Aktivisten aus dem Umfeld des vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugeordneten Vereins Ansaar International veranstalteten letztes Wochenende in Frankfurt am Main ein Treffen, das an islamischer Glaubensmedizin Interessierte ansprechen sollte. Ein Teil des Erlöses soll an den Verein gehen, dessen Konten im Zuge von Durchsuchungen im April 2019 gesperrt wurden. „Gesundheitstreffen“ könnten ein Weg sein, um Menschen in schwierigen Lebenslagen einzufangen, aber auch um an weitere finanzielle Mittel zu gelangen.

Der Sitz von Ansaar International in Düsseldorf (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)
Als im April 2019 gegen Organisationen rund um den vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugeordneten Hilfsverein Ansaar International ermittelt wurde, durchsuchten die Polizisten auch Wohnungen von Anhängern. Ansaar hat seinen Sitz in Düsseldorf, die Maßnahmen fanden aber auch in anderen Städten statt und erstreckten sich über mehrere Bundesländer. Die Mittel des Vereins auf seinen Konten wurden eingefroren. Verschiedene Klagen des Vereins gegen seine Benennung im Verfassungsschutzbericht sowie wegen anderer Sachverhalte blieben bislang erfolglos.
Daraufhin riefen Funktionäre des Vereins und Sympathisanten dazu auf, die Mittelflüsse auf anderen Wegen aufrecht zu erhalten. Mittlerweile hat der Verein ein Konto bei der deutschen Tochter einer türkischen Bank. Auch in der Rhein-Main-Region fanden Maßnahmen statt; so wurden etwa Wohnungen in Offenbach und Mainz durchsucht. In Offenbach werden ein Sammelcontainer und ein Lager unterhalten. Auf einer Facebook-Seite von Spendensammlern des Vereins sind entsprechende Hinweise aufzufinden.
Die Anbahnung von Kontakten durch Extremisten erfolgt über eine Vielzahl von Aktivitäten. Sportler als Testimonials sind begehrt. Insbesondere für Frauen als Zielgruppe ist die Heilkunde ein attraktives Thema. Am letzten Wochenende veranstalteten Akteure aus dem Umfeld von Ansaar International in Frankfurt am Main ein Treffen für Interessierte an der Ruqiah, einer Art islamischen Alternativmedizin. Ein Teil des Erlöses soll an Ansaar gehen.
Die Veranstalter haben, siehe unten, eine klare Vorstellung, was sie von den Teilnehmern einnehmen wollen und geben das mit den Angeboten kund: Nur für den letzten Sonntag war es wohl als Spendensammlung gedacht. Das Treffen fand in Frankfurt statt:

Bildbeleg: Facebook-Profil „Abu Malik“ Abruf 30.08.2020
Näheres:

Bildbeleg: Facebook-Profil „Abu Malik“ Abruf 30.08.2020
Die Interessenten sollen über den Tag hinaus eingebunden werden, heißt es auf der Seite weiter:

Bildbeleg: Facebook-Profil „Abu Malik“ Abruf 30.08.2020
:“Frauen und Männer whatsappgruppen für die vom Ansaar international e.v. Offenbacher Team organisierte, monatliche Versammlung im Frankfurter Raum zum Vortrag, Quranbelesung und Sprechstunde zur Thematik Islamische Heillehre (Ruqyah).
Behandelt werden unter anderem Themen wie:
Magie, Böses Auge, Prophetische Medizin, psychosomatisches, Depressionen, Eheprobleme, mentale, spirituelle und körperliche Leiden und Krankheiten.
Frauen-Whatsappgruppe:
https://chat.whatsapp.com/Bfjz0pFTVIm2DuffOvSaJF
Männer-Whatsappgruppe:
https://chat.whatsapp.com/LeRo2nZ8o48LbS6fX7Elif
Ich bin als ersteller und Referent auch in der Frauengruppe zusammen mit unserer Tante Atika um fragen zu beantworten und die nächsten Termine und Infos zu den Veranstaltungen zu posten.
Teilnahmegebühren belaufen sich auf 50 Euro Euro pro Person (mit Hijama 85 Euro)“ [Fehler im Orginal]
Bei Hijama handelt es sich um das traditionelle blutige Schröpfen, das ohne eine Erlaubnis nach Heilpraktikergesetz (Mindestanforderung) gar nicht durchgeführt werden darf.
Über solche Events können neue Anhänger gewonnen werden. Neben der problematischen Organisation, an die Spenden gehen sollen, ist aber auch noch zu bedenken, dass auf diese Weise auch Personen in schwierigen Lebenslagen gezielt eingebunden werden könnten. Wer etwa eingeredet bekommt, an seinen dunklen Gedanken seien Jinn schuld oder ein „böses Auge“ (eine angebliche Verhexung), versäumt nicht nur die vielleicht helfende Heilbehandlung, sondern macht sich auch abhängig von Personen, die seine Suggestibiltät ausnutzen könnten.
Ansaar hat also einige Wege, um Spenden einzusammeln. In der Innenstadt von Offenbach werden von dem Aktivisten Jeton Ajrizaj, der wohl hinter dem Facebook-Accout oben steht, enorme Summen eingenommen, die er akribisch auflistet. Denn nicht erst seit den Kontensperrungen werden viele Spenden auch in bar übergeben. Auf seiner persönlichen Seite bekommt man einen Einblick über die Größenordnungen:
Das ist kein vereinzelter post. Es wird immer wieder von Geldspenden in Höhe von hunderten oder tausenden Euro durch Gläubige und sogar einige Nichtmuslime berichtet. Es stimmt nachdenklich, dass die Berichterstattung über die Organisation an wesentlichen Teilen der muslimischen Gemeinschaft dem Anschein nach vorbei geht. Dass Gläubige auch derart fragwürdige Organisationen bedenken, hat auch mit dem Charakter islamischer Spenden zu tun. Mit der Spende wird eine islamische Pflicht erfüllt. Die reine Absicht des Spenders, es für eine Hilfsmaßnahme oder eine Moschee gespendet zu haben, zählt schon für die Selbstbestätigung des Gläubigen, etwas Gutes getan zu haben – und mündet in eine Inaussichtstellung, die Gabe werde von Gott dem Spender angerechnet. Das genügt vielen schon. Andere schein jedoch einmal nachgefragt zu haben. Vielleicht gibt es aus diesem Grund ein neues Video des Vereins:
Der Vorsitzende Abduhrahman Kayser gibt an, dass alle Kosten der Organisation durch Mitgliedsbeiträge getragen würden. Er nennt für Deutschland 800, für das Ausland 2.500 Mitglieder, die jeweils mindestens zehn Euro im Monat entrichten müssen. Dies stelle den Grundstock der Betätigung dar, so Kayser im Video.
Doch wer steht nun neben dem Offenbacher Spendensammler hinter der Veranstaltung? Der Aktivist, der obiges Angebot unterbreitet, nennt sich auf Facebook Abu Malik
. Die Angebote und vor allem die Heilungsversprechen darf er so zwar nicht machen; auch für „Geistheiler“ gibt es Regeln. Natürlich ist das etwas schwerer durchzusetzen, wenn die Person mit einem alias-Namen agiert. Ein Ruqya-Shop gehört aber wohl auch noch zum Angebot von „Abu Malik“. Und bei diesem Shop findet sich dann auch der Name des Verantwortlichen:
Eine Frankfurter Adresse, was dann auch den Weg zum Event in der Carl-Benz-Straße, zum faulen Zauber für Ansaar, kurz machte.
Aktivisten aus Frankfurt und Offenbach haben anscheinend über das Gesundsheitsthema einen vorgeblichen Grund gefunden, sich zu treffen und Spenden zu sammeln. Nicht ohne allerdings wie im Fall des Geistheilers,an die eigene Geldbörse zu denken, denn von einer Gewinn-Abführung bei Beratungen und „Besprechungen“ von Krankheiten war nichts zu sehen. Wenn die Mitgliedszahlen des Ansaar-Chefs stimmen, dann werden auch im Rhein-Main-Gebiet nicht wenige Anhänger wohnen. Treffen zu Gesundheitsthemen könnten der Versuch sein, den wachsamen Augen des Verfassungsschutzes auszuweichen. Wie alles funktioniert auch das aber nur vorübergehend.
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