Die Ahmadiyya sind eine ursprünglich aus Pakistan, der Provinz Punjab, stammende missionarische islamische Gruppierung. Mitglieder sind nahezu weltweit vorzufinden. Es gibt eine „Zukunftssicht“ vom Gründer, der von den Anhängern als Erneuerer des Glaubens, als Messias verehrt wird. Das Oberhaupt ist ein Khalif, der zwar „gewählt“ wird; die Wahl kann man jedoch schwerlich demokratisch nennen, auch wenn die Mitglieder der Gruppierung das gerne verkünden. Seit sie 1974 quasi aus der Gemeinschaft der Sunniten ausgeschlossen wurden, wird diese religiöse und machtpolitische Differenz in einigen Ländern auch mit Repressionen und Gewalt von Seiten der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft ausgetragen.
Weitere Erst-Infos zur Gruppierung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya
Zur Lehre allgemein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya-Lehre
Wegen der nach Ländern durchaus unterschiedlich intensiven Benachteiligung und Verfolgung wird i.A. den Mitgliedern in der EU, insbesondere aber in Deutschland politisches Asyl gewährt. In diesem Zusammenhang gab es einige kritische Medienberichte und Insider-Aussagen. In Hessen wurde auf Grundlage einer modifizierten Vereinssatzung aus 2012 im Jahr 2013 der Körperschaftsstatus gewährt. Diese Satzung kann man hier einsehen:
Ahmadiyya Satzung 2012
Wohl aktueller Vorstand (abgerufen vor ca. einem Jahr):
Ahmadiyya Vorstand 150417
Man kann einige Passagen der Satzung für ungewöhnlich und befremdlich halten und liegt damit nicht ganz falsch: Es ist nicht sehr üblich, dass in einem deutschen Verein die Mitgliederversammlung nicht das höchste Organ darstellt bzw. ihre Entscheidungen unter Genehmigungsvorbehalt stehen. Das ist zwar wegen einer Ausnahmeregelung im BGB noch statthaft, wird aber meist nicht thematisiert. Die deutsche Sektion kann weder ihren Vorsitzenden selber verbindlich bestimmen noch absetzen, sondern ist abhängig vom Hauptsitz der Gruppierung, mag man den nun in Pakistan oder London (dort residiert wohl der gegenwärtige Khalif) verorten. Auch muss man sich fragen, was so wichtig ist am Transfer dieses deutschen Vereins von Geld ins Ausland, das dies sogar Niederschlag in der Vereinssatzung fand.
In der Außendarstellung agiert man überaus geschlossen und man kann sagen, dass allermeist nur das nach außen dringt, was einer positiven Selbstdarstellung dient. Für diese Art Religions-Marketing ist u.a. Khola Maryam Hübsch verantwortlich, die quasi bundesweit als Pressesprecherin bzw. Mediengesicht fungiert.
Als im Januar eine junge pakistanischstämmige Frau in Darmstadt tot aufgefunden wurde, geriet sehr bald das familiäre Umfeld in den Fokus. Es stellte sich heraus, dass die Familie den Ahmadiyya angehört und der Dissens, der letztendlich wohl in den gewaltsamen Tod der jungen Frau führte, durchaus auch der Gemeinde bekannt war. Sogar der Khalif war eingebunden worden. Bei dem familiären Zwist handelte es sich schlicht darum, ob die junge Frau einer persönlichen Zuneigung zu einem jungen Mann nachgeben und diesen heiraten (!) dürfe. Der junge Mann ist ebenfalls Ahmadi. Schon das mag schockieren: Eine höchstpersönliche Frage nach unseren Wertmaßstäben wird zu einem internen, aber durchaus internationalen Politikum.
Die Eltern, die das Mädchen schließlich töteten, haben dies wohl getan, da sie zumindest Vorbereitungshandlungen für vorehelichen Sex traf (sie wurde wohl beim Diebstahl von Kondomen erwischt) und nicht von ihrem Wunsch abliess.
Das Verfahren gegen die Eltern läuft noch und während der Verhandlung sind nun Einblicke in eine Gesellschaft zu gewinnen, in der entgegen der Außendarstellung völlig andere Normen gelten. Dankenswerterweise hat der Verein peri e.V. es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Prozeß intensiv meist durch eine juristisch geschulte Person begleiten zu lassen. Aus diesen Protokollen wird nachfolgend zitiert.
Zu den Weisungen innerhalb der Gruppierung, auch bei persönlichen Fragen wie die Eheschließung, sagte der Darmstädter Imam aus:
„Auf die entsprechende Frage der Staatsanwältin erklärte der Zeuge, dass der Rat des Kalifen bindend, also eine Anweisung sei,“
„Nochmals wurde nach den Strafen gefragt: Wer bestimmt die Strafen?
Antwort: der Kalif in England.
Die Staatsanwältin zeigte sich erstaunt: Der Kalif in England bestimmt weltweit die Strafen?
Antwort: „Wir schicken den Bericht, der Kalif entscheidet.“
http://www.peri-ev.de/news-presse/fall-lareeb-khan/3-bericht-lareeb/
Da die Gemeinde weltweit geschätzt mindestens 10 Mio. Anhänger hat, ist davon auszugehen, dass solche Streitigkeiten selten vorkommen, sich also die Kinder in der Regel dem Elternwillen beugen. Der Treueid wird also todernst genommen.
Der Zeuge Abdulla Wagishauser ist der Deutschland-Emir der Gruppierung. Er ist Konvertit und leitet die deutsche Sektion seit vielen Jahren. Vor Gericht nahm er seine Kappe nicht ab. Er gab – nach dem Bericht von peri e.V. – an, dass er dies aus „religiösen Gründen“ tue. Da eine Kopfbedeckung für Männer nicht vorgeschrieben ist und nur Sunna, der bedeckte Bereich auch nicht der Aura zugehört, also dem Bereich bei einem Mann, der verpflichtend auch vor anderen Männern bedeckt bleiben muss, bleibt da nur wenig Interpretationsspielraum. Die „religiösen Gründe“ liegen n.m.M. wohl in einer grundsätzlichen Nichtanerkennung der gerichtlichen Autorität. Wagishauser weiß im Gegensatz zum manchem pakistanischstämmigen Zeugen, dass die Abnahme der Kopfbedeckung hier üblich ist und Respekt vor dem Gericht bezeugt. Den verweigert er und der vorsitzende Richter Wagner nimmt das hin, da er die Hintergründe nicht kennt.
Auch Wagishauser spricht von einer Anordnung
„und der Kalif hätte dann angeordnet, dass die beiden verheiratet werden sollten.“
und stellt klar, dass es völlig normal für ihn ist, sich um die sexuellen Betätigungen seiner Gemeindemitglieder zu kümmern und auch Sanktionen zu verdeutlichen:
„bestätigt dann, dass in dem Fall, in dem außerehelicher Verkehr bekannt wird, die Gemeinde aktiv wird und das Paar ausgeschlossen wird. Ob die Eltern auch betroffen seien? Der Zeuge: „Nicht immer, nur wenn sie die Beziehung gutheißen. Sie müssen ihre Tochter dann verstoßen, als Tochter musst Du wählen zwischen der Beziehung oder der Familie“.“
Befragt zur Konfrontation der unterschiedlichen Normensysteme meinte er:
„Der Zeuge meinte daraufhin, man müsse ja nicht deshalb die religiösen Gesetze an die Welt anpassen. Die Regeln sind im Koran festgelegt und bindend;…“
http://www.peri-ev.de/news-presse/fall-lareeb-khan/4-bericht-lareeb/
[Man beachte auch die stark unterschiedlichen Verhaltensweisen der Mutter des Opfers hinsichtlich der von ihr beabsichtigten Wirkung.]
Am 5. Prozesstag sind die beiden psychiatrischen Gutachten besonders interessant. Sie zeigen Personen auf, die Form über Inhalt stellen und deren Emotionaltät wohl nur über eine religiöse Bindung abrufbar ist. Sogar die nächsten Menschen erscheinen in dieses formale Gerüst eingeordnet.
http://www.peri-ev.de/news-presse/fall-lareeb-khan/5-bericht-lareeb/
Frau Hübsch, die im Frühjahr bei den Römerberg-Gesprächen schon durch die Darstellung auffiel, die Scharia sei am weitestgehenden in Neuseeland durchgesetzt, da dort ein Maximum an Transparenz und Menschenrechtsumsetzung herrsche, preist immer wieder die arrangierte Ehe.
http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/buxtehude/panorama/diskussion-ueber-liebe-und-partnerschaft-im-islam-d36997.html
Eine arrangierte Ehe habe nichts, aber auch gar nichts mit Zwangsheirat zu tun.
Nun ist eine Ehe, die auf Wunsch der Eltern oder sogar des Khalifen geschlossen wird, bei der Sanktionen drohen bei mangelndem Gehorsam und bei der eine Frau (!) sich entscheiden muss zwischen Gehorsam und sozialem Tod und Eltern zwischen dem Kind, Subordination und sozialem Tod (die Außenkontakte sind ja oft – wie auch hier – überschaubar) sicherlich so frei wie in Neuseeland die Scharia maximal umgesetzt ist. Der Khalif noch im Bett des geringsten seiner Untertanen sozusagen dabei. Der Umstand, dass man den Lebenspartner erst BEI der Eheschließung sieht, also nach Vertragsschluss sozusagen, was Herr Wagishauser völlig normal findet:
„Im Islam ist das anders, da ist das gleich.“ Im Islam sei es nicht erlaubt, dass sich Mann und Frau vor der Ehe treffen.“
trägt dazu bei, dass eine menschliche Bindung/Beziehung von Sex und Unterordnung abgetrennt wird. Die innigste Intimität, die Menschen aufbauen können, der Kontakt von Körper und Geist in Selbstbestimmung und freiem Willen, wird so sehr erschwert. Liebe zwischen Mann und Frau soll keine Rolle spielen und soll keine Geborgenheit spenden. Das kontrolliert das Individuum maximal und wenn sich zwei Eheleute physisch abstoßend finden, so haben sie nach Binnensicht nicht einmal den Trost, dass wenigstens der Tod scheiden mag. Eine beständige Quelle persönlichen Unglücks, die das Begehren minimiert, im Grunde nur die reine physische Ausübung ohne psychische Beteiligung zulässt. Und selbst wenn man sich – was dem Zufall überlassen bleibt – mögen oder doch wenigstens ertragen lernt, so ist dies fragil, denn es gibt weitere Erschwernis.
Der Treueid zerrüttet eigentlich jegliche menschliche Beziehung, sofern man sie so aufgewachsen überhaupt in der Lage ist aufzubauen, denn die menschliche Beziehung bleibt immer unter Vorbehalt: Du darfst dein Kind lieben – wenn der Khalif es nicht verstösst. Du darfst deinen Mann lieben – wenn der Khalif ihn auch liebt. Ausgenommen von diesen Vorbehalten sind nur der Khalif und Gott. Mit Liebe können aber wohl beide nicht so arg viel anfangen (nimmt man mal das Imaginäre weg), sondern sie wollen vor allem eines: Unterwerfung unter den Willen, der sich im artikulierten Willen des Khalifen sublimiert
Man kann das berechtigt totalitär finden.
Einen schlanken Fuss macht so etwas natürlich nicht – trotz Körperschaftsanerkennung, die wohl auf formal korrekte Weise, aber doch kenntnislos zustande kam. Die Ahmadiyya versuchen insofern schlicht eine Umdefinition von Begriffen. Zwang ist keiner, sondern Wunscherfüllung (den der Eltern oder des Khalifen, wer wird denn da an eigene Wünsche denken…), Unterwerfung ist in Wirklichkeit Liebe und überhaupt:
„Liebe für alle und Hass für keinen“
Wer allerdings Liebe so definiert, braucht gar keinen Hass mehr, er wurde wegdefiniert. Ein geschicktes Marketing.
Danke fürs Gespräch.