Islamforum in Frankfurt – nicht so neu, wie es scheint

Bekannter Akteur aus dem Netzwerk der Muslimbruderschaft verwirrt Frankfurter Lokaljournalisten.

Nach Angaben des Vereins „Islamforums Frankfurt“ wird in der Frankfurter Rundschau und in der Frankfurter Neuen Presse (Artikel liegt nicht vor) den Lesern der noch recht neue Verein vorgestellt: Die Organisation ist erst seit einigen Monaten eingetragen. In einem „Infokasten“ macht sich nun die FR die Eigendarstellung der Akteure zu eigen und gibt sie ungeprüft an die Leser weiter. Daraus:

Das Forum ist unabhängig und frei von Gruppierungen, Ländern und politischen Richtungen. Entsprechend möchte es zu Vorträgen Experten einladen, die ihre theologische Ausbildung in Deutschland und nicht im Ausland absolviert haben. Die Mitglieder lehnen jegliche Art von Extremismus, Radikalismus und Diskriminierung ab.

https://www.fr.de/frankfurt/islamforum-frankfurt-nicht-fragt-bleibt-dumm-12228089.html

Auf einer Seite der Stadt Frankfurt ist der Vereinsvorsitzende Khaled el Sayed als Tätiger in der Jugendarbeit aufgeführt:

https://www.vielfalt-bewegt-frankfurt.de/de/kontakt/khaled-el-sayed

https://frankfurter-islamforum.de/index.php/der-verein/impressum

Tatsächlich ist der Verein aber eine weitere Strukturbildung muslimbrudernaher Akteure.

Khaled el Sayed ist im Vereinsregister als Vorsitzender des Vereins „Islamforum in Frankfurt“ eingetragen:

Bei dem Frankfurter Verein Islamische Informations- und Serviceleistungen (IIS) hatte er eine Funktion. Das IIS gilt als IGD- und DMG-nah. Die Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD) bzw. neu „Deutsche muslimische Gemeinschaft“ (DMG) ist als Dachverband die größte Organisation in Deutschland, in der sich Muslimbrüder zusammenfinden. Die Funktion beim IIS wurde letztes Jahr aufgegeben:

IIS HE-Frankfurt_am_Main_VR_10898+Chronologischer_Abdruck-20190505144413

Sie war aber langjährig augenfällig, hier von 2006:

http://www.taz.de/!575301/

Dort hält er auch seit Jahren schon Predigten:

El Sayed tritt jedoch auch noch unter anderem Namen auf: Weiterlesen

Aachen: ein wenig Historie II

Zu einer der Gründerfiguren der Muslimbruderschaft in Deutschland

Fortsetzung zu:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/09/23/aachen-zmd-ein-wenig-historie/

Der syrischstämmige Issam el Attar ist ein alter Herr, der seit etlichen Jahrzehnten in Aachen residiert. Zusammen auch mit dem Vater von Aiman Mazyek hat er die erste islamische Aachener Gemeinde aufgebaut:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/09/23/aachen-zmd-ein-wenig-historie/

In den 60er Jahren war er mit der Tatsache konfrontiert, nach einer Mekka-Reise nicht mehr nach Syrien zurück zu können*. Er wählte dann Deutschland als Zielort:

https://de.wikipedia.org/wiki/Issam_al-Attar

El Attar ist ein geprüfter Mann: Seine politischen Betätigungen waren in den 80er Jahren wohl der Grund, weshalb seine damalige Frau ermordet wurde. Der Täter konnte nie gefunden werden und die Tat blieb weitgehend im Dunkeln.

Er blieb jedoch eine wichtige Person, die abseits der Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft agierte. El Attar ist jenseits der Sicherheitskreise kaum bekannt. Er hat – das mag angesichts des Alters erstaunen, er ist Jahrgang 1926** – öffentlich einsehbare Facebook-Profile.

https://www.facebook.com/issam.elattar.75

Und das arabischsprachige:

https://www.facebook.com/Issam.ElAttar1/

Diese werden wohl von Helfern betrieben, denn insbesondere der arabischsprachige Account hat einen nennswerten output. Das deutschsprachige Profil ist relativ mager und unauffällig. Das arabischsprachige hat jedoch weit über er 300.000 Follower und dort wird immer wieder auch zu aktuellen Vorgängen Stellung bezogen. So heute z.B. zur Beerdigung von Fuat Sezgin, einem auch deutschlandweit bekannten Orientalisten, der lange in Frankfurt wirkte:

Quelle: ar. fb-Profil von El Attar, Abruf 02.07.2018

El Attar bezeichnet Erdogan als eine Hoffnung für die islamische Welt:

Quelle: ar. fb-Profil El Attar, Abruf 02.07.2018

Hier das Original:

Das Placet des alten Herrn hat durchaus Gewicht.

Auf dem Profil werden mehrheitlich eher religös wirkende Botschaften an die Anhänger verbreitet. Interessanter sind da schon die Besucher. Da kommt mal Dr. Omar Abdelkafi zu Besuch (links):

Abdelkafi war auch bei der Konstituierung des Fatwa-Ausschusses Deutschland zugegen. Ein alter Freund, im folgenden Video schon 2003 in Aachen: Weiterlesen

Muslimschwester-Strukturen I

Über einige Strukturbildungen der Muslimbruderschaft mit Frauenverbänden

Die islamische Geschlechtertrennung bedingt, dass manche Strukturbildung im islamistischen Bereich, die bei Männern beobachtet werden kann, sich auch als weibliches Spiegelbild auffindet. Es handelt sich, das muss klar dazu gesagt werden allerdings nicht um Bei- und Sonderentwicklungen, getrennte, gesonderte Interessenvertretungen, wie man sie bei Parteien und anderen demokratischen Strukturen vorfindet. Vielmehr handelt es sich um Strukturen, der Frauen so ausschließlich zugeordnet sind wie die Männerstrukturen den Männern. Der Zugang zu Entscheidergremien ist ihnen allermeist völlig versperrt und so sind die Orte, an denen die Entscheidungen getroffen werden, meist reine Männerveranstaltungen. In manchen Gremien, die mit der Mehrheitsgesellschaft Umgang haben, werden sparsam Frauen hineingesetzt; das ist aber meist eher Dekoration. Gemeinsam bestrittene Wahlen, in denen Männer und Frauen sich Männern und Frauen in demokratischen Verfahren stellen; finden sich dort ebenfalls eher nicht. Das ist mehr autoritär, wird von oben bestimmt und die Quotenfrau im Vorstand ist oft eine Multiquotenfrau, d.h. ein weiblicher Multifunktionär, der überall mal hier, mal dort für mehrheitsgesellschaftstaugliche Bilder zu sorgen scheint: Seht an, eine Frau!

Eine solche Aufteilung gibt es bei vielen Strömungen, von den Ahmadiyya bis hin zu den Salafisten. Während bei den Salafistinnen die Frauen eher im Verborgenen wirken (jenseits von z.B.  Nora Illi vielleicht), hat man bei den Legalisten durchaus erkannt, dass Frauen in der Öffentlichkeitsarbeit nützlich sein können. Denn das Vorurteil, dass Frauen weniger fanatisch und weniger problematisch seien als Männer, ist ein echter, da nutzbarer Vorteil.

Die Strukturen der Muslimbruderschaft waren in der männlichen Ausprägung schon vielfach Thema auf diesem blog. Deswegen seien hier einmal die weiblichen Parallel-Strukturen aufgegriffen. Manche Strukturen wie Bildungseinrichtungen werden zwar auch von Frauen genutzt. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis aus gesonderten Kursen gänzlich eigene Einrichtungen werden. Angebote speziell für Frauen gibt es, wenn auch nicht immer so augenfällig wie hier:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/02/27/kostenpflichtige-demuetigung/

Das „European Forum of Muslim Women“ (EFOMW) ist so ein Gremium. Hier im Jahr 2014:

http://www.efomw.eu/

Dieses Treffen fand in Istanbul statt, eine wichtige Person aus dem Männerbereich hatte einen Weiterlesen