Der Kampf gegen die religiös motivierten oder verbrämten Netzwerke, die fanatisierte Anhänger zu den verschiedensten Straf- und Untaten anstiften, ist eine Querschnittaufgabe. Bislang stehen an vorderster Front dieses Kampfes vor allem Islamwissenschaftler, manchmal Soziologen und Sicherheitspolitiker. Doch zur erfolgreichen Bekämpfung bedarf es neben einer wachsamen Gesellschaft auch Politikwissenschaftler, Sektenspezialisten (wegen manchen Aspekts der Mitgliederwerbung) und Personen, die Erfahrung in der strukturellen Erfassung organisierter Kriminalität haben. Es wird womöglich auch der einen oder anderen Gesetzesanpassung an die aktuellen Herausforderungen bedürfen.
In Belgien wurden Anfang des Jahres etliche Mitglieder des Netzwerks „shariah4belgium“ zu langen Haftstrafen verurteilt. Vorhalt und Ansatzpunkt war dort, man habe eine kriminelle Vereinigung gebildet:
Auch in Deutschland gibt es einen entsprechenden Paragraphen im StGB, den § 129, dessen Anwendbarkeit auf die sich bildenden Strukturen man immer wieder prüfen sollte. Sicher ist dazu mehr notwendig als ein vager Anfangsverdacht und ganz sicher mehr als Spekulation. Fakt ist jedoch, dass man bereits aus öffentlich verfügbaren Quellen die Bildung von Strukturen erahnen kann, deren Existenz beunruhigen muss.
Die Frankfurter Gruppierung Dawaffm wurde im Jahr 2013 verboten. Dort waren unter der Leitung von Abdellatif Rouali, einem ehemaligen Hausmeister, seit Jahren gemeinsame Aktivitäten organisiert worden. Weitere Personen, die in diesem Umfeld agierten, nennen sich Abu Dujana (Said El Emrani), Abu Abdullah (Brahim Belkaid) oder agieren unter Klarnamen wie Bilal Gümüs, Ilyas K. oder Tunay R. (Namen bekannt). Bis zum Verbot agierte man öffentlich eher getrennt, nach dem Verbot waren die Gruppen zunehmend unter dem LIES-Logo aktiv.
Schon 2012 unternahmen Dawaffm-Akteure eine Gruppenreise mit Abou Nagie in die Türkei, wo sie auf den dortigen Sportminister Kilic trafen:

Von links: Abu Dujana, Abu Abdullah, Sportminister Suat Kilic, Abou Nagie Bild: http://www.der-kosmopolit.de/2015/07/lies-aktion-turkischer-minister.html
Was die Herrschaften miteinander besprochen haben, ist nicht bekannt, auch nicht, ob es sich um ein zufälliges Zusammentreffen bei einer Veranstaltung oder einen ausgemachten Gesprächstermin handelte.
Bilal Gümüs, Frankfurter „Filialleiter“ der LIES-GmbH ist seit Monaten immer wieder in Berlin, um sich dort mit Ashraf Rammo zu treffen.

Ashraf Rammo, Bilal Gümüs, April 2015 Belegbild: fb-Seite von Gümüs

Gümüs vor Al Nuur Moschee, Berlin Anfang Juli 2015, Belegbilder: fb-Seite von Gümüs
Und aktuell:
Das erscheint mehr als eine bloße Männerfreundschaft. Ashraf Rammo ist nicht nur Musikmanager, sondern auch Teil eines arabischen Netzwerks. Er hat vor einigen Wochen ein schönfärbendes Lied über Gümüs Geschichte herausgebracht. Schon 2010 schrieb die Bild (wohl unwidersprochen) über ihn:
„Es ist Ashraf Rammo (28), Araber und Manager des Gangster-Rappers Massiv (27). Und: Er ist kein unbeschriebenes Blatt. Er ist Mitglied einer der schlimmsten Gewalt-Gangs aus Berlin! Er war schon in Schießereien verwickelt, saß insgesamt wegen Raubüberfällen und Körperverletzung drei Jahre im Knast!“
Als im Mai zwei Brüder, Berliner Unterweltgrößen, bei einem Unfall ums Leben kamen, postete er auf fb einen Hinweis auf deren Beerdigung und bezeichnete sie als „Löwen“:

Brüder Arez Belegbild: FB-Seite Ashraf Rammo: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1592006861076494&set=p.1592006861076494&type=1&theater
„Macht Bitte duah für diese beiden Brüder Allah yerhamken 2 Brüder 2 Löwen wie eine Wand die sich von ihrer Familie trennen mussten.möge Allah den angehörigen viel Geduld schenken.ahmad aref und Aziz aref möget ihr in Paradies weilen.euer tot war qualvoll daher bitten wir Allah euch in jenseits mit dem paradies zu belohnen.AMIN!“
https://www.facebook.com/ashraf.rammo.12?fref=ts
Rammo war früher nicht sehr religiös. Seinen, nun ja, wohl rechtsstaatlich problematischen Ambitionen scheint er nicht abgeschworen zu haben bzw. da nach wie vor reichlich Kontakte zu haben. Seit Monaten postet er gelegentlich Inhalte von „Die wahre Religion“ und vernetzt sich mit deren Mitgliedern. Das wird Gegenstand weiterer Recherche sein.
Was sich da bildet und zeigt, kann man für Kooperationen halten. Welchen Zweck die für die Beteiligten haben werden, wird die Zukunft zeigen.