Salafisten-Prediger Cheftrainer einer Kampfsportschule

2011 gehörte Efsthathios T. alias „Abu Alia“ in Mönchengladbach zum letzten Vorstand des später aufgelösten Salafisten-Vereins „Einladung zum Paradies“. Als Prediger war er zuletzt in Braunschweig aktiv. Das führte auch zu seiner Erwähnung im jüngst vorgestellten niedersächsischen Verfassungsschutzbericht. Die NRW-Behörden führen ihn gar in der Rubrik „Hassprediger“. Gleichzeitig ist er in Mönchengladbach unter dem Namen „Hamza“ Cheftrainer einer Kampfsportschule.

„Abu Alia“ am 17.09.2010 bei einer öffentlichen EZP-Veranstaltung in Mönchengladbach. Links von ihm Sven Lau, rechts leicht verdeckt Pierre Vogel (Bild: Privat)

2010 und 2011 sorgte in Mönchengladbach der Salafisten-Verein Einladung zum Paradies (EZP) fast täglich für Schlagzeilen. Hintergrund war die Absicht der damaligen EZP-Führungsriege um Muhamed Ciftci, Sven Lau und Pierre Vogel, eine Koranschule von Braunschweig nach Mönchengladbach zu verlegen. Ein Vorhaben, das vielleicht sogar unbemerkt von der Öffentlichkeit hätte umgesetzt werden können, hätten nicht die martialischen Auftritte der Salafisten in Mönchengladbach-Eicken für große Angst in der Bevölkerung gesorgt.

Aus Enttäuschung darüber, dass die Politik dem Treiben der Salafisten passiv zuschaute, gründete sich schnell eine Bürgerinitiative. Diese demonstrierte und protestierte fast ein Jahr lang nahezu wöchentlich gegen die Salafisten. Das wiederum rief den damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) auf den Plan, der im Dezember 2010 ein Vereinsverbot von EZP auf den Weg brachte. Zermürbt von den Protesten und dem Verbotsverfahren kündigten die Mönchengladbacher Salafisten im Juni 2011 die Auflösung von EZP an. Ciftci, Lau und Vogel verließen die Stadt und widmeten sich anderen Aktivitäten. Der Bürgerprotest von Mönchengladbach gilt bis heute als das einzige erfolgreiche zivilgesellschaftliche Engagement in Deutschland gegen Islamisten.

Während Lau, Vogel und Ciftci, die in der Stadt am Niederrhein von der Bevölkerung scherzhaft als das „Salafisten-Dreigestirn“ bezeichnet wurden, medial sehr stark wahrgenommen wurden, blieben andere EZP-Vorstände öffentlich fast unbemerkt. So etwa Efsthathios T. alias „Abu Alia“. Dass der griechischstämmige Konvertit, der sich nach seiner Konversion Efsthathios „Hamza“ T. nannte, zum inneren Zirkel des Salafisten-Vereins gehörte, ist jedoch auch daran zu erkennen, dass er dem letzten Vereinsvorstand von EZP vor der Auflösung angehört hatte. Dennoch flog „Abu Alia“ immer unter dem Radar der Journalisten, die insbesondere über die Aktivitäten von Lau und Vogel weiter berichteten, ihn jedoch kaum bemerkten.

Innenbehörden sehen ihn als wichtigen Salafisten-Prediger

Staats- und Verfassungsschützer hingegen behielten „Abu Alia“ auch weiterhin aufmerksam im Auge. Bis heute, wie der erst Ende Mai veröffentlichte Verfassungsschutzbericht des Landes Niedersachsen deutlich zeigt. Darin wird die „Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft e. V.“ in Braunschweig (DMG Braunschweig) als einer „der Schwerpunkte salafistischer Aktivitäten in Niedersachsen“ benannt. „Über Jahre hatte Muhamed Ciftci einen großen Einfluss auf die Moschee. Im Jahr 2019 trat er dort nur noch unregelmäßig als Prediger auf. Ciftci ist bundesweit und international als Prediger und Islamlehrer aktiv. Über ihn ist eine direkte Anbindung an salafistische Kreise im Ausland gegeben“, heißt es auf Seite 195 des Berichts.

Und nur eine Seite weiter wird „Abu Alia“ zusammen mit anderen, teilweise bundesweit bekannten Hasspredigern sogar mit Klarnamen benannt: „Im Jahr 2019 traten dabei unter anderem Efsthathios Tsiounis, Dr. Stef Keris, Abdelilah Belatouani, Marcel Krass, Ahmad Armih, Eyad Hadrous, Abu Rumaisa und Hassan Dabbagh als Gastprediger in der DMG Braunschweig auf.“ Dass der niedersächsische Landesverfassungsschutz „Abu Alia“ sogar mit vollem Namen benennt, legt die Vermutung nahe, dass der Mönchengladbacher Konvertit von der Behörde als langjähriger und besonders profilierter Teil der Salafisten-Szene eingestuft wird.

Ebenfalls zu dieser Einordnung gelangten offenbar auch die nordrhein-westfälischen Innenbehörden: Dort wurde Efsthathios T. auf den Seiten 25 und 26 des im November 2018 von Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) vorgestellten „Lagebild Salafismus“ in der Auflistung der „Hauptakteure/Hassprediger“ aufgeführt – auch hier in einem Atemzug mit anderen bundesweit bekannten Salafisten-Predigern. In der letzten Fortschreibung des Lagebildes wurde er 2019 auf Seite 30 erneut in dieser Rubrik aufgeführt. In beiden Fällen verweisen die NRW-Berichte auf Verbindungen von ihm zum vom Verfassungsschutz ebenfalls der Salafisten-Szene zugerechneten Düsseldorfer Verein „Ansaar International“. Der Verein steht seit Jahren in dem Verdacht, die Terror-Organisation Hamas zu unterstützen.

Live beim „Internet-Radio für die deutschsprachige Ummah“

Neben seiner Predigertätigkeit verkündet der Mönchengladbacher regelmäßig in dem Internet-Radioangebot „Radio Uahid“ unter dem Namen „Hamza Abu Alia Al Yunani“ seine Sichtweisen. Der Playlist von „Radio Uahid“ kann entnommen werden, dass dort auch die Botschaften anderer Szene-Größen wie Pierre Vogel, Amen Dali, Neil bin Radhan oder Eyad Hadrous verbreitet werden. „Hamza Abu Alia Al Yunani“ ist jedoch der einzige Prediger, der sich dort regelmäßig live zu Wort meldet.

In seiner Personenbeschreibung wird unter anderem darauf verwiesen, dass er Mitgründer der im EZP-Verlag erschienenen Zeitschrift „ZamZam“ gewesen sei. Der Name erinnert an den von Sven Lau bis 2011 in Mönchengladbach betriebenen „ZamZam-Shop“. Vertreter von Organisationen wie der Hizb ut Tahrir-nahen „Generation Islam“ finden sich bei „Radio Uahid“ ebenso wie Werbung von „Ansaar International“. Werbung bei „Radio Uahid“ wird gegen Entgelt angeboten, ist also eine Einnahmequelle des Senders, der sich selbst als das „Internet-Radio für die deutschsprachige Ummah“ bezeichnet.

Cheftrainer einer Mönchengladbacher Kampfsportschule

Auch wenn er auch nie die öffentliche Wahrnehmung und Bekanntheit der anderen Salafisten-Prediger erlangte, so ist „Abu Alia“ also bis heute in vielfältiger Form missionarisch aktiv. Gleichzeitig ist er unter dem Namen Efstathios Hamza T. seit einiger Zeit in einer Kampfsportschule in der Mönchengladbacher Innenstadt als „Cheftrainer für MMA und Grappling“ tätig. Das Trainingszentrum der Kampfsportschule ist weniger als einen Kilometer von Sven Laus ehemaligem „ZamZam-Shop“ entfernt. Mixed Martial Arts (MMA) ist eine sogenannte Vollkontakt-Kampfsportart. Dabei bedienen sich die Kämpfer der Schlag- und Tritttechniken des Boxens, Kickboxens, Taekwondo, Muay Thai und Karate ebenso wie der Bodenkampf- und Ringtechniken (Grappling) des Brazilian Jiu-Jitsu, Ringens, Judo und Sambo.

Auf der Instagram-Seite der Kampfsportschule ist der Salafisten-Prediger auch auf Fotos mit Jugendlichen zu sehen. Dass ein von den nordrhein-westfälischen Behörden als Hassprediger eingestufter Salafist solche Kampftechniken kombiniert, ist bereits für sich betrachtet beunruhigend. Dass er dabei auch noch einen unverdächtigen, da nicht primär religiösen Zugang zu Jugendlichen und Kindern finden könnte, ist mehr als besorgniserregend. Schließlich ist der kameradschaftliche Umgang, der auch im Sport aufgebaut wird, bei nicht wenigen extremistischen Strömungen und Akteuren ein Weg, um neue Anhänger zu finden und zu binden.

Dennoch wollen die Medien im Rheinland anscheinend nicht über diesen Fall berichten. Eine von der Autorin am Dienstag letzter Woche an insgesamt 42 regionale und überregionale Medien versendete Pressemitteilung fand bis zur Veröffentlichung dieses Beitrags jedenfalls keinerlei Beachtung.

 

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