Muslimbruderschaft: Studium im Hinterhof

Das Frankfurter Europäische Institut für Humanwissenschaften (EIHW) gehört zu einem Verbund muslimbrudernaher Bildungseinrichtungen. Gegründet 2012, warb man ab 2013 um Studierende, denen die Anerkennung ihrer Studienabschlüsse in Aussicht gestellt wurde. Doch in den letzten Monaten war es still geworden um das Institut. Der Grund könnte ein Umzug sein.

Gegründet wurde das EIHW Ende 2012, in das Vereinsregister wurde es in Mainz eingetragen. Seit seiner Gründung ist es im Visier der Behörden. Obwohl die Bezüge zu anderen Einrichtungen wie etwa dem französischen IESH deutlich waren, gab man sich deswegen anfangs harmlos. Es gab große Pläne, wie in diesem Beitrag von 2013 aus dem Umfeld des Instituts deutlich wurde. Im Jahr 2014, also nachdem der „Lehrbetrieb“ aufgenommen worden war, gab es eine Auseinandersetzung zur Bezeichnung der Einrichtung als Hochschule. Das hessische Wissenschaftsministerium intervenierte, wie in diesem Beitrag vom 24. April 2014 aus dem HR-Archiv ersichtlich ist (erster Beitrag der Hessenschau). Die Leitung des Vereins hatte jungen Studierwilligen in Aussicht gestellt, ihre bei ihnen erzielten Abschlüsse könnten allgemein anerkannt werden

Jahrelang fand eine Art Lehrbetrieb an der Ostendstraße 45 statt. Häufig wurden auch externe Referenten aus dem Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft eingeladen. Die Lehrer und Funktionäre der Einrichtung ihrerseits gingen an sympathisierende Moscheen und zu einschlägigen Konferenzen. Der Verbund wurde ausgebaut, indem Partnerschaften mit anderen Institutionen des Geflechts eingegangen wurden. Man warb um Studierende in Präsenz- und Fernstudium.

Als vor über einem Jahr Vergrößerungs- und Neubaupläne des Frankfurter Vereins Islamische Informations- und Serviceleistungen (IIS) bekannt wurden, war vorstellbar, dass das EIHW die Seminarräume der geplanten Einrichtung nutzt. Dieser Neubau ist unter anderem wohl wegen der unbeantworteten Fragen einer Bürgerinitiative auf Eis gelegt worden.

In den letzten Monaten war es um das EIHW auffallend still geworden. Wenig Betätigung in den Weiterlesen

Rückschlag für die Muslimbruderschaft: IESH Paris geschlossen

Das Netzwerk muslimbrudernaher Vereinigungen unterhält in Europa auch einige  Bildungsinstitute, die als Kaderschmieden fungieren. Zu diesem Verbund gehört etwa das  Europäische Institut für Humanwissenschaften (EIHW) mit Sitz in Frankfurt. In Frankreich existieren mindestens zwei derartige Bildungseinrichtungen, eines in Chateau Chignon, eines in der Nähe von Paris. Das Pariser Institut wurde seitens der Behörden Ende letzten Jahres geschlossen. Doch die Akteure überlegen bereits Alternativen.

Das Pariser Institut Européen des Sciences Humaines (IESH) gehört einem Netzwerk miteinander in Beziehung stehender Bildungseinrichtungen an. Das Institut besteht seit 1999 und ist als weitere französische Einrichtung neben dem seit 1990 bestehenden IESH in Chateau Chignon zu sehen. Verbindungen zwischen beiden Einrichtungen bestehen nicht nur über die Namensgleichheit, sondern auch auf der organisatorischen Ebene wie Dozenten und Finanzierungsquellen. Auch zum deutschen EIHW, die demselben Verbund zuzuordnen sind, gibt es Schnittmengen. Gelder für die europäischen Einrichtungen stammen häufig aus Katar.

Das Pariser Institut war erst im Oktober in den französischen Medien, als die näheren Umstände zu dem Kollegenmord an vier Polizisten in Paris bekannt wurden: „Der Täter von Paris war Islamist und hatte die Tat geplant. Es gab Hinweise über problematische Äußerungen seinerseits. Vorgesetzte übten offenbar Druck auf seine Kollegen aus, besagte Warnungen nicht an die Ermittler weiterzugeben.“ Welche islamistischen Bezüge das sein könnten, offenbarte sich erst Tage später; bei seiner Radikalisierung soll ein am IESH Paris lehrender Imam involviert gewesen sein.Der fragliche Imam, Hassan El Houari, war bereits mehrfach wegen radikaler Haltungen und Äußerungen aufgefallen.

Möglicherweise auch aus diesen Gründen schauten die französischen Behörden beim Einhalten der formellen Betriebsumstände genauer hin. So wurde Anfang Dezember bekannt, das IESH Paris sei aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Auf der Internetseite des IESH Paris verkündet dieses Anfang Dezember, man sei von der Schließungsverfügung überrascht. Die Leitung wolle den Betrieb aber an anderem Ort aufrecht erhalten, weswegen zusätzliche Spenden in Höhe von 150.000 Euro erforderlich seien.

Am 18. Januar verkündete das IESH Paris auf seiner Facebook-Seite, man habe das Spendenziel erreicht: Weiterlesen

Hanau ganz brüderlich

Der Hanauer Verein Islamisches „Informations- und Begegnungszentrum e.V.“ (IIB) war bereits einmal Thema auf diesem Blog im Zusammenhang mit den Vorkommnissen um den Dachverband „Deutsch-islamischer Vereinsverband Rhein-Main“ (DIV). Dessen Beobachtung durch das hessische Landesamt für Verfassungsschutz wurde im August 2016 bekannt:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/09/29/unbelehrt/#more-6876

Das IIB war nach letztem Kenntnisstand – die Internetpräsenz des DIV ist seit geraumer Zeit nicht mehr zugänglich – Mitglied im DIV:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/04/29/praevention-boecke-und-gaertner-i/

Weiterhin „Wartungsarbeiten“ beim DIV:

http://www.div-rm.de/

Auch ein „Islamisches Jugend- und Informationszentrum (IJIZ) e.V.“ war Mitglied und betreibt die Badr Moschee. Auch dieser Verein wird in der Auflistung der Stadt Hanau unter Moschee-Vereinen geführt:

http://www.hanau.de/lih/gesellschaft/kirchen/064937/index.html?print=1

Auf dieser Seite der Stadt ist lediglich die Selbstdarstellung wiedergegeben; eine Einordnung durch die Kommune fehlt. Nach eigenen Angaben des Vorsitzenden im FR-Interview 2014 ist das IIB aus dem Islamischen Arbeiterverein hervorgegangen:

Das IIB ist aus der Jugendgruppe des Islamischen Arbeitervereins hervorgegangen. Schon vor der Gründung des IIB wollten wir Projekte initiieren.

und weiter, zu den Einbindungen:

Wir bestellen einen Referenten vom Verein Islamische Informations- und Serviceleistungen (IIS) in Frankfurt. Es sind Leute, die in Mainz Islamistik studiert haben. Zum IIS bestand schon früh eine enge Kooperation. Er war auch Vorbild für uns bei der Gründung des IIB.

http://www.fr.de/rhein-main/alle-gemeinden/main-kinzig-kreis/hanau-verqueres-bild-vom-islam-a-538461

Der „Islamische Arbeiterverein“ wurde in Hanau 2004 eingetragen:

Islamischer Arbeiterverein Hanau VR HE-Hanau_VR_1302+Chronologischer_Abdruck-20180211094820

Neben den IIB-Seiten im Internet allgemein:

http://iibev.de/

Schaut man sich die Betätigungen des IIB an, so fällt eine starke Dialogorientierung zur Mehrheitsgesellschaft hin auf, bei der man sich modern und moderat gibt. Die Akteure des IIB werden bei entsprechenden Anlässen auch von den Medien kontaktiert und geben sich auch dort wenig Blößen. Die Betätigungen zur eigenen Community hin zeigen jedoch ein anderes Bild: Man ist mittendrin in muslimbrudernahen Kreisen, wichtige Vereinsmitglieder betätigen sich auch selbst derart. So finden sich unter den Vortragenden Akteure wie Mohamed Naved Johari, der für die Frankfurter IIS in verschiedenen Funktionen auffiel und der auch überregional als Vortragsredner in einschlägigen Kontexten bekannt ist:

http://iibev.de/aktivitaeten/fuer-muslime/vortraege/

Neben Johari wird auch der bundesweit bekannte Ferid Heider aufgeführt, der v.a. in Berliner Institutionen tätig ist, die vom dortigen Verfassungsschutz beobachtet werden.

Der IIB weist mit IIS Frankfurt und IIS Mainz eine erhebliche Schnittmenge bei den Referenten auf. Was hinsichtlich der Einordnung des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz zum IIS gilt, trifft meiner Einschätzung nach ebenso für das IIB zu. Dies scheint in Hanau jedoch wenig Thema zu sein. Vielmehr wurde dem IIB vom Ausländerbeirat (ALB) ein Preis verliehen. Unkenntnis oder Absicht beim ALB?

Neben Jaoid Darsane als Vorsitzendem, der auch schon beim IIS Redner war, ist als „ehrenamtlicher Geschäftsführer“ Youness Rahbaoui eingetragen: Weiterlesen

IGD-Vorsitzender Falah führt FIOE an

IGD-Funktionär Samir Falah zum Vorsitzenden gewählt

Anläßlich einer Tagung in der Türkei vom 20-28. Januar 2018 hat die Föderation Islamischer Organisationen in Europa, eigentlich „Federation of Islamic Organisations in Europe“ FIOE) nach eigenen Angaben einen neuen Vorstand benannt. Die Organisation stellt eines der obersten Gremium muslimbrudernaher Strukturen in Europa dar. Zu dieser europäischen Organisation:

https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%B6deration_Islamischer_Organisationen_in_Europa

https://en.wikipedia.org/wiki/Federation_of_Islamic_Organizations_in_Europe

Oder im Schaubild, die Pfeile visualisieren „aus diesem Kreis Personen wurde das nachfolgende Gremium u.a. gegründet bzw. auf dessen Anregung hin initiiert:

Bild: Eigene Grafik

Die Stellungnahme wurde auf der Facebookseite vor wenigen Stunden veröffentlicht:

This session ended with the election of Mr. Samir Falah as the new FIOE president for the 11th term (2018-2022). Similarly, the European Shura Council was elected along with the Statutory Board, as a regulatory body and reference to the FIOE laws and regulations.

 

Samir Falah ist der amtierende Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD). Hier ein Bild mit Taha Sabri (Mitte) und Ibrahim El Zayat (rechts) anläßlich einer Ehrung Sabris im Jahr 2015:

Ibrahim El Zayat ist weiterhin in etlichen strukturell assoziierten Organisationen aktiv.

Nach eigenen Angaben auf der Seite der IGD hat Falah in Frankreich ein Zusatzstudium absolviert: Weiterlesen