In dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek gab es in den vergangenen Tagen erhöhte Aktivität. Razzien, Festnahmen, weil Spuren und Verbindungen der Pariser Täter dorthin führten. Molenbeek hat etwa 100.000 Einwohner. Seit Jahren gibt es dort eine verfestigte islamistische Szene.
Der belgische Innenminister gab zu, den Stadtteil nicht unter Kontrolle zu haben:
„Speaking to public broadcaster VRT Sunday, Interior Minister Jan Jambon said that the authorities had lost control over this area of the EU capital, which culprits in several recent terrorist attacks in Europe, including Friday’s carnage in Paris, have called home.“
http://www.politico.com/tipsheets/morning-money/2015/11/pro-morning-money-211281
Zwar gibt es auch andere Stimmen, die jedoch mehr mit persönlichen Eindrücken und weniger mit der konkreten Sicherheitslage zu tun haben. Immer wieder liest man, dass auch Terroristen im täglichen Umgang höflich gewesen seien. Sogar der eine Bruder von zwei Pariser Attentätern verkündete aktuell vor der Presse, seine zwei Brüder seien „ganz normale Brüder gewesen. Das mag bei ihm Schutzbehauptung sein oder sein wirkliches Empfinden, es könnte auch seine Definition von „Normalität“ fragwürdig machen. Aber manchmal wird es tatsächlich nicht bemerkt.
Normal nach deutschen Maßstäben ist der Stadtteil sicher nicht:
„Allerdings ist bekannt, dass aus Molenbeek rund 40 Menschen nach Syrien gereist sind, um sich dem „Islamischen Staat“ anzuschließen. In Molenbeek leben 100.000 Menschen. Das muss man in Relation setzen. Außerdem gibt es in Belgien problematischere Orte. Vor allem in Flandern ist es viel schlimmer.“
http://www.tagesspiegel.de/politik/islamismus-in-belgien-molenbeek-ist-harmlos-im-vergleich-zu-anderen-orten/12598546.html
Übertragen auf hessische Verhältnisse mit 6 Mio. Einwohnern wären das 2400 Personen und nicht die 120, die letzten veröffentlichten Zahlen von Juli entsprechen. Diese sind sicher zu gering, aber auch bei der belgischen Angabe mag es eine Dunkelziffer geben. Das Verhältnis macht klar, wie sehr der Stadtteil betroffen ist. Andernorts ist man aber auch kaum geringere Probleme:
„In Antwerpen – und die Stadt ist viel kleiner als das sowieso kleine Brüssel – hat 100 Dschihadisten hervorgebracht.“
Antwerpen hat nicht nur diese Jihadisten hervorgebracht, sondern auch das Netzwerk shariah4belgium. In Belgien werden aktuell empfindliche Strafen verhängt. Der Haupttäter Mohammed Belcasem – angeklagt war Bildung einer kriminellen Vereinigung – wurde im Frühjahr zu 12 Jahren Haft verurteilt.
http://www.tijd.be/politiek_economie/belgie_algemeen/12_jaar_cel_voor_Sharia4Belgium_leider_Belkacem.9599209-4002.art?ckc=1&ts=1447854568
Bei Rückkehrern sind die Strafen ebenfalls hoch, angeklagt war Terrorismus:
http://brf.be/national/906011/
Auch bei Frauen sind die Strafen deutlich:
http://deredactie.be/cm/vrtnieuws.deutsch/nachrichten/1.2343261
Solche Enklaven gibt es in Deutschland auch, oft grob nach Ethnie bzw. Herkunftsland strukturiert. Nicht ganz so groß, nicht ganz so sichtbar. Man wird da in Zukunft sicher genauer hinschauen müssen, auch wenn einige Randbedingungen anders sind..