Der NRW-Verfassungsschutz warnt vor 100 salafistischen Familienverbänden. Deren Kinder werden einer normalen Sozialisation, die auf ein gedeihliches Miteinander in dieser Gesellschaft gerichtet ist, entzogen. Welche Herausforderungen stellen sich dadurch?
Salafistin mit Kind (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)
Am zweiten Weihnachtsfeiertag veröffentlichten mehrere Medien eine Antwort des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes auf eine dpa-Anfrage zur Salafisten-Szene. Die Antwort brachte hervor, dass sich die Zahl der Salafisten alleine in NRW im letzten Jahr um rund 100 auf nunmehr etwa 3.200 erhöht habe. Der leichte Anstieg werde auch darauf zurückgeführt, „dass sich die Zahl und der Anteil der Frauen im Salafismus erhöht habe“.
„Bereits deutlich wahrnehmbar sei ein Anstieg der Aktivitäten von Frauen in den sozialen Netzwerken. Ausreisende, Zurückgekehrte und in Deutschland verbliebene Salafistinnen seien zunehmend gewaltbejahend und gewaltbereit“, hieß es weiter. Dabei seien durch die Geburt von Kindern inzwischen rund 100 salafistische Familienverbände entstanden.„Die Szene schotte sich ab. Die Salafistinnen schickten ihre Kinder nicht in den Kindergarten. So wachse eine zweite Generation von Salafisten heran, die bereits im Kindesalter radikalisiert werde.“
An diesem Punkt ist guter Rat teuer. Die Hoffnung, dass diese Kinder durch Kindergarten und Schule doch in diese Gesellschaft finden werden, könnte sich als illusorisch und Einzelfällen vorbehalten erweisen. Denn die Kinder sind so bis zur Schulpflicht dem Einfluss einer radikalen Weltanschauung ausgesetzt.
Etwa um das sechste Lebensjahr sind viele Weichen hinsichtlich der Sozialisation bereits gestellt; es ist schwer, gegen ein derart früh vermitteltes geschlossenes Weltbild anzukommen. Es ist besonders schwer, wenn es mit Angst verbunden ist. Wenn schon Zweifel an einer vorgegebenen Deutung Angst auslösen, sind solche Vorprägungen schwer aufzulösen. Das gilt um so mehr, als sie mit einer Selbstüberhöhung sowie Abwertung anderer einhergeht und den Kindern Imaginationen einer angeblich feindlich gesonnenen Umgebung eingeschärft werden. Die Kinder lernen teilweise bereits, so der Verfassungsschutz, das Zählen mit Waffenbildern.
Wer Kinder derart indoktriniert, hat den Wunsch, sie nicht als Kinder zu sehen, als Garanten einer Weiterlesen →
Freitag und Samstag findet in Braunschweig ein Zusammentreffen der salafistischen Prediger Abul Baraa, Hassan Dabbagh und des Frankfurters Issam Benhamed statt. Treffpunkt ist die Einrichtung des bekannten salafistischen Imams Muhamed Ciftci. Zuletzt wurde durch Zeugenaussagen im Abu-Walaa-Prozess bekannt, dass auch die „Terror-Zwillinge“ Mark und Kevin K., die zum IS ausgereist waren und dort getötet wurden, in der Braunschweiger Moschee beeinflusst worden sein könnten.
Muhamed Ciftci (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)
Der Prediger Muhamed Ciftci wird mit seinen Betätigungen regelmäßig im Verfassungsschutzbericht des Landes Niedersachsen erwähnt. Im aktuell Bericht heißt es auf Seite 201: „Der Braunschweiger Muhamed Ciftci tritt dort regelmäßig als Prediger auf. Ciftci ist bundesweit und international als Prediger und Islamlehrer aktiv. Über ihn ist eine direkte Anbindung an salafistische Kreise im Ausland gegeben. Dies betrifft den Balkanraum, die Türkei und Teile der Arabischen Halbinsel.“ Zu den Aktivitäten zählen auch die Einladung und Kooperation mit weiteren salafistischen Predigern. Ab Freitag findet ein Treffen in Ciftcis Einrichtung statt, zu dem Hunderte Szene-Anhänger kommen könnten.
Ahmad Armih alias Abul Baraa und Hassan Dabbagh alias Abul Hussain sind solche bekannte Namen in der deutschen Prediger-Szene. Der Berliner Armih war in den letzten Jahren durch seine Ansichten zur weiblichen Genitalverstümmelung, seine Geldsammlung für eine neue Moschee samt Umzug* und nicht zuletzt durch seine prominente Erwähnung in der ZDF-Doku „Hass aus der Moschee“ bekannt geworden. Erst letzten Dezember wurde seine Moschee durchsucht, weil er verdächtigt wird, Terrorismus zu finanzieren.
Der Leipziger Dabbagh wurde bundesweit einem breiteren Publikum unter anderem bekannt durch seine Fernsehauftritte in den Talkshows „Sabine Christiansen“ (2008) und „Maischberger“ (2012). Davor war er schon langjährig einschlägig aufgefallen. Immer wieder gab es auch Hinweise darauf, dass in der Leipziger Moschee von Dabbagh aus Muslimen Islamisten wurden und Islamisten radikaler wurden. So schreibt der Journalist Gerhard Piper in einem Artikel aus diesem Jahr, in dem die Geschichte des Sachsen Martin Lemke geschildert wird, der beim IS zum Sicherheitsdienst gehörte: „Er wurde im ersten Halbjahr 2012 in Leipzig in der Al-Rahman-Moschee radikalisiert.“ Dabbagh erregte zuletzt Aufsehen, weil er versuchte, an seine Moschee eine Kita anzugliedern. Dies wurde ihm vom Sächsischen Oberverwaltungsgericht untersagt.
Issam Benhamed alias Abu Abdallah ist ein jüngerer Frankfurter Prediger, der Weiterlesen →
Bundesweit erste größere linke Aktion vor Problem-Moschee
Im strömenden Regen fand heute eine Kundgebung gegen Islamismus vor der Leipziger Al Rahman-Moschee statt. Gefordert wurde, dem Verein die Gemeinnützigkeit zu entziehen und am besten mit einem Verbot zu belegen. In einem ausführlichen Aufruf waren die Gründe des Veranstalters, der „Leipziger Initiative gegen Islamismus“, dargelegt worden:
Trotz des schlechten Wetters und einer angekündigten Gegenaktion eines „Netzwerks gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus“ fanden etwa 150 Aktivisten (nach MDR) den Weg vor die Einrichtung. In Grußworten von u.a. Susanne Schröter, Birgit Ebel und Necla Kelek wurde die Notwendigkeit betont, sich vor Menschen zu stellen, die an solchen Orten indoktriniert werden sollen. Diese Kritik wollte die Initiative auch auf die Straße tragen. Nach einem Infostand am 19.12. wurde deshalb die Aktion vor der Moschee geplant. Bilder von der Veranstaltung:
Die Leipziger Al Rahman Moschee ist mit ihrem Imam, dem bundesweit bekannten Hassan Dabbagh, seit etlichen Jahren im Fokus des sächsischen Verfassungsschutzes. Besonders eklatant: Ein Übersetzer, der der Einrichtung zugeordnet werden konnte, bewegte Geflüchtete, wieder nach Syrien zu wollen – als Kämpfer für den IS:
„Die Leute waren unter großen Strapazen aus den Kriegsgebieten geflohen und plötzlich wollten sie Weiterlesen →
Fundamentalistisch eingestellte bzw. extrem religiöse Personen einiger Weltanschauungen vollziehen zum Teil Rituale, die befremden und die für Außenstehende kaum nachvollziehbar sind. Es werden Opfer dargebracht, Reinigungsriten vollzogen, reliquien angebetet, bestimmte Körperhaltungen eingenommen, an Körpern bleibende Veränderungen vorgenommen, um die verschiedensten Gottheiten gewogen zu stimmen. Der Nachbar, der einer anderen Weltanschauung angehört, findet diese Riten zwar meist seltsam, was ihn aber oftmals nicht dazu bringt, die eigenen Handlungen zu hinterfragen. Jeder meint von sich, die eigenen Maßnahmen zur Angstabwehr seien zweifellos die geeigneteren Handlungen, um der eigenen Gottheit, die allen anderen überlegen und sicher die einzig anbetungswürdige sei, wohl zu stimmen. Dass die Angst wiederkommt, weil jenseits der Vergewisserung durch andere Personen, die die jeweils gleichen Handlungen vollziehen, keine relevante und objektivierbare Rückmeldung zu erwarten ist, fällt auch meist nicht auf. Der Weg aus dieser speziellen Angst, deren Urgrund meist durch die Eltern gelegt wurde nebst der Tradition ihrer Methode zur Abwehr dieser selbstgeschaffenen Angst, führte für viele aber in ein Szenario, das ihnen noch mehr Angst machte: Selbstbestimmung, Freiheit und selber, als Mensch, für Gerechtigkeit sorgen helfen müssen, beansprucht mehr als Sinn und göttliches Strafgericht als vorgegeben anzunehmen und dafür allerlei rituelle Handlungen zu vollziehen.
Ein seltsamer Brauch im fundamentalistischen Islam ist das Sockenstreichen. Erwachsene Menschen lassen sich in epischer Breite darüber aus, ob das Bestreichen der Socken erlaubt sei oder nicht, ob man damit eine Zustand der rituellen Reinheit erhalten könne oder nicht, welche Fristen gälten für das Sockenstreichen und wie diese Socken beschaffen sein müssten. Welche Art Socken wohlgefällig und erlaubt und welche Art Socken das Bestreichen ungültig machten. Ziel dieser Überlegungen ist es, den für das Gebet bedingenden Zustand einer rituellen Reinheit zu erzielen. Ist man nicht im Zustand der rituellen Reinheit im Gebet, verliert dieses seine Gültigkeit, wird vor Gott nach der fundamentalistischen Auslegung nicht anerkannt: Man hat demnach umsonst gebetet. Einige Beispiele:
Muhamed Ciftci, ein problematischer Prediger aus Braunschweig, relativ kurz über Befristung bestrichener Socken:
Der Herr Dabbagh, problematischer Prediger aus Leipzig, wie häufig relativ knapp und präzise. Er Weiterlesen →
Eine kleine, eher erheiternde Jahresschau der Szene. Humor ist, wenn man (trotzdem) manchmal lacht.
Saudischer Gelehrter noch im geozentrischen Weltbild befangen:
Pierre Vogel mal seht unentspannt und fanatisch, Ermunterung zu Zorn und Eifer:
Abu Abdullah (Brahim Belkaid) über ein Problem, das angeblich viele Muslime haben: der böse Blick.
Aber nicht nur der der Menschen. Nein, auch der Jinns…
Das sei die Haupt-Todesursache in der Ummah*.
[Jenseits des Lustigen werden in dem Video auch psychische Störungen fehlgedeutet, was zur Nichtbehandlung durch den Psychiater oder Psychologen führen kann.]
Bericht über die von Abou Nagie als Schauprozess angekündigte Verhandlung wegen Erschleichung von Sozialleistungen. Schrödingers Scharia:
[Das im April ausgesetzte Strafverfahren wurde bislang übrigens nicht neu terminiert.]
Hassan Dabbagh zu dem als wichtig erachteten Thema, ob eine Erektion die Gebetswaschung ungültig macht:
Neben dem vielen Bösartigen und Menschenverachtenden darf man immer wieder auch bizarren und tragik-komischen Blödsinn erwarten. Wie es halt so an die Oberfläche dringt, wenn man den Erkenntnishorizont aus dem 7. Jahrhundert absolut setzt und versucht, aus alten, teilweise nicht mehr korrekt übersetzbaren oder falsch aufnotierten Passagen auch noch die binnenkonsensual vorhandene letzte Wahrheit herauszusaugen.
* Man sollte eine extra Sparte beim Bundesamt für Statistik fordern:
Die Leipziger Al-Rahman-Moscheee ist seit Jahren im Fokus der Behörden. Imam ist dort Hassan Dabbagh, der durch Auftritte in TV-Shows wie Maischberger bundesweite Bekanntheit erlangte.
Auch in Leipzig ist man seit einiger Zeit in der „Flüchtlingsarbeit“ engagiert. Dabbagh ist sozusagen der örtliche Filial-Leiter der Salafi Inc.
„Es war Ende September, als sich in der Erstaufnahmeeinrichtung auf der Neuen Messe nahezu täglich Flüchtlinge vor allem aus Syrien und dem Irak bei den Betreuern meldeten und sich nach Rückkehrmöglichkeiten in ihre Heimat erkundigten.[…] Was auffiel: Alle diese Männer hatten zuvor Gespräche mit einem ehrenamtlich im Heim als Dolmetscher tätigen Perser geführt. „Wir haben dann herausbekommen, dass dieser Mann falsch übersetzt und die Flüchtlinge massiv missioniert hat“, erzählt der Betreuer. Der Dolmetscher erhielt Hausverbot, sein Name wurde den Behörden übermittelt. Die fanden bald heraus, dass er zur Leipziger Islamistenszene gehört. Inzwischen lauern die Islamisten vor den Unterkünften, sprechen dort die Flüchtlinge an.“
Jenseits von Hausverboten gäbe es natürlich noch andere Maßnahmen: Man kann ja auch im öffentlichen Raum Umkreis-Verbote aussprechen. Vielleicht sollte man davon Gebrauch. machen, um die Flüchtlinge vor dieser Art der Gehirnwäsche zu schützen, die sie bestenfalls nervt, schlimmstenfalls aber auf einen ganz fatalen Weg leitet. Zunächst für sie selber, aber auch nachfolgend für andere. Wenigstens scheinen die Frauen, zumindest, wenn man Dabbaghs Lehre folgt, sicher:
Die Männer versucht man jedoch nach wie vor, diese Umtriebe laufen seit etlichen Jahren, anzuwerben.
„Der sächsische Verfassungsschutz hatte schon 2008 vor einem islamistischen Netzwerk gewarnt. Der damalige Behördenchef Reinhard Boos sagte dem ARD-Magazin Fakt, so genannte Salafisten würden in ganz Deutschland jugendliche Moslems anwerben. Im Zentrum des Netzwerks stehe der Imam, der laut Ermittlungen des sächsischen Landeskriminalamtes auch Kontakt mit den Hintermännern der Anschläge vom 11. September 2001 haben soll. Ein Jahr später hieß es in einem vertraulichen Bericht des Landeskriminalamts Sachsen, der Moslem sei Kontaktperson für islamische Extremisten. Er soll demnach unter anderem von Personen, die dem Umfeld von Al-Qaida zugerechnet werden, Geld überwiesen bekommen haben.“
Hassan Dabbagh ist vernetzt nach Berlin hin in die As Sahaba Moschee (das verlinkte Video ist, wie man an der Kennung „as-sunna“ erkennen kann, von den dortigen Protagonisten produziert). Auch der Imam dieser Moschee, Abul Baraa, ist umtriebig. Er macht regelmäßige Tourneen v.a. in den süddeutschen Raum. In dieser Moschee waren aber auch Reda Sayam und Denis Cuspert, jetzt zwei hochrangige Syrien-Kämpfer, die immer mal wieder für tot erklärt werden, regelmäßig zugange.
Zwischen Dabbagh und Abou Nagie gibt es eine alte Übereinkunft. Wie Abou Nagie einmal in einem Deutsche Welle Interview darlegte, wurde vor etlichen Jahren eine Arbeitsteilung vereinbart: Pierre Vogel und Abou Nagie sollten die Öffentlichkeitsarbeit machen, während Dabbagh und ein Kölner Imam mehr im Stillen wirken sollten.
So still wurde es nicht, immerhin hatte Dabbagh einige TV-Auftritte. Und auch wenn er in einzelnen Videos nur sehr konservativ bis verschroben religiös wirkt (s. blog-Beitrag zur angeblichen Wirkung von Kamelurin), sollte man ihn nicht unterschätzen. Er hat durch seine Art Einfluss auf suggestiblere, v.a. jüngere Muslime.
Nicht, dass jemand behauptet hätte, Menschen stammten direkt vom Affen ab, weswegen er es zurückweisen müsste. Er tut es aber als Teil seiner Darlegungen zur Evolutionslehre. Diese ist kompletter Unsinn für ihn und einige andere.
Viele Strenggläubige lehnen die Evolutionslehre ab. Sie ist mit den alten Texten, in denen meist Schöpfungsmythen, oft sogar mit Zeitangaben, beschrieben werden, nicht kompatibel. Das betrifft die abrahamitischen Religionen besonders, aber auch andere. Die Begehrlichkeiten kreationistischer Evangelikaler im berühmt-berüchtigten „bible belt“ in den USA sind bekannt. Dort versuchen Gläubige immer wieder, den Biologie-Unterricht inhaltlich zu infiltrieren, wenn sie ihn schon nicht verbieten können (was sie am liebsten täten, nur keine Fakten bitte!). Sie möchten neben die Evolutionslehre die biblische Schöpfungsgeschichte stellen, also Meinung gleichberechtigt neben Fakten. Schau zu, Kind, wie du es sortierst! Auch in Hessen gab es vor einigen Jahren übrigens solche Ideen, die aber glücklicherweise rasch ad acta gelegt wurden.
Seitdem sich die Ideen der Prediger Vogel, Lau, Nagie und Co. verbreiten, feiern solche Vorstellungen zur Evolution jedoch auch hier wieder Urständ. In so manchem Klassenzimmer sehen sich Pädagogen mit Schülern konfrontiert, die sich im Netz Tipps vom „Evolutionsbiologen“ Nagie, vom „Zoologen“ Lau, vom „Astrophysiker“ Krass oder vom „Geologen“ Scheich Rouali holen. Sie finden also teilweise keine Schüler vor, denen sie etwas beibringen können und die lernen wollen, sondern Personen, die sich hier „informiert“ haben und schon feste Vorurteile haben:
Abou Nagie erklärt die Welt und erklärt gleich mit, warum die Lehrer „irren“: Das ist von Allah so gewollt. Der hat ihre Sinne „versiegelt“. Die Lehrer haben einen „Verstand kleiner als eine Mücke“. Verflucht sind sie obendrein, Affen und Schweine. Die Muslime hingegen stammen von Adam ab, meint er. Das ergibt eine geschlossene Weltsicht, an die so leicht nichts mehr herandringt. Man kann sich vorstellen, wie die Inhalte eines so abgewerteten Lehrers auch in anderen Fächern angenommen werden.
Der Herr Krass kommt sich sehr schlau vor mit seinen falschen Metaphern. Er verkennt die langen Zeiträume und die chemischen und astrophysikalischen Abläufe. Er wird aber bei seinem Klientel punkten können, denn er ist Ingenieur von Haus aus. Auch er stellt die Lehrer als unwissende Personen dar. Jugendliche, die seinen falschen Vorträgen zuhören, sind wegen der einfachen, falschen Darstellung und der eher mühsamen Widerlegung des Unsinns schlecht zu erreichen. Das brauchte eigentlich Einzelunterricht.
Herr Dabbagh glaubt an Jinn. Der Sinn des Lebens ist die Anbetung. Damit wird klar, dass die Unterwerfung unter die Regeln zentral ist, denn das Leben ist nur Bewährungsprobe. Ein völlig jenseitiger Lebensentwurf.
Er versteht sehr viel falsch und merkt es nicht mal (und verwechselt Darwinismus und Sozialdarwinismus bzw. zieht letzteren heran, um ersteren abzuwerten).
Viele, v.a. türkischstämmige Schüler, beziehen sich auch auf den Kreationisten Harun Yahia. Der ist zwar im wirklichen Leben einer, der sein Innenarchitekturstudium abbrach, fühlt sich aber seit vielen Jahren berufen, Kenntnisloses über Evolution zu verkünden.
Zudem leidet er wohl an einer paranoiden Schizophrenie, was hinsichtlich seiner bunten Aussagen zusätzlich befremdet:
In vielen islamischen Ländern ist die Evolutionslehre im Unterricht nicht regelhaft vorgesehen. Insofern können die hier angekommenen Eltern da auch wenig helfen oder konterkarieren das aus eigener Unkenntnis. Beispiel Marokko:
Ein Pädadoge meldet sich hier zu Wort: „aber ich habe den Eindruck, dass es unter unseren muslimischen Jugendlichen gerade ein Umdenken gibt. Fälscher wie Harun Yahya schüren Zweifel, und zur Zeit stehen bei uns die Salafisten vorm Saturn-Hansa und predigen ihre Weltsicht – und das ist für türkischstämmige Kinder in der Pubertät, die gerade aus verschiedenen Gründen nicht wissen, ob sie Fisch oder Fleisch sind, ziemlich anziehend. Daher ist gerade ein muslimischer Kreationismus auf dem Vormarsch, dem ich gerne etwas entgegensetzen würde.“
Es ist also keine einfache Aufgabe, zum Teil bereits fehlinformierten Schülern da etwas beizubringen. Denn sowohl der Inhalt als auch die Lehrperson werden abgewertet. Gegensteuern kann man da nur mit mehr naturwissenschaftlichem Unterricht, nicht mit mehr Religionsunterricht. Da solcher Aberglaube und Unsinn nicht singulär im Raum stehen und mit einer antiwestlichen und antiegalitären Weltsicht einhergehen, sind dringend mehr Gegenmaßnahmen erforderlich. Pädagogen müssen fit gemacht werden für diese oft feindseligen Debatten, die man als friedlicher Pädagoge, der eine Klasse über lange Zeit betreut, schwer erträgt. Es darf nicht dahin gehen, dass diese Inhalte vermieden werden.
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Zur Erheiterung noch ein besonders törichter Beitrag von Abul Baraa über Wissenschaft. „In einem Flügel der Fliege ist Krankheit, im anderen ist Heilung.“ Er nimmt das nicht wirklich als Metapher… :
Hassan Dabbagh, seines Zeichens Imam der Leipziger Al Rahman Moschee und bundesweit seit Jahren bekannter Prediger, ist häufiger im Fernsehen bei Talksshows, z.B. bei Frau Maischberger zu Gast. Er führt seit langer Zeit einen Doktortitel im Internet, bei Video-Titeln z.B. und es gab eine fb-Seite, auf der er mit Titel aufgeführt war als „Scheich Dr. Hassan Dabbagh“.
Nun gibt es Regeln, wonach ein solcher Titel geführt werden darf. Führt man ihn zu Unrecht, ist dies strafbewehrt nach § 132a StGB. Das kann auch schon die falsche Bezeichnung bei einem im Ausland erworbenen Titel sein. An einer Universität im Ausland erworbene Titel müssen gekennzeichnet sein. Da Herr Dabbagh eine solche Zusatzkennzeichnung an seinem Titel nicht führte, ist alleine dies nicht statthaft, denn eine entsprechende Arbeit wurde in Deutschland nicht vorgelegt. Zumindest liegt in der Datenbank keine Dissertation unter seinem Namen vor.
Im Internet gibt es u.a. ein denkwürdiges Video, in dem er Kamelurin anpreist. Dort tritt er in einem Arztkittel auf, der noch deutlich die Verpackungsfaltung aufweist:
Ein solches unberechtigtes Auftreten als Arzt kennt man auch von anderen Quacksalbern, die ein unbedarftes Publikum beeindrucken möchten. Nachfragen bei der zuständigen Ärztekammer Sachsen verwunderten, man kennt ihn dort nicht. Endgültig verdächtig machte ein Audiomitschnitt, in dem er zwei kleine Quacksalberkurse zur Promotion aufblähte, so ab 9:55:
„… ich bin also auch ein Doktor, wenn man danach fragt“.
Das sollte man dann doch einmal ganz, ganz genau tun. Peinlich genaue Nachfragen bei solchen begründeten Verdachtsmomenten sind Sache der Strafverfolgungsbehörden. Die Staatsanwaltschaft Leipzig tut dies auf meinen Hinweis aktuell.
Die Presse wirft nun auch einen Blick darauf, aus BILD Leipzig von gestern:
„Ist der Imam etwa ein Schwindel-Doktor?
Das zumindest behauptet Szene-Kennerin Sigrid Herrmann-Marschall, die Dabbagh jetzt angezeigt hat.
„Er täuscht über seine Person und versucht mit dem Titel, wohl unberechtigt, Eindruck zu schinden. Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden“, so Herrmann-Marschall zu BILD.“
Dabbagh wähnt nun ein Komplott gegen sich, bemüht eine unterschlagende Polizei, die seine Zeugnisse entwendet haben soll, Unbekannte, die eine Facebook-Seite in seinem Namen unterhielten, und Hacker, die ausgerechnet nur an seinem Doktortitel irgendwie herumgehackt haben sollen.
Man sieht, es wird allerlei Buntes als Schutzbehauptungen zusammenfabuliert. Das ist wenig überzeugend, genau wie das Schweigen, wo, bei wem und wann er denn genau diesen Titel erworben haben will.
Da kann dann schon einmal das Gedächtnis schwach werden oder auch gegenüber der Journalistin an den § 55 StPO gedacht werden. Lieber nichts genaues sagen, was gegen einen verwendet werden kann und belastet.
Diese Einsicht kommt allerdings nach meiner Ansicht zu spät. Der Polizei eine Unterschlagung zu unterstellen, das sollte eigentlich für eine Ahndung wegen übler Nachrede ausreichen.
Das ist also weniger ein Komplott, sondern selbst verursacht, denn da redet sich jemand um Kopf und Kragen, nachdem ein Schwindel aufflog. Für den Schwindel ist nur er verantwortlich.
Für jemanden, der sich gerne markig als „echter Kerl“ präsentiert mit gleich zwei Frauen, eine seltsam kindliche Reaktion. Dass er ertappt wurde bzw. jetzt gegen ihn ermittelt wird, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass er behandelt wird wie jeder andere auch, der wohl Titelmissbrauch betreibt und dass man sein Wort ernst nimmt wie das eines Mannes, nicht wie das eines Kindes, das nur ein wenig spielen will. Erwachsene Menschen, Mitbürger müssen damit rechnen, dass sie zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie gegen Gesetze verstoßen. Eindruck schinden zu wollen, wenn es gut läuft mit dem gefälligen Selbstschmuck, aber zu jammern wie ein ertapptes Kind, passt nicht so recht zusammen. Aber er kann sich ja doppelt trösten lassen.