Nach Auftritten bekannter Szene-Größen wie Sven Lau wurde es um eine Keller-Moschee in Dormagen-Hackenbroich medial wieder ruhiger. Zuletzt aber war ein Prediger aus einem südwestdeutschen Salafisten-Netzwerk vor Ort. Lokale Politiker täten gut daran, sich von der medialen Ruhe nicht täuschen zu lassen.
In diesem Gebäude in Dormagen-Hackenbroich befindet sich die Keller-Moschee
2010 und 2011 zog die die Salahuddin-Al-Ayyubi-Moschee in Dormagen-Hackenbroich ein hohes Maß an medialer Aufmerksamkeit auf sich. Gleichzeitig wurde damals bekannt, dass der Verfassungsschutz die Szene in Dormagen beobachtet. Hintergrund waren die Auftritte bekannter Mitglieder des später aufgelösten Mönchengladbacher Salafisten-Vereins „Einladung zum Paradies“*.
Danach aber verloren die lokalen Medien ihr Interesse an der Dormagener Szene. Damit entging ihnen jedoch vieles: So waren in den letzten Jahren insbesondere der Leipziger Hassan Dabbagh alias Abu Hussain und der Berliner Ahmad Armih alias Abul Baraa als Gastprediger vor Ort. Dabbagh wurde spätestens 2012 durch seinen TV-Auftritt bei Sandra Maischberger bundesweit bekannt. Baraa ist ebenfalls seit Jahren breiter bekannt. Noch vor einer ZDF-Reportage letztes Jahr erregte er wegen seiner Haltung zur weiblichen Genitalverstümmelung** in weiten Kreisen Abscheu.
Der syrischstämmige Issam el Attar ist ein alter Herr, der seit etlichen Jahrzehnten in Aachen residiert. Zusammen auch mit dem Vater von Aiman Mazyek hat er die erste islamische Aachener Gemeinde aufgebaut:
In den 60er Jahren war er mit der Tatsache konfrontiert, nach einer Mekka-Reise nicht mehr nach Syrien zurück zu können*. Er wählte dann Deutschland als Zielort:
El Attar ist ein geprüfter Mann: Seine politischen Betätigungen waren in den 80er Jahren wohl der Grund, weshalb seine damalige Frau ermordet wurde. Der Täter konnte nie gefunden werden und die Tat blieb weitgehend im Dunkeln.
Er blieb jedoch eine wichtige Person, die abseits der Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft agierte. El Attar ist jenseits der Sicherheitskreise kaum bekannt. Er hat – das mag angesichts des Alters erstaunen, er ist Jahrgang 1926** – öffentlich einsehbare Facebook-Profile.
Diese werden wohl von Helfern betrieben, denn insbesondere der arabischsprachige Account hat einen nennswerten output. Das deutschsprachige Profil ist relativ mager und unauffällig. Das arabischsprachige hat jedoch weit über er 300.000 Follower und dort wird immer wieder auch zu aktuellen Vorgängen Stellung bezogen. So heute z.B. zur Beerdigung von Fuat Sezgin, einem auch deutschlandweit bekannten Orientalisten, der lange in Frankfurt wirkte:
Quelle: ar. fb-Profil von El Attar, Abruf 02.07.2018
El Attar bezeichnet Erdogan als eine Hoffnung für die islamische Welt:
Quelle: ar. fb-Profil El Attar, Abruf 02.07.2018
Hier das Original:
Das Placet des alten Herrn hat durchaus Gewicht.
Auf dem Profil werden mehrheitlich eher religös wirkende Botschaften an die Anhänger verbreitet. Interessanter sind da schon die Besucher. Da kommt mal Dr. Omar Abdelkafi zu Besuch (links):
Abdelkafi war auch bei der Konstituierung des Fatwa-Ausschusses Deutschland zugegen. Ein alter Freund, im folgenden Video schon 2003 in Aachen: Weiterlesen →
Die Moschee Al Fath des marokkanischen Vereins in der Offenbacher Waldstraße besteht seit etlichen Jahren. 2006 sollte dorthin Pierre Vogel kommen, was aber dann doch nicht stattfand. Weniger wahrzunehmen war jedoch, dass eine Reihe noch problematischerer Prediger immer wieder zu Gast war. Das beginnt mit Tarik ibn Ali, der wiederholt auftrat.* Der Prediger sitzt mittlerweile in Großbritannien ein und steht unter dem Verdacht, eine Terrorgruppe instruiert zu haben. Allgemein wurde vermutet, dass er Gelder nicht nur für Moscheebauten, sondern auch für die Unterstützung des IS einsammelte. Seine Betätigungen sind in etlichen Beiträgen hier auf dem blog dokumentiert. Das geht über Amen Dali, der Anfang 2016 in der Einrichtung predigte. Dali ist der Imam des unter Beobachtung stehenden Al Faruq Centers:
Dali ist im Netzwerk des Stuttgarter Imams Fathy Eid und des Neil bin Radhan. Dieses Netzwerk ist salafistisch ausgerichtet und seit Jahren Gegenstand der Beobachtung des baden-württembergischen Verfassungsschutzes. Siehe dazu auch:
In diesem Netzwerk ist auch Issam Abu Abdallah alias Abu Abdallah At Tunissi alias Issam Benhamed – wohl in Frankfurt wohnhaft – immer mal aktiv (Benhamed ist wie Dali tunesischstämmig).**
So hier in Stuttgart:
Oder beim gemeinsamen Seminar mit dem Herrn bin Radhan:
Benhamed war vor wenigen Tagen wieder in der Al Fath Moschee in Offenbach:
Dies war jedoch wohl nicht der erste Besuch:
2016, beispielhaft:
Letzten Dezember, beispielhaft für verschiedene Aktivitäten im Jahr 2017:
Und hier eine Konversion in der Al Fath letzten November:
In den Jahren 2016 und 2017 gab es also etliche Gastauftritte in der Al Fath.
Benhamed scheint auch Wohnungs-Dawa zu machen:
Der Herr Benhamed legt seine Vorstellungen zu Neuerungen dar:
Es wird maximale Unterwerfung und Gehorsam gepredigt, Die einzig richtige Gottesliebe ist Gehorsamkeit. Jede Neuerung (bida) wird abgelehnt.**
Über seinen youtube-Kanal verbreitet er seine Predigten und die Inhalte anderer ausgewählter Personen:
Wohl nicht nur über den Studienort Darmstadt – eigene Angabe – bestehen Kontakte auch zur dortigen Szene, siehe Facenook-Profil, Interaktionen von Aktivisten der „Darmstädter Muslime“, „gefällt mir“ Angabe bei „Islamic Care“ (siehe Beiträge dazu auf diesem blog).
Es fragt sich also, warum man bei der Al Fath einen Prediger etliche Male wiederholt einlädt, der derartig eingebunden ist und derartige Inhalte verbreitet. Man muss auch deutlich damit rechnen, dass ein solcher Prediger ähnlich strukturiertes Publikum zusätzlich anzieht. Solche Auftritte sprechen sich ja herum. Will man in Kauf nehmen, dass v.a. Jugendliche zusätzlich auf einen sehr fundamentalistischen Weg geführt werden? Integrativ ist das alles nicht.
Und auch ein Trauerspiel: Die andere Moschee, in der sich marokkanischstämmige Mitbürger in Offenbach engagieren bzw. aufsuchen, wirkt zunehmend muslimbrudernah (die zugehörende Koranschule sollen über 400 Kinder (!) aufsuchen). Marokkanischstämmige Muslime sollten in Offenbach darauf achten, was ggf. ihren Kindern beigebracht wird. Und die Stadtgesellschaft sollte hinschauen, in welcher Weise an diesen Einrichtungen agiert wird.
*
Aus den Jahren 2012 und 2013 liegen Videos vor.
ibn Ali war aber neben weiteren Problemmoscheen auf seinen Tourneen auch in der Al Huda-Moschee in Offenbach (das ist die weitere Einrichtung Marokkanischstämmiger, die im Beitrag benannt wird). ibn Ali tourte im Schnitt zweimal pro Jahr in der Region.
**
Man beachte den Hintergrund:
**
Eune aktuelle Predigt, gehalten an unbekanntem Ort. So zwischendrin, ab 11:40 auch etwas in deutsch (was mir aber unwesentlicher erscheint):