Frankfurt: Fauler Zauber für „Ansaar“

Aktivisten aus dem Umfeld des vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugeordneten Vereins Ansaar International veranstalteten letztes Wochenende in Frankfurt am Main ein Treffen, das an islamischer Glaubensmedizin Interessierte ansprechen sollte. Ein Teil des Erlöses soll an den Verein gehen, dessen Konten im Zuge von Durchsuchungen im April 2019 gesperrt wurden. „Gesundheitstreffen“ könnten ein Weg sein, um Menschen in schwierigen Lebenslagen einzufangen, aber auch um an weitere finanzielle Mittel zu gelangen.

Der Sitz von Ansaar International in Düsseldorf (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)

Als im April 2019 gegen Organisationen rund um den vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugeordneten Hilfsverein Ansaar International ermittelt wurde, durchsuchten die Polizisten auch Wohnungen von Anhängern. Ansaar hat seinen Sitz in Düsseldorf, die Maßnahmen fanden aber auch in anderen Städten statt und erstreckten sich über mehrere Bundesländer. Die Mittel des Vereins auf seinen Konten wurden eingefroren. Verschiedene Klagen des Vereins gegen seine Benennung im Verfassungsschutzbericht sowie wegen anderer Sachverhalte blieben bislang erfolglos.

Daraufhin riefen Funktionäre des Vereins und Sympathisanten dazu auf, die Mittelflüsse auf anderen Wegen aufrecht zu erhalten. Mittlerweile hat der Verein ein Konto bei der deutschen Tochter einer türkischen Bank. Auch in der Rhein-Main-Region fanden Maßnahmen statt; so wurden etwa Wohnungen in Offenbach und Mainz durchsucht. In Offenbach werden ein Sammelcontainer und ein Lager unterhalten. Auf einer Facebook-Seite von Spendensammlern des Vereins sind entsprechende Hinweise aufzufinden.

Die Anbahnung von Kontakten durch Extremisten erfolgt über eine Vielzahl von Aktivitäten. Sportler als Testimonials sind begehrt. Insbesondere für Frauen als Zielgruppe ist die Heilkunde ein attraktives Weiterlesen

Farid Bang, Ansaar und die Videos

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hält trotz massiver Kritik an einem mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang produzierten Video fest. Der Rapper, dem antisemitische und frauenfeindliche Texte vorgeworfen werden, wirbt aber bis heute auch für den vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugerechneten Verein „Ansaar“. Das entsprechende Video war am Freitagmorgen noch immer im Netz zu finden. Leider ist das nicht das erste Mal, dass die Stadtspitze Warnungen vor in Düsseldorf aktiven Personen aus diesem Milieu nicht ernst nimmt.

Der Sitz von Ansaar International in Düsseldorf (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)

Seit Dienstag ist der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wegen eines Videos der Stadt mit Farid Bang massiver Kritik ausgesetzt. In dem 42 Sekunden langen Filmchen fordert der umstrittene Rapper die „Partyszene“ auf, sich an die Regeln zu halten. „Benimmt euch. Hört auf, hier Unfug zu machen, sonst ziehe ich euch die Ohren lang“, sagt der 34-Jährige darin. In der Düsseldorfer Altstadt kam es an den letzten Wochenenden immer wieder zu Auseinandersetzungen wegen Missachtungen der Corona-Abstandsregeln. Dabei kam es auch zu Angriffen auf Polizisten.

Farid Bangs von ungewöhnlich vulgärer Wortwahl durchzogene Texte werden seit Jahren als gewaltverherrlichend, frauenverachtend und antisemitisch kritisiert. 2018 sorgte der gemeinsam mit dem Rapper Kollegah aufgenommenen Song „0815″ für einen Skandal. Darin heißt es: „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ und „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm an mit dem Molotow“.

Auf den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit entgegnete er 2017 laut der Bild-Zeitung: „Prinzipiell bin ich nicht gegen Frauen, denn Frauen sind auch Lebewesen, Frauen sind auch Menschen, und sie essen und trinken auch, genau. Frauen sind auch auf der Welt und wir müssen sie dulden.“ Und: „Man sollte Frauen nur dann schlagen, wenn sie einen dazu auffordern.“ Vor diesem Hintergrund war es keine Überraschung, dass faktisch alle anderen namhaften Politiker der Stadt mit Entsetzen und Empörung auf das von Thomas Geisel initiierte Video reagierten.

„Sie beschädigen das Ansehen unserer Stadt“

Die FDP-Oberbürgermeisterkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sprach von „Farid-Gate“ und warf Amtsinhaber Geisel vor: „Sie beschädigen das Ansehen unserer Stadt über Deutschlands Grenzen hinaus.“ Die CDU forderte am Mittwoch eine Sondersitzung des Stadtrates, nahm das jedoch am Tag darauf wieder zurück, blieb aber bei ihrer Forderung, der Oberbürgermeister müsse das Video wieder von den Social-Media-Kanälen der Stadt löschen lassen. Aber auch Grünen-Politiker und selbst SPD-Parteifreunde kritisierten Geisels Farid-Bang-Video.

Thomas Geisel aber blieb stur und hielt an dem Video fest. Bei der Vorstellung des Filmchens sagte er: „Ich bin froh, dass sich ein bekannter Musiker wie Farid Bang für diese Aufklärungskampagne der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Verfügung stellt. Er hilft uns dabei, genau die Zielgruppe zu erreichen, denen die Einhaltung der Corona-Regeln in den letzten Wochen ganz offenbar nicht mehr so wichtig war.“

„Gangsta-Rapper wirbt für Salafisten-Freunde“

Dass der marokkanischstämmige Farid Bang, der mit bürgerlichem Namen Farid Hamed El-Abdellaoui heißt und in Düsseldorf-Oberbilk aufgewachsen ist, auch außerhalb der Stadtgrenzen fragwürdige Bekanntheit genießt, hat jedoch nicht nur mit seinen frauenverachtenden Texten zu tun. Bereits 2014 berichteten Medien unter Überschriften wie „Gangsta-Rapper wirbt für Salafisten- Weiterlesen

Shoppen für die Hamas?

Über Aktivitäten im Umfeld von Ansaar International

Am Mittwoch wurden in Düsseldorf sowie in anderen Städten Räumlichkeiten des vermeintlichen Hilfsvereins „Ansaar international“ durchsucht. Betroffen waren auch Personen und Strukturen aus dem Dunstkreis des Vereins. Hintergrund war ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher verdeckter Finanzierung der Terror-Organisation Hamas:

https://vunv1863.wordpress.com/2019/04/10/durchsuchungen-bei-ansaar-international-und-wwr/

In diesem Zusammenhang ist nicht nur das Spendenaufkommen interessant, sondern auch die wirtschaftlichen Aktivitäten, die offen oder verdeckt, für Mittelflüsse sorgen.

Eingangsschild von Ansaar International in Düsseldorf

Auf einer Internet-Seite von Ansaar International werden Betätigungen aus dessen Dunstkreis aufgeführt. Die folgenden Angaben entstammen dieser Ansaar-Seite:

https://ansaar.de/ummah-shops/

und dort dann der Kontakt- oder Impressums-Unterseite:

Frauenrechte Ans Justice e.V.
Kuckhoffstrasse 10
52064 Aachen
Tel: 0176 532 895 66

BLCK STONE gGmbH
Inkmannstrasse 1
40599 Düsseldorf
Vertreten durch:
Lamia Akaouch-Menzer
Telefon: 0211 – 69513915

BLCK STONE gGmbH
Koopmannstr 102
47138 Duisburg
Vertreten durch:
Lamia Akaouch-Menzer
Kontakt:
Telefon: 0203 417 847 04

WWR-Help. WorldWide Resistance-Help e.V.
Volmerswerther Straße 16
41468 Neuss
Vertreten durch:
Janine Abuayyash
Kontakt:
Telefon: +49 (0) 21 31 752 656 9
Mobil: +49 (0) 170 776 75 91

 

KFZ-Gutachten-Service
Merowingerstr. 20
Düsseldorf
m.me/GutachtenServiceMB
Anrufen 0178 8522222

LION’S PREMIUM BURGER
Nicola Horscht
Schützenstraße 42
42853 Remscheid
Tel: 02191 – 376 71 46

Bezüglich des erstgenannten „Frauenhilfsvereins“ findet sich nun folgende, wie ich finde, interessante Angabe, wenn man bei Ansaar International e.V. Mitglied werden möchte: Weiterlesen

Durchsuchungen bei Ansaar International und WWR

Razzien in neun Bundesländern

Wie das Bundesinnenministerium am Morgen bekannt gab, finden seit den frühen Morgenstunden groß angelegte Durchsuchungen in verschiedenen Bundesländern statt. Grund sind Ermittlungen gegen ein Netzwerk zur Finanzierung der Terror-Organisation Hamas:

Seit dem heutigen Morgen, 06.00 Uhr, durchsuchen die Polizeibehörden in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie die beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen ansässige Task Force der Steuerfahndung NRW ca. 90 Objekte eines bundesweit agierenden islamistischen Netzwerks. An der Spitze dieses Netzwerks stehen die in Nordrhein-Westfalen ansässigen Vereine WWR Help und Ansaar International.

https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2019/04/ermittlungsverfahr_hamas_unterstuetzer.html

Ansaar ist seit Jahren Gegenstand der Berichterstattung des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes. Aktive des Vereins sollen 2015 auch bei der Gestaltung des Gebetsraumes am Düsseldorfer Flughafen mitgeholfen haben.* In Hessen fiel der Verein vor allem durch die Affäre um die Beteiligung des Fussballers Änis ben Hatira (siehe auch dieser Blog) auf. Hessen betreffend werden derzeit drei Ziele bekannt gegeben:

Die Polizei geht seit dem frühen Mittwochmorgen mit Razzien in neun Bundesländern gegen Einrichtungen eines bundesweiten islamistischen Netzwerks vor, darunter auch in Hessen. Hier wurden nach hr-Informationen Räume in den Wiesbadener Stadtteilen Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim sowie in Offenbach durchsucht.

https://www.hessenschau.de/panorama/razzien-gegen-islamistisches-netzwerk-in-wiesbaden-und-offenbach,bundesweite-razzien-100.html

Die hessischen Filialen unterhalten Sammelplätze und Lagerstätten in Mainz und Offenbach. Auf den entsprechenden Facebook-Accounts wurden umtriebig Gelder und Sachspenden eingesammelt.

So warb der Verein mit seiner Sammelstelle in Offenbach für noch mehr Spenden:

Die Zweigstelle Mainz bewirbt die Schriften von Amen Dali, einem salafistischen Prediger, der auch zum Ausschuss für Mondsichtung gehört, siehe diesen Blog: Weiterlesen

Keine Schwalbendämmerung

Über ein Porträt des Fußballers Ben Hatira bei ARTE
Eine Kritik

Zur Vorgeschichte:
Der Fußball-Profi Änis Ben Hatira musste im Januar seinen Verein Darmstadt 98 verlassen. Vorangegangen war eine wochenlange Debatte wegen eines Engagements für einen Hilfsverein. Der Verein ist Ansaar International und wird im NRW-Verfassungsschutzbericht des Jahres 2016 erwähnt. Herr Ben Hatira hatte sich hinsichtlich der begründeten Einschätzungen zu diesem Verein uneinsichtig gezeigt und nicht darauf verzichtet, sich als Werbefigur für diesen Verein zu präsentieren. Der Vorstand von Darmstadt 98 musste allerdings erheblich zu einer Aufarbeitung dieser Betätigung aufgefordert werden. Stets war zunächst von einer „Privatsache“ des Spielers die Rede, obwohl dieser seine Popularität nutzte, um faktisch Anhänger und Spender für diesen Verein zu gewinnen:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/01/29/solidaritaetsbekundungen-fuer-fussballer-ben-hatira/

Ben Hatira wechselte dann zu einem türkischen Verein.
Er blieb weiterhin uneinsichtig, nunmehr aber mit der Haltung verknüpft, er sei Opfer einer Medienkampagne geworden.

Mit dieser Eigensicht und -darstellung gelang es ihm, weitere Medien bzw. Journalisten zu interessieren, die nun ihrerseits weniger fragten, ob und wie die Vorwürfe gegenüber Ansaar International begründet seien. Vielmehr wurde das „Schicksal“ von Ben Hatira zentriert und die Eigeninszenierung kaum hinterfragt übernommen. Ben „Braveheart“ Hatira gegen die dunkle Seite der (Medien-)Macht: Muslime seien die „neuen Juden“ gibt er z.B. in der renommierten Washington Post kund:

https://www.washingtonpost.com/world/europe/why-a-german-born-soccer-star-of-muslim-descent-had-to-choose-between-his-faith-and-his-career/2017/02/08/3df7b586-ecaa-11e6-a100-fdaaf400369a_story.html?utm_term=.f1263e46527c

In dem Beitrag wird darauf abgestellt, der Verein sei ja schließlich nicht verboten und er wird konsequent als „konservativer“ Verein beschrieben. Schon die Überschrift ist fragwürdig: „Why a German-born soccer star had to choose between his Muslim faith and his career„.

Er wurde mitnichten aufgefordert, seinen Glauben abzulegen. Sondern nur, seine Popularität nicht in den Dienst einer zu dieser Zeit im Verfassungsschutzbericht stehenden Organisation zu stellen. Das ist etwas ganz anderes und man muss sich fragen, was die Journalisten zu einer solchen Überschrift trieb. Der HR dazu:

http://www.hessenschau.de/gesellschaft/ben-hatira–muslime-sind-die-neuen-juden,ben-hatira-washington-post-100.html

[Interessanterweise stammt der Artikel unter anderem von Souad Mekhennet, die auch erheblich an der positiven internationalen Wahrnehmung von Hesham Shashaa beteiligt war.]

Die vorläufige Krönung dieser Fortsetzungsgeschichte war gestern abend in ARTE zu bestaunen.

https://www.arte.tv/player/v3/index.php?json_url=https%3A%2F%2Fapi.arte.tv%2Fapi%2Fplayer%2Fv1%2Fconfig%2Fde%2F072509-011-A%3Fautostart%3D0%26lifeCycle%3D1&lang=de_DE&autostart=0&embed=0

Aus einem Vorgang wird ein „Fall“, der „Fall des Fußballers Änis Ben Hatira“. Da tauchen unwidersprochen solche Momente auf: „Die“ hätten ihn „kaputt machen wollen“, „man“ „habe dafür gesorgt, dass er keinen Verein“ mehr finde. Wer „man“ ist, wird deutlich: Politik und Medien. Sie sind die angeblich dunkle Seite im Heldenepos, von der Wirkung im Film her Finstermänner und -frauen. Der hessische Innenminister Peter Beuth wird als der Mann vorgeführt, der „Druck“ gemacht habe (was tatsächlich stimmt, aber auch berechtigt war und ist, was nicht erläutert wird).

Der junge Mann wird fast durchweg sympathisch geschildert, seine Verdienste werden aufgeführt*. Den immer wieder eingestreuten Fragen im Film wird nicht wirklich nachgegangen, es geht mehr um die persönliche Wirkung. Die persönliche Wirkung, der persönliche Eindruck – das sind immer die Antworten, die von den Journalisten gefunden wurden. Entstanden ist eine Art assistiertes Selfie, der Journalist wesentlich nur noch als Medium der Vermittlung einer Eigenbotschaft.

Quelle: Screenshot ARTE-Reportage „Der Fall des Fußballers Änis Ben Hatira“, Abruf 30.10.2017

Ben Hatira gibt an, er sei „schon immer ein Typ gewesen, der gerne geholfen habe“ (belehrend kommentiert der Sprecher, dass das Spenden im Islam normal sei). Er hätte sich dann für die Projekte interessiert und Ansaar International „beobachtet“. Die Transparenz bei Ansaar International habe ihn überzeugt, sagt er. Dass es jenseits von deren Eigendarstellung und seiner Wahrnehmung des Vereins andere Sichten geben könnte zur Ausrichtung und Betätigung, scheint ihm weniger klar. Er bezieht alles auf sich: Man wollte „seinen Namen in den Dreck ziehen“, meint er. Er gibt an, nicht zu verstehen, was in den Köpfen seiner Kritiker vorgehe. Das kann man ihm durchaus glauben: Er versteht nach Eigenangabe nicht, was er falsch macht, er versteht nicht, was man von ihm will, alles persönlich, alles unmittelbar. Man gewinnt den Eindruck, all das, was man ihm erklärte, sei deutlich zu abstrakt für ihn. Wie ein Kind, das nicht versteht, im falschen Zug zu sitzen, weil ihm das Bahnfahren so gefällt.

Die gleiche Darstellungsweise bei dem Vorzeigemann des problematischen Vereins: Die begründeten Weiterlesen

Wuppertal: Ein Lehrstück über Grenzen der Deradikalisierung

Wuppertaler Jungprediger weiter in problematischem Umfeld

Ein Junge, Saif Eddine Chourak, der sich von Wuppertal aus ins Licht zumindest der islamistischen Szeneöffentlichkeit begeben hatte, war auf diesem blog schon mehrfach Thema. Sein Beispiel ist deshalb relevant, weil sich der Zugang des Jungen zum einen von ihm selbst gewollt öffentlich abspielt, zum anderen weil die Personen seines Umfeldes durchaus prominent sind in Salafi-Kreisen (z.B. Sven Lau, Abou Nagie). Zum Dritten zeigt sein Beispiel, wie solche Prozesse voranschreiten, wenn weder der Junge selber noch seine Eltern dem Anschein nach mit Behörden kooperieren bzw. Hilfsangebote annehmen. Dies schlicht deshalb, weil in der Familie offenkundig kein Hilfsbedarf gesehen wird (abgesehen von Verwandschaft, die wenig Einfluß hat: Der Junge beklagte einmal bei Abou Nagie, er hätte Debatten zu Hause). Über den Jungen, der dem Anschein nach weiterhin in Wuppertal wohnt:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/23/essen-jungprediger-im-pott/

https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/24/wuppertal-ein-jungprediger-viele-vaeter/

und einige weitere.

Solche Konstellationen sind nicht so selten. Auch bei anderen Predigern bzw. deren Nachwuchs zeigt sich, dass die Erziehung wirkt und manche Söhne aus ihrem „eigenen“ Willen heraus in die Fussstapfen der Väter treten. Genannt seien beispielhaft Said El Emrani über Mohanned Ayyub* bis hin zu Taha Zeidan, deren Väter schon auf gleichem Terrain ihre Beiträge lieferten (muslimbrudernahes bis anders fundamentalistisch konnotiertes Umfeld). In Zeiten vor Internet und sozialen Medien fiel dieses jedoch weniger auf.

Saif Eddine Chourak ist also weiterhin aktiv. Letztes Jahr verließ er die Realschule. Die Schule, an der er seinen Abschluß machte, war dem Anschein nach überfordert und hatte auch einige Umstände wohl schlicht nicht erkannt. So machte der Junge am Tag der offenen Tür an seiner Schule einen kleinen LIES!-Stand:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/25/wuppertal-die-offene-tuer-fuer-die-gegengesellschaft/

Der weitere Werdegang in Ausbildungshinsicht ist nicht bekannt bzw. wird nicht öffentlich zentriert. Öffentlich zelebriert wird jedoch die „muslimische Identität“, die für den jungen Chourak dem Anschein nach weiterhin den wichtigsten Identitätsaspekt darstellt. Vielleicht ist auch mittlerweile das soziale Umfeld so beschaffen, dass man nur noch Glaubensbrüder ähnlicher Strenge bis hin zum extremistischen Umfeld um sich hat. Mit Mitschülern ist man ja wahrscheinlich nicht mehr täglich konfrontiert.

Nach verschiedenen Videoprojekten ist Chourak nun für „Tuba TV“ bzw. die Bekleidungslinie Tuba Collection“ aktiv. Diese Betätigung steht im Zusammenhang mit einer Kleidungsvermarktung eines Kevin Schneider aus Wuppertal**. Keine gewöhnliche Kleidung, sondern Kleidung mit Message: Zwar nach Eigenangabe fair gehandelt; jedoch wird unter „fairem Handel“ etwas verstanden, was eine zusätzliche Bedeutung hat (und die mit ökologisch fairem Handel wohl eher weniger zu tun zu haben scheint):

Daher bezieht TUBA COLLECTION von der Herstellung bis zum Verkauf verschiedene muslimische Unternehmen ein, denen dabei die unikale Möglichkeit gegeben wird in angebrachter Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

https://www.tuba-collection.de/tuba-startseite/%C3%BCber-uns/

[Sprachliche Merkwürdigkeiten original.]

Saif Eddine Chourak macht Werbung für die Linie:

 

Man beachte die Sprachmelodie und die Gestik. Das ergibt sich häufig, wenn das soziale Umfeld einschlägig eingeengt ist.

Eine Facebook-Seite gibt es auch:

https://www.facebook.com/Tubacollectiongermany/?hc_ref=PAGES_TIMELINE

Das wird von Seiten wie der von Sven Lau, die in Abwesenheit weiter geführt wird (er sitzt ein; sein Verfahren nähert sich dem Ende), verbreitet.

Wo der bisherige online-Shop „Tuba Collection“ unterkommt? Bei Ansaar International. Da vergrößerte gerade  Weiterlesen

Ciftci, Naik und die IHH Türkei

Die „Internationale Humanitäre Hilfsorganisation e.V.“ (IHH) ist seit 2010 in Deutschland verboten. Die Verbotsverfügung wurde vor dem Bundesverwaltungsgericht 2012 bestätigt:

http://presseservice.pressrelations.de/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=417592

In der Türkei besteht eine assoziierte Organisation jedoch fort. Wie bei vielen Organisationen in diesem Bereich kapriziert man sich darauf, dass man trotz gleichen Namens, gleicher Ausrichtung, intensiver Kooperation etc. ja „rechtlich getrennt“ sei – eine völlig wertlose Stellungnahme, die rein dem Verschleiern dient. Organisationen wie „Islamic Relief“ (Eigenangabe IR Australia) oder „Ansaar International“ kooperieren mit der türkischen IHH bei verschiedenen Projekten. Hier ein Projekt von „Ansaar International“ im letzten Mai:

 

Doch auch andere haben seit langem engen Kontakt zu der IHH. Aus der Stuttgarter Zeitung von 2011:

Die Freiburger IHH-Gruppe schleuste mehrere Männer als Kämpfer ins bosnische Kriegsgebiet: nach unserer Zeitung vorliegenden Unterlagen den wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilten Deutschen Aleem Nazir, den in Ulm lebenden Reda Seyam, der mit dem Terroranschlag in Bali im Jahr 2002 in Verbindung gebracht wird. Und Mohammed Seyfundin Ciftci aus Braunschweig, der nach Unterlagen der kroatischen Polizei vom Jahr 1993 an auf den kroatischen und bosnischen Schlachtfeldern unterwegs war. Die Nachrichtendienste aller drei am Krieg beteiligten Balkanländer beschuldigen ihn, Dschihadisten besonders nach Zentralbosnien geschleust, sie unterstützt und versorgt zu haben. […] 

Im Rausgehen wird Ciftci redselig. Er habe gute Kontakte in die Türkei. So gute, dass er von der türkischen Hilfsorganisation Insan Hak ve Hürriyetleri ve Insani Yardim Vakfi – IHH – gebeten worden sei, die „geistliche Begleitung der diesjährigen Gaza-Flottille zu übernehmen“. Er habe abgelehnt – weil er kein mutiger Mann sei und absehbar sei, „dass es da zu Gewalt kommt“.

Die türkische IHH? Recherchen unserer Zeitung ergeben, dass auch diese Hilfsorganisation während des Krieges in Bosnien aktiv war. Mit engen Kontakten zu den Brigaden der Gotteskrieger besonders im Raum Zenica. Ex-NSA-Mann John R. Schindler sagt: „Die waren auf der ganzen Bandbreite aktiv: Finanzierung, Rekrutierung, Bewaffnung, Nachschub.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.islamisten-handgranaten-auf-der-einkaufsliste-page2.108c9d40-947a-4083-a6af-0231ef2f4237.html

Diese Kontakte bestehen offensichtlich immer noch (sind über die Jahre nachweislich). Erst kürzlich war Herr Ciftci, wie er stolz auf seiner Facebook-Seite verkündet, wieder in der Türkei – und traf sich dort mit Zakir Naik:

 

Zu Naik: Weiterlesen

Nur Nächstenliebe ohne Grenzen?

Über den Hanauer Hilfsverein „Nächstenliebe ohne Grenzen e.V.“

Ein anderer Hilfsverein aus Hanau war hier schon mehrfach Thema, die „Weißen Flügel e.V.“, z.B. hier:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/06/hanau-pierre-vogel-und-die-helfenden-brueder/

Es gab Ende 2015 ein ziemliches Hin und Her, weil man als Verein mit einer fragwürdigen Agenda nicht nur regelmäßig Syrienreisen machte, also Verschickungen, sondern zu diesem Zweck auch ein Lager auf dem Neckermann-Gelände unterhielt. Zufällig wohl und eben zu der Zeit, als dort Flüchtlinge einquartiert werden sollten. Akteure mit salafistischen Einbindungenund Flüchtlinge? Eine schlechte Kombination.

Im Verein wurde dann – wohl auf einfühlsame Ansprache hin – allerlei umgestellt. Akteure gingen, es wurde das Personaltableau verändert und der öffentliche Auftritt optisch verschönert. Die Betätigungen wurden – zumindest offen – weniger.

Der Verein „Weiße Flügel e.V.“ ist mittlerweile aufgelöst.

In dem Verein war vor der Umstellung einmal der Herr Cihan Genc aktiv, der 2013 für Ansaar international Gelder einsammelte:

https://www.facebook.com/events/548831468539120/

Der Herr Genc ist weiterhin im Hilfsvereins-Geschäft. Wie es scheint eine liebgewordene Gewohnheit und vom Ansatz her erst einmal nicht zu beanstanden. Nun ist er der erste Vorsitzende des Vereins „Nächstenliebe ohne Grenzen e.V.“

Auch macht er häufig Reisen, wie er auf dem Facebook-Profil des Vereins selber dokumentiert.

https://www.facebook.com/NoG.EV/?fref=ts

Als Sondermerkmal unter den Hilfsvereinen führen die Reisen des Herrn Genc ihn sehr häufig in den Kosovo. Eine bitterarme Gegend, sicher. Aber auch eine, in der sich seit Jahren eine Hinwendung zu Weiterlesen

Solidaritätsbekundungen für Fussballer Ben-Hatira

Der Bundesliga-Profi Änis Ben-Hatira engagiert sich seit geraumer Zeit für den Hilfsverein Ansaar International e.V. Dieses Engagement fiel vor einiger Zeit auf, nachdem er auch seine beruflichen Einbindungen für Marketing für diesen Verein nutzte:

http://hessenschau.de/gesellschaft/ben-hatira-verteidigt-engagement-fuer-islamistischen-hilfsverein-,ben-hatira-124.html

Nach zwei Monaten, in denen sich der Spieler relativ unbeeindruckt zeigte von öffentlicher Kritik, in denen auch der Verein, bei dem er aktuell unter Vertrag war, wiederholt keine Handlungsnotwendigkeit sah, wurde nun der Vertrag aufgelöst. Auslöser waren neben der zweimaligen deutliche Aufforderung des hessischen Innenministers Peter Beuth auch Vorhalte einer Fan-Gruppierung und einiger Sponsoren des Vereins:

http://hessenschau.de/tv-sendung/video-27580.html

Dieses Engagement war auch deshalb so stark angemahnt worden, weil Ben-Hatira auf seiner Facebook-Seite seinerzeit über 170.000 Follower hatte. Seine Reichweite insbesondere und Jüngeren, Fussball-Fans, Personen mit Migrationshintergrund und – wahrscheinlich – im Schnitt schlechter gebildeten Personen war also erheblich. Der Bildungsgrad ist deshalb wichtig, weil bei eher einfach Gebildeten die Neigung zur Zweit-Quelle und zur Relativierung des Vorbildes bzw. zur Einordnung seiner Handlungen in einen größeren Kontext geringer ist.

Ben-Hatira sieht sich allerdings, obwohl er Auflösung des Vertrages zuletzt zustimmte, im Recht und seinerseits von der Öffentlichkeit schlecht behandelt:

Ben-Hatira sieht sich in der Diskussion über sein Engagement für den islamischen Verein Ansaar International weiterhin im Recht und kündigte via Facebook eine baldige öffentliche Äußerung dazu an. „Es gibt wenige Menschen, die eine große Verantwortung tragen, dennoch täglich in den Spiegel sehen können und sich mit Stolz selbst erkennen. Gott sei Dank, ich kann das“, schrieb der 28 Jahre alte Fußballer auf seiner Facebook-Seite.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/ben-hatira-sieht-sich-nach-trennung-im-recht-frings-beste-loesung-14762023.html

Zur Einordnung ist dieses Interview beachtenswert:

http://www.deutschlandfunk.de/fall-aenis-ben-hatira-ich-kann-keine-einsicht-des-vereins.1346.de.html?dram%3Aarticle_id=377562

Interessanter als die Uneinsichtigkeit des Herrn Ben-Hatira und die Darstellungen von Ansaar selber

 

sind aber die breiten Solidaritätsbekundungen. Bei diesen sind eine Reihe einschlägig bekannter Akteure mit von der Partie, die aus dem Fall eigene Publicity schöpfen möchten. Eine kleine, aber bezeichnende Auswahl: Weiterlesen

WDR: Handwerklicher Fehler rächt sich

Akteure aus dem salafistischen Spektrum nutzen zunehmend rechtliche Möglichkeiten

Journalisten unterliegen generell einer Sorgfaltspflicht: Die Betroffenen anhören, ausreichend Zeit für die Gelegenheit zur Stellungnahme geben und so recherchieren, dass dies im Zweifelsfall gerichtsfest ist. Dafür stehen meist von dem Medium, in dem veröffentlicht wird, Justiziare bereit, die helfen, die rechtliche Dimension abzuschätzen und keine vermeidbaren Risiken einzugehen. Die unvermeidbaren bleiben ja: Dass ein von der Berichterstattung Betroffener auch dann zu klagen versucht, wenn alle Standards eingehalten wurden und die Berichterstattung wahrheitsgemäß ist, aber halt nur nicht genehm ist. Dazu gibt es bereits einige beispielhafte Verfahren, in denen islamistische Strukturen oder Akteure unterlagen vor Gericht.

Insbesondere bei problematischen Vereinen, Strukturen und Akteuren ist es jenseits eines Verfahrensrisikos jedoch ärgerlich, wenn handwerkliche Fehler gemacht wurden, die bei ordentlicher Recherche vermeidbar gewesen wären. Journalisten tun gut daran, die üblichen Standards auch bei solchen Berichtsobjekten einzuhalten, weil in einem solchen Medienverfahren die sonstigen Einbindungen und die Fragwürdigkeit des Gegenübers keine Rolle spielen: Justizia ist da blind für das Ansehen der Prozeßpartei in anderen Zusammenhängen, es zählt alleine das veröffentlichte Wort im angemahnten Bezug. Tatsachenbehauptungen müssen daher belegt sein in einer Weise, die im Zweifelsfall auch Juristen überzeugt. Salafistische Strukturen genießen in Medienverfahren dieselben Rechte wie alle anderen auch und können diese geltend machen, sofern die Vereine z.B. für die Vorlage der Anwaltskosten liquide genug sind..

Ein solcher Fall einer unzureichenden Recherche und teilweise fehlerhafter Zuschreibung ist – anscheinend nicht zum ersten Mal – aktuell wohl dem WDR gegenüber Ansaar International e.V. unterlaufen:

http://ansaar.de/wdr-luege/

Der eingestellte „Beleg“ von Ansaar ist zwar ohne Wert. Gezeigt wird ein Vordruck zur Genehmigung einer Sondernutzung, der nur von Ansaar (nebst Stempel) ausgefüllt ist. Ein Stempel oder ein Beleg der Stadt ist dies nicht und beliebig ausfüllbar:

Klicke, um auf Sondernutzungsantrag-31.10.pdf zuzugreifen

Vor Gericht genügte das zur Glaubhaftmachung, man habe schon vorher angemeldet, nicht. Es wäre die Bestätigung der Stadt Dortmund erforderlich, dass dieser Vordruck zum genannten Datum auch einging und bearbeitet wurde. Sicher hat man vom WDR jedoch nicht so genau nachgefragt.

Das wird nun von allen Betroffenen natürlich weidlich ausgeschlachtet:

 

Auch Martin Lejeune, der für eine „Pressekonferenz“ von Ansaar International e. V. eingeplant war*, Weiterlesen