Vor Jahren stand ein Verbot des „Hohen Rats der Gelehrten und Imame in Deutschland“ (HRGID) in Heilbronn im Raum. Der salafistische Verein kam dem möglichen Verbot aber 2015 mit der Selbstauflösung zuvor. Die Funktionäre sind jedoch auch weiterhin aktiv. Und es gibt auch wieder einen Verein, dessen Name „Güte e.V.“ im Gegensatz zu einer kürzlich veranstalteten Konferenz keinen Hinweis auf die dahinterliegenden Aktivitäten gibt.
Der Verein „Hoher Rat der Gelehrten und Imame in Deutschland“ (HRGID) wurde 2010 in Heilbronn gegründet und kann als salafistische Gegenorganisation zum muslimbruderdominierten „Rat der Imame und Gelehrten in Deutschland“ (RIGD) betrachtet werden. Selbst gestellte Aufgabe solcher Zusammenschlüsse ist es, den muslimischen Gläubigen Lehrmeinungen zu Gebetszeiten, Beginn des Fastenmonats und vielen anderen religiösen Fragen vorzugeben und von möglichst vielen Gläubigen als Autorität anerkannt zu werden. Auch der Verbleib der religiös verpflichtenden Spenden wird häufig so geregelt. Ebenso wie der RIGD wurde auch der HRGID regelmäßig vom Verfassungsschutz benannt. Wichtigste Funktionäre des HRGID waren der in Stuttgart lebende Fathy Sayed Eid Ibrahim (im Weiteren Fathy Eid genannt) sowie der in Heilbronn angesiedelte Neil bin Radhan. Der HRGID und diese beiden Funktionäre waren auch auf dieser Seite bereits mehrfach Thema. Beide Salafisten werden immer wieder nicht nur namentlich in den baden-württembergischen Verfassungsschutzberichten genannt, sondern es gibt auch individuelle Dossiers der Verfassungsschutzbehörden, die die Aktivitäten und Vernetzungen dieser Personen thematisieren.
Fathy Eid ist der Imam des Islamischen Zentrum Stuttgart (IZS). Auf dessen Briefkasten in der Waiblinger Straße stand früher schlicht „Islamische Gemeinschaft in Deutschland e.V.“. Dieser Verein, der sich später in Deutsche Muslimische Gemeinschaft umbenannte, gilt als der größte Zusammenschluss, in dem sich Muslimbrüder in Deutschland organisieren. Der ägyptischstämmige Eid war nach seiner Ausreise nach Deutschland Anfang des Jahrhunderts, die laut des Verfassungsschutz Baden-Württemberg auf Einladung des Islamischen Zentrums Frankfurt (IZF) erfolgte, in der Main-Metropole tätig und zeitweise auch Vorsitzender des RIGD. Das IZF gehört demselben Spektrum an. Erst Jahre danach soll sich Eid dem noch fundamentalistischeren Islam zugewandt haben. Dass eine Verbundenheit zur Muslimbruderschaft lange vorhanden war, zeigte die lange Beibehaltung des Organisationsnamens am Briefkasten des IZS sowie – seltene – Einladungen von Muslimbruderfunktionären in das IZS.
Neil Radhan hat eine deutlich andere Vorgeschichte. Auch zu ihm gibt es einen Einzelbericht des baden-württembergischen Verfassungsschutzes. Aufgewachsen ist er teilweise in Saudi-Arabien und kam durch den saudischen Vater in Kontakt mit der Religion. Der gerade 41 Jahre alt gewordene Radhan fällt seit vielen Jahren damit auf, ein fundamentalistisches und extremistisches Weltbild an Gläubige vermitteln zu wollen. Neben lokalen, von ihm geleiteten oder beeinflussten Moscheen entfaltet er einen bunten Strauß weiterer Aktivitäten. Dazu hat er nicht nur einen Verlag namens Darulkitab, in dem unter anderem auch Eid veröffentlicht, eine GmbH namens ShayLa sowie eine „Islam-Akademie“ (Liste nicht abschließend). Prediger zu sein und trotz mangelnder formeller Ausbildung als islamischer Gelehrter anerkannt zu werden, ist sein Lebensmotto, Lebensinhalt und Lebensunterhalt geworden. Radhan ist bundesweit nicht erst seit der Gründung des „Ausschuss für Mondsichtung“ mit anderen radikalen Predigern und Imamen vernetzt.
Weiterlesen