Marcel Krass und die „DEEN Akademie“

2020 sorgte der Prediger Marcel Krass mit einem Eilantrag gegen Corona-Beschränkungen für Schlagzeilen. „Salafist siegt vor Verfassungsgericht“, hieß es damals. Jetzt hat Krass mit der „DEEN Akademie“ eine neue, offenbar profitorientierte Betätigung gefunden.

Der islamistische Prediger Marcel Krass sorgte zuletzt mit seinem Verein Föderale Islamische Union (FIU) für öffentliches Aufsehen, als er mit einem Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht gegen die Beschränkungen für Gottenhäuser im ersten Corona-Lockdown Erfolg hatte. Mit ihrer Klage gegen die Benennung als Salafisten-Verein im niedersächsischen Verfassungsschutzbericht scheiterte die FIU jedoch vor dem Verwaltungsgericht. Mittlerweile soll die Organisation nach Angaben ihres Vorsitzenden Dennis Rathkamp 2.500 Mitglieder haben. Krass wohnt in Hannover. In seiner neuen Aktivität für die „DEEN Akademie“ werden nun Mitstreiter eingebunden, die bislang aus anderen Zusammenhängen bekannt waren. Bei dieser „Akademie“ sollen Muslime für die Glaubensunterweisung zahlen.

Wegen der Pandemie stehen nicht nur die bekannten Reiseveranstalter unter Druck, sondern auch die kleineren Anbieter für speziellere Wünsche. Die Beschränkungen im Luftverkehr, vor allem aber die Zugangsbeschränkungen der saudischen Regierung, lassen auch die religiösen Reisen für Muslime oftmals wegfallen. Damit brechen bei Reiseveranstaltern, die sich auf derartige Angebote spezialisiert hatten, die Umsätze ein. Bei den Veranstaltern, die an Moschee-Vereine angegliedert sind, kann das vielleicht noch aufgefangen werden, da die Organisation von Reisen nicht deren hauptsächliche Erwerbstätigkeit ist. Bei Islamisten, die solche Reisen begleiten, sieht das jedoch anders aus. Auch Vortragsreisende aus dem islamistischen Spektrum, bei denen die Live-Auftritte in problematischen Moscheen oder das persönliche Spendensammeln eine wichtige Erwerbsquelle darstellen, sind von dieser neuen Entwicklung betroffen.

Über den Anbieter Bakkah-Reisen aus Mannheim wurde auf dieser Seite schon berichtet. Verantwortet wird Bakkah-Reisen, das seit 2017 regelmäßig im baden-württembergischen Verfassungsschutzbericht aufgeführt wird, von Abdirahman Farah, damals mit der lame gUG, derzeit mit einer HTG Group mit neuem Sitz in der Carl-Reuter-Straße 3 in Mannheim. Bakkah bietet Reisen in Begleitung von Ahmad Armih alias Abul Baraa sowie Pierre Vogel alias Abu Hamza an. Beide sind seit vielen Jahren als Prediger bekannt und haben ihre jeweils eigene Fan-Gemeinde. Die als Kontakt angegebene Telefonnummer ist dieselbe, wie sie auch bei der Hilfsorganisation Islamischer humanitärer Entwicklungsdienst/Islamic Development Service e.V. als Kontakt genannt wird. Für diese Organisation ist wiederum Marcel Krass viel unterwegs gewesen. Er bot allerdings auch Reisen wie Hajj und Umrah an, also muslimische Reisen zu den ihnen heiligen Stätten. Ebenso wie Ahmad Armih und Pierre Vogel wurde auch Marcel Krass immer wieder als Referent in problematische Moschee-Vereine eingeladen. 

Die neue „Akademie“ ist unter seiner Leitung nun eine weitere Möglichkeit, von spirituell bedürftigen Muslimen, die ihn entweder nicht kennen oder seine Haltungen gut finden, Geld abzuschöpfen. „DEEN Akademie“ kann sinngemäß mit „religiöse Akademie“ übersetzt werden. Mit im Boot sind weitere bekannte Akteure. Neben Krass werden (Stand: 20.01.2021) aufgelistet: Abdirahman Farah, Stef Keris, Aneed Ashraf, ein Bayram ohne Nachnamen und Amir Mansoor.

Beweisbilder: von der Seite www.deen-akademie.de, Abruf 20.01.2021, eigen zusammengestellte Screenshots der Vorstellungsbilder

Die „DEEN Akademie“ hat nicht nur ihren Internet-Auftritt, sondern ist auch in den sozialen Medien mit ihren Seiten vertreten. Auf dem Instagram-Account werden vor allem Videos hochgeladen, die auch auf dem YouTube-Kanal von Marcel Krass veröffentlicht werden. In Mannheim ist die „DEEN Akademie“ mit derselben Adresse wie Bakkah-Reisen, die HTC Group und weitere gemeldet. Abdirahman Farah zeichnet auch dafür verantwortlich und wird als zweiter „Experte“ im Team von „DEEN“ benannt.

Wer sind die anderen genannten Akteure? Stef Keris tritt seit Jahren in Einrichtungen auf, die in der Grauzone zwischen Muslimbruderschaft und Salafisten zu verorten sind. Aneed Ashraf bezeichnet sich auf seiner Seite selbst als Unternehmensberater und Web-Designer. Für ihn gibt es verschiedene Treffer bei Google, die vom Studenten in Duisburg bis hin zum Halalfood-Kleinunternehmer reichen. Zu Amir Mansoor wird es im Beitrag „Die Halal-Checker II“ noch einige Ausführungen geben. Bei dem letzten „Experten“ schließlich handelt es sich wohl um ein Bild aus dieser Datenbank. „Bayram“ kann es also geben – oder auch nicht. 

Ganz real sind jedoch dem Anschein nach die finanziellen Interessen. Muslime sollen zum Abschluss eines Abos bewegt werden:

Bild: Screenshot von https://www.deen-akademie.de/abo-auswahl, Abruf 21.01.2021

Die erste Beschwerde gab es dabei auch schon:

Bild: Screenshot des Instagram-Accounts, Abruf 21.01.2021

Um nicht nur die behaupteten spirituellen Vorzüge der Unterweisungen von Krass und Keris anbieten zu können, wird von der „Akademie“ eine Art Coaching-Ansatz angedeutet, der von dem Bearbeiten von Stress und Sorgen bis hin zu einer Art islamischer Ernährungsberatung reicht. Deutlich wird, dass der Islam anscheinend für alles als Lösung angeboten wird. Sicher ist jedoch, dass der Islam den Beteiligten nicht nur als Selbsterfahrungstrip dienen soll, sondern auch als Lösung ihrer Finanzprobleme, als Erwerbsmöglichkeit herhalten muss – obgleich dies auch nicht ganz neu ist.

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