KRM: Aufbau einer politischen Macht?

Mitte Juni wurde bekannt, dass der Koordinationsrat der Muslime (KRM) weitere Mitglieder aufnehmen will. Mit dabei sind auch problematische Vereine und Verbände. Wird damit eine neue politische Macht aufgebaut?

Mitte Juni wurde bekannt, dass der Koordinationsrat der Muslime (KRM) weitere Mitglieder aufnehmen will. Unter den drei neuen Verbänden sind zwei, die eigentlich schon über den Zentralrat der Muslime (ZMD, letzter öffentlich gemachter Stand 2016) eine Stimme im KRM haben.

http://www.islamiq.de/2019/06/12/koordinationsrat-der-muslime-nimmt-neue-mitglieder-auf/?fbclid=IwAR34ohXmCoydWMUFaRTgLNtxIW675YyPAgXiDHiepUQQkEsehqSx2MZLeTk

Im Koordinationsrat waren bislang die DITIB, der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), der Islamrat und der Zentralrat der Muslime vertreten. Während die DITIB, die die türkische Religionsbehörde repräsentiert, und VIKZ sowie Islamrat – über die darin dominierende Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) – vor allem türkischstämmige Muslime repräsentieren wollen, sind im ZMD eine Vielzahl verschiedener Herkünfte und auch Strömungen beteiligt. Der ZMD hat überwiegend sunnitische Mitglieder, die hinsichtlich der Herkunft vorwiegend nicht türkischstämmig sind. Eine Ausnahme davon ist die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB).

Nach dem oben verlinkten IslamiQ-Artikel* stehen nach über einem Jahrzehnt des Bestehens nun Änderungen bevor. IslamiQ gilt als IGMG-nah und ist damit eine in einem solchen Zusammenhang verlässliche Quelle. Neu im KRM sollen demnächst auch der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland (ZMaD), die Union der islamisch-albanischen Zentren (UiaD) und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken (IGBD) in Deutschland sein. Das ist recht formlos durch Absprache möglich, denn eine feste Organisationsform Weiterlesen

Koordinierte Intransparenz

Über einen Rat, der keine übliche Struktur hat – wie sich der Koordinationsrat der Muslime zusammensetzt

In Berlin wurden heute „15 Thesen für Zusammenhalt in Vielfalt“ vorgestellt: Das Ansinnen ist lobenswert, die Zahl der Vertreter der Gesellschaft ist groß und es sind wirklich viele gesellschaftliche Gruppen repräsentiert::

http://kulturelle-integration.de/thesen/

Mit dabei war jedoch auch der „Koordinationsrat der Muslime“ (KRM), vertreten durch Aiman Mazyek. Den Zentralrat der Muslime kann man in der Auflistung dort nicht finden:

 

Es kann schon verwundern, dass die anderen (fast , s.u.) allesamt ordentlich organisierten Vereine und Verbände eine Einzelperson, hinter der eben nicht mindestens vereinsrechtlich organisiert ein Rat steht, sondern nur sozusagen eine Wannabe-Struktur, akzeptieren. Der KRM ist eine Absprache mit Geschäftsordnung, mehr nicht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Koordinationsrat_der_Muslime_in_Deutschland

http://www.religion-recht.de/2010/08/geschaftsordnung-des-koordinationsrates-der-muslime-in-deutschland/

Aus dieser Geschäftsordnung:

Die Büroleitung ist bis auf weiteres bei der DITIB.“

Ob die Mitgliederversammlungen schon nach dieser Geschäftsordnung ordnungsgemäß einberufen und abgehalten wurden, ist ganz unklar. Wie viel gesellschaftlichen Einigungswillen mit auch nur dezent von der eigenen Linie abweichenden Personen und Strukturen Verbände haben, die es sogar im Eigeninteresse in 10 Jahren nicht vollbracht haben, sich auf eine gemeinsame verbindliche Struktur zu einigen, sei einmal dahingestellt. Man kann darin bestenfalls einen nicht eingetragenen Verein sehen oder eine nicht rechtlich spezifizierte Gesellschaft. Ruft man das Impressum im Webarchiv (Stand 28.12.2016) auf, so wird die VIKZ angezeigt:

https://web.archive.org/web/20161228002900/http://www.koordinationsrat.de/4/6.html

Vielleicht hat man sich abgewöhnt, beim Herrn Mazyek nach der Struktur und der Beauftragung zu fragen: Man(n) steht für sich.

Die Mitglieder der Initiative kulturelle Integration stehen für eine weltoffene Gesellschaft.“ heißt es da. Nun, das trifft für die allermeisten aufgeführten Organisationen zu. Beim KRM bestehen jedoch jenseits des Eigenmarketings erhebliche Zweifel an diesen hehren Zielen, s.u.

Will man sich auf der Seite des Koordnationsrats informieren, so greift man zur Zeit ins Leere. Es ist aktuell eine Umschaltung zum VIKZ e.V. gelegt, dessen Seite aber als „Aktuelles“ nur 2 Jahre alte Pressemitteilungen enthält. Hier zum Ausprobieren:

 

Im Webarchiv ist einsehbar, dass dies noch im Januar dieses Jahres anders war. Dort kann man einsehen, dass man noch seitens des Rates auf den Anschlag vom Breitscheitplatz reagierte:

Quelle: Screenshot KRM webarchiv 17.01.2017, Abruf 16.05.2017

https://web.archive.org/web/20170113124419/www.koordinationsrat.de/

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Koordinationsrat der Gläubigen

Über eine ganz normale Einladung des ungewöhnlichen Herrn El Zayat

In Schwerte soll in einigen Wochen eine Tagung zum Thema „Wie wissenschaftlich ist die Islamische Theologie?“ stattfinden. Das Programm der zweitägigen Veranstaltung ist hier einsehbar:

Klicke, um auf Flyer_170024.pdf zuzugreifen

Daraus der Eigenanspruch:

Die Tagung möchte Befürworter der Islamischen Theologie mit Kritikern zusammenbringen, das Konglomerat von wissenschaftlichen Ansprüchen, religiösen Bedürfnissen und politischen Erwartungen durchleuchten und Zukunftsperspektiven diskutieren.

Und hier ein Referent:

Islamische Theologie aus Sicht des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland

Ibrahim el-Zayat, KRM, Köln

Man kann sich schon einmal wundern, welche Aktiven vom Koordinationsrat der Muslime (KRM) benannt werden, wenn es um islamische Theologie geht. Der Herr El Zayat mag einiges sein – ein Theologe ist er jedoch nicht und eine Betrachtung auf wissenschaftlicher Ebene ist von ihm kaum zu erwarten. Es gäbe abseits der Person prinzipiell nichts zu beanstanden, wenn er über den politischen Islam sprechen würde oder über die Muslimbrüder, beides Gebiete, in denen er sich n.m.M. zwar fachfremd aber jahrelang bemüht durchaus Expertise angeeignet hat.

muslim-brotherhood-1-638

Ursprüngliche Eigenbeschreibung der MB Bild: http://www.slideshare.net/zooooni/muslim-brotherhood

Wie der KRM jedoch Wissenschaftlichkeit zum Teil definiert, leuchtete an einem Beispiel vor einigen Jahren auf. Mouhanad Khorchide hatte sein Buch „Islam ist Barmherzigkeit“ veröffentlicht. Es ist ein Buch, das für Nichtfachleute geschrieben ist, also keine Schrift, die für die Debatte für Wissenschaftler unter sich dienen soll. Das Buch war ein großer Erfolg. Da Khorchide aber auch einen Lehrstuhl in Münster innehat, betrachtete der KRM die im Buch getätigten Aussagen wohl als Kampfansage um die Deutungshoheit, was der Islam in Deutschland sein solle. Das führte dazu, dass auf jenes Sachbuch ein „Gutachten“ des KRM veröffentlicht wurde:

Klicke, um auf gutachten_krm_17122013.pdf zuzugreifen

Im Auftrag des Koordinationsrates der Muslime (KRM) zusammengestellt von:

Dr. Mohammad Khallouk, Islamischer Theologe, Arabist und Politologe, Habilitand an der Universität Bundeswehr München

Şeyda Can, Islamische Theologin

Erol Pürlü, Islamischer Theologe und Islamwissenschaftler angehender Doktorand

Mustafa Ayar, angehender Islamwissenschaftler

Die Anforderungen an ein wissenschaftliches Gutachten erfüllt diese Schrift jenseits des Anspruches Weiterlesen

Sichere Räume für Muslimbrüder

Wie das Bundesfamilienministerium die Verbandsarbeit muslimbrudernaher Strukturen bezahlt

Über das üppig aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ vom Bundesfamilienministerium geförderte Projekt des Zentralrats der Muslime „safer spaces“ war hier schon berichtet worden:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/07/07/mehr-geld-fuer-islamisten-durch-das-familienministerium/

https://vunv1863.wordpress.com/2016/06/17/mazyek-auf-der-gehaltsliste-von-schwesig/

Auf der Facebook-Seite des Projekts tut sich wenig: Nach zweieinhalb Monaten des Bestehens gefällt diese Seite gerade einmal 16 Personen. Veranstaltungsfotos, die eingestellt werden, bekommen likes im niedrigen einstelligen Bereich, meist auch noch von Beteiligten selber.

https://www.facebook.com/SaferSpacesZMD/

Interessanter noch sind allerdings die Veranstaltungen von „safer spaces“, die auch auf der Seite des Zentralrats der Muslime (ZMD) geteilt werden. Der Zentralrat gefällt zwar immerhin über 2800 Personen, aber auch hier sind die likes für die Inhalte dünn gesät: Meist befindet sich das auch dort im einstelligen bis niedrig zweistelligen Bereich. Wo die ganzen Muslime sind, die man angeblich vertritt, bleibt auch da im Dunklen. Klarer, wen man vertritt und was man mit „safer spaces“ will, wird allerdings, wenn man schaut, wer als Vortragender zu den geförderten Veranstaltungen so eingeladen wird:

 

Noch mal vergrößert, weil man seinen Augen nicht traut: Weiterlesen