Gut gelaunt unter Wölfen

Die ATIB Jugend

Die ATIB, Mitglied im Zentralrat der Muslime, ist eine Ausgliederung der sogenannten Grauen Wölfe, der Bozkurtlar. Parteipolitisch und innertürkisch waren sie in der türkischen MHP organisiert, heute werden z.T. auch andere Parteien unterstützt, s.u. Zur Einordnung der ATIB:

https://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe

Die Gruppierung wurde im Jahr 2015 u.a. vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet:

Klicke, um auf 17_0007902.pdf zuzugreifen

Die Grauen Wölfe fallen in den letzten Jahren durch wieder aufflammende Aggressivität auf. Aktuell:

http://www.focus.de/politik/deutschland/krawall-auftritt-an-der-uni-duisburg-tuerkische-rechtsextreme-graue-woelfe-werden-in-deutschland-immer-aggressiver_id_5486025.html

Wer diese Gruppierung für „normal“ hält, muss sich sicherlich fragen lassen, was er dann noch unter einem extremen Nationalismus in Verbindung mit religiösen Konnotationen versteht. Extremismus wird sehr relativ, wenn man die Grenze des noch normalen politisch so weit rechts und so tief in religiöser Verflechtung verortet. Rechts davon ist eigentlich nur noch die Wand.

Trotzdem kann so mancher „unter Wölfen“ nette Abende verbringen. Eine solche Person ist Eren Güvercin, der nach eigenem Bekunden auf seiner Facebook-Seite einen „tollen Abend“ bei der Nachwuchs-Organisation der ATIB verbrachte:

 

Güvercin ATIB 160501

Bild: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10153702776193224& set=a.374945463223.155236.526533223&type=3&theater

 

Vielleicht lacht man da ja gemeinsam über Kurden-Witze.

Was der Anlass dieses angenehmen Besuchs war, wird auch klar, wenn man sich dieses Veranstaltungsplakat anschaut:

Güvercin Graue Wölfe 160501

Bild: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10153701299138224& amp;set=a.374945463223.155236.526533223&type=3&theater

Man kann berechtigt fragen, was in diesem Umfeld als Extremismus bezeichnet wird – der eigene wird es wohl nicht sein. Radikal sind immer die anderen. Die Personen aus dem PP Köln werden nicht genannt. Der Polizist und die Polizistin, die dann tatsächlich kommen, bleiben unbenannt. Auch in einem Video, das von der Veranstaltung vorliegt, fallen ihre Namen nicht. [Interessant ist in dem Video, dass Güvercin zum wiederholten Male den Begriff „Islamismus“ geißelt und zurückweist; er möchte diesen Begriff nicht als Zuordnung, scheint ihn auch nicht verstanden zu haben, denn er meint, dass da „bei jedem Muslim die Alarmsirenen hochgehen“. Nein, die schrillen nur bei Personen, die von dem Begriff betroffen sind. Er möchte „die eigene religiöse Terminologie schützen“. Ist sie das? Radikal sind nicht immer nur die anderen.]

Aber auch die beiden anderen Herren haben wenig Berührungsängste zur Wolfs-Jugend: Ender Cetin ist Vorsitzender der ultrakonservativen Berliner Sehitlik-Moschee. Cemil Sahinöz ist in Bielefeld aktiv. Beide erscheinen als Hardliner, die das nur geschickt zu verkaufen wissen.

Bei Personen aus der selbstempfundenen Mitte der Gesellschaft, die zu einer Neonazi-Jugendgruppe hingingen, würde das Telefon nicht mehr stillstehen. Alle wären sich einig, dass ein solches Engagement dort völlig fehl am Platz, ja ganz unangemessen wäre, sogar wenn man mal die Polizei dazu bekommt. Niemand hätte Verständnis dafür und niemand würde sich damit beschwichtigen lassen, man müsse „doch auch mit dieser Gruppe junger Menschen im Gespräch bleiben“.

Sobald jedoch nur ein wenig vermeintliche „Exotik“ ins Spiel kommt, man also Anlass sieht, diese Menschen in einer paternalistischen Weise in ihrer politischen Strukturbildung eben nicht ernst nehmen zu können, bleibt so ein Aufschrei aus. Türkische Faschisten meinen das sicher nicht so, der Wolfsgruß ist bestimmt nur Spiel und Spaß und das mit dem Blut an den Händen – das waren sicher nur unglückliche Zufälle. Und vor allem: damals. Wer wird denn mit ollen Kamellen kommen. Der Wolfs-Nachwuchs lächelt doch so nett.

 

Ucar bei ATIB Jugend 160501

Bild: ATIB Jugend Köln, fb-Seite

Aber auch andere kümmern sich liebevoll um den radikalen Nachwuchs. Kaum ist der Jugendverband in Köln gegründet, schon ist Prof. Bülent Ucar da.

Auch er lächelt nett und vertrauenerweckend. Man kann vermuten: Auch er findet die Gruppierung irgendwie normal. Radikal sind immer die anderen. Auch von ihm ist sicher nicht zu erwarten, dass er die Stimme erhebt gegen türkischen Nationalismus oder Islamismus. Dann schon lieber mal ein wenig seine Gegner, also liberale Muslime und Demokraten, madig gemacht oder gar öffentlich über sie hergezogen. Da geht was. Aber die netten jungen Leute? Nicht doch. Die jungen Menschen lächeln doch so nett.

Die ATIB selber gibt sich schon nach öffentlichen Quellen große Mühe mit dem Nachwuchs. So werden Ski-Freizeiten, Seminare oder auch mal Türkei-Reisen organisiert:

 

ATIB Jugend in Türkei 160501

Bild: fb-Seite der ATIB-Jugend

 

Man versucht, die Jugend fit zu machen für den politischen, den ideologischen Kampf. Kaderschulungen und Kontaktaufnahmen mit uninformierten politischen Aktiven stehen da sicher auf dem Programm. Wie auch bei der Muslimischen Jugend Deutschlands versucht man, über die Jugend, Totalitarismus als „normale“ Erscheinung im politischen Spektrum zu platzieren. Man nutzt den Umstand aus, dass junge Menschen für harmlos, freundlich und gewinnbar gehalten werden. Auf bereits beinhart indoktrinierte junge Menschen ist man kaum eingestellt. Sie lächeln doch so nett.

Doch was steht hinter dem gewinnenden Lächeln? Leider – wenig verwunderlich – die alten, grauen Wölfe, alter Wein in neuen Schläuchen. Man feiert nationalistische Feiertage:

Irgendwelche Positionierungen zu den aktuellen Vorgängen in der Türkei sucht man hingegen vergebens. Da ist man offenkundig mit sich und seinem Anführer im Reinen. Man kann vermuten, dass die Idee vom Groß-Osmanischen Reich fleißig in die jungen Köpfe gesetzt wird, verbunden mit einem Sendungsbewußtsein und einem faschistoiden Selbstbewußtsein.

Dieses Sendungsbewußtsein kann entweder als APO ausgelebt, eher aber noch durch Unterwanderung in die bestehenden politischen Parteien umgesetzt werden. Die Unterwanderung ist ein beliebtes Etappenziel islamistischer und legalistischer Gruppierungen. Man kann so die Mitgliedschaft in der Partei als Schutz und Schirm gegen Nachfragen benutzen. Für die Karriere sowieso. Man baut darauf, dass in den Parteien zu wenige wirklich wissen, was die Grauen Wölfe sind. Man kann auch berechtigt darauf hoffen, dass viele Mitglieder von Parteien zu wenig Sicherheit verspüren, da einmal nachzufragen oder sich klar gegen diese Art von Extremismus zu positionieren. Man kann, mit anderen Worten, berechtigt auf Unkenntnis oder Feigheit hoffen. So geht das Unheil seinen Gang.

Innerdeutsch vernetzt man sich auch, besucht Gruppen im Rhein-Main-Gebiet (Frankfurt hat gleich zwei Anlaufstellen!):

 

Noch einmal genauer zu der inhaltlichen Ausrichtung.

https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%B6deration_der_T%C3%BCrkisch-Demokratischen_Idealistenvereine_in_Deutschland

Da taucht dann auch der Herr Celebi aus dem Besuchsbeitrag auf.

Die Jugend-Organisation der Grauen Wölfe macht mobil. Helfend zur Seite stehen dabei Personen, die in anderen Kontexten sich als dialogbereite Akteure gerieren bzw. so tun, als stünden sie in der Mitte der Gesellschaft. Das geht allerdings nur als Eigenbild durch, das steht auch jedem frei. Die Meinungsfreiheit umfasst auch das Selbstbild. Legt man jedoch gleiche Maßstäbe an, zieht man den milden Schleier der Exotik, den autochthone Akteure gerne zuordnen, einmal weg, kooperiert man doch nur mit einem Faschismus türkischer Ausprägung. Das ist dann eine Einstufung, die der Realität näher kommt. Das sollte man wissen.

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