Grevenbroicher Bildungsstätte im Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft?

In Grevenbroich wurde im letzten Mai eine „Arabische Bildungsstätte“ im Vereinsregister eingetragen.*
Grevenbroich ist eine mittelgroße Stadt in der Nähe von Düsseldorf. An Moscheen sind in der Moscheensuche in der Stadt direkt zwei Einrichtungen verzeichnet, eine DITIB-Moschee und eine des ebenfalls ursprünglich türkischen „Verbandes der islamischen Kulturzentren“ (VIKZ):

https://www.moscheesuche.de/moschee/stadt/Grevenbroich/2550

Eine arabische Moschee findet sich in den Registern in Grevenbroich direkt nicht, arabische Moscheen finden sich aber in den umliegenden Städten. Das geht vom Muslimbruder-Spektrum bis hin zu salafistischen Einrichtungen mit entsprechenden Prediger-Auftritten. Beispielhaft für eine salafistisch konnotierte Einrichtung:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/04/30/abul-baraa-westwaerts-unterwegs/

Das Bedürfnis, Kinder zu unterrichten kann im Hinblick auf die „Herkunftskultur“ (der Vorfahren)  in kultureller und religiöser Absicht bestehen. An diesem Bedürfnis ist zunächst nichts zu beanstanden. Da eine kulturelle Anbindung auch religöse Aspekte beinhalten kann, lohnt da der genauere Blick, zumindest bei Anlass.

Liest man die Ankündigung der Eröffnung obiger Einrichtung in Grevenbroich, so besteht zunächst wenig Anlass, die Bildungsstätte überhaupt nur religiös konnotiert einzuordnen:

 

Das wirkt zunächst wie etwas, das ein wenig kulturelle Rückbesinnung bietet, u.a. vielleicht, damit man die Verwandschaft, die nicht selten weitverzweigt noch in den „Herkunftsländern“** vorhanden ist, auch versteht. Natürlich kann man darüber, ob so etwas (noch) integrativ wirkt, nachdenken. Etwas später werden jedoch die Ziele ausgeführt:

 

In der Google-Übersetzung

„Diese Versammlung entstand dank Gott in Grevenbroich bei Düsseldorf
Das Ziel ist es, die Söhne und Töchter der Muslime in Europa zusammenzubringen, um Gott, sein Buch und seinen Gesandten zu lieben und die arabische Sprache zu lernen, die die Sprache des Heiligen Korans ist Wir bitten Gott, den Allmächtigen, uns anzunehmen und uns mit dem zu vereinbaren, was er liebt und wünscht“

Hier wird dann der religiöse Bezug ganz deutlich. Es werden nicht alle arabischstämmigen Kinder und Eltern adressiert, sondern nur die Muslime. Und es geht um die Vermittlung von Religion, zu der die anderen vermittelten oder geförderten Inhalte eher nur Mittel zum Zweck sind.

Vor diesem Hintergrund ist genau zu betrachten, wie die religiöse Ausrichtung inhaltlich und strukturell beschaffen ist. Erste Hinweise deuten auf eine Muslimbrudernähe hin, aktuell in der Gestalt eines Mitveranstalters: des Deutschen Bundes für den edlen Korans.

Der „Deutsche Bund für den edlen Koran e.V.“ (DBEK)  ist eine Organisation, die vor etwa zwei Jahren in Frankfurt ihren Anfang nahm. Nach Eintragung und einiges an Betätigungen, von denen Weiterlesen

Kassel: Salafistische Einflüsse auf Geflüchtete und Kinder?

Kasseler Al Huda Moschee weiterhin Stätte problematischer Betätigungen

Die Kasseler Szene war hier schon mehrfach Thema:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/05/01/kassel-feste-strukturen/

Der eine Verein, der die Al Madina Moschee betrieb, war im März 2017 verboten worden. Natürlich sind die Personen trotz Vereinsverbot weiterhin in Kassel. Es fragt sich, welche Einrichtung sie jetzt aufsuchen oder ob sie nicht eine neue Gebetsstätte aufbauen. Zu dem Vorgang:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/23/kassel-vereinsverbot-al-madinah/

Eine weitere Moschee gilt ebenfalls als salafistisch beeinflusst. Schon im Zuge der Lies-Kampagne und bei einigen anderen Gelegenheiten fiel diese Einrichtung auf:

https://www.hna.de/kassel/sind-koran-verteiler-kassel-2295828.html

In der Hessenschau wurde heute darüber berichtet, dass der Vorsitzende, Omar Dergui, in die kommunale Flüchtlingsarbeit eingebunden ist:

Weil in der Kasseler Al Huda Moschee demokratiefeindlicher Salafismus unterstützt werden soll, wird der Moschee-Verein vom Verfassungsschutz beobachtet. Was jetzt viele kritisieren: Der Vorsitzende ist steuerfinanzierter Flüchtlingsberater.

https://www.hessenschau.de/tv-sendung/moschee-im-visier-des-verfassungsschutzes,video-78168.html

Die Einrichtung war länger als „Examenszentrum“ der Bilal-Philips-online-university gelistet:

http://web.archive.org/web/20150928113026/http://www.islamiconlineuniversity.com/bais/approved-exam-center.php

Und auch aktuell folgt die Einrichtung mit ihrem Twitterkanal der „Universität“:

https://twitter.com/IZKassel/following

Der verantwortliche Vereinsvorsitzende Omar Dergui ist bestens in Flüchtlingsarbeit und Stadtgesellschaft vernetzt. Seine „andere Seite“ wird dort kaum jemand kennen.

Hier wird als Bildungsbeauftragter geführt:

http://www.bildungsberatung-region-kassel.de/index.php/9-berater/16-dergui

Das ist auch deshalb interessant, weil als seine Qualifikation bzw. Betätigung aktuell dort benannt wird „zur Zeit Fortbildung zum Systemischen Berater“. Nun ist ein „systemischer Berater“ eine ungeschützte Berufsbezeichnung, hinter der sich manches, nur keine anerkannte Ausbildung verbirgt. Was da zum „pädagogischen Mitarbeiter“ befähigt, bleibt dunkel.

Oder hier, der Herr Dergui beim Mittelhessischen Bildungsverband:

http://www.bleibin.de/mbv-kassel/

Er fungiert dort als Ansprechpartner für Geflüchtete. Nach dem HR Bericht ist das mit öffentlichen Mitteln getragen.

Hier bei der vhs Kassel, die auch nicht zu prüfen scheint, wer da so doziert:

https://vhs-region-kassel.de/index.php?id=82&dsnr=6708&kathaupt=213&kathauptalt=222

Hier im Fachausschuss „Flüchtlinge, Soziales, Religion“:

https://www.stadt-kassel.de/politik/beiraete/auslaenderbeirat/info/14445/index_print.html

Die Betätigungen von Herrn Dergui im Rahmen seiner Verantwortung als Vereinsvorstand der Al Huda Moschee sind leicht auffindbar. Es besteht der begründete Verdacht, dass man einfach darüber hinwegsah. Welche Aktivitäten aber noch von der Einrichtung ausgehen, zeigen neuere Betätigungen des Imams Mahmoud Abdulaziz. Dieser soll Gründungsmitglied eines Vereins sein, der eine Kita errichten möchte:

https://www.hna.de/kassel/erste-muslimische-kita-in-kassel-soll-eroeffnen-raeume-fehlen-noch-9663884.html

Da der Herr Abdulaziz sich auch schon mal so artikuliert:

Quelle: Facebook-Account https://www.face book.com/profile.php?id=1593500439, Abruf 29.11.2017

bestehen begründete Zweifel daran, wie die Ausrichtung einer solchen Kita sein könnte. Von Leipzig und Mainz könnte man ja einmal lernen.

In Kassel täte mal also gut daran, ein wachsames Auge darauf zu haben, was man mit Schwächeren wie Kindern und Geflüchteten so anstellt. Gerade wenn Personen in gewisser Weise hilfsbedürftig sind, sei es wegen des Alters oder wegen unzureichender Sprach- und Gesellschaftskenntnisse, werden sie besonders leicht Opfer von Ideologen. Verantwortliches Handeln heißt da im Zweifelsfall, den Zugang zu Kindern und Geflüchteten zu unterbinden. Beide Gruppen sind besonders schutzbedürftig.

Bochum, Düsseldorf: Kein harmloser Kinder-Unterricht

Update 10.12.2018:

Strukturen muslimbrudernahe Organisationen in Bochum und Düsseldorf mit Expansionsdrang

Der islamische Verein „Deutsche Gesellschaft für Islamische Bildung e.V.“ (DGIB) hat seinen Sitz in Bochum, in der Hans-Böckler-Strasse 14. Eng verbunden ist er mit einer „Deutschen islamischen Stiftung“.  Der Verein versucht, ein Bildungsangebot für muslimische Kinder zur Verfügung zu stellen. Neben Bochum, wo man eher bescheiden residiert, sucht man in Düsseldorf eine Immobilie, wo dann weitere Aktivitäten mit Kindern geplant sind. Von der Darstellung zur Mehrheitsgesellschaft hin erscheint es möglich, dass man mittelfristig an Fördergelder heran will. Der Auftritt in den sozialen Medien:

https://www.facebook.com/DGIB-Deutsche-Gesellschaft-f%C3%BCr-Islamische-Bildung-eV-288419431562568/?hc_ref=ARRYTq-LZFpkf83LZz7D5mC5CLgxi2RcMt03UNhwjzCYlMcgBes08JcGHF31CN9kVHc&fref=nf

Seit dem April dieses Jahres sind Mohamed El Boujddaini und Mustafa Flayyih Vorstände. Vorher war jahrelang El Bachir Boutaleb erster Vorsitzender und Mokhtar Nadi sein Stellvertreter. Der Herr Boutaleb war mal in einer Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen aktiv:

http://www.bochumer-moscheen.de/

Die letzten Einträge sind dort allerdings fast 2 Jahre alt. Neueres findet sich sparsam auf Facebook:

https://www.facebook.com/pages/category/Mosque/Bochumer-Moscheen-196854823717292/

Herr Boutaleb ist auch bei den Veranstaltungen unten oft als Referent dabei.

Der Internetauftritt des DGIB: http://dgib-ev.de/

 

Quelle: denic, Abruf 22.05.2018

Der Verein macht eine professionelle Medienarbeit und Selbstdarstellung zur Mehrheitsgesellschaft hin. :

Man beachte die Pseudo-Transparenz, die mit Personen agiert, die aber namenlos bleiben.

An der gleichen Adresse ist auch die oben erwähnte „Deutsche Islamische Stiftung“ gemeldet, hier deren Auftritt:

https://www.facebook.com/Deutsche-Islamische-Stiftung-226694767480993/

Klickt man auf die angegebene deutsche Domainverlinkung, so landet man ebenfalls auf der Seite der DGIB. Weiterlesen

Nicht nur Muff unter den Talaren I

Islamistische Vordenker an den Universitäten und ihre Einbindungen

Islamismus, also die politische Strategie, religiöse Regeln als Gesellschaftsmodell einer demokratischen, pluralen Gesellschaft entgegensetzen zu wollen, ist definitiv kein primäres intellektuelles Unterschichtenphänomen. Auch wenn konkret Ausübende allen Bildungs-und sozialen Schichten entstammen und auch etliche z.B. der nach Syrien ausgereisten Personen keinen Schulabschluß (7%) oder lediglich einen Hauptschulabschluß (27%, Zahlen GTAZ-Auswertung Oktober 2016) aufweisen, so weisen nach dieser Ausarbeitung 36 % ein Abitur auf (n = 289). „42 Prozent der Personen haben eine Ausbildung abgeschlossen, während 32 Prozent ihre Ausbildung abgebrochen und 26 Prozent erst vor der Ausreise eine begonnen haben. Von den 94 Personen, zu denen bekannt ist, dass sie vor ihrer Ausreise ein Studium aufgenommen haben, haben 10 Prozent ihr Studium abgeschlossen, 28 Prozent haben vor Abschluss abgebrochen und 63 Prozent erst vor der Ausreise begonnen.“ (ebd.)

Vordenker und Strategen scheinen eher an den Universitäten zu finden zu sein. Oftmals zeigt sich dies auch in Studentenvereinigungen. Das ist aus vielen Ländern bekannt und in Deutschland nicht anders. Personen, die heute bei verschiedenen fundamentalistischen Organisationen oder anderen Strukturen in Verantwortung sind, waren auch schon zu Studententagen aktiv in Glaubensdingen. Das Spektrum ist weit.

Manche Studentenvereinigungen versuchen, islamistische Haltungen und Vorstellungen als normale muslimische Sichten darzustellen. Radikal sind allenfalls die anderen nach Eigensicht und Eigendarstellung. Eine zutreffende Eigensicht im Spektrum des Extremismus hört man, das ist allerdings nicht auf diesen Extremismus beschränkt, nie oder allenfalls von Aussteigern. Es wird immer in einzelne Haltungen oder Forderungen aufgelöst, die man separat meint gut begründen zu können und die daher, selbst wenn sie Außenstehenden radikal erscheinen mögen, als immer berechtigt dargestellt werden. Zur Not wird bemerkt, dass das halt die Religion sei, wo menschliche Wertungen ganz unangemessen und zurücktretend seien. Ob sich das Gegenüber für weiser als Gott halte? Dazu noch einmal Malik Fandy, Ex-Promotions-Student an der TU Darmstadt:

http://www.hessenschau.de/tv-sendung/video-30894~_story-malik-f-102.html

Ab 0:50 O-Töne.

Dass man aber einer höchst fundamentalistischen Auslegung folgt, wird nicht erwähnt. Dies lassen auch islamistische Studentenvereinigungen gerne außen vor. Dass eine ganze Anzahl extremer Ansichten und Haltungen dann zu einer Gesamtschau führen kann, die eine extremistische Grundausrichtung belegt, wird oft sogar noch bis in den akademischen Bereich hinein in Abrede gestellt. Auch so mancher Islamwissenschaftler steckt in der Differenzierungsfalle: Jede inhaltliche oder theologische Abweichung die er sieht, führt ihn zu einer Sonderbetrachtung und mit etwas Pech Weiterlesen

Mönchengladbacher Bürgerwehr

Bildung neuer Struktur: „Germanys Muslims forever“

In Mönchengladbach war vor einigen Jahren auch zeitweise die Gruppierung „Einladung zum Paradies“ aktiv. Vor dem Hintergrund einer lebhaften salafistischen Szene gab es erhebliche Kontroversen mit der Mehrheitsgesellschaft:

http://blog.zeit.de/joerglau/2011/10/13/einladung-zum-paradies-wie-die-salafisten-in-monchengladbach-scheiterten_5144

http://www.rp-online.de/nrw/panorama/salafisten-in-moenchengladbach-verfuegten-ueber-halbe-million-euro-aid-1.6306333

Aktuell bildet sich – zumindest nach Eigenangabe – dort wieder eine problematische Struktur. Unter der Vorstellung, Muslime als ganze Gemeinschaft litten unter nicht mehr überschaubaren und zunehmenden Übergriffen, wird ein allgemeiner Verteidungsfall der Ummah imaginiert und in die nahende Zukunft verlegt. Aber auch jetzt schon stattfindende Ereignisse mahnt man an und will man erhindern. Auch wenn selbstredend jeder der kürzlich berichteten Vorfälle (200 in den ersten Monaten dieses Jahres, wobei allerdings auch eher nur verbale Ausfälligkeiten mitgerechnet werden) einer zu viel ist: Im Gegensatz zur Selbstwahrnehmung und -darstellung erscheinen Muslime nicht als Gruppe, die tatsächlich auf der Straße andauernd Übergriffen ausgesetzt wäre, auch wenn dies vereinzelt vorkommt. Die häufige Wiederholung des Opfer-Narrativs von Bernhard Falk bis hin zu Aiman Mazyek hinterlässt jedoch Wirkung in der Community.

Ein Mönchengladbacher Konvertit ist aktuell der Meinung, dass man sich „bereit“ machen müsse. Unter aggressiven Tönen hat er „Germanys Muslims forever“ gegründet, eine Organisation, die an das Rocker-Milieu erinnert:

 

 

Innerhalb kürzester Zeit haben sich Unterstützer gefunden: Weiterlesen

Nur Friede am Krankenbett?

Mitgliedsverein Salam des DIV bietet Krankenhausseelsorge an

Der Deutsch-islamische Vereinsverband e.V. (DIV) war vor sechs Wochen unter Beobachtung des Hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz gestellt worden. Einer der Mitgliedsvereine, der Verein Salam e.V., bietet im Frankfurter Raum Krankenhausseelsorge an. Die Vereinsvorsitzende Rabia Bechari hat den Verein jedoch nicht nur an den DIV angeschlossen bzw. ist beigetreten, sondern ist auch Funktionärin im Vorstand. Sie ist die Frauenbeauftragte*:

https://web.archive.org/web/20160505163855/http://www.div-rm.de/der-vorstand-des-deutsch-islamischen-vereinsverbandes-rhein-main/

Auch beim I.I.S., einer Einrichtung, die vom Hessischen Landesamt für Verfassungsschutz der Muslimbruderschaft zugerechnet wird, wurde für Salam geworben:

https://www.iisev.de/startseite/ausbildung-zumzur-seelsorgerin/

Bechari (links im Bild) selber hat deshalb anscheinend wenig Probleme, bei Veranstaltungen mitzumachen, die vom Rat der Imame und Gelehrten (RIGD) und der Islamischen Gemeinde Deutschlands (IGD), siehe Logos oben auf dem Plakat, organisiert werden. Schließlich trifft man da ja auf gute Bekannte..

 

Der RIGD taucht im aktuellen Verfassungsschutzbericht aus Hessen auf, die IGD ist die größte Muslimbrüder-Organisation, s.o. Die Muslimbruderschaft steht auch unter Beobachtung verschiedener Institutionen. An diesem Event von „Islam leben“, einer Veranstaltung organisiert durch msulimbrudernahe Personen und Organisationen, nahm sie auch teil:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/08/21/bruederliches-familientreffen/

Auch das Nachfolgende ist dann zwar nicht schön, aber irgendwo stimmig auf eine gewisse Weise, allerdings schon älter (2011):

bechari-fb-juden-161010

https://www.facebook.com/rabia.bechari.1

Antisemitismus speist sich ja aus verschiedenen Quellen.

Der Verein finanziert sich nach eigener Angabe über Mitgliedsbeiträge, Spenden und – das Anbieten Weiterlesen

Ummahgenese II

Hinsichtlich der Integration gibt es verschiedene Vorstellungen und Modelle. Im Allgemeinen wird darunter aber verstanden, dass sich mit der Zeit immer weniger sozioökonomische Unterschiede bei den betrachteten Gruppen feststellen lassen und – bei Migranten – sich auch die individuellen Eigenarten der aufnehmenden Gruppe anpassen und manchmal auch umgekehrt. Gruppe und Neumitglieder verändern sich in dem Maße, wie die Mengenverhältnisse und damit oft auch die Machtverhältnisse sind.

Das ist bei sehr vielen Bevölkerungsgruppen so und auch in vielen Gesellschaften nachvollziehbar. Nach ein paar Generationen sind oftmals die Unterschiede völlig verwischt: Die Integration hat zu einer neuen Gruppe geführt, in der die Herkunft nicht mehr die Rolle spielt und alle sozioökonomischen Schichten gleichermaßen durchsetzt sind.

Etwas anders liegen die Dinge, wenn in den Gruppen Integrationshindernisse bestehen, etwa Heiratsschranken. Dann bleiben die Unterschiede lange bzw. länger bestehen und der Übergang ist auf einzelne Individuen beschränkt.

Hindernisse können nun auf einer oder beiden Seiten bestehen. Manchmal lösen sich Individuen auch wieder aus den Zielgruppen und wechseln in die Ursprungsgruppe zurück, es findet also eine persönliche Desintegration aus der Mehrheits- in die Minderheitsgruppe statt.

Je ausgeprägter die Unterschiede sind, desto schwerer wird die Überwindung und damit die Integration. Steht im Hintergrund ein nicht nur sozioökonomischer, sondern auch weltanschaulicher Unterschied, wird es doppelt schwer.

Gegenwärtig ist zu beobachten, dass manche Maßnahme, die als Integrationshandlung betrachtet wird, faktisch nach meiner Einschätzung genau das Gegenteil bewirken wird.

Die gesonderten Angebote, die von den konservativen muslimischen Verbänden eingefordert werden, werden dazu führen, dass auch diejenigen, denen Religion eigentlich zweitrangig und eher herzlich egal ist, nun ständig damit konfrontiert sind. Es wird eine soziale Kontrolle aufgebaut, sogar schon dann, wenn das Angebot nicht im Kulturverein offeriert wird (dort aber erst recht). Da dies in Bereichen, die multikulturell angelegt sind, aber vom miteinander wechselwirkenden Kreis her überschaubar, wie der Schule, Jugendarbeit oder in Gefängnissen, besonders intensiv erfolgt, wird dies dort besonders wirksam werden. Dort wird sie auch zuerst sichtbar werden: „Es gibt doch jetzt halal-Essen, warum isst Du Schwein, du bist doch auch Muslim…“, „deine Tochter läuft ohne Kopftuch herum, was sollen die anderen denken…“, „du bist nicht beim Freitagsgebet dabei gewesen, bist dir wohl zu fein dafür, wirst schon sehen, was du davon hast…“, „du hältst das Fasten nicht ein, was soll das, du bist doch auch Muslim…“, „warum gehst du nicht in den Religionsunterricht…“. Es entsteht eine ständige Rechtfertigungshaltung desjenigen, der Muslim ist, aber keine Lust auf die Einhaltung aller Regeln hat. Der vielleicht mehr Neigung zu anderen Gewohnheiten hatte, aber die Herkunftsweltanschauung oft genug nur noch auf dem Papier teilt. Seine persönliche Lebensführung geht niemanden etwas an, aber diejenigen, die sich an Regeln halten, werden es oft nicht auf der eigenen Zuordnung beruhen lassen. Auch der andere muss sich bekennen, wenn es denn diese Wahlmöglichkeit gibt. Die Person muss sich entscheiden, wird zur Entscheidung getrieben. So funktionieren Gruppen und so funktioniert Gruppendruck. Und so wird aus dem bosnischen Kind und dem türkischstämmigen Kind und dem pakistanischstämmigen Kind, die vielleicht sonst in der Chemie-Ag wären als vorrangiges gemeinsames Merkmal, eine Gruppe junger Muslime, die der Verzicht auf bestimmte Dinge eint und das nicht nur in der Freizeit. Deswegen ist es ja eigentlich so wichtig, dass es Räume gibt, in der nicht nur die Herkunft, sondern auch die Weltanschauung keine Rolle spielt: Damit jedes Kind die Chance hat, sich als Individuum zu erfahren in einem geschützten Raum, auch und gerade, wenn es aus einer eher kollektivistischen Kultur stammt.

So schafft die Gesellschaft, indem sie den Wünschen konservativer Verbände nachgibt, erst den Raum, in dem die Ummah (in ihrer unguten Form) wächst und ein Binnendruck entsteht. Anstatt das vielleicht vorhandene Selbstbild „vorrangig Muslim“ aufzulösen in „vorrangig Mensch“, indem alle Kinder gleich behandelt werden, wird durch die Summe der separaten Angebote und durch die Formung der gesellschaftlichen Wahrnehmung das Fremdbild erst befestigt oder gar geschaffen. Die Lehrerin, die vorher nur Schüler verschiedenen Geschlechts sah, vielleicht auch die ethnische Zuordnung wahrnahm, sortiert nun plötzlich auch nach Religionszugehörigkeit, auch wenn sie das bewußt gar nicht wollte. Das schlägt beim Selbstbild dann in dieselbe Kerbe, die bei manchen durch eine Diskriminierungserfahrung geschlagen ist. Auch persönlich positive Integration ist mit solcher Exklusion nicht voran zu bringen, sondern wirft zurück. Wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, Separation wirke Segregation entgegen, muss erst mal hergeleitet werden. Das wird nur so hingenommen, weil Wunscherfüllung mittlerweile bei manchen höher im Kurs steht als Weitsicht oder auch nur ein wenig Rückgrat. Nein sagen ist erst mal unschön, aber langfristig notwendig und es kostet wahrscheinlich weniger Wähler als man so denkt.

Wenn als Ziel nicht die Integration, sondern die Prävention von Radikalisierung anvisiert ist, so ist auch dieses zumindest fragwürdig. Es fehlt nämlich bei all den Sondermaßnahmen an einer Erfolgskontrolle. Man vermutet nur, dass sie wirken könnten. Oder glaubt den Eigenbekundungen der konservativen muslimischen Verbände, die zwar nur Personen im niedrigen Prozentbereich vertreten, aber das Gespräch mit der Politik sehr offensiv führen. Einen Erfolg überhaupt zu definieren, schon das mag schwer fallen. Rückzug aus dem salafistischen Milieu? In welchem Zeitraum? Weniger radikale Schüler/Studenten/Häftlinge als in der Vergleichsgruppe? Die persönliche Entscheidung ist so individuell, die Standortfaktoren und auch Zufälle so unterschiedlich, dass schon die Formulierung einer Zielerfüllung schwer fällt und all das schlecht vergleichbar macht.

Natürlich wollen die konservativen Verbände und auch einzelne Akteure ihre Interessen voran treiben. Die des Gemeinwesens müssen das nicht sein und sind sie auch oft nicht. Gegen win-win wäre ja nichts einzuwenden, das ist aber nicht sicher. Sicher ist jedoch: Die öffentlichen Töpfe und die Köpfe der Menschen sind Begehrlichkeiten ausgesetzt.

Die konservativen Verbände sollten nicht die Marschrichtung vorgeben dürfen, der sich dann auch die weniger strengen Glaubensgeschwister beugen müssen durch schlichte Gruppendynamik. Denn dann hätten wir unseren Teil – nolens volens – mit geleistet. Ob aus gutem Willen oder aus Unkenntnis bleibt in der Zukunft unerheblich. Dann hätten wir aus falsch verstandener Toleranz der Segregation Vorschub geleistet. Das aber schadet uns allen.

Diskriminierung, warum?

Ein Debattenbeitrag aus dem letzten Jahr, am 23.10.2014 zuerst auf fb veröffentlicht.

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In der Diskussion um die islamistischen Radikalisierungen ist häufiger die Rede davon, dass man „andere Narrative“ bieten müsse und andere Identitätsangebote religiöser Art.
Mir stellt sich die Frage, inwiefern insbesondere männliche muslimische Jugendliche ANDERE Identitätsangebote brauchen sollten als alle anderen gleichaltrigen Personen. Wie kann es dazu kommen? Ist nur die religiöse Eigenzuordnung etwas, worauf man da rekurrieren kann? Ist da nichts anderes? Zuordnung als Mensch, Bürger, Mann Fehlanzeige? Reichte das nicht? Was macht den Unterschied, dass das nicht reichen könnte, man religiöse Identitätsangebote ZUSÄTZLICH überhaupt braucht?

Braucht es nicht generell wieder mehr und und auch (!) darauf strukturiertere Jugendarbeit, um das anzugehen und zwar für alle gemeinsam, denn die tatsächlichen Radikalisierungen betreffen nicht nur Kinder aus muslimischen Familien?
Ist nicht alleine diese Forderung schon ein Eingeständnis, dass es Unterschiede gibt, die man aber nicht konkret benennen mag oder kann? Ist nicht ein Teil des Problems auch in den Familien zu sehen, die Kinder schon abgrenzen, vielleicht weil sie einen zu starken Einfluss der „westlichen“ Gesellschaft* befürchten? Ist nicht Teil des Problems, dass Religion überwertig ist? Bei den Eltern, wenn sie Religion als etwas per se Gutes transportieren, bei denen, die sich professionell damit beschäftigen, wenn sie diese Überwertigkeit nicht reflektieren oder als Basis für gesonderte Überlegungen nehmen, anstatt diese Überwertigkeit auch als Problem zu erkennen und zu benennen?

Die Familien sind sich womöglich keiner Schuld bewusst, wenn sie Kinder zunächst als gute Gläubige erziehen. Das hat auch mit Traditionen zu tun und damit, dass das in der Herkunftsgesellschaft keine Probleme verursachte, denn man war eines Glaubens in seiner Umgebung. Gelebt in den Traditionen gab es da weniger Reibungspunkte.
Die Profis jedoch sollten diese Mechanismen durchschauen. Und wenn sie sie nicht erkennen, so sei ihnen anempfohlen, sich in die Fußgängerzonen zu begeben, wo man häufiger nach Glauben schon vorsortierte Kindergruppen vorfindet, die sich auch schon über ihren Glauben zu definieren wissen (verbunden teilweise auch schon mit einer deutlichen Abwertung des „anderen“). Das sind jedoch Abgrenzungen, die nicht von ungefähr kommen. 10 Jährige reflektieren eher wenig. Sie wissen jedoch oder nehmen wahr, dass die Eltern es nicht gerne sehen, wenn sie mit bestimmten Kindern Umgang haben. Wir leben jedoch jetzt alle zusammen und da sind Abgrenzungen fatal. Da schon muss man einsteigen.

Da sind Studien erforderlich, inwieweit diese Autoseparation eine Rolle spielt.
Es sollte üblich sein, dass alle Kinder z.B. an Klassenfahrten teilnehmen und gegenseitig sich zu den Geburtstagen besuchen, auch wenn manche diese nicht feiern. Man muss da z.B. muslimische Eltern deutlicher ermuntern, ihre Kinder auch zu Geburtstagsfeiern gehen zu lassen. Und alle anderen, sie einzuladen. Was absondert nach Religion ist falsch, diese Diskriminierung sollte man nicht tolerieren.

Vielleicht bräuchte man insofern weniger Gegennarrative religiöser Art, denn dann besteht immer die Gefahr, dass alte Texte wörtlich genommen werden.

Vielleicht bräuchte es eher für ALLE Jugendlichen mehr Bekenntnis zum Menschsein, Bürgersein, Mann-(oder Frau-)Sein und als Identitätsangebot ein guter Mensch, ein guter Bürger, ein guter Mann (oder Frau) sein. Die Definition, was „gut“ und „böse“ ist, darf man nicht der Religion überlassen und nicht ihren Vertretern. Ob die Person dann darüber hinaus noch ein guter Christ, Jude, Muslim oder Atheist ist, ist nachrangig und hat im Privaten genügend Raum.

Wir als Gesellschaft bräuchten mehr Zutrauen in uns selber, das zu definieren und nicht alles gleichwertig stehen zu lassen. Kulturrelativismus ist eine klare Absage zu erteilen. Mehr Ehrlichkeit, ehrlich gesagt, denn „wir“ haben ja schon eine Vorstellung, wie ein guter Mensch, ein guter Bürger, ein guter Mann (oder Frau) hier sein sollte, kurz, mehr Mut zur selbstdefinierten Ethik, Den Narrativ vom WIR. Dann klappts auch mit dem Nachbarn, egal wo der herkommt. Und das gilt für alle.
* Eine ähnliche Geisteshaltung gibt es übrigens auch bei fundamentalistischen Christen, die z.T. sogar Home Schooling betreiben, um den Außeneinfluß zu minimieren. Da ist aber die kritische Masse für eine nennenswerte Segregation meist nicht vorhanden.