NBS: Zurück in die Zukunft II

In Teil I war es um aktuelle Entwicklungen in und um die Neuköllner Begegnungsstätte (NBS) gegangen:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/12/21/nbs-zurueck-in-die-zukunft/

In diesem Artikel war ein neues Gesicht vorgestellt worden, das einige Male schon für die NBS stand. Der EIHW-Student* Mohamed Matar wirkte als Vertreter dieses Vereins.  Bei Matar zeigt sich nach meiner Meinung in archetypischer Art und Weise die „doppelte Buchführung“ legalistischer Islamisten einmal zur Mehrheitsgesellschaft und zur „eigenen“ Community hin.

Auf der einen Seite betont er im Video unten, dass er „ausgebildeter Kriminalkomissar mit Staatsexamen“ sei und eine Verwaltungsschule mit Studien-Inhalten wie Staatsrecht etc. durchlaufen habe, also Dipl. Verwaltungswirt sei (andernorts). Er gibt im Alter von 25 Jahren damals an, er habe eine „zweijährige Umorientierungsphase“ durchlaufen (man könnte da einmal zusammenzählen):

http://erfolgreichundmuslim.com/interview-mit-mohamed-matar-dipl-verwaltungswirt-student-islamwissenschaften/

Update 25.12.2017, 23:30: Diese Seite wurde anscheinend entfernt, es kommt nur noch 404. Deswegen die zu Beleg- und Dokumentationszwecken gespeicherte Version hier:

Interview mit Mohamed Matar – Dipl. Verwaltungswirt & Student Islamwissenschaften (Lesezeit 3,5 min

 

Er stellte bei Auftritten in der Mehrheitsgesellschaft diese Seite seiner Person ausgiebig zur Schau. In dem Verein JUMA e.V.** ist er nach eigenen Angaben Gründungs- und Vorstandsmitglied:

Jumas bringen sich beim CDU Forum für Integration ein

Zu JUMA:
Vor­aus­set­zung für die Teil­nahme ist, dass die Jugend­li­chen zwi­schen 17 und 25 Jah­ren alt sind und sich auch über ihre isla­mi­sche Iden­ti­tät defi­nie­ren.“

Was ist JUMA

Die „islamische Identität“ erscheint eher als primärer Aspekt, der durch dieses Projekt womöglich weiter angehoben wird in der persönlichen Gewichtung. Auf die Vorselektion erfolgt eine weitere Priorisierung der religiösen Identität, wie es scheint. JUMA und seine Aktiven haben wahrscheinlich beste Verbindungen in die Politik und die Stiftungslandschaft, schon alleine, weil es wohl auch prominente weitere Gründungsmitglieder gibt. Es wäre also für eine Person, die in muslimbruderähnlicher Weise vorgeht, sehr nützlich, in diesem Verein tätig zu werden.

Zur Mehrheitsgesellschaft hin also ein vielfach lobenswert engagierter junger Mann, dessen andere Einbindungen und Betätigungen Akteure aus der Mehrheitsgesellschaft schlicht meist nicht einordnen können, ja, sie oft nicht einmal kennen werden. „Europäisches Institut für Humanwissenschaften, ist das was mit Ethnologie oder Anthropologie?“ hört man solche Akteure förmlich grübeln. Da sie ohne Belesen nicht auskämen und sie das meist nicht tun, bleibt es also bei dem gewünschten Eindruck. Da kann man mit Freiundlichkeit und Höflichkeit punkten und genau das wird der Herr Matar sicher tun. Ich glaube fest daran, dass er in diesen Kontexten vorzügliche Manieren an den Tag legt.

Schaut man hingegen einmal genau nach, bietet sich eine etwas andere Aussicht.

Aus den „Erfolgreich und Muslim“-Angaben:

jahrelang stellvertrender Vorsitzender des Islamischen Jugendzentrums Berlin

Zum Islamischen Jugendzentrum Berlin (IJB) aus dem Berliner Verfassungsschutzbericht 2016, das ist eine weitere verfassungsschutzrelevante Organisationsstruktur:

Diese werden von dem „Islamischen Jugendzentrum Berlin e.V.“ (IJB)*** seit 2012 veranstaltet und koordiniert.45 Die IJB bewarb eine Veranstaltung am 17. Juli in den Räumen des IZDB, um die Schulabschlüsse muslimischer Jugendlicher zu feiern und kooperierte bei der Durchführung mit allen Vereinen in Berlin sowie mit der IGD. Als gemeinsame Veranstalter fungierten IGD**** und IJB bei der Durchführung der „YouCon“, einer islamischen Jugendkonferenz, die am 24. und 25. Dezember im IZDB stattfand. Das IJB und die NBS führten gemeinsam eine „Winterhilfe“ für Bedürftige während der Kälteperiode durch, bei der die Helfer Warnwesten mit den entsprechenden Vereinsemblemen trugen.

Herr Matar ist also seit vielen Jahren in einschlägigen Kreisen unterwegs, aktiv und verantwortlich.
In dem gestrigen Beitrag war schon seine Verehrung für einen international bekannten fundamentalistischen Prediger, Dr. Qadhir, erwähnt worden. Aber auch eine weitere Stellungnahme ähnlicher Art erscheint erwähnenswert:

 

Dieses „absolute Vorbild“ ist Nouman Ali Khan, ein international bekannter US-Prediger, der vielfach trotz der ersten modernen Anmutung als ein Propagandist einer neosalafistischen Weltsicht gehandelt wird. Er hat auch eine deutsche Seite:

https://www.facebook.com/Nouman-Ali-Khan-Deutsch-German-1754732778149190/

die englische:

https://www.facebook.com/noumanbayyinah/

Und dort findet sich dann u.a. auch eine kleine Collage an Bildern von ihm besonders geschätzter Brüder im Geiste, daraus:

Quelle: fb-Seite von Khan, Abruf 21.12.2017

Links Yusuf Hamza, ein US-Gelehrter, ein Schüler von Abdallah bin Bayyah, der „rechten Hand“ Yusuf al Qaradawis“. Qaradawi ist ein wichtiger Gelehrter der Muslimbruderschaft. In der Mitte Khan mit Tariq Ramadan, einem Vordenker der Muslimbruderschaft. Und recjts Khan mit Zakir Naik, einem derzeit gesuchten, international bekannten Hassprediger. Das gibt dann doch eine Vorstellung.

Khan für sein „absoultes Vorbild“ zu halten – nun, auch da kann man sich vorstellen, welche Art von Utopia da vorschwebt und wie das tatsächliche Verhältnis zu der hiesigen Rechtsordnung und den Mitbürgern aussehen mag.

Matar bezeichnet denn auch die ruhige, begründete und sachliche Berichterstattung des RBB als „antimuslimische Stimmungsmache“, bezeichnet die seriösen Journalisten als „Hater“:

 

 

Kein Wort der Selbstkritik, keine Einsicht, dass der Herr Al Arifi (um dessen Besuch kreiste die Berichterstattung) vielleicht eine Person mit problematischen Ansichten sein könne. Eine solch klare schwarz-weiß-Sicht macht dankbar, dass sich der Herr Matar wohl für eine andere Karriere als die des „Kriminalkomissars“ entschieden hat: Kritik als „Stimmungsmache“, fragende Journalisten, die ihren Job machen, als „Hater“ – da wird klar, dass die „eigenen Leute“ nichts falsch und „die anderen“ nichts richtig machen können.

Ja, das erscheint nicht nur radikal. Das ist es wohl auch, wie die BILD-Zeitung konstatierte, und es erschließt sich, wenn man sich nur ein wenig mit der Person und den Haltungen beschäftigt. Wo man mit der NBS hinwill, sollte Matar den Verein weiterführen, ist damit recht klar: Die doppelte Buchführung wird fortgesetzt.

Es stellt sich jedoch auch die Frage, ob man dies in der Politik hinnehmen sollte oder gar fördern. Und es stellt sich die Frage, wie das JUMA passieren konnte.

 

 

 

*
Eigene Angabe in einem Interview. Das Europäische Institut für Humanwissenschaften wird vom Hessischen Verfassungsschutz der Muslimbruderschaft zugerechnet.

**
Finan­ziert wird JUMA u.a. durch Mit­tel der Robert-Bosch-Stiftung.

Was ist JUMA

***
Das IJB wurde nach eigenen Angaben im Sommer 2010 unter dem Namen „Interkulturelles Jugendzentrum Berlin-Brunnenviertel“ gegründet und Anfang 2011 als Verein eingetragen. Seit 2012 agiert dieser Verein als „IJB“, ohne jedoch unter diesem Namen im Vereinsregister eingetragen zu sein. Dessen unbenommen nennt sich die IJB in ihrem Facebook-Account „ev“ und kündigt für April 2017 eine Bildungsreise als „e.V.“ an.

****
Die IGD ist die größte Organisation in Deutschland, in der sich Muslimbrüder organisieren nach verschiedenen Verfassungsschutzbehörden.

Nachtrag 23.12.16:50 Uhr:

Screenshot vom Profil von Herrn Matar vom Mai, mittlerweile gelöscht. Eine Preisung einer Selbstmordattentäterin:

Zum Hintergrund, das Mädchen griff Polizisten an:

https://www.haaretz.com/israel-news/1.787796

5 Gedanken zu „NBS: Zurück in die Zukunft II

  1. „Insofern halte ich die Zuschreibung für zutreffend.“

    Mag sein.

    Ich würde andererseits eher Menschen als Hassprediger bezeichnen, die offen zum Kampf oder zum Hass von Nicht-Muslimen aufrufen, wie z.B. hier:

    Bericht über ein Freitagsgebet, in dem zum Kampf gegen Christen, Juden etc. aufgerufen wird :

    https://www.dropbox.com/s/tin2i4cxk1mqr65/Cursing%20non-Muslims%20during%20Friday%20prayers.mp4?raw=1&_=1

    oder hier in diesem Undercover – Bericht aus wahabitischen Moscheen in England („Hate what displeases Allah ..“):

    Ich glaube nicht, dass Naik in seinen Predikten aktiv zum Hass oder zum Kampf aufstachelt – dazu ist er zu vorsichtig.

    Das die Inhalte, die er vermittelt, äußerst problematisch sind, steht außer Frage. Er ist ein Profi in Sachen „Leugnen“ und „Schönreden“, wenn es um den Islam geht. Dabei legt er eine Redegeschwindgkeit an den Tag, die es schwer bis unmöglich macht, ihm zu folgen oder ihn zu widerlegen.

    Sehr viele – offenbar meißt wenig gebildete – Muslime lassen sich davon blenden. Wenn man näher analysiert, was er so von sich gibt – dann ist es größtenteils „Schwachsinn“ (https://youtu.be/bk5q9TeGo14).

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  2. Nun, die Bezeichnung „Hass-Prediger“ ist durchaus korrekt n.m.M. und ist begründet.
    Man kann auch in sanften Worten anderen Menschen ihre Rechte völlig aberkennen. Man ruft z.b. nicht dazu auf, manche Menschen zu hassen, wenn sie doch als Sklaven nützliche Mitglieder der Gesellschaft sein können und sie einen Anspruch auf gute Behandlung haben – als Sklaven:

    https://www.memri.org/tv/indian-muslim-cleric-zakir-naik-slaves-islam-are-treated-better-modern-day-pows

    Was wäre denn ein Hass-Prediger“ nach Ihren Maßstäben? Jemand, der zugibt, andere zu hassen und auch andere andere Menschen hassen machen möchte? Das muss er ja gar nicht, er zieht entsprechende Texte herbei und nennt das dann seine Religion, der er sich unterwirft.

    In Indien ist man der Meinung, er stachele die Jugend dazu auf, terroristisch zu agieren:

    http://indiatoday.intoday.in/story/nia-files-chargesheet-against-controversial-preacher-zakir-naik/1/1075914.html

    Es gibt eine Menge ähnlicher Einschätzungen.
    Insofern halte ich die Zuschreibung für zutreffend.

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  3. Möglicherweise wissen Sie mehr als ich, aber ich würde Zakir Naik nicht als „Hassprediger“ bezeichnen.
    Er predigt einen salafistischen Islam z.T. auf riesigen Massenveranstaltungen aber er predigt keinen Hass, sondern läßt auf seinen Veranstaltungen z.B. auch Nicht-Muslime zu Wort kommen.
    Die von ihm verbreiteten Ansichten sind problematisch, wie seine Aussagen zum Umgang mit Apostaten, anderen Religionen in islamischen Staaten oder 09/11.

    Ich würde ihn aber nicht als Hass-Prediger bezeichnen, da er nicht zum Hass gegen Juden, Ungläubige etc. aufruft.
    Salafistisch und problematisch ist er allemal.

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  4. Linda Sarsour ist auch ein grosser Fan von Hatem Bazian. Sie erwaehnt ihn in ihren Reden vor muslimischen Publikum. Als Bazian dieses Jahr sein neues Buch in London vorstellte kam Jeremy Corbyn zu dem Event. Von den beiden gibt es ein Foto vor Ort.

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  5. Zu Yusuf Hamza ist zu schreiben das er in Berkeley, Kalifornian eine Madrassa betreibt und sein Partner Hatem Bazian ist.
    Bazian ist ein Dozent an der Uni Berkeley und verfasst Hassschriften/Buecher zu Israel. Er stammt aus der West Bank und ist in den USA auf die Idee gekommen eine islamistische Befreiungstheologie ins Leben zu rufen ( siehe seine YT Videos ) .
    Bazian ist auch Gruender der antisemitischen Students for Justice in Palestine ( SJP ). Durch SJP ist es Bazian gelungen den virulenten JudenHass unter palaestinensichen US-Arabern zu buendeln und eine schlagkräftige Studentenorganisation Landesweit aufzubauen. Sie ist federführend in unzaehligen BDS Petitionen an vielen US Universitäten. SJP wird finanziel grosszuegig von anderen muslimischen US organisationen unterstützt, die den MB nahestehen.
    Zu Bazian’s Befreiungstheologie moechte ich sagen, das er sie klar von der schwarzen Kirche agbekupfert hat. Nicht sehr orginell. Hier ist ein Link zu der Akte Hatem Bazian von Canary Mission.
    https://canarymission.org/professors/hatem-bazian/

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