Mediendienst Integration: Werbetour für Muslimbrüder?

Ist die „Medientour für Frankfurt“, die Journalisten am 7. Mai angeboten wird, eine Marketingtour für das Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft?

Der „Mediendienst Integration“ macht Frankfurter Journalisten derzeit ein Angebot: Am 7. Mai können sie zwei Moscheen besuchen und dabei Vertreter der Vereine und das Eigenmarketing der Einrichtungen kennenlernen:

Quelle: https://medien dienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Einladung_Medientour_Moscheen_Frankfurt.pdf, Abruf 26.04.2019

Klicke, um auf Einladung_Medientour_Moscheen_Frankfurt.pdf zuzugreifen

Dabei werden wichtige Informationen vom Mediendienst Integration jedoch nicht aufgeführt.

Der Mediendienst Integration, ein Projekt des „Rats für Migration“, erhält für verschiedene Projekte öffentliche Mittel aus diversen Quellen. Entgegen dem Auftreten als neutrale Organisation zeichnet sich mehr und mehr eine Agenda ab, die auf die Bildung und Verfestigung von Narrativen abzielt, die als ein Gegenentwurf zu den Fachsichten den Sicherheitsbehörden erscheint. Verschiedene Veröffentlichungen sowie Stellungnahmen des Dienstes und seiner Mitarbeiter zielen in diese Richtung: Auch Akteure und Organisationen, die etwa zum Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft gehören, sollen in die Zivilgesellschaft so weit eingebunden werden, dass sie nicht mehr abgrenzbar gemacht werden. Man benennt Extremisten zu diesem Zweck nicht mehr als solche, sondern geht über die Schiene des Kennenlernens und Einbindens. Zu diesem Zweck werden die Einbindungen und Zuordnungen bestimmter Akteure nicht offen benannt, sondern nur deren Eigenmarketing an die Öffentlichkeit und die Medien weitergegeben.

Oftmals geben auch bestimmte Stiftungen etwas zu konkreten Vorhaben hinzu:

https://mediendienst-integration.de/foerderung.html

Die Robert-Bosch-Stiftung ist hinsichtlich der Akteure, die sie auch mitträgt, nicht sehr selektiv: Selbst Projektträger, die salafistische Bezüge aufwiesen, wie etwa beim Stadt-Iftar Darmstadt 2016, wurden bei Vorhaben unterstützt – und dies auch nach entsprechender Aufklärung nicht revidiert.

Zu den Teilnehmenden dieser „Medientour“ sollten Interessenten wissen:
Die Bildungsstätte Anne Frank (BAF) in Frankfurt, an der die Teilnehmerin Saba-Nur Cheemaa den Bildungsbereich leitet, hat seit längerer Zeit wenig Distanz zu muslimbrudernahen Akteuren. So wurden mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime Hessen, Said Barkan, schon gemeinsame Veranstaltungen geplant. Trotz Aufklärung über Person und Struktur sowie Kritik bleibt man seitens der BAF auf diesem Weg. Zu Said Barkan:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/10/zmd-hessen-neuer-vorstand/

https://vunv1863.wordpress.com/2018/05/01/hessen-warum-der-zmd-kein-kooperationspartner-sein-kann/

Barkan ist auch der „Beauftragte für Recht“ des Zentralrats der Muslime Bund:

http://zentralrat.de/16656.php

Nachfolgend Said Barkan 2014 im Europäischen Institut der Humanwissenschaften (EIHW), der „Kaderschmiede der Muslimbruderschaft“ (LfV Hessen) in Frankfurt:

Das Zertifikat wurde überreicht vom heutigen Vorsitzenden des European Council for Fatwa and Research (ECFR), dem einflussreichen islamistischen und muslimbruderdominierten Gremium für den europäischen Raum. Der Organisation stand lange Yusuf al Qaradawi vor. Qaradawi ist einer der Vordenker der Muslimbruderschaft und eine Person, die immer wieder klar macht, dass es mit ihr keinen generellen Gewaltverzicht geben kann. Abdullah al-Judai ist seit einigen Monaten als neuer Vorsitzender im Amt.

Der ebenfalls geladene Mohamed Naved Johari ist seit Jahren an der Frankfurter Weiterlesen

Bunte Autolyse

Warum „bunt“ eine Momentaufnahme ist – aber kein Zukunftsmodell sein kann

In dem Beitrag „Bunt ist es nur von weitem“:

waren bereits einige Gedanken zur Wahrnehmung in einer multikulturellen Gesellschaft, einer „bunten“ und oberflächlichen Anmutung von Menschen aufgeteilt in Kollektive, ausgeführt worden. Vor allem war auch betrachtet worden, welche Wirkungen eine solche Zuordnung hat, der man nicht, nicht einmal durch Leistung oder willentliche Abkehr, entkommen kann. Eine Gesellschaft, in der es im Hinblick auf Rechte egal ist, ob ein Individuum einer Gruppe angehört, die – selber oder in der Fremdzuschreibung – als „bunt“ bezeichnet wird, ist eine im Hinblick auf diese Zuordnung nicht rassistische.* Partizipation wird über das Einfordern – und Einräumen – von Individualrechten erzielt, die auf der Annahme gleicher Rechte von Individuen fußt. Eine „bunte“ demokratische Gesellschaft ist an diesem Punkt das Ergebnis gleicher Individualrechte. Eine Gesellschaft, die also – Gleichberechtigung für das Individuum – „bunt“ ist, will eine nichtrassistische sein. In die Zukunft fortgeschrieben, spielt es schlicht keine Rolle und soll auch keine spielen, ob jemand „bunt“ ist. Er darf sich anderen Gruppen, Kollektiven, anschließen, kann somit – in der Eigenzuordnung – auch „nichtbunt“ werden, wovon seine Rechte unbeeinflusst bleiben. Er ist einfach Bürger wie jeder andere, da er primär als gleicher Bürger gesehen wird.

In einer rassistischen Gesellschaft hingegen werden Individuen wegen ihrer Zuordnung zu einem Kollektiv, meist einer Minderheit, mindere oder auch andere Rechte und Pflichten zugeordnet. Eine festgeschrieben „bunte“ Gesellschaft, also eine, die „bunt“ bleiben soll, ist im Grunde eine rassistische Gesellschaft. Personen sind – so banal das klingen mag – nicht „bunt“. Sie sind Menschen, Individuen, Bürger. Mit Eigenschaften zwar, unveränderlichen wie veränderlichen. Aber in der Priorisierung des Aspekts des Gegenübers, der „bunt“ macht und der möglicherweise auch gegen den Willen des Betroffenen an ihm sozusagen haften bleibt, entsteht eine Gesellschaft, in der das Einende nicht mehr vorrangig ist. Das Einende zeigt sich nämlich in Gleichbehandlung, auch in der Anerkennung als Gleichberechtigtem – Bürger natürlich nur, sofern man über die Staatsbürgerschaft verfügt. Wird „bunt“ zur Zielsetzung einer Gesellschaft, so tritt „bunt“ aus der Wahrnehmung einer schlichten, aber irrelevanten Eigen- oder Fremdzuordnung heraus. Eine „bunte“ Gesellschaft als Ziel ist die Selbstauflösung der Bürgergesellschaft als eine der Individuen in eine Gesellschaft der Kollektive; es ist eine Autolyse.

Das Kollektiv

Bürger mögen sich selber einer Gruppe zugehörig fühlen oder auch nicht, das ist ihre Entscheidung und Ausdruck ihrer Individualität. Steht jedoch eine Gruppenzugehörigkeit voran, individuell gewählt Weiterlesen

Hizb ut Tahrir: Die „Schily-Doktrin“

Über einen neuen Narrativ unter Jugendlichen

Im April landete die seit 2003 verbotene Hizb ut Tahrir (HuT) einen unerwarteten, aber breit übernommenen Medien-Coup: Man hatte über mehrere Portale, auf denen Anhänger ihre Haltungen verbreiten, eine Protest-Aktion zur Debatte über die Einführung eines Verbots von Kopftüchern bei Kindern in Schulen initiiert:

https://vunv1863.wordpress.com/2018/04/15/kampagne-fuer-das-kinderkopftuch-islamistische-akteure/

Über verschiedene soziale Medien hergeleitet, kanalisierte man die Empörungswelle in eine Petition in einem offenen Petitionsformat und gewann über einhunderttausend Unterzeichner.

https://www.openpetition.de/petition/online/deine-stimme-gegen-das-kopftuchverbot#petition-main

Die Aktion lebte vor allem auch davon, dass es plötzlich nicht mehr um Kinder in der Schule ging, sondern man behauptete, es ginge tatsächlich um das allgemeine Kopftuchtragen überall. Der Petitionstext, aus dem der eigentliche Anlass noch hervorging, ging in der öffentlichen Debatte in den sozialen Medien oftmals unter. Im Furor einer Solidarisierung schaute dann der eine oder andere nicht mehr so genau hin. Die Fake-news-Welle rollte und wurde nachfolgend auch medial wahrgenommen. In Verkennung der Entstehungsgeschichte machte dies dann Eindruck bei den zuständigen Politikern – man ruderte zurück.

Die Forderung war am 14.04.2018 von der Pressestelle der „Hizb ut Tahrir“ verbreitet worden:

http://www.hizb-ut-tahrir.info/gr/index.php/mb/zmb-dr/1069.html

Interessant ist, dass die Kampagne schon Tage vor der „offiziellen Meldung“ von Hizb ut Tahrir auf den assoziierten Portalen verbreitet worden war, hier vom 11.04.2018:

Man kann durchaus hinterfragen, wer in dieser Sache die Leitfunktion übernahm.
Auch Personen aus konservativen muslimischen Kreisen schlossen sich an, zum Teil ohne zu wissen oder – bei Wissen – darauf aufmerksam zu machen, dass hinter der Kampagne Akteure einer verbotenen Organisationsstruktur standen. Im Furor verschwammen die Grenzen, was sicher auch die Absicht der islamistischen Akteure war. Man wollte unter eigener Führung die Ummah, die Gemeinschaft der Gläubigen, aktivieren. Man muss leider konstatieren, dass dies nicht unerheblich gelang. Moderate muslimische Stimmen gingen unter.

Schon vor der Veröffentlichung zum Kopftuchverbot hatte Hizb ut Tahrir jedoch einen anderen interessanten Mythos geschaffen, den sie dann nachfolgend nicht nur in der Stellungnahme zum Kinderkopftuch verwendet. Es geht um eine angebliche „Schily-Doktrin“: Weiterlesen

Koblenz: Muslimbrüder und Co. I

Ein Beitrag zur Einordnung der Strukturen in Koblenz und Ergänzendes zum SWR Beitrag von heute

https://www.swr.de/swraktuell/rp/verfassungsschutz-sieht-klare-bezuege-zu-salafismus-koblenzer-moschee-unter-beobachtung/-/id=1682/did=21170330/nid=1682/oc11js/index.html

Auch in „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ in der heutigen Sendung.

Koblenz veranstaltet jedes Jahr Interkulturelle Wochen. Schaut man sich die Veranstaltungen an, so findet sich ein bunter Strauß an Angeboten, die das vielfältige Leben in Koblenz wiederspiegeln:

Klicke, um auf ikw_broschuere_2017_aktuell.pdf zuzugreifen

Ein Teil der islamischen Gemeinden macht da mit und präsentiert sich und ihre Angebote. Am Tag der offenen Moschee nehmen auch einige teil. Für Mitbürger, neue und alte, zusätzlich für Geflüchtete gibt es eine Reihe von Stätten, an denen Menschen muslimischen Glaubens ihre Gebete verrichten können. Diese Gebetsstätten sind verschiedenen Strömungen zuzuordnen:

 

Links grob die sunnitischen Einrichtungen, rechts schiitische bzw. nach Eigenempfinden anders einzuordnende Gemeinde (Aleviten). Vor zwei Jahren bildete sich eine Arbeitsgemeinschaft, die Arbeitsgemeinschaft Muslimischer Gemeinden in Koblenz (AMGK) , die fortan „mit einer Stimme sprechen“ wollte:

http://www.blick-aktuell.de/Koblenz/Mit-einer-Stimme-sprechen-163038.html

Die zugehörende Internetseite wurde noch nicht mit Inhalten gefüllt. Das Miteinander reden hat da möglicherweise nicht so ganz funktioniert. Zumindest erbrachte es jenseits von wenigen gemeinsamen und anlassbezogenen Stellungnahmen wenig Vorgezeigtes in den vergangenen 2 Jahren::

Sie vertritt dabei die Interessen der muslimischen Gemeinden in Koblenz gegenüber der Stadt Koblenz sowie zivilen Einrichtungen.

http://www.amgk-koblenz.de/

Dem Anschein nach geht es weniger um die Gemeinsamkeiten, die man unter sich finden könnte, sondern mehr um die Artikulation zur Mehrheitsgesellschaft hin.

Unter den Mitgliedern dieser AMGK sind auch der „Verein der islamischen Kultur“ und die „Islamischen Studierenden Koblenz“. Der Verein unterhielt ein Moschee-Angebot im Wallersheimer Weg 42. Der Verein stellt such selber so dar:

Wir haben nur 60 eingetragene Mitglieder, aber es kommen bis zu 300 Personen zum Gebet, dann ist es rappelvoll hier“, sagt Vorstandsmitglied Haikel Ben Amor. ]…} Hauptgrund, weshalb dieser sich gegründet hat, war die Sprache. „Vorher waren die meisten von uns in der türkischen Moschee, aber da haben wir vieles nicht verstanden“, sagt Ben Amor. 

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/koblenz_artikel,-abubakkrmoschee-in-koblenzluetzel-zieht-vor-allem-junge-leute-an-_arid,1270269.html

Welche „türkische Moschee“ das gewesen sein mag, ist nicht bekannt. Es finden sich viele jüngere Personen ein nach den Aussagen des Vorstandes. Auch sei der Imam recht jung. Die eigene Seite mit der Selbstdarstellung:

Wir liegen den Fokus auf
– Integration unter Bewahrung der islamischen Identität
– Deutschsprachiger Religionsunterricht und Arabischkurs für Kinder
– Dialog und ZusammenarbeitWeiterlesen

Integration: Bunt ist es nur von weitem

Einige Worte über „bunt“ als Wahrnehmung und Narrativ im Integrationsbereich

Beim Gang über die vielen „interkulturellen“ Feste kann man sich dem ersten Eindruck kaum entziehen: Es ist schön und es ist bunt. Oft gibt es Tanzaufführungen und verschiedene andere kulturelle Darbietungen. Verlockende Düfte ziehen durch die Gegend, locken unterschiedliche Besuchermengen an zu Ständen und Zelten. Es wird geredet und gekocht und geschmort und gespeist. Essen, gemeinsames Essen in der Gruppe, ist auch Kultur, und interkultureller Austausch geht auch durch Mund und den Magen, könnte man meinen. Das ist schön.

Neben den zwei interkulturellen Wochen gibt es jedoch 50 Wochen, an denen man sich nach Herkunft und Religion oft genug separiert. Neben dem Tag der offenen Moschee gibt es 364 Tage, an denen das normale Leben stattfindet. Die nationalen Hintergründe spielen in der Mehrheitsgesellschaft eine zunehmend geringere Rolle, was lange gedauert hat, ein Prozess (mit Rückschlägen) und an vielen Stellen noch verbesserungswürdig ist. Man sollte dies jedoch nicht projizieren, denn das sind Haltungen, die mitnichten allerorts geteilt werden.

Da ist also die Festtagsstimmung, man präsentiert sich. Ja, das wirkt auf den schlendernden Besucher solcher Feste vielfältig und bunt. Das aber ist nur der Eindruck von weitem, die Sicht eines Gastes, wie im Urlaub. Einzelne Gruppen, einzelne Menschen sind nicht „bunt“. Sie kommen aus allen möglichen Ländern, sind mal kürzer oder länger hier. Kamen wegen Arbeit, Studium, der Liebe halber oder waren auf der Flucht. Sie sind als Individuum wahrzunehmen mit ihrer individuellen Sozialisation. Sie sind, wie sie sind, oft noch mit ihrem ganzen kulturellen Gepäck der Herkunftskultur, die mal weiter, mal näher zur europäischen zu verorten ist. Geht man mit der groben Wahrnehmung, auch Individuen seien „bunt“, in Gespräche, tendiert man dazu, nicht zuzuhören. „Bunt“ ist eine infantile Wahrnehmung, die Oberfläche mehr als Tiefe wertet. Was wäre denn das Gegenteil? Wer könnte alles „bunt“ sein? Das Vorurteil, auch Individuen seien „bunt“, verhindert genaues Beschäftigen mit eben diesem Individuum und seinem kulturellen Gepäck, seinen konkreten Haltungen. Das ist von manchen gewünscht. Man will sich eher nicht mit dem Individuum beschäftigen, weil das statt grober Vormeinung Beschäftigung heißt und Zuhören, ernsthafte und genaue Wahrnehmung. Manch einer beschäftigt sich jedoch lieber nur mit der Oberfläche. Es ist ein wenig wie die Frühlingsstimmung von Männern, die draußen im Cafè sitzen und die schlendernden oder vorbei eilenden Frauen betrachten: Ja, es ist Frühling, man riecht förmlich die laue Luft, man sieht vielleicht einen Rock und Beine, aber alles bleibt im Moment dieser Wahrnehmung. Man freut sich am Frühling, an den Frauen als solchen und am Unterschied, vor allem aber auch an sich selbst und am Leben an sich. Man freut sich also mehr am eigenen Gefühl als an der Umsetzung oder gar Verbindlichkeit.

Um Eigen- und Fremdsicht jedoch, ja, zu normalisieren, ist mehr nötig als Oberfläche. Das heißt aus der unverbindlichen und oberflächlichen Wahrnehmung zu gehen, sich weniger mit Projektionen Weiterlesen