Keine Schwalbendämmerung

Über ein Porträt des Fußballers Ben Hatira bei ARTE
Eine Kritik

Zur Vorgeschichte:
Der Fußball-Profi Änis Ben Hatira musste im Januar seinen Verein Darmstadt 98 verlassen. Vorangegangen war eine wochenlange Debatte wegen eines Engagements für einen Hilfsverein. Der Verein ist Ansaar International und wird im NRW-Verfassungsschutzbericht des Jahres 2016 erwähnt. Herr Ben Hatira hatte sich hinsichtlich der begründeten Einschätzungen zu diesem Verein uneinsichtig gezeigt und nicht darauf verzichtet, sich als Werbefigur für diesen Verein zu präsentieren. Der Vorstand von Darmstadt 98 musste allerdings erheblich zu einer Aufarbeitung dieser Betätigung aufgefordert werden. Stets war zunächst von einer „Privatsache“ des Spielers die Rede, obwohl dieser seine Popularität nutzte, um faktisch Anhänger und Spender für diesen Verein zu gewinnen:

https://vunv1863.wordpress.com/2017/01/29/solidaritaetsbekundungen-fuer-fussballer-ben-hatira/

Ben Hatira wechselte dann zu einem türkischen Verein.
Er blieb weiterhin uneinsichtig, nunmehr aber mit der Haltung verknüpft, er sei Opfer einer Medienkampagne geworden.

Mit dieser Eigensicht und -darstellung gelang es ihm, weitere Medien bzw. Journalisten zu interessieren, die nun ihrerseits weniger fragten, ob und wie die Vorwürfe gegenüber Ansaar International begründet seien. Vielmehr wurde das „Schicksal“ von Ben Hatira zentriert und die Eigeninszenierung kaum hinterfragt übernommen. Ben „Braveheart“ Hatira gegen die dunkle Seite der (Medien-)Macht: Muslime seien die „neuen Juden“ gibt er z.B. in der renommierten Washington Post kund:

https://www.washingtonpost.com/world/europe/why-a-german-born-soccer-star-of-muslim-descent-had-to-choose-between-his-faith-and-his-career/2017/02/08/3df7b586-ecaa-11e6-a100-fdaaf400369a_story.html?utm_term=.f1263e46527c

In dem Beitrag wird darauf abgestellt, der Verein sei ja schließlich nicht verboten und er wird konsequent als „konservativer“ Verein beschrieben. Schon die Überschrift ist fragwürdig: „Why a German-born soccer star had to choose between his Muslim faith and his career„.

Er wurde mitnichten aufgefordert, seinen Glauben abzulegen. Sondern nur, seine Popularität nicht in den Dienst einer zu dieser Zeit im Verfassungsschutzbericht stehenden Organisation zu stellen. Das ist etwas ganz anderes und man muss sich fragen, was die Journalisten zu einer solchen Überschrift trieb. Der HR dazu:

http://www.hessenschau.de/gesellschaft/ben-hatira–muslime-sind-die-neuen-juden,ben-hatira-washington-post-100.html

[Interessanterweise stammt der Artikel unter anderem von Souad Mekhennet, die auch erheblich an der positiven internationalen Wahrnehmung von Hesham Shashaa beteiligt war.]

Die vorläufige Krönung dieser Fortsetzungsgeschichte war gestern abend in ARTE zu bestaunen.

https://www.arte.tv/player/v3/index.php?json_url=https%3A%2F%2Fapi.arte.tv%2Fapi%2Fplayer%2Fv1%2Fconfig%2Fde%2F072509-011-A%3Fautostart%3D0%26lifeCycle%3D1&lang=de_DE&autostart=0&embed=0

Aus einem Vorgang wird ein „Fall“, der „Fall des Fußballers Änis Ben Hatira“. Da tauchen unwidersprochen solche Momente auf: „Die“ hätten ihn „kaputt machen wollen“, „man“ „habe dafür gesorgt, dass er keinen Verein“ mehr finde. Wer „man“ ist, wird deutlich: Politik und Medien. Sie sind die angeblich dunkle Seite im Heldenepos, von der Wirkung im Film her Finstermänner und -frauen. Der hessische Innenminister Peter Beuth wird als der Mann vorgeführt, der „Druck“ gemacht habe (was tatsächlich stimmt, aber auch berechtigt war und ist, was nicht erläutert wird).

Der junge Mann wird fast durchweg sympathisch geschildert, seine Verdienste werden aufgeführt*. Den immer wieder eingestreuten Fragen im Film wird nicht wirklich nachgegangen, es geht mehr um die persönliche Wirkung. Die persönliche Wirkung, der persönliche Eindruck – das sind immer die Antworten, die von den Journalisten gefunden wurden. Entstanden ist eine Art assistiertes Selfie, der Journalist wesentlich nur noch als Medium der Vermittlung einer Eigenbotschaft.

Quelle: Screenshot ARTE-Reportage „Der Fall des Fußballers Änis Ben Hatira“, Abruf 30.10.2017

Ben Hatira gibt an, er sei „schon immer ein Typ gewesen, der gerne geholfen habe“ (belehrend kommentiert der Sprecher, dass das Spenden im Islam normal sei). Er hätte sich dann für die Projekte interessiert und Ansaar International „beobachtet“. Die Transparenz bei Ansaar International habe ihn überzeugt, sagt er. Dass es jenseits von deren Eigendarstellung und seiner Wahrnehmung des Vereins andere Sichten geben könnte zur Ausrichtung und Betätigung, scheint ihm weniger klar. Er bezieht alles auf sich: Man wollte „seinen Namen in den Dreck ziehen“, meint er. Er gibt an, nicht zu verstehen, was in den Köpfen seiner Kritiker vorgehe. Das kann man ihm durchaus glauben: Er versteht nach Eigenangabe nicht, was er falsch macht, er versteht nicht, was man von ihm will, alles persönlich, alles unmittelbar. Man gewinnt den Eindruck, all das, was man ihm erklärte, sei deutlich zu abstrakt für ihn. Wie ein Kind, das nicht versteht, im falschen Zug zu sitzen, weil ihm das Bahnfahren so gefällt.

Die gleiche Darstellungsweise bei dem Vorzeigemann des problematischen Vereins: Die begründeten Weiterlesen

Ciftci, Naik und die IHH Türkei

Die „Internationale Humanitäre Hilfsorganisation e.V.“ (IHH) ist seit 2010 in Deutschland verboten. Die Verbotsverfügung wurde vor dem Bundesverwaltungsgericht 2012 bestätigt:

http://presseservice.pressrelations.de/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=417592

In der Türkei besteht eine assoziierte Organisation jedoch fort. Wie bei vielen Organisationen in diesem Bereich kapriziert man sich darauf, dass man trotz gleichen Namens, gleicher Ausrichtung, intensiver Kooperation etc. ja „rechtlich getrennt“ sei – eine völlig wertlose Stellungnahme, die rein dem Verschleiern dient. Organisationen wie „Islamic Relief“ (Eigenangabe IR Australia) oder „Ansaar International“ kooperieren mit der türkischen IHH bei verschiedenen Projekten. Hier ein Projekt von „Ansaar International“ im letzten Mai:

 

Doch auch andere haben seit langem engen Kontakt zu der IHH. Aus der Stuttgarter Zeitung von 2011:

Die Freiburger IHH-Gruppe schleuste mehrere Männer als Kämpfer ins bosnische Kriegsgebiet: nach unserer Zeitung vorliegenden Unterlagen den wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilten Deutschen Aleem Nazir, den in Ulm lebenden Reda Seyam, der mit dem Terroranschlag in Bali im Jahr 2002 in Verbindung gebracht wird. Und Mohammed Seyfundin Ciftci aus Braunschweig, der nach Unterlagen der kroatischen Polizei vom Jahr 1993 an auf den kroatischen und bosnischen Schlachtfeldern unterwegs war. Die Nachrichtendienste aller drei am Krieg beteiligten Balkanländer beschuldigen ihn, Dschihadisten besonders nach Zentralbosnien geschleust, sie unterstützt und versorgt zu haben. […] 

Im Rausgehen wird Ciftci redselig. Er habe gute Kontakte in die Türkei. So gute, dass er von der türkischen Hilfsorganisation Insan Hak ve Hürriyetleri ve Insani Yardim Vakfi – IHH – gebeten worden sei, die „geistliche Begleitung der diesjährigen Gaza-Flottille zu übernehmen“. Er habe abgelehnt – weil er kein mutiger Mann sei und absehbar sei, „dass es da zu Gewalt kommt“.

Die türkische IHH? Recherchen unserer Zeitung ergeben, dass auch diese Hilfsorganisation während des Krieges in Bosnien aktiv war. Mit engen Kontakten zu den Brigaden der Gotteskrieger besonders im Raum Zenica. Ex-NSA-Mann John R. Schindler sagt: „Die waren auf der ganzen Bandbreite aktiv: Finanzierung, Rekrutierung, Bewaffnung, Nachschub.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.islamisten-handgranaten-auf-der-einkaufsliste-page2.108c9d40-947a-4083-a6af-0231ef2f4237.html

Diese Kontakte bestehen offensichtlich immer noch (sind über die Jahre nachweislich). Erst kürzlich war Herr Ciftci, wie er stolz auf seiner Facebook-Seite verkündet, wieder in der Türkei – und traf sich dort mit Zakir Naik:

 

Zu Naik: Weiterlesen

Öffentliche Gelder für Israelfeinde? Teil I

Islamic Relief ist eine seit 1996 bestehende Organisation, die in Köln gegründet wurde. Nach dem Eigenmarketing tritt diese Organisation mittlerweile in vielen Ländern als muslimische Hilfsorganisation auf. Der Hauptsitz von Islamic Relief Worldwide (IRW) befindet sich in London, wo die Organisation schon etwa ein Jahrzehnt länger bestehen soll. Die Eigendarstellung der deutschen Sektion (IRD):

http://www.islamicrelief.de/ueber-uns/

Das mildtätige und liebevoll gepflegte Image steht jedoch in Kontrast zu dem Umstand, dass gegen die Organisation in Israel sehr deutliche Vorbehalte bestehen, wie die B.Z. ausführt:

Änderung/Update 25.01.2017: Eine Einordnung des israelischen Verteidigungsministeriums, die auch von der B.Z. zitiert worden war, war von IRD auch gegenüber diesem blog angemahnt worden, s.u. Vor dem LG und dem OLG F wurde eine Klage auf Unterlassung vorgebracht. Mittlerweile wurde jedoch diesbezüglich obsiegt mit maßgeblicher Unterstützung u.a. durch den Verein „Honestly Concerned e.V.“. Die Aussage des Verteidigungsministeriums ist daher wieder verfügbar, siehe auch unten:

In einem Dokument des israelischen Verteidigungsministeriums, das der B.Z. vorliegt, wird der deutsche Ableger von Islamic Relief als „Teil des Finanz-Systems der Hamas-Organisation“ genannt. Aus diesem Grund ist es ihr verboten, in Israel Geschäfte abzuwickeln. Im Juni 2014 wurde eine vormalige Entscheidung aus dem Jahr 2008 bestätigt.

„Es handelt sich um eine Organisation, die Spenden für die Hamas sammelt, dies tut sie mit weltweiten Chapters, darunter in Europa und Deutschland“, sagte ein Sprecher der B.Z

http://www.bz-berlin.de/berlin/hamas-unterstuetzer-werben-in-der-berliner-u-bahn

Diese Aussage wird weiterhin aufrecht erhalten durch das israelische Verteidigungsministerium (update 24.01.2017).

Schon aus dem Finanzbericht für 2014 von IRD geht hervor, dass Geld von IRD direkt nach „Palästina“ floß, S. 6:

IRD Palästina Finanzbericht 160630

Quelle: Screenshot Finanzbericht 2014

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Islamismus-Marketing

Wie Islamisten stubenfein werden

„Islamismus“ ist wichtiger Begriff. Er dient der Abgrenzung des privaten Glaubens von dem politischen Anspruch. Islamismus zielt auf eine andere Gesellschaftsordnung ab, auf eine, deren Gesetze nicht durch Menschen demokratisch bestimmt werden, sondern deren Regeln angeblich göttlich bereits vorgegeben sind. Die Gesetze sind somit schon geschrieben und für alle Zeiten bindend. Gültig sind sie auch für alle Menschen gleichermaßen. Nicht nur der eigene Lebenswandel soll also bestimmt werden durch die Religion, sondern möglichst aller anderen auch. Das gesamte gesellschaftliche Zusammenleben wird somit von der Religion durchdrungen.

 

 

Islamistische Gruppierungen sind demnach solche, deren eigentliches Bestreben auf die Weiterlesen