empathie und Vorleben durch die Erwachsenen.
Wenn es nur „falsche Akteure“ gibt, mit denen man eine bestimmte Handlungsweise, ein Ziel umsetzen könnte, hat man ein Kardinalproblem. Dann muss man vielleicht Ziel und Handlungsweise neu verorten.
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Es ist nicht lustig, ein Ahmadi-Kind zu sein, denn das hat nichts mit Freiwilligkeit zu tun, sondern mit strikter und identitärer Prägung. Auch die Frauen kennen „ihren Platz“, der ihnen unverrückbar zugewiesen ist.
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Die unmarkierten Vereine gehören einem (zahlenmäßig) weniger relevanten Dachverband an oder stehen für sich. Sie haben alle ihre eigenen Problematiken, die heute hier jedoch nicht näher betrachtet werden sollen. Zum Pak darul Islam Verein eine sehr knappe Einordnung hier, der Frankfurter und der Koblenzer Verein sind verknüpft:
https://vunv1863.wordpress.com/2018/07/20/frankfurter-bermuda-viereck/
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Wer etwas Altes, das sich vermeintlich bewährt hat, weiterführt, hat vielleicht die Hoffnung, weniger falsch machen zu können. Aber: Manchmal ging Altes schlicht von falschen Voraussetzungen aus oder die Zeiten haben sich – auch das kommt vor – schlicht geändert. Etwas Neues wagen kann also durchaus befreiend sein.
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