CDU hält an Sevket Avci fest

Trotz des Medienwirbels über seine Nähe zu den rechtsextremistischen Grauen Wölfen hat die Duisburger CDU mit der Konstituierung ihrer Ratsfraktion verdeutlicht, an Sevket Avci festzuhalten. Wenn es eines finalen Beweises bedurft hätte, dass die CDU Graue Wölfe toleriert und es die angeblichen Parteiausschlussverfahren gar nicht gibt, so dürfte er damit erbracht sein. Da Forderungen nach entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschlüssen 2014 und 2016 zurückgewiesen wurden, dürfen Graue Wölfe bis heute in der CDU politisch aktiv sein.

Graue Wölfe 2016 bei einem Aufmarsch in Düsseldorf (Bild: Privat)

Einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung der Duisburger CDU-Ratsfraktion kann entnommen werden, dass die Partei auch weiterhin an Sevket Avci festhält und er diese zukünftig auch im Stadtrat vertreten soll. Wenige Tage vor der Kommunalwahl hatten „Report Mainz“ und „Der Westen“ über Avcis Nähe zu den türkisch-rechtsextremistischen Grauen Wölfe berichtet. In seinem Wahlreis belegte der 56-Jährige daraufhin nur den dritten Platz. Über die CDU-Liste konnte Avci dennoch in den neugewählten Duisburger Stadtrat einziehen.

Die Nähe von Sevket Avci zu den Grauen Wölfen war bereits 2014 öffentlich bekannt und auch durch entsprechende Fotos belegt. Die Bilder, die Avci auf Versammlungen der Grauen Wölfe zeigen, kursierten schon damals in CDU-Kreisen. Auf Nachfrage der WAZ aber gab sich Duisburger CDU ahnungslos und beteuerte, ihr seien keine entsprechenden Äußerungen von Sevket Avci bekannt, man wolle sich aber in den nächsten Sitzungen mit dieser Thematik auseinandersetzen. Zu den belastenden Bildern sagte die Duisburger CDU jedoch nichts. Als sich der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet auf Nachfrage von „Report Mainz“ dazu äußern musste, behauptete er, Graue Wölfe würden aus der CDU ausgeschlossen. „Da gibt es klare Regeln“, sagte er.

Forderungen nach Unvereinbarkeitsbeschlüssen zurückgewiesen

Dabei ließ Armin Laschet jedoch unerwähnt, dass Forderungen nach einem entsprechenden Weiterlesen

Graue Wölfe in der NRW-CDU schon seit 2014 bekannt

Am Dienstag sorgte ein TV-Bericht über die Nähe eines Duisburger CDU-Ratskandidaten zu den Grauen Wölfen für nicht wenig Wirbel. Dabei sind die Bezüge von Sevket Avci zu den Grauen Wölfen seit sechs Jahren öffentlich bekannt und auch belegt. Das Beispiel lässt Zweifel an Armin Laschets Darstellung aufkommen, nach der Graue Wölfe aus der NRW-CDU ausgeschlossen werden. Laschet hatte die Grauen Wölfe in der CDU bereits 2014 heruntergespielt.

Sevket Avci (l.) und Gürsel Dogan (r.) am Tisch einer Versammlungsleitung. Dass es sich dabei um eine Versammlung von Grauen Wölfen handelt, belegen die Bilder und Flaggen im Hintergrund (Herkunft des Bildes ungeklärt, vermutlich vor 2014 in Duisburg aufgenommen)

Ein am Dienstag ausgestrahlter Bericht von „Report Mainz“ über die Nähe des Duisburger CDU-Ratskandidaten Sevket Avci zu den türkisch-rechtsextremen Grauen Wölfen sorgt wenige Tage vor der nordrhein-westfälischen Kommunalwahl für Wirbel. Bislang stellte sich die CDU jedoch hinter den 56-Jährigen. „Graue Wölfe werden aus der CDU ausgeschlossen. Da gibt es klare Regeln“, sagte der CDU-Landesvorsitzende, Ministerpräsident Armin Laschet, auf Nachfrage von „Report Mainz“. Avci selbst ließ über seinen Anwalt eine Nähe zu der auch als „Ülkücü“ bezeichneten Bewegung bestreiten. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) handelt es bei den Grauen Wölfen um die größte rechtsextremistische Bewegung in Deutschland.

Tatsächlich ist Avcis Nähe zu den Grauen Wölfen Weiterlesen

Die fünf größten Irrtümer über den Zentralrat der Muslime

Über den Zentralrat der Muslime gibt es eine Reihe weit verbreiteter, aber dennoch falscher Annahmen. Dies ist neben allgemeinen Fehleinschätzungen aus Unkenntnis auch auf die Selbstdarstellung des Dachverbandes zurückzuführen.

Der Sitz von ZMD und ATIB in Köln (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) wird von nicht wenigen Politikern und Journalisten für ein Vertretungsorgan aller Muslime in Deutschland gehalten. Der gegenwärtige ZMD-Vorsitzende, Aiman Mazyek, ist medial nahezu omnipräsent, wann immer es in der Gesellschaft um islamische Themen geht. Diese Präsenz ist nicht nur das Ergebnis wirklich fleißiger Lobby-Arbeit, sondern auch die Folge einiger weit verbreiteter Irrtümer. Diese Irrtümer werden, da sie sich positiv auf die allgemeine Wahrnehmung des ZMD als Interessenvertretung auswirken, nicht nur nicht korrigiert, sondern nach Kräften aufrechterhalten.

Irrtümer brauchen aber immer zwei Seiten. Eine Seite, die sie interessengeleitet erzeugt oder aufrechterhält. Und eine, die den Irrtum entweder naiv als bare Münze nimmt oder zumindest fahrlässig wegschaut, obwohl man die falsche Annahme eigentlich schnell aufklären könnte. Das ist teilweise in dem Unwillen begründet, sich mit komplexen (Reiz-) Themen genauer auseinanderzusetzen. Teilweise liegt es aber auch an der ideologischen Sicht identitätspolitischer Ansätze, Minderheitenselbstorganisationen dürften in ihrer Selbstdarstellung nicht hinterfragt und müssten in ihrer Fremdwahrnehmung unterstützt werden. Nicht zuletzt liegt es aber auch am Marketing des ZMD, das den Verband größer und moderater erscheinen lässt, als er ist.

Zu einer wirklichkeitsnahen Einschätzung gelangt man allerdings nur durch einige Fakten zum ZMD, die dieser selber nicht liefert. Im Folgenden werden die Irrtümer behandelt, die sich bislang am hartnäckigsten gehalten haben.

1. Der ZMD vertritt alle Muslime in Deutschland

Der sunnitisch dominierte ZMD vertritt trotz seines Eigenanspruchs, für viele, wenn nicht gar alle Weiterlesen

ATIB bald auch im NRW-Verfassungsschutzbericht?

Aufgrund von Fragen zur gestiegenen Anzahl der Anhänger der Muslimbruderschaft erläuterte Landesverfassungsschutz-Chef Burkhard Freier am Donnerstag im NRW-Landtag, warum legalistische Islamisten langfristig gefährlicher sind als Salafisten. Als die Grauen Wölfe zur Sprache kamen, wurde angedeutet, die ATIB könnte im nächsten Landesverfassungsschutz-Bericht aufgeführt sein.

Wegen des Corona-Virus mussten Journalisten und andere Besucher des Innenausschusses in Glaskabinen Platz nehmen. Um trotzdem erkennen zu können, wer gerade redet, wurde die Sitzung gleichzeitig auf den Monitoren des Sitzungssaals gezeigt (Bild: Sigrid Herrmann-Marschall)

Im Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags in Düsseldorf wurde am Donnerstag der Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2019 erörtert. Der Chef des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, beantwortete eine Reihe von Fragen der Oppositionsfraktionen. Dabei ging es auch um die gestiegene Zahl von Anhängern der Muslimbruderschaft in NRW.

Das der Muslimbruderschaft zugerechnete Personenpotential in Nordrhein-Westfalen war 2019 im Vergleich zum Vorjahr von 65 auf 250 gestiegen. Das ist das mit großem Abstand stärkste Wachstum im Bereich des Islamismus und entspricht fast einer Vervierfachung. „Wir haben Erkenntnisse dazu, dass die Zahlen gestiegen sind“, erläuterte Burkhard Freier. „Wir haben festgestellt, dass viele Moscheen der Muslimbruderschaft deutlich mehr Zulauf haben.“ Auch der Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel Weiterlesen

ZMD Hessen: Neuer Vorstand

Zentralrat der Muslime in Hessen wählt neuen Vorstand

Wie einer Mitteilung des Zentralrats der Muslime (ZMD) zu entnehmen war, hat man im Landesverband Hessen aktuell neu gewählt.

Zum neuen Vorsitzenden wurde Rechtsanwalt Said Barkan von den Delegierten (Moscheevorständen) gewählt. Als stellvertretender Vorsitzender wurde Oguzhan Aksoy bestätigt. […]  Der neue Vorsitzende bedankte sich bei dem bisherigen Vorstand für die geleistete Arbeit: „Ich freue mich, die sehr gute Arbeit des scheidenden Vorstandes weiter fortführen zu können, insbesondere zum einen weil mit Oguzhan Aksoy bereits ein erfahrenes Vorstandsmitglied weiter dabei ist und zum anderen, weil mit Dr. Nazife Dinc eine hochkompetente Ärztin das Team komplettiert.

http://www.zentralrat.de/28503.php

Der Herr El Yazidi, der den Vorsitz vorher inne hatte, war wegen seiner Betätigungen hier mehrfach Thema auf dem blog (ZMD, DIV z.B.).

Der neue Vorsitzende Said Barkan ist auch der „Beauftragte für Recht“ des ZMD.

Da die Struktur des ZMD ist, wie sie ist, sind die Personen, die sich im Vorstand des Dachverbandes befinden, meist Unterstrukturen zuzuordnen.

So wurden der Herr Aksoy und Frau Dr. Dinc z.B. im letzten Jahr in den ATIB-Vorstand gewählt:

http://ahaber.de/haber/2276/atib-22-olagan-genel-kurulunu-gerceklestirdi

U.a. zur ATIB, aus einer Kleinen Anfrage und deren Beantwortung der Hessischen Regierung letzten Oktober:

In den diesen drei Dachverbänden [d.h. ADÜTDF, ATB, ATIB] angegliederten Vereinen wird die Ideologie der „Ülkücü-Bewegung“/Grauen Wölfe auf lokaler Ebene gepflegt und vermittelt. Grundsätzlich verherrlichen nicht alle Vereinsmitglieder Gewalt oder agitieren rassistisch. Allerdings müssen sie sich die Förderung und Verbreitung einer Ideologie zurechnen lassen, deren Handlungsmotivation letztlich auf die Abwertung ethnisch Anderer bzw. auf Gewalt gegen Andersdenkende hinausläuft.

Klicke, um auf 03662.pdf zuzugreifen

Als relativ starke und große Gruppierung, die sich unter dem Dach des ZMD, auch des Landesverbandes Hessen, befand, ist ebenfalls die IGD, die Islamische Gemeinschaft Deutschlands, zu nennen. Diese wird von den Verfassungsschutzämtern der Muslimbruderschaft zugeordnet, auch wenn sie selber das irgendwie nicht so richtig findet. Aktuell hat man die Mitgliederstruktur des ZMD nicht mehr öffentlich, vielleicht, damit man diese irgendwie nicht mehr so richtig findet.

Im Sinne der Transparenz wäre es schon angemessen, wenn der Vorsitzende einfach bekannt geben würde, welcher der Unterstrukturen er zuzuordnen ist. Da kann man zwar seine Vermutungen haben, die man auch gut begründen kann, aber genau diese Gruppierung erscheint da immer besonders schmallippig. Denn Zuordnungen sind irgendwie immer nicht so richtig. Die richtige will man alternativ – wenn es falsch sein soll, welches wäre die richtige? – aber auch nicht nennen. Alles soll möglichst dunstig sein hat man den Eindruck. Nichts soll mehr fassbar sein, die Struktur, die Ideologie, die vertreten wird, nur der persönliche Eindruck soll zählen und so verstehen es Anhänger der Ideologie der Grauen Wölfe oder der der Muslimbruderschaft schon mal, beim Small Talk zu glänzen. Wer wird denn da garstig noch direkt nach den Hintergründen fragen? Der ZMD erscheint also als black box. Vertrauen erweckt eine solche Geheimniskrämerei allerdings nicht. Offenheit erweckte vielleicht noch weniger Vertrauen, warum man diesen Weg möglicherweise gewählt haben könnte. Aber gut, das ist alles selbst gewählt.

Der Herr Barkan ist auch Vorsitzender der Deutsch-Marokkanischen Juristenvereinigung e.V., die Weiterlesen

Verbandsmarketing II

Lobbyismus, Vertretungsanspruch und Vertretungsmacht muslimischer Verbände

Erklärungsversuche Teil 2

Mit konkreten Mitgliederzahlen tun sich die Verbände nämlich eher schwer. So gibt es z.B. keine offizielle Angabe vom ZMD. Auch die Mitglieds-Vereine und -Verbände sind mittlerweile auf der aktuellen Internetseite des ZMD nicht mehr verfügbar. Hier jedoch findet sich die Übersicht:

https://web.archive.org/web/20160526181122/http://zentralrat.de/16660.php

Nähme man die Ansprache-Quoten in den sozialen Medien einmal als Hinweis, ergäbe sich nämlich ein anderes Bild:

Facebook-Follower oder „gefällt mir“ Zahlen, Twitter in eckigen Klammern, den jeweiligen Seiten entnommen:

ADÜTDF („Graue Wölfe“)                                                      ~ 14.800
ATIB                                                                                         > 2.400
DITIB (Hessen, ca. 10 % der Moscheen)                                   > 700
DITIB *                                                                                          [183]
IGBD                                                                                        ~ 3.000
IGD                                                                                          ~ 1.500
IGMG                                                                                       ~ 3.500 [7957]
Islamrat                                                                                      ~ 900 [958]
IGS (Schiiten)                                                                           > 3.600
Koordinationsrat (Twitterkanal, letzter Eintrag 2014)                        51
ZMD                                                                                           ~ 3.100
ZMD Hessen                                                                                      16

Jugendverbände:

ATIB                                                                                          ~ 12.000
DITIB (Hessen)                                                                          ~ 1.700
IGMG –
IGMG Kinderorganisation                                                            ~ 5.100
MJD                                                                                             > 6.000

Zum Vergleich:

Bund der alevitischen Jugend (nur NRW)                                 > 53.000

Einzelpersonen: Weiterlesen

Family Business

Über eine deutsch-türkische generationenübergreifende familiäre Arbeitsteilung

Die Avrupa Türk-İslam Birliği (ATIB), eine Organisation aus dem Spektrum der türkischen Grauen Wölfe, gewinnt derzeit an Gewicht und Bedeutung. Bei der Gruppierung, die in einigen Bundesländern unter Beobachtung der Landesämter für Verfassungsschutz steht, werden ihre Verflechtungen nun auch öffentlich sichtbarer. Die ATIB ist unter anderem Gründungsmitglied des Zentralrats der Muslime Deutschlands (ZMD). Wenig bekannt war, dass die Imame der ATIB-Moscheen zum Teil vom türkischen Staat bezahlt werden 1, was auch durch Eigendarstellung verschleiert wurde.2

Die Türkei unterhielt demnach nach den Verfassungsschutzberichten über die Jahre eine Art Lobby-Organisation, die hinsichtlich ihrer Ausrichtung einen klareren Abgrenzungskurs zur deutschen Gesellschaft und auch zur verfassungsmäßigen Ordnung betrieb, wenn auch nicht nach öffentlicher Eigenbekundung. Darüber mag sich mancher, der die DITIB als Verhandlungspartner für Schulunterricht sah, getäuscht haben: Es bestand dem Anschein nach eine Art Arbeitsteilung, hier mehr der religiös konnotierte Bildungssektor, dort mehr die religiös konnotierte, kulturell verbrämte Politik. Diese Arbeitsteilung, die geeignet war, die Öffentlichkeit und auch die politischen Entscheider zu täuschen, wird strukturell (s. gestriger Beitrag) zunehmend aufgehoben. Die DITIB wurde als einem liberalerem Islamverständnis angehörend verortet (was auch zeitweise und örtlich unterschiedlich der Fall gewesen sein mag) und als relativ unabhängig von türkischen Vorgaben ausgegeben. Dies entsprach – wie aktuell immer deutlicher wird – nicht umfänglich der Realität. Im Zuge der stärkeren Betonung des Nationalen und Religiösen unter Recep Tayyip Erdogan nähert sich die DITIB öffentlich den Haltungen der ATIB an während die ATIB versucht, sich in Deutschland als religiöser Kulturverein zu positionieren, der wenig politisch sei. Zugleich wird massiv versucht, die Geschichte der ATIB und insbesondere wohl auch ihres Gründers Musa Serdar Celebi vergessen zu machen.

https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%B6deration_der_T%C3%BCrkisch-Demokratischen_Idealistenvereine_in_Deutschland

Bewirkt wurde dieses, indem sich der Gründer offiziell von der Leitung der ATIB zurückzog und vor Jahren ein öffentlich weniger vorbelasteter Weggefährte Celebis, Ihsan Öner, den Vorsitz übernahm. Auf diese Weise wurde versucht, der ATIB ein besseres Image zu verschaffen.
Der Sohn des Gründers, Mehmet Alparslan Celebi, ist seit Mai 2016 als Stellvertreter Aiman Mazyeks im ZMD benannt. Celebi jun. soll als Vertreter einer neuen Generation das darstellen, was sich Deutschland als Einwanderungsgesellschaft idealtypisch unter einer integrierten Person vorstellt. Hier geboren und aufgewachsen, formal gebildet, soll und will er dem Anschein nach jedoch die Tradition fortführen ohne dass dies allzu offensichtlich ist:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/06/01/next-generation/

Dies wird ermöglicht, indem der Celebi sen. in Deutschland weniger stark im Fokus der Öffentlichkeit ist. In der Türkei bietet sich jedoch ein anderes Bild. Celebi sen. ist Weiterlesen

Prävention: Böcke und Gärtner II

Prävention ist ein sehr allgemeiner Begriff. Man möchte vorbeugen. In der aktuellen Lage sollen im Bereich Integration Präventionsmaßnahmen vor allem bewirken, dass sich nicht noch mehr junge Menschen radikalisieren. Nur welcher Art von „Radikalität“ soll vorgebeugt werden und wie? In Teil I waren die Einbindungen der DITIB und eines anderen, kleineren Verbandes (DIV e.V.) betrachtet worden. Man bindet sie ein, weil sie die Formalien erfüllen, weil sie sich als Partner andienen (gegen Geld oder Einfluss) und man an den verantwortlichen Stellen leider Personen sitzen hat, die wohlmeinend sind und nichts sonst. Mit anderen Worten: Personen, die bei „Grauer Wolf“ wohl eher zunächst „Rotkäppchen“ assoziieren als Politik. Über die Einbindungen:

https://vunv1863.wordpress.com/2016/04/29/praevention-boecke-und-gaertner-i/

Gestern waren die Verflechtungen des Zentralrats der Muslime (ZMD) aufgezeigt worden, der auch erheblich in die Präventionsarbeit eingebunden wurde.

Schon vor etlichen Monaten haben Ahmad Mansour und einige andere Szene-Kenner, darunter ich, deutlichst gewarnt davor, in die Präventionsarbeit die konservativen Verbände einzubinden, da deren ideologische Grundausrichtung trotz aller kompatibel erscheinenden Bekundungen höchst problematisch ist.

 

Der ZMD hat etliche problematische Strukturen unter seinem Dach. Muslimbruder-nahe Einrichtungen, klar islamistische Vereine, die teilweise unter Verfassungsschutzbeobachtung stehen und dann noch den Graue Wölfe-Ableger ATIB. Darüber redet der Herr Mazyek nicht so gerne, wie es scheint. Er spricht lieber über das Große und Ganze, die bunte Zukunft etc. Alle Phrasen, die beim Rotwein gerne gehört werden. Für die Rotkäppchen-Fans reicht das, wie es scheint. Für die Gesellschaft nicht. Ganz frisch:

Das Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg warnt davor, dass nach der Armenien-Resolution des Bundestags radikale Kräfte der türkischen Gemeinschaft [gemeint sind die Grauen Wölfe, SHM] im Südwesten aktiv werden könnten.
„Wir stellen zunehmend propagandistische Aktivitäten fest“, sagte ein Sprecher der Behörde der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“. Die derzeit „aufgeheizte Stimmung“ könne zu weiteren Reaktionen in der extremistischen Szene führen.Weiterlesen

Next Generation

Graue Wölfe – und der Nachwuchs

Politische Haltungen, Weltanschauungen oder allgemein die Sicht auf den Mitmenschen – das sind Dinge, die von nicht wenigen Menschen von den Eltern übernommen werden. Manchmal zeigt sich über Generationen nur ein gewisses Finetuning, eine Anpassung an gerade herrschende gesellschaftliche Umfelder oder besondere Umstände. Der Mensch an und für sich ist konservativ. Politisch aktive oder machtbewußte Personen sind das in besonderem Maße: Ist doch Papas (oder Mamas) Clan, Gruppe oder Seilschaft recht nützlich für das eigene Vorankommen. Man muss dazu gar nicht so weit fahren wie nach Indien oder Bangladesh. Das ist hierzulande  auch nicht auf Bayern oder Niedersachsen beschränkt. Inhaltlich ist ebenfalls alles vertreten, von der CSU bis zur SPD finden sich Beispiele von politischen Erbhöfen.

Bei islamistischen Gruppierungen ist das oftmals wenig anders. Die Kaplan-Anhänger – sie wollen einen Kalifats-Staat – folgten erst Kaplan sen., Cemalettin Kaplan. Nach seinem Tod gilt die Treue dem Junior Muhammed Metin. Auch die legalistischen Gruppierungen sind da nicht außen vor. Auch dort finden sich Stämme und mittlerweile einige Äpfel, die nicht arg weit fielen. Zur Vorgeschichte der Grauen Wölfe und zu gegenwärtigen Lage sei z.B. dieser interessante Artikel empfohlen:

Denn die Herrschaft der seit 2002 alleine regierenden und gemeinhin als islamisch-konservativ charakterisierten Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung(Adalet ve Kalkınma Partisi – AKP) von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu stützt sich zunehmend auf die Ideologie, die Methoden und selbst das Personal der Grauen Wölfe. Umgekehrt ist die offiziell in der Opposition stehende parlamentarische Vertretung der Grauen Wölfe, die Partei der Nationalistischen Bewegung(Milliyetçi Hareket Partisi – MHP) eine Kriegsallianz mit der AKP-Regierung gegen die kurdische Befreiungsbewegung eingegangen.

Graue Wölfe hießen ursprünglich nur die jugendlichen Paramilitärs unter der Führung des Oberst a.D. Alparslan Türkeş, die während der bürgerkriegsähnlichen Zustände in den 1970er Jahren Tausende Linke, Angehörige der alevitischen Glaubensgemeinschaft sowie Kurden töteten.

http://www.sicherheitspolitik-blog.de/2016/04/20/erdogans-woelfe-die-kriegsallianz-von-mhp-und-akp/

Man nähert sich also an. In Deutschland werden dem Spektrum der Grauen Wölfe neben der ATB auch die ATIB zugerechnet:

Neben der ADÜTDF existieren weitere Organisationen, die dem türkischen Nationalismus der
„Grauen Wölfe“ zuzurechnen sind, insbesondere die „Union der türkisch-islamischen Kulturvereine in Europa“ (ATIB) und der „Verband der türkischen Kulturvereine in Europa“ (ATB).“

Klicke, um auf Graue_Woelfe_Internet_0_0.pdf zuzugreifen

Bei speziell der ATIB sind u.a. die Familien Celebi und Öner von Einfluss. Celebi war derjenige, der Weiterlesen

Verteilte Rollen

Eine kleine Analyse türkischer Verflechtungen und ihrer politischen Segregation

Alleine die politische Landschaft der Vereine und Verbände aus der Türkei ist unübersichtlich. Von den Grauen Wölfen und ihren Derivaten über die IGMG, die Gülen-Bewegung, DITIB, UETD und noch kleineren Gruppen und Grüppchen dehnt sich ein breites Spektrum an Organisationen und Akteuren aus. In der letzten Zeit, v.a. seitdem innenpolitisch klar wurde, dass der Machtkampf zwischen Erdogan und seiner AKP gegen die Bestrebungen der Gülen-Bewegung (man zog lange am gleichen Strang) zugunsten Erdogans ausfallen würde, gibt es Ansätze, sich dem klaren Machthaber deutlicher anzudienen. Die UETD, die Union Europäisch-Türkischer Demokraten, ist dabei europaweit aktiv, mit Hauptsitz in Köln. Sie gilt als die Interessenvertretung Erdogans in Deutschland.

 

Zwischen all den Akteuren scheint es mittlerweile durchaus eine Art Arbeitsteilung zu geben. Als die Vereine vor etlichen Jahren gegründet wurden, stand man sich inhaltlich noch nicht derart nah und hat durchaus jeweils eigene Linien beschritten. Da jetzt aber fast alle im Grunde Erdogan unterstützen, die vorliegende Vielfalt jedoch nicht aufgegeben wird (sie ist auch nützlich), bietet sich das an. Die DITIB spricht mit den Verantwortlichen der Mehrheitsgesellschaft, wenn es um den Islamunterricht geht und organisiert mittlerweile Wahlunterstützung für die AKP im halboffiziellen Rahmen:

http://www.n-tv.de/politik/In-Deutschland-predigen-970-tuerkische-Imame-article17541276.html

Die ATIB kümmert sich um die strammen Nationalisten, um noch stärker osmanisch Beflügelte und Weiterlesen