Der Kölner Sündenfall
„Jetzt sind sie halt da“ soll Frau Merkel vor einiger Zeit gesagt haben, als sie auf die überraschend große Anzahl Ankommender angesprochen wurde.
Wer da ist, wissen wir nicht genau und wollen es – wenn die Regierung den eingeschlagenen Kurs fortsetzt – auch weiterhin nicht so ganz genau wissen. Menschen, die da ein wenig mehr Augenmerk haben wollten, die wissen wollten, ob gänzlich Unberechtigte, vielleicht sogar schon wiederholt, Einlass begehren, die wissen wollten, ob derjenige ein Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtling sei, wurden wechselnd der Herzlosigkeit, des Geizes oder des mangelnden Glaubens an Frau Merkels Plan geziehen (nebenbei geht es auch um viele Menschen, die sich nach Deutschland aufmachten und bei denen Hoffnungen geweckt wurden, die zu oft wahrscheinlich nicht zu erfüllen sind). Doch: Vorsicht ist keine Herzlosigkeit, eine gute Verteilung der verfügbaren Mittel kein Geiz und die Nachfrage mehr als berechtigt. Spätestens jetzt, nach einem exemplarischen Vorfall, der aber kein Einzelfall ist, sollte man wissen wollen, wer da ist und wer kommt.
Hamed Abdel-Samad beschreibt im folgenden Artikel eine Kluft, die zu nicht wenigen besteht, die kamen. Es ist ein kultureller Background, der Frauen abwertet, schon von früh auf vermittelt:
http://www.cicero.de/berliner-republik/zu-den-ereignissen-koeln-religion-ist-mitverantwortlich/60341
Viele werden sich, erstmals in Freiheit zu wählen, davon lösen wollen. Viele andere wahrscheinlich nicht. Die Frage ist legitim: Wie viele werden das sein? Schon die Anzahl derer, die sich am Kölner Hauptbahnhof zusammenfanden in der Silvesternacht führte wegen heute über Smartphones so leicht zu organisierender Übermacht zu schweren Mängeln in der Sicherheit. Etwas reißerisch und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung voreilig überschrieb die BILD das Phänomen als „Sexmob“. Zur Zeit sind alleine aus Köln etwa 200 Anzeigen gestellt, von denen 75 % einen starken sexuellen Beiklang haben oder rein sexuell motiviert scheinen. Die Bezeichnung war also so falsch nicht.
Betrachtet man diesen Fall, so wie er sich jetzt darstellt, sind etliche von offizieller Seite an die Öffentlichkeit gegebenen Informationen schlicht falsch gewesen. Die Zuordnung der Personen („keine Flüchtlinge“), ihre Motivationslage („Trickdiebe“), ihre Vorgehensweise (alles „Antänzertrick“) wurden von verantwortlicher Seite wohl bewußt falsch dargestellt.
Eine Auswahl aktueller Artikel macht das klar:
http://www.focus.de/regional/koeln/zwei-festnahmen-in-koeln-nordafrikaner-machten-videos-der-belaestigungen-und-drohungen_id_5196807.html
http://www.ksta.de/koeln/sote-deutsch-arabischer-uebersetzungs-zettel,15187530,33480596.html?originalReferrer=http%3A%2F%2Fm.facebook.com&originalReferrer=https://www.facebook.com/
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/koeln-spur-gestohlener-handys-fuehrt-auch-in-fluechtlingsheime-a-1071075.html
Es ging also durchaus um Sex. Von den Übergriffen wurden sogar Videos gedreht. Zur Verdeutlichung, wie so etwas abläuft ein Video aus der Menge seinerzeit auf den Tahrir-Platz, zur Demonatsration, wie eng und unausweichlich die Bedrängung ist:
http://www.liveleak.com/view?i=3aa_1452198144
Soweit der Eindruck, so weit zu den Tätern. Und der durchaus informierte Polizeichef Albers log darüber.
Wurde das primär gemacht, um die Rechten nicht zu befördern? Man darf daran erhebliche Zweifel haben. Ja, man hatte vielleicht Befürchtungen, die Realität werde beunruhigen und werde Wasser auf die Mühlen der allzu Selbstgerechten sein. Aber muss man seiner Bevölkerung so sehr misstrauen, dass man sie belügt? Muss man das tun bei der allgemein freundlichen Stimmung im Land, die jetzt final aufs Spiel gesetzt wird? Glaubte man ernsthaft, bei einem derart großen Vorgang damit durchzukommen? Wem soll der Bürger noch vertrauen, wenn nicht der Polizei?
Wahrscheinlicher erscheint, dass keiner die wirkliche Verantwortung übernehmen will. Zu allererst hat Albers wahrscheinlich seine Vorgesetzten belogen: Geschafft, wie befohlen. Die Unwahrheit schien der bequemere Weg. Doch kann er das wirklich alleine entschieden haben, welcher großen Linie man folgen sollte? Das erscheint wenig glaubhaft.
Nicht der Polizeiobere, nicht der Innenminister, schon gar nicht noch höhere Ebenen scheinen die Verantwortung tatsächlich tragen zu wollen, wenn was schief läuft, wenn es nicht geschafft wird. Das setzt sich nach oben fort. Anders ist – mir zumindest – nicht zu erklären, dass allgemein einfach weiter gemacht wird. Es wird über Gesetzesänderungen gesprochen und so mancher gibt jetzt den Law and order-Mann (oder -Frau). Aber die allgemeine Linie? Nein. Entweder der Augen zu und durch-Kurs oder? Ja was? Mit jedem Tag wird guter Rat teurer, wird die Verantwortung schwerer und die Lage unübersichtlicher.
Nach einer aktuellen Umfrage haben 37 % der Frauen und 30 % der Männer derzeit Angst in größeren Mengen. Das ist zwar im Einzelfall i.d.R. unbegründet und unwahrscheinlich, aber Ängste sind nicht immer rational beherrschbar. Pfefferspray ist ausverkauft.
http://www.ksta.de/politik/-sote-menschenmengen-meiden-umfrage,15187246,33479552.html
Es ist natürlich kein Zustand, dass Menschen generell Angst haben. Das ist eine Umfrage, die erhoben wurde, noch bevor der arabisch-deutsche Spickzettel, einer Kurzanleitung dazu, was Mann von Frau will und was er androhen könnte (es kann aber auch eine schlechte Übersetzung sein; wir kennen ja auch die Bezeichnung „jemanden halb totküssen“ oder … nun ja; das müssen arabische Muttersprachler deuten) öffentlich wurde. Ein einzelner Zettel, zumal fraglicher Authentizität (ja, aus Polizeikreisen, aber das ist noch nicht bestätigt). Und trotzdem schafft er es in alle Medien. Jetzt. Weil er eine Angst zu bestätigen scheint, die jetzt da ist.
Was man aber schon die letzten Wochen wusste: Wenn nun ca. 700.000 junge Männer da sind, die – ganz natürliche – Bedürfnisse haben, besteht ein Problem. Merkel mag sie als Kinder sehen, aber es sind junge Männer. Personen, die sich gemäß mancher Tradition auch schon selbst als Männer sehen, obwohl so einige nach europäischen Maßstäben noch halbe Kinder sind. Männer, die manchmal nicht gelernt haben, sich in europäisch angemessener Weise mit Frauen auseinanderzusetzen, die Triebverzicht zwar üben können, aber nicht üben wollen, wenn sie eine Möglichkeit sehen. Weil sie nicht auf eigene moralische Instanz hin konditioniert sind, sondern auf Repression. Der Fluch der autoritären Erziehung in einem patriarchalischen Land. Trotzdem wissen alle, dass das, was sie da taten, verboten ist. Das war schon im Heimatland so.
Mal überschlagen und angenommen, dass die Kölner Flüchtlinge typisch sind, also nicht besonders ausgelesen und die Angabe stimmt, dass die über 1000 Personen überwiegend Flüchtlinge waren:
Köln: ~ 10.000 Flüchtlinge
http://www.radiokoeln.de/koeln/rk/1337220/news/koeln
Düsseldorf: ~ 6500 (Stand Ende November)
http://duesseldorf.de/fluechtlingsbeauftragte/faq/index.shtml#q01a
Mit Neuzuweisungen etwa 18.000 insgesamt (die Hinzunahme von D ist eigentlich nicht ganz statthaft, weil nicht sehr viele die Anreise gemacht haben werden, aber es ist sowieso nur ein Überschlag). Davon etwa 70% Männer, zumindest nach Antragsstatistik:
http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/statistik-anlage-teil-4-aktuelle-zahlen-zu-asyl.pdf?__blob=publicationFile
Das sind 12.600 Männer als Grundgesamtheit. Etliche werden mit Familie gekommen sein und sich eher nicht aufgemacht haben in der Silvester-Nacht, älter sein oder einer Schicht angehören, in der das obsolet ist. Grob mal 30 % hinweggedacht, also bleiben etwa 9.000. Es habe sich also grob überschlagen 10 % der Männer an den Festivitäten der speziellen Art alleine durch Anwesenheit beteiligt. Gewichtet man D nicht mit, ist es etwa die doppelte Quote. Wer das jetzt hoch findet: Nicht alle werden von dem Treffpunkt informiert worden sein, die Zahlen sind also unter diesem Aspekt eher niedrig. Sie sind zu hoch, wenn man bereits Residierende hinzudenkt, aber das werden die Erkenntnisse hinsichtlich der Personalienfeststellungen ergeben, die ja auch eine Stichprobe darstellen.
Man kann verstehen, dass das – auch ohne da überschlagen zu haben – eine schwierig politisch zu vermittelnde Größe ist. Das ist nicht nur heikel, wie der Dienstgruppenleiter es formulierte, das ist politischer Sprengstoff. Das hieße nämlich übers Land verteilt etwa 70.000 junge Männer, die ein so problematisches Frauenbild haben, dass sie sich an entsprechenden, primitiven und einseitig ausgerufenen Bacchanalien gerne beteiligen würden und evtl. dafür auch entsprechende Flashmobs organisieren wollen und können (oder entsprechend die Polizei nicht allzu ernst nehmen). Oder die sich ggf. – bei Gelegenheit – anders organisieren würden, um ihre Interessen durchzusetzen. Wie wollte man – sollte das in dieser Größenordnung zutreffen – damit umgehen? Zehntausende junge Männer nacherziehen? Geht nicht. Familiennachzug? Schwierig. Ausweisung? Schlecht durchsetzbar, widerspruchsintensiv und personalaufwendig.
Was sich jetzt Stück für Stück zeigt, wird eine Dynamik entfalten, die von besonneneren Stimmen kaum noch einzufangen ist. Die Leidtragenden werden Kriegsflüchtlinge sein, die wahrscheinlich nicht mehr aufgenommen werden können, sollte man JETZT die Linie ändern, weil andere, Wirtschaftsflüchtlinge, ihren Platz einnehmen. Die ungeprüft kamen, um hier ein besseres Leben zu genießen (das ihnen persönlich ausdrücklich gegönnt sei – aber durch Arbeit und Leistung, wie überall auf der Welt), nehmen schlicht die Ressourcen weg, die vielen anderen dringlicher wären. Wer keine Triage macht, riskiert unnötiges Leid, das bei kluger Auswahl vermeidbar wäre.
Das Schlimme ist, dass diese Milchmädchenrechnungen auch die Bürger machen werden, die dann weniger differenzieren wollen. Die Flüchtlinge prinzipiell ablehnen oder andere Menschen aufgrund äußerer Merkmale. Die, die gar mehr rechnen wollen, werden noch undifferenzierter sein – und noch gefährlicher. Sie werden vielleicht ihrerseits lokal Übermacht organisieren und dann könnte es völlig entgleiten, denn dann wird es verbreitet Übergriffe geben. Wenn niemandem mehr getraut wird, nicht der Politik, nicht den Medien, nicht der Polizei, wird es sehr schwierig. Wenn die Bevölkerung Angst hat, den Eindruck hat, dass man sie hintergeht und sie im Zweifelsfall ohne Schutz dasteht an einem ganz beliebigen Ort wie einem Bahnhof, dann kommt die Stimmung auf, das sei schon längst nicht mehr das eigene Land.
Die Lage ist also höchst verfahren.
Die Polizei hat jetzt vielleicht – ausgehend von den eher unteren Rängen – die Notbremse gezogen. Der übliche Ablauf wurde ausgesetzt, die Informationen direkt an die Bevölkerung gegeben durch die Medien (es ist zu hoffen, dass die aufrechten Beamten keine disziplinarrechtlichen Folgen zu tragen haben). Die Medien ziehen mit und nach. Auch viele Medienvertreter werden sich nun als diejenigen fühlen, die ebenfalls hintergangen wurden. Und im Gegensatz zu den einfachen Bürgern haben sie auch die Macht, auch zwischen den Wahlen auf die Politik relevant rückzuwirken. So tun als ob wird nun auch bei vielen anderen Sachverhalten nicht mehr gehen. Sie haben genau jetzt die Gelegenheit und die Pflicht mehr als sonst, Vertrauen zu rechtfertigen und zurückzugewinnen. Die Bevölkerung kann jetzt zeigen, dass sie diese beunruhigenden Informationen verträgt, aber Handlungen einfordert. Von der Politik. Denn das letzte Wort hat – der Bürger. Es ist zu hoffen, dass nicht zu viele ins Lager der Nichtwähler wechseln oder sich ganz rechts orientieren.