DITIB: Neubewertung unumgänglich

Über gewünschte Nachverbesserungen und die Stunde der Wahrheit

Das Fazit des gestrigen Blogbeitrages war:

Die Bedeutung dieses Treffens und dieser Vereinheitlichungsversuche kann kaum überschätzt werden. Die Kölner Erklärung ist die generelle Absage an Integration, die Formulierung bleibender Sonderinteressen eines identitären Kollektivs, eine Infragestellung von Meinungs- und Pressefreiheit unter der (m.M.n. sinngemäß) Vorgabe, Kritik schon sei Diskriminierung. Das Treffen stellt, gerade weil es unter Ausschluß der (deutschen bzw. mehrheitsgesellschaftlichen) Öffentlichkeit stattfand, eine Zäsur dar. Es ist in gewisser Weise ein Ende des gemeinsamen Dialogs und der Beginn von Verhandlungen über Forderungen langfristiger und politischer Natur. Die Ummah soll, so könnte man das fassen, „erwachen“ und ihr Sprachrohr soll ein gemeinsames Gremium sein, das bei der DITIB/Diyanet angesiedelt ist und inhaltlich vom ECFR beeinflusst wird. Die türkischen Großmachtssträume der vergangenen Jahre (Rückbesinnung auf das Osmanische Reich) gehen so in den Großmachtsträumen einer erstarkenden Ummah für Deutschland und Europa auf.

https://vunv1863.wordpress.com/2019/01/07/koelner-erklaerung-muslimische-forderungen/comment-page-1/#comment-3553

Die DITIB war lange Jahre, insbesondere auch von den Kirchen*, der Politik als Ansprechpartner angedient worden, wenn es um die Belange hiesiger Muslime ging. Das ist sogar teilweise nachvollziehbar, weil der überwiegende Anteil hiesiger sunnitischer Muslime ursprünglich aus der Türkei stammt, aber längst in z.T. dritter oder sogar schon vierter Generation heimisch wurde. Die 1984 gegründete DITIB war seit Beginn und schon in der Struktur sozusagen die Auslandsfiliale der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Dies ergab sich auch aus den vorliegenden Satzungen. Insofern kann die Verwunderung über die Anbindung an die Türkei mancher politischer Akteure nur irritieren: Liest man die Rechtsgrundlagen nicht jener Partner, mit denen man sogar Staatsverträge zu schließen beabsichtigt? Braucht man wirklich Juristen, um einfache Satzungsangelegenheiten mal in 20 Minuten selber zu lesen? Kann man derart unprofessionell – man handelt ja für das Gemeinwesen, als sein Repräsentant – vorgehen?

Offensichtlich kann man das oder gibt das zumindest so an. Dass sich die DITIB wandeln könnte, wenn sich die politischen Verhältnisse und damit auch die Vorgaben aus der Türkei ändern könnten, hatte man nicht eingeplant. Insofern ist man den Weg, der sich jetzt spätestens als falscher erweist, zu lange gegangen. Die Forderungen beschränkten sich die letzte Zeit oftmals darauf, „unabhängig zu werden von der Türkei“.

In gewisser Weise ist man das nunmehr. Denn die Strukturbildung, die mit der Tagung, die übrigens nicht die erste ihrer Art war, vorangetrieben werden soll, ist nicht weniger als die organisatorische Fassung und Umsetzung des Willens einer dauerhaften, umfassenden und politischen Organisation des Islams in Deutschland. Das ist also im Grunde das, was die Politik auch, allerdings lediglich für den Islam-Unterricht, wollte: die Konstituierung eines einheitlichen Ansprechspartners. Nur ging man in vollendeter Hybris davon aus, dass ein Islam auf deutschem Boden, ein Islam, der hier organisiert sei, ein Islam sei, der ein deutscher werden könne.

Spätestens die Kölner Erklärung bereitet diesen Blütenträumen ein Ende.
Der Islam, der sich dort artikuliert, ist islamistisch nicht nur im persönlichen Bereich und Umfeld. Er Weiterlesen

DITIB: Tango mit Verfassungsfeinden III

Über eine Konferenz in der DITIB-Moschee in Köln

Die Kooperationen zwischen der DITIB und Akteuren und Gremien aus dem Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft waren auf diesem blog schon mehrfach Thema, z.B.:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/01/13/ditib-tango-mit-verfassungsfeinden-ii/

Vom 2.-4. Januar sollte nun eine Tagung in der großen DITIB-Moschee in Köln stattfinden, die letztes Jahr eröffnet wurde. In der Kommune des Geschehens wurde jedoch nicht über dieses Treffen informiert.

Auf der DITIB-Seite findet sich keine Ankündigung:

http://www.ditib.de

In der Hürriyet hingegen wurde das angekündigt (Google-Übersetzung aus dem Türkischen):

Das Treffen, an dem 80 Vertreter aus 18 Ländern teilnehmen sollen, wird voraussichtlich zur Zusammenarbeit zwischen religiösen Institutionen in Europa beitragen, den Austausch von Wissen und Erfahrungen verbessern, religiöse Dienstleistungen und Religionsunterricht auf gesunde Weise anbieten, die gegenwärtigen Probleme lösen und ein Umfeld für Frieden und Ruhe in der Region schaffen.

http://www.hurriyet.com.tr/avrupa/ali-erbas-avrupali-muslumanlarla-bulusacak-41067885

Da das nach Hürriyet ein derart großes Treffen war, verwundert die Verschwiegenheit, um nicht zu sagen Geheimnistuerei vor Ort erheblich. Und so gab es denn auf „Diyanet TV“ wohl auch nur eine türkischsprachige Version:

 

Bei der Diyanet:

Betrachtet man allerdings manche Teilnehmer, so wird die konspirativ anmutende Vorgehensweise etwas verständlicher, wenn auch nicht entschuldbarer. In Videos, die u.a. von Haberler veröffentlicht wurden, sieht man neben Khaled Hanafy auch Hussein Halawa, die beide wichtige Vertreter in Gremien sind, die dem Aktionsgeflecht der Muslimbruderschaft zuzuordnen sind: Weiterlesen

ECFR bestimmt neue Führung

Tagung des European Council for Fatwa and Research

Das European Council for Fatwa and Research (ECFR) ist eines der wichtigsten Gremien der Muslimbruderschaft in und für Europa. Besetzt ist das Gremium dominant mit Personen, die nicht in Europa residieren, die aber die Strömungsstrategie für den europäischen Raum mit bestimmen. Das ECFR ist Teil eines relevanten und dichten Aktions- und Organisationsgeflechts und eine der maßgeblicheren Instanzen. Dort werden Verhaltensregeln für die Gläubigen vorgegeben und religiös (selbst-)legitimierte Sichten auf politische Fragen vorgestellt. Deutsche Vertreter in diesem Gremium sind u.a. Dr. Khaled Hanafy, ein Frankfurter Bürger, und Wolfgang Borgfeldt alias Muhammed Siddiq, der lange im hessischen Lützelbach wirkte („Haus des Islam“, HDI). Hanafy ist Vorsitzender des deutschen Ablegers „Fatwa-Auschuss Deutschland“ und Dekan des „Europäischen Instituts für Humanwissenschaften“ (EIHW). Borgfeldt begründete einst die Jugendorganisation „Muslimische Jugend in Deutschland“ maßgeblich mit. Zu beiden und den Einbindungen seien diese beiden Beiträge empfohlen:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/12/muslimbrueder-einmal-dublin-und-zurueck/

https://vunv1863.wordpress.com/2017/03/30/fatwa-ausschuss-ecfr-filiale-deutschland/

Langjährig war Yusuf Al Qaradawi Vorsitzender des ECFR, ein wichtiger, wenn nicht der einflußreichste Vordenker der Muslimbruderschaft. Al Qaradawi im aktuellen Bericht des LfV Baden-Württemberg, S. 64 f.:

Auf Twitter empfahl AL-QARADAWI am 20. Dezember 2017:
“Der Jihad um das [muslimische] Land zu verteidigen (difa’an ani l’ard) stellt eine individuelle Pflicht (fard ain) für die Leute [in diesem Land] dar. Sollte die Verteidigung der Anwohner sich als ungenügend erweisen, so sind deren Nachbarn – dies mag sogar alle Muslime mit einschließen – verpflichtet, sie dabei zu unterstützen. Der Islam gestattet es nicht, auch nur eine Handbreit muslimisches Land abzutreten. Und handelt es sich bei diesem Land um Jerusalem, so ist dies die ruhmreichste und ehrenhafteste [Form des Jihad].“ Mit dieser Äußerung zeigt Al-Qaradawi, dass er weder Jerusalems als Hauptstadt Israels anerkennt, noch den israelischen Staat selbst. Vielmehr ruft er darin, unter Verweis auf eine „individuelle Pflicht“, die Palästinenser zum bewaffneten Widerstand und damit zu jihadistischen Handlungen auf.

Klicke, um auf 20180524_-Verfassungsschutzbericht_BW_2017.pdf zuzugreifen

Al Qaradawi wird in ein paar Tagen 92:

https://de.wikipedia.org/wiki/Yusuf_al-Qaradawi

Er konnte wohl auch nur noch eingeschränkt teilnehmen:

Von der Tagung, Eröffnung:

Die Spitze im screenshot:

Ganz links könnte Prof. Ali Erbas sein, der Diyanet-Präsident. 4. v.l. Qaradawi. 4. v.r Jedaie, 3. v.r. Falah (s.u.). Stehend rechts Hussein Halawa aus Irland.

Möglicherweise in Reaktion auf nachlassende Kräfte Al Qaradawis (Hanafy gibt im post düstere, aber nicht altersunübliche Gedanken Al Qaradawis wieder) gab es einen Wechsel an der Spitze.

 

Präsident soll nach Angaben Hanafys jetzt einer der ehemaligen Stellvertreter sein (Google-Übersetzung): Weiterlesen

Mannheim: Eindrücke von einer Tagung zu Salafismus

Beobachtungen und Eindrücke von einer Mannheimer Tagung

Am Freitag, den 14.07.2017 fand in Mannheim eine halbtägige Tagung zum Thema Salafismus statt. Veranstalter war ein „Institut für Islamische Studien und Interkulturelle Zusammenarbeit“, das seinen Sitz in Mannheim im Gewerbemischgebiet hat. Auf dem großzügigen Gelände (geschätzt 4000 Quadratmeter), das von einem hohen Zaum umgeben ist, befindet sich ein Zweckbau mit Saal, Bibliothek, Büros und Nebenflächen.

Das Institut:

http://www.ifis-iz.com/index.php?id=9

Im wissenschaftlichen Beirat findet sich neben verschiedenen christlichen und mehrheitlich türkischstämmigen Lehrenden auch Tariq Ramadan:

http://ifis-iz.de/index.php?id=46

Die Einrichtung wird finanziell durch einen Förderverein „Kulturhaus der europäischen Muslime e. V. “ unterstützt. Der Verein:

http://ifis-iz.de/index.php?id=47

Das KUDEM finanziert sich durch Mitgliederbeiträge und privaten Spenden.

Die Ankündigung zur Tagung:

 

In seiner Begrüßung vertrat Prof. Cinar, der Mitbegründer des veranstaltenden Instituts ist, die These, Religion sei „Impfstoff gegen Radikalisierung“. Eine merkwürdige These, denn dann müssten sehr viele, ja nahezu ausschließlich Atheisten einer solchen (islamistischen) Radikalisierung anheim fallen. Diese These wurde aber vom Publikum ohne Murren hingenommen, da nicht nur sehr viele konservative Muslime anwesend waren, die das für einen passablen Ansatz halten mögen, sondern auch reichlich Personen der Mehrheitsgesellschaft, die das entweder selber für bare Münze nehmen oder dies aus Gründen der beabsichtigten Instrumentalisierung hinnehmen. Leider bestand keine Möglichkeit, diese These zu diskutieren.

Mitveranstalter war die Stadt Mannheim. Das politische Mannheim war gut vertreten. Neben dem Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz waren weitere Vertreter des Gemeinderats mal kürzer, mal länger Weiterlesen