Bevor der salafistische Spendensammelverein Ansaar International 2021 verboten wurde, hatte er ein bundesweites Netz an Sammelstellen aufgebaut. Eine davon war in Offenbach. Aber auch nach dem Verbot blieben deren öffentlich sichtbare Aktivitäten im Wesentlichen identisch; geändert wurden nur Name und die Kanäle, über die die Mittel im elektronischen Geldverkehr fließen. Auch zum diesjährigen Ramadan gingen wieder Großspenden ein, deren vollständiger Verbleib trotz bunter Reisebilder unklar bleibt.

Auf der Facebook-Seite von Jeton Ajrizaj sind alte Bilder und Logos des seit Mai 2021 verbotenen Spendensammelvereins Ansaar International (AI) nach wie vor zu sehen. Der Offenbacher dokumentiert seit Jahren seine Aktivitäten auf Facebook und war mit seinem Engagement für Ansaar auch auf dieser Internet-Seite schon erwähnt worden. Auch Teile der das Ansaar-Geflecht betreffenden Durchsuchungen im Frühjahr 2019 fanden in Offenbach statt. Das focht dort jedoch niemanden an, und so wurden weiter Spenden eingenommen. Das mag seitens der Spender oftmals in gutem Glauben geschehen sein, viele fragwürdige Umtriebe erschlossen sich nämlich erst bei genauerem Hinsehen auf Berichte sowie Bilder und mit Wissen um die Vorhaltungen. Zugleich betonte Ansaar International immer, dass die fast seit Gründung bestehenden Vorwürfe haltlos seien. Diese Linie wurde so eindrücklich verfolgt, dass manchmal auch ein Journalist zweifelte und so manche der Selbstdarstellungen von AI für glaubwürdig hielt.
Der Einzugsbereich, aus dem die Spenden nach Offenbach kamen, ging jedoch schon damals über Stadt und Land hinaus. In der Funktion für AI wurde nicht nur Bargeld eingesammelt, sondern auch Sachspenden wurden in großer Menge entgegengenommen und verwaltet. Noch am 30. April 2021, also nur wenige Tage vor dem Verbot am 5. Mai 2021, wurde zu Spenden aufgerufen, die im Transporter abgeholt werden sollten.
Nach dem Vereinsverbot
In den Wochen nach dem Verbot warb Ajrizaj auf seiner Facebook-Seite für eine Petition, die eine Aufhebung der Verbotsverfügung forderte. Über 14.000 Unterstützer zeichneten die Petition insgesamt. Darunter waren laut der Statistik von „openPetition“ über 170 aus dem Landkreis sowie über 130 aus der Stadt Offenbach. AI hatte also ein erhebliches Befürworterpotential von etwa 300 Personen in der Stadt und im Landkreis Offenbach. Sicher werden darunter auch Personen sein, die recht arglos eine Hilfsorganisation in Not sahen; die öffentliche Ansprache an Muslime zielte ja gerade auf Nutzung ihrer Hilfsbereitschaft ab.
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