Behandlungen, die auf den Glauben oder vormoderne Vorstellungen zurückzuführen sind, haben nicht nur eine lange Tradition, sondern werden manchmal auch heute noch oder wieder wahrhaftig alternativ eingesetzt: Der Kranke wird nicht dem Arzt vorgestellt. Bei psychischen Erkrankungen ist dies in einem traditionellen Umfeld eine Option, weil auch noch bizarre Ideen zur Entstehung dieser Erkrankungen bestehen. Der Kranke wird als besessen gewähnt, weil man an Jinns oder Shaytane glaubt. Diese Wesenheiten können – so der Glaube – einen Menschen befallen, ihn „besessen machen“. Diese Vorstellungen finden sich leider verbreitet und scheinen vermehrt propagiert zu werden Über die „echten“ psychischen Erkrankungen herrscht in diesen Milieus verbreitet Unwissen und eine solche Diagnose ist auch schambesetzt. Für manchen ist es einfacher, eine Besessenheit bei sich anzunehmen als die Vorstellung, er sei halt „verrückt“ geworden. Die vermeintliche Externalisierung der Ursache über ein traditionelles Konzept ist sozial leichter annehmbar.
Manche Symptome von psychischen Erkrankungen kommen diesen altertümlichen Vorstellungen entgegen bzw. die alten Erklärungsmuster entstammen der damaligen Gedankenwelt. Schließlich sind psychische Erkrankungen keine moderne Erfindung, sondern die Menschen litten zu allen Zeiten schon daran. Da man damals nichts ahnte von Rezeptoren und Neurotransmittern und auch um die Wirkung auf den Geisteszustand eines banalen Elektrolytungleichgewichts nicht wußte, wurden einfache Erklärungen erfunden: Das müssen Geister sein! Man hatte ja beobachtet, dass sich Menschen z.B. nach epileptischen Anfällen wieder erholten, dass sie nach ein paar Stunden Schlaf und Flüssigkeitszufuhr wieder normal wirkten. Also schloss man messerscharf, dass diese Geister auch wieder gehen konnten. Allerlei sinnlose Rituale entstanden, die wegen des schwankenden Befindlichkeitszustandes im natürlichen Verlauf nicht als klar unwirksam ausgesondert wurden.
Ein paar besonders eindrückliche Beispiele seien angeführt, in denen den psychisch Kranken die moderne Medizin verweigert wurde, da das gläubige Umfeld die Art der Erkrankung traditionell einordnete und auch einer traditionellen „Behandlung“ zuführte. Über den Langzeitverlauf solcher Experimente ist wenig bekannt. Der natürliche Verlauf wird aber bei ernsthaften psychischen Erkrankungen nicht verändert, so dass man verschleppte Verläufe und unnötiges Leid befürchten muss.
„Mein mann hat einen Djinn, das ist sicher. Wir standen haaresbreite vor der Scheidung weil mein Mann wahnsinnig geworden ist. Mein keifen wurde er ein Mal ganz krumm und seine Pupillen waren weg. Die Kinder schauten zu. Ich flehte ihn an sich zu setzen und Koran zu lesen. Er antwortete: ´´ Ich lese keinen Koran´´. Ich kenne meinen Mann 19 Jahren, NIEMALS hätte er sowas gesagt!!!!!. Ich sagte Authu billäh minna al schaitan al raschiem nachdem er anfing mich ins Gesicht zu hauen, dann liess er von mir ab. So geht das schon Monate und wird immer schlimmer. Er erstickte mehrfach fast und schrie ´´ warum lassen sie mich nicht in Ruhe´´..
Ich könnte noch mehr erschreckende Dinge aufzählen, aber ich belasse es mal dabei..
Mein Mann weiss, dass er zumindest den ´´bösen Blick´´ erwischt hat und von wem er kommt Aber ich weiss, es ist schlimmer. Weiterlesen