EIHW: breiter aufgestellt

Revision der Einschätzung des EIHW

Das Frankfurter „Europäische Institut für Humanwissenschaften e.V.“ (EIHW) war auf diesem Blog schon einige Male Thema. Ideologisch vom hessischen Verfassungsschutz bei der Muslimbruderschaft verortet, bietet diese Einrichtung jungen Menschen eine Art Gegenangebot zu den an der Universität Frankfurt z.B. offerierten Studiengängen. Sie selber nennen es eine Ergänzung, nachdem deutlich wurde, dass kein staatlich anerkannter Bachelor angeboten werden kann. Man erscheint nicht nur ideologisch, sondern auch von der Bildungsart eher an arabischen Vorbildern orientiert. Das EIHW wurde 2013 eingetragen als Verein. U.a. die FR hatte seinerzeit über das Institut berichtet, auch weil man zunächst vollmundig behauptet hatte, man könne dort einen anerkannten Bachelor machen. Das Hessische Wissenschaftsministerium schob dann einen Riegel vor und stellte klar, dass die Eigenangaben des EIHW nicht zutrafen.

Oben im ersten Stock wartet Abdullatif Hussein. Er ist ehrenamtlicher Leiter für Verwaltung und Finanzen des neugegründeten Europäischen Instituts für Humanwissenschaften und Geschäftsführer des gleichnamigen Trägervereins. „Wir haben oft diskutiert, ob wir in die Öffentlichkeit gehen sollen“, sagt er gleich zu Beginn des Gesprächs. Denn die Schule kann eine gewisse Nähe zur umstrittenen Muslimbruderschaft nicht leugnen. Yusuf Qaradawi hat Lehrpläne miterstellt.

http://www.fr.de/frankfurt/campus/europaeisches-institut-fuer-humanwissenschaften-problematisches-islaminstitut-a-613878

Verfassungsschutzbericht Bayern 2014, S. 14:

„Im Dezember 2012 wurde in Frankfurt das IGD-nahe Europäische Institut für Humanwissenschaften (EIHW) gegründet. Das EIHW soll Studienabschlüsse in der arabischen Sprache und in der
Islamwissenschaft vermitteln. Die IGD strebt damit eine Alternative zum staatlich geförderten Vorhaben an, Imame an deutschen Universitäten auszubilden. Die Abschlüsse, für die das EIHW eine
staatliche Anerkennung anstrebt, können auch durch ein Fernstudium erworben werden, in dessen Rahmen auch Blockunterrichte in München stattfinden. Der wissenschaftliche Leiter des EIHW war
bereits 2009 für strategische Konzepte der IGD zuständig.

Klicke, um auf vsb2014_20150601.pdf zuzugreifen

Beim Blick in das Vereinsregister überrascht zunächst, dass der Verein in Mainz registriert wurde:

Die drei verzeichneten Herren, die allesamt öffentlich bislang nicht oder kaum im Zusammenhang mit dem EIHW auftauchten, gehen ansonsten auch anderen Betätigungen nach.

Dr. Aniss Al-Doaiss aus Berlin war bis Mai Vorsitzender des Vereins, der das EIHW unterhält. Er ist auch Vorsitzender des „Deutsch-Jemenitischen Vereins für Hilfe und Entwicklung e.V.“. Dieser ist nach Vereinsregister in der Drontheimer Str. 32 A, Berlin gemeldet. Dies ist dieselbe Adresse, an der auch das unter Beobachtung stehende „Interkulturelle Zentrum für Dialog und Bildung e.V.“ (IZDB) residiert. Der Berliner Verfassungsschutz ordnet dieses ebenfalls der Muslimbruderschaft zu. Der muslimbrudernahe Deutschsprachige Muslimkreis e.V. (DMK) ist wenige Häuser weiter.  Nicht zu vergessen, dass die größte Vereinigung in Deutschland, in der Muslimbrüder organisiert sind, die IGD, die Drontheimer Str. 32 A als Kontaktadresse angibt. Wenn es ein Herz der Berliner Muslimbruderschaft gibt, dann ist diese Adresse eine Herzkammer (und eine weitere Berliner Adresse die andere).

Khallad Swait ist nach dem Portal „Vereint im Islam“, das an die Hamburger Al Nour-Moschee assoziiert ist, ein hochrangiger Funktionär muslimbrudernaher Strukturen:

Khallad Swaid ist seit 1996 in der islamischen Arbeit tätig und war in vielen verschiedenen Organisationen als leitende Kraft positioniert. Unter anderem war er langjährig beim FEMYSO (Forum of European Muslim Youth and Student Organisations) und bei der IIFSO (International Islamic Federation of Student Organisations) aktiv.

http://www.vereint-im-islam.de/khallad-swaid/

Die Facebook-Seite von Herrn Swaid ist dem öffentlichen Blick weitgehend unzugänglich. Aber immerhin fehlt nicht das Bekenntnis:

Quelle: Screenshot fb-Seite Khallad Swaid, Abruf 02.09.2017

 

Der dritte Mann, der im Vereinsregister auftaucht, ist Muhammed oder Muhammet Caglayan. Herr Caylagan kandidierte für den Ausländerbeirat auf einer Liste Türkischstämmiger. Er war u.a. der Kontaktmann für die IGMG-Einrichtung Yunus-Emre-Moschee am Tag der offenen Moschee 2013*:

Klicke, um auf Tag%20der%20offenen%20Moschee%202012.1562730.pdf zuzugreifen

Nach einer Notiz hier war er zuvor wohl auch bei der ATIB Frankfurt aktiv:

https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=tr&u=https://atib-hoechst.de.tl/H.oe.chste-Bir-ilk.htm&prev=search

Im Vorfeld der Gründung waren neben dem Geschäftsführer Hussein weitere Namen gefallen:

Als Gründer der privaten „Hochschule“ in Frankfurt werden neben Abdullatif Hussein namentlich Mustafa Hadžić, Muhammet Cağlayan und Asanoski Sevgani genannt. Der Mainzer Hussein war im Frühjahr 2013 in einen offenen Konflikt mit der dortigen CDU geraten, nachdem diese den Auftritt eines saudisch-wahhabitischen Predigers im Arab Nil-Rhein Verein (Al Nur Moschee) offen kritisiert und Hussein den städtischen CDU-Fraktionschef als „Hassprediger“ bezeichnet hatte.

http://www.ezw-berlin.de/html/15_3288.php

Hadžić ist Imam einer der wichtigsten Moscheen der Bosniaken in Deutschland, diese ist an die IGBD angebunden:.

https://www.islamische-zeitung.de/iz-begegnung-mit-hasib-sahovic-und-imam-mustafa-hodzic-von-der-bosnien-kulturgemeinde-in-koeln/

Er war von 2010 bis 2015 im Vorstand des ZMD, auch als Stellvertreter von Aiman Mazyek:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-09/mazyek-vorsitzender-zentralrat

http://zentralrat.de/26913_print.php

Bei „Asanoski Sevgani“ handelt es sich wahrscheinlich um den Imam Sevgani Asanovski (oder Asanski, es gibt häufig dezent differierende Schreibweisen) aus Mazedonien. Asanovski war 2002 der Aufenthalt in der Schweiz nicht bewilligt worden, da er dort als fundamentalistisch eingestuft wurde:

Der Kanton Wallis hat einem muslimischen Imam, der als fundamentalistisch eingestuft wird, die Aufenthaltsgenehmigung verweigert. Dem Mazedonier Sevgani Asanski (29) wird unter anderem seine sehr kurze Ausbildungszeit vorgehalten. […]
Asanski wurde in Saudi-Arabien und Mazedonien ausgebildet. Die Kürze seiner Ausbildungszeit zum Vorsteher einer Moschee sei bereits ein Indiz dafür, dass er eine wahabitische Ausbildung genoss, erklärte Grégoire Sommer, Religionswissenschaftler in Sitten gegenüber dem „Nouvelliste“.

http://www.livenet.ch/news/schweiz/107760-kanton_wallis_verweigert_imam_aufenthaltsgenehmigung.html

http://www.vs-wallis.de/unwetter/0503.html

In der Gesamtschau muss die Zuordnung des EIHW zur Muslimbruderschaft durch den Verfassungsschutz ergänzt werden. Die Muslimbruderschaft mag leitend sein, primus inter pares, auch wegen der von Al Qaradawi abgestimmten Lerninhalte. Hinsichtlich der organisatorischen Aufstellung und personellen Bezüge drängt sich jedoch eine breitere Wahrnehmung auf. Mehr so, dass dort unter wohlwollender Unterstützung weiterer fundamentalistisch islamischer Kreise der Nachwuchs einen Schliff an Glaubensstrenge schon in Deutschland erhalten kann. Das verdeutlichte, dass man sich jenseits nationaler Bezüge und theologischer Finessen in fundamentalistischen Kreisen weitgehend einig ist, was die „Grundausbildung“ in der Diaspora betrifft.

http://eihw.de/institut/dekan/

Dr. Khaled Hanafy, der Dekan des EIHW, ist denn auch im Fatwa-Ausschuss Deutschland*** an prominenter Stelle. Das macht die Wege kurz.

 

Quelle: Screenshot Fatawa.de, Abruf 03.09.2017

 

 

 

 

 

 

 

* Im Vorfeld der Baus dieser Moschee trifft man wieder auf den umtriebigen IGD-Bunktionär Ibrahim El Zayat:

Berater beim Griesheimer Moscheebau ist die Europäische Moscheebau- und -unterstützungsgemeinschaft (EMUG), die in Europa mehrere hundert Moscheebauten der IGMG verwaltet und an deren Spitze Ibrahim El Zayat steht, der als „Islam-Banker“ seit vielen Jahren Moscheevereine bei ihren Bauprojekten berät.

http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Streit-um-Moschee-Neubau-in-Griesheim;art675,140466

** Hussein war 2011-2014 Vorsitzender des fundamentalistischen Mainzer Arab Nil Vereins. Herr Dr. Hussain hatte wohl die berechtigte Kritik an einem Besuch des saudischen Hasspredigers Al Arifi (er hat ein Einreiseverbot in den Schengen-Raum) wenig sportlich genommen:

http://www.pfalz-express.de/arger-um-arab-nil-verein-cdu-und-schura-liefern-sich-heftige-wortgefechte/

Das fünfjährige Einreiseverbot Al Arifis läuft demnächst ab. Da müsste man mal nachhorchen, ob eine Neuauflage angedacht ist oder wie man das verlängern kann:

https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Prediger-reiste-illegal-ein/story/29569140

*** siehe

https://vunv1863.wordpress.com/2016/03/18/fatwas-made-in-germany/

und weitere Beiträge zum Ausschuss

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