Hessenweite Razzien: Einordnung

Hessenweite Durchsuchungen in Moschee-Vereinen, Frankfurter Festgenommener aus Tunesien unter Terror-Verdacht

Bei den heutigen Durchsuchungen am frühen Morgen gelang ein wichtiger Schritt, um islamistische Netzwerke einzugrenzen. Gegenstand der Durchsuchungen waren Objekte in einigen hessischen Städten, aber auch Landkreisen. Unter den durchsuchten Objekten sei die Bilal-Moschee herausgriffen.

Die Frankfurter Bilal-Moschee und ihre Einbindungen in die radikale Szene waren erst gestern Thema auf diesem blog, weil eine Frankfurter Kindertagesstätte in Verkennung dieser Einrichtung dort Montag Kinder zur interkulturellen Erbauung hingebracht hatte:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/01/30/frankfurt-kita-besucht-problem-moschee/

Nun ist bekannt geworden, dass der Hauptverdächtige aktuell in Frankfurt lebte, aber eine relevante und brisante Vorgeschichte hat:

Der bei der hessenweiten Anti-Terror-Razzia am Mittwochmorgen festgenommene 36 Jahre alte Tunesier wird von den Behörden seines Heimatlandes wegen einer möglichen Beteiligung am Anschlag auf das Bardo-Museum in Tunis mit 21 Toten im März 2015 gesucht. Gegen ihn werde in Tunesien „wegen der mutmaßlichen Beteiligung an der Planung und Umsetzung“ des Angriffs ermittelt, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Mittwoch.

Auch im Zusammenhang mit einem Angriff auf die tunesische Grenzstadt Ben Guerdane im März 2016, bei dem 13 Sicherheitskräfte und sieben Zivilisten getötet wurden, werde der Mann gesucht.

http://hessenschau.de/panorama/durchsuchungen-und-festnahme-wegen-terrorverdachts-in-hessen,terror-durchsuchungen-100.html

Auf BILD-online sind Bilder von der Durchsuchung in der Bilal-Moschee zu finden:

http://www.bild.de/regional/frankfurt/isis-terroristen/eilmeldung-hessen-50055910.bild.html

Wenn sich bewahrheiten sollte, dass der als gefährlich einzustufende Mann in der Bilal-Moschee verkehrte, wäre das als Indiz zu werten, dass die bereits bei den öffentlich erkennbaren Betätigungen problematischen Einbindungen dieses Vereins solche Personen anziehen. Personen, die eine streng salafistische Lesart bevorzugen und die Neuerungen ihres Glaubens ablehnen, suchen sich Orte, an denen ihre strenge Auslegung nicht auffällt. Insbesondere der dem Anschein nach vom Imam der Bilal-Moschee geschätzte Herr Al-Arifi ruft auch öffentlich gezielt zum Jihad auf. Ein Imam ist i.d.R. keine Person, die sich hinsichtlich der islamischen Einordnung und der radikalen Bezüge von islamischen Gelehrten irrt. Solche Gelehrten auf seinem youtube-Kanal zu führen, ist im Grunde ein Statement für sich:

bilal-hashim-yt-kanal-170201

 

Der Herr Hashim scheint also – Imame sind Autoritäten – in seiner Moschee genau die Haltungen zu befördern, die die oben aufgeführten Hassprediger einladen lassen oder die eine gewisse Militanz der Anhänger zumindest billigend in Kauf nehmen. Eine Person, die ein Netzwerk zur Anwerbung für den IS aufbauen will oder sonst diese Militanz in konkrete Handlungen umsetzen will, erscheint dort also nicht ganz falsch verortet. Immerhin waren u.a. Abu Walaa dort und auch ein saudischer Scheich, der Weiterlesen

Teetrinken unter Freunden

Treffen islamistischer Aktivisten in Istanbul

Muhammed Ciftci, türkischstämmiger Prediger, tritt seit Jahren in den verschiedensten islamistischen Zusammenhängen auf: Ursprünglich an die in Deutschland mittlerweile endgültig verbotetene IHH bzw. ihren türkischen Zweig angeknüpft, machte er mit Sven Lau gemeinsam den Verein „Einladung zum Paradies“. Dieser entging dem Verbot durch Selbstauflösung. Seine Verbindungen in die Türkei mögen aus den 90er Jahren stammen, in denen er für die in IHH tätig war. Die IHH besteht in der Türkei allerdings fort. Als „Abu Anas“ ist er Imam einer Braunschweiger Moschee. Er bereist die Moscheen der Republik, gibt Unterricht, vernetzt. Braunschweig, Fulda, Karlsruhe, Hannover und noch einige andere Anlaufstellen. Zwischendrin bietet er seit Jahren Begleitung bei religiösen Reisen an über den Pforzheimer Anbieter Kaaba Reisen:

 

Immer wieder wird Ciftci in den Medien auch mit Gewalttätern in Verbindung gebracht: Weiterlesen

Der böse Blick

Glaube und Aberglaube sind nicht selten nah beieinander. Beliebt unter islamistischen Predigern ist die Befassung mit dem „bösen Blick“.  Ein Synonym ist das „böse Auge“. Da sich viele Personen damit beschäftigen, es nur um glauben, anmuten oder wähnen geht, gehen Diagnose und Therapie unter den einschlägigen Spezialisten naturgemäß auseinander. Nichts davon ist natürlich dem Beweis zugänglich. Das böse Auge ist kein medizinisches Problem, sondern ein – freundlich formuliert – psychologisches. Um so interessanter ist es, diese verschiedenen Sichten zu betrachten.

Eine kleine Synopse beliebter Ratgeber aus der Szene:

Abu Abdullah (Brahim Belkaid) hält den bösen Blick für überaus weit verbreitet. Aber nicht nur der der Menschen. Nein, auch der Jinns…
Das sei die Haupt-Todesursache in der Ummah*. In einer Sekunde könne einen das zu Tode bringen – aber auch langes Siechtum hervorrufen.

[Jenseits des Lustigen werden in dem Video auch psychische Störungen fehlgedeutet, was zur Nichtbehandlung durch den Psychiater oder Psychologen führen kann.]

Der Herr Muhammad al Arifi, das ist der mit dem Persilschein für Selbstmordattentäter, wenn sie im Land Weiterlesen

Organisierte Gegengesellschaften

Islamistisch ausgerichtete Gruppierungen und Vereine finden sich in der Republik mittlerweile ich den verschiedensten ideologischen Untergruppen. Nicht nur die Gülen-Bewegung, sondern auch viele andere haben den Marsch durch die Institutionen angetreten. Es geht um Einfluss, vor allem aber um öffentliche Gelder. Gelder, die eigentlich nicht dazu gedacht sind, Segregation zu fördern, sondern Kinder auf dem Boden der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung zu erziehen, Teil dieser Gesellschaft zu werden. Kinder sollen nach dieser Vorstellung erzogen werden, frei zu wählen und den Mitmenschen als gleichwertiges Geschöpf zu achten.

 

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Mohamed Al Arifi Bild: alaraby.co.uk

Islamistische Vereinigungen wollen das jedoch nicht. Freiheit ist Bedrohung, frei könnte etwas anderes gewählt werden. Dort geht es um die Weitergabe einer Ideologie, die Menschen eben nicht gleich sieht. Die Menschen pauschal nach ihrem Glauben auf – oder abwertet und manchen Menschen gar das Existenzrecht aberkennt. Frauen sind sowieso Menschen zweiter Klasse im Diesseits.

Exemplarisch sei ein Fall aus der Region genannt: Der Arab Nil Verein in Mainz. 2009 wurde dem Verein eine Kita genehmigt:

http://www.faz.net/aktuell/politik/streifzuege/mainz-erster-islamischer-kindergarten-1767089.html

In einer Stadtteilzeitung bezogen die Macher 2010 eindeutig pauschal Position für den Verein, diskreditierten Kritiker und Mahner. Sie machten Meinungsjournalismus. Das kann man machen. Meinungsjournalismus wird jedoch dann problematisch, wenn er nicht auf Fakten, sondern auf Vorurteilen beruht. Hier waren es durchweg positive Vorurteile über den Vereinsvorsitzenden, während Kritiker als kenntnislose Verleumder abgekanzelt wurden:

http://www.dermainzer.net/233-mainzer-koepfe-samy-el-hagrasy.shtml

Feindbilder kennt er nicht„, behauptet der Autor. Nein, Feindbilder wird er natürlich nicht vorführen, so geschickt ist der Herr El Hagrasy. Es wäre interessant zu erfahren, wie dieser Autor den Verein heute sieht. Nur fünf Jahre später, nachdem die Mahner und Warner Recht behielten und der Autor dasteht wie ein genasführtes Kind, dem man ein schönes Märchen erzählte, das er begierig aufsog und weitererzählte.

Solche Märchen erzählt der Herr El Hagrasy natürlich mit leichter Zunge, entsprechen sie doch dem Selbstbild. Man ist normaler Muslim und die Bösen sind immer die anderen. Er lädt lieber Leute ein, die die ideologische Schmutzarbeit machen, die den Zuhörern klar die Linien aufzeigen. Werden er und sein Verein dabei ertappt, solche Leute eingeladen zu haben, weiß man von nichts:

Damals rechtfertigte sich El-Hagrasy, weder Al-Arifi noch der umstrittene Imam Ibrahim Hassan, ein zweiter Gast des Vereins, hätten in ihren Vorträgen etwas gesagt, was als extremistisch bewertet werden könne. Auch heute findet El-Hagrasy nichts daran, dass es zur Einladung des Salafisten-Predigers gekommen ist, von dessen frauenverachtenden und homophoben Thesen er nichts gewusst haben will: „Wir sind ein offener Verein und haben Al-Arifi im Rahmen seines Deutschland-Besuches eingeladen, ohne vorher recherchiert zu haben, was für einen Hintergrund er hat.“ Wenn, dann trügen andere die Schuld am Versäumnis: „Niemand hat uns vorher vor seinen problematischen Äußerungen gewarnt.

Was erwartet der Herr El-Hagrasy eigentlich? Er erkundigt sich nicht selber und dann sind andere daran schuld, dass er etwas falsch machte? Das ist eine leider nicht untypische infantile Haltung, wie sie nur im paternalistischen Biotop gedeihen kann. In jedem anderen Zusammenhang sind Erwachsene, Vereinsvorstände für ihre Handlungen verantwortlich. Nur hier wird eine solche Opferhaltung zelebriert. Und nur hier geht sie (noch) durch.

Einsicht sieht anders aus.

In diese Einrichtung kommen jeden Samstag fast 200 Kinder. 200 Kinder, denen beigebracht wird, dass Menschen nicht gleichwertig sind, dass das aber völlig in Ordnung sei, weil das eben Gottes Wille und Wort sei. Das steht fest, da hat man sich als Kind, als Mensch zu unterordnen.

Aktuell ist ein Beitrag in der Allgemeinen Zeitung über diesen Verein:

http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/arab-nil-rhein-verein-in-mainz-bei-religion-hoert-fuer-sie-der-spass-auf_15950974.htm

In die Kita gehen derzeit etwa 40 Kinder. Die Kita bekommt von der Kommune den üblichen Betrag, der Ersatzeinrichtungen erstattet wird. Es bestehen erhebliche Zweifel, ob die islamische Lebensordnung und Weltsicht nicht als allein gültige vermittelt wird. Die öffentliche Hand zahlt also wahrscheinlich dafür, dass Kindern das normative Gefüge nicht dieses Landes vermittelt wird und die sozialen Grenzen unserer Gesellschaft, sondern die einer Parallelgesellschaft. Weltanschauliche Kuckuckskinder in einer Demokratie, die erhebliche Schwierigkeiten haben werden, in der Schule ihr totalitäres und nicht hinterfragbares Weltbild z.B. mit der Evolutionslehre in Konfrontation zu sehen. Schwierigkeiten, mit denen dann die Pädagogen Probleme haben werden. Glücklicherweise konnte der Verein nicht gemäß seiner Planungen nicht auch schon eine Grundschule und ein Gymnasium verwirklichen. Das aber wird nur eine Frage der Zeit sein.